Utting am Ammersee
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 2′ N, 11° 5′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Landsberg am Lech | |
Höhe: | 554 m ü. NHN | |
Fläche: | 19,01 km2 | |
Einwohner: | 4616 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 243 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 86919 | |
Vorwahl: | 08806 | |
Kfz-Kennzeichen: | LL | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 81 144 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Eduard-Thöny-Str. 1 86919 Utting am Ammersee | |
Website: | www.utting.de | |
Bürgermeister: | Josef Lutzenberger (Grüne Alternative Liste) | |
Lage der Gemeinde Utting am Ammersee im Landkreis Landsberg am Lech | ||
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Utting am Ammersee ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech.
Geografie
Utting am Ammersee liegt im Bezirk Oberbayern im Landkreis Landsberg am Lech.
Die Gemeinde gliedert sich in drei Gemarkungen bzw. Gemarkungsteile: Rieden am Ammersee (Gemarkungsteil, weiterer Gemarkungsteil in Dießen am Ammersee), Hechenwang (Gemarkungsteil, weiterer Gemarkungsteil in Windach) und Utting am Ammersee.[2]
Gemeindeteile
Utting am Ammersee setzt sich aus folgende Gemeindeteile zusammen.[3]
Gemeinde- teils- schlüssel |
Gemeindeteil | Topographische Bezeichnung |
Gemarkung | Gemarkungs- Schlüssel |
Gemarkungs- Fläche ha[4] |
Bevölkerung 25. Mai 1987 |
Gebäude 25. Mai 1987 |
Wohnungen 25. Mai 1987 |
001 | Utting am Ammersee | Pfarrdorf | Utting am Ammersee | 9074 | 1490,46 | 2604 | 722 | 1178 |
002 | Achselschwang 1) | Gut | Hechenwang | 9024-0 | 149,20 | 47 | 11 | 24 |
003 | Holzhausen am Ammersee | Kirchdorf | Rieden am Ammersee | 9056-1 | 261,21 | 282 | 110 | 142 |
Utting am Ammersee | Gemeinde | 3 Gemarkungen | 1900,87 | 2933 | 843 | 1344 |
1) Staatsgut, früher königlicher Fohlenhof
Geschichte
Die ältesten Spuren menschlicher Siedlungstätigkeit in Utting gehen bis ins zweite Jahrhundert v. Chr. zurück (Keltenschanze). Während der Römerzeit führte die wichtige Via Raetia an Utting vorbei und lässt auf einen Fortbestand menschlicher Siedlungstätigkeit im Ort schließen.
Utting leitet sich ab vom germanischen Personennamen Uto, Utto oder Outo; das Suffix „-ing“ bedeutet „zugehörig zu“. Utting bedeutet also: „Siedlung der Leute des Utto“.
1122 wird Utting erstmals urkundlich erwähnt. Bei der Neugründung des Benediktinerklosters zum Heiligen Berg kommt Utting 1458 an das Kloster Andechs. Der Ort wird Teil des Kurfürstentums Bayern und bildet eine geschlossene Hofmark, deren Sitz Utting bis zur Aufhebung des Klosters im Jahr 1803 ist. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entsteht mit dem Gemeindeedikt von 1818 die ursprüngliche Gemeinde.
Die idyllische Lage am Ammersee und die Nähe zu München machen Utting und Holzhausen zu beliebten Künstlerrefugien. Mitglieder der Künstlergruppe Scholle (Künstlervereinigung) und des Simplicissimus leben oder halten sich über längere Zeit in Holzhausen auf – darunter: Leopold Durm, Reinhold Max Eichler, Erich Erler, Fritz Erler, Clara Ewald, Matthias Gasteiger und Anna Sophie Gasteiger, Walter Georgi, Kurt Kühn, Adolf Münzer, Paul Neu und Eduard Thöny. Im Oktober 1949 tagte die Gruppe 47 im Café Bauer.
In Utting befand sich von August 1944 bis zur Evakuierung am 22. April 1945 das Lager V der Außenlagergruppe Landsberg/Kaufering des KZ Dachau. Die Häftlinge mussten in einer Gerberei Zwangsarbeit verrichten. Von September 1944 bis 26. April 1945 gab es weiterhin das Außenlager X, dessen Häftlinge beim Bau einer unterirdischen Flugzeugfabrik arbeiten mussten. An 27 Todesopfer dieser Lager erinnert ein KZ-Friedhof im Wald an der Straße zwischen Utting und Holzhausen.[5]
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1972 wurde ein Teil der aufgelösten Gemeinde Hechenwang (Ort Achselschwang) eingegliedert.[6] Später kam der Ortsteil Holzhausen der Gemeinde Rieden am Ammersee hinzu.
Einwohnerentwicklung
1840 | 1871 | 1900 | 1925 | 1939 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2000 | 2006 | 2010 |
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474 | 771 | 995 | 1519 | 1351 | 2882 | 2589 | 2652 | 2933 | 3759 | 4005 | 4355 |

Politik

Gemeinderat und Bürgermeister
Jahr | CSU | SPD | GAL | FWG | LWG | gesamt | Wahlbeteiligung |
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2008 | 5 | 2 | 5 | 3 | 1 | 16 | 78,2 % |
2002 | 7 | 2 | 4 | 2 | 1 | 16 | 71,1 % |
Bürgermeister ist Josef Lutzenberger (GAL).
Politische Gruppierungen
- CSU: Christlich Soziale Union CSU Ortsverband Utting-Finning
- FWG: Freie Wählergemeinschaft Utting am Ammersee
- GAL: Grüne Alternative Liste
- LWG: Ländliche Wählergemeinschaft
- SPD: Sozialdemokratische Partei
Gemeindefinanzen
im Jahr 2012 betrugen die Gemeindesteuereinnahmen 4,098 Mio. Euro, davon waren 19,4 % Gewerbesteuereinnahmen (netto).[7]
Gemeindepartnerschaft
Seit 1977 besteht eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Auray in der Bretagne.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Es gab 2009 nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 21, im produzierenden Gewerbe 765 und im Bereich Handel und Verkehr 221 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 237 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 1292. Im verarbeitenden Gewerbe gab es zwei, im Bauhauptgewerbe zwölf Betriebe (2006). Im Jahr 2007 bestanden 28 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von mindestens 2 ha, die eine Gesamtfläche von 1455 ha bewirtschafteten; davon waren 538 ha Ackerfläche und 685 ha Dauergrünfläche.
Verkehr
Schienenverkehr

Durch Utting verläuft die eingleisige Ammerseebahn von Mering über Geltendorf und Dießen nach Weilheim. Sie wird von der Deutschen Bahn als Kursbuchstrecke 985 geführt. An der Ammerseebahn befindet sich im Osten der Ortsmitte und etwa 200 Meter vom Ammerseeufer entfernt der Bahnhof Utting. Der Bahnhof hat heute zwei Bahnsteiggleise. Das durchgehende Hauptgleis befindet sich an einem Mittelbahnsteig, das Überholgleis am Hausbahnsteig.
Die Ammerseebahn wurde am 23. Dezember 1898 durch die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen eröffnet.[8] An ihr entstand der Zugkreuzungsbahnhof Utting. Anfangs diente eine Wellblechhütte als Empfangsgebäude. 1903 wurde diese durch ein gemauertes dreigeschossiges Empfangsgebäude mit Schopfwalmdach und sechs Gauben ersetzt. Nördlich schlossen sich eine offene Wartehalle und ein Nebengebäude an. Gleichzeitig wurde ein bis heute erhaltener Güterschuppen südlich des Gebäudes errichtet. In den Jahren 1936 und 1937 wurde das Empfangsgebäude um vier Meter verlängert und die Anzahl der Gauben auf acht erhöht. Die offene Wartehalle wurde teilweise zu einem geschlossenen Wartertaum umgebaut. Später wurde das Schopfwalmdach durch ein Satteldach ersetzt.[9] Neben den zwei Bahnsteiggleisen existierte ein aus Richtung Schondorf ans Überholgleis angebundenes Ladegleis, an dem 2009 die Zufahrtsweiche ausgebaut wurde. Ursprünglich besaß das Ladegleis einen Gleisstutzen zum Güterschuppen. Dieser wurde 1997 nach Schließung der Güterverladeanlagen ausgebaut, der Schuppen besteht noch in schlechtem Zustand. Ein aus Richtung Schondorf vom Überholgleis, hinter den Ausfahrsignalen, abzweigendes Anschlussgleis zu einem Betonwerk wurde im Juli 2000 stillgelegt und abgebaut. Der Bahnhof Utting ist noch personell besetzt. Im Erdgeschoss wurde ab 2009 ein elektronischen Stellwerk eingebaut. Die Fahrkartenausgabe samt Wartehalle ist seit 2008 dauerhaft geschlossen. Das mechanische Einheitsstellwerk und die mechanische Drahtzugvollschranke in Höhe des Rathauses sind allerdings weiterhin in Betrieb. Vor einigen Jahren renovierte die Gemeinde Utting die Bahnhofstoiletten auf eigene Kosten. Im Anbau der offenen Wartehalle gelegen, ist dort seitdem auch eine Behindertentoilette untergebracht.[10][11]
Der Bahnhof wird seit 2008 im Stundentakt durch die Züge der Bayerischen Regiobahn (BRB) von Augsburg-Oberhausen nach Schongau bedient. In der Hauptverkehrszeit stellen Verstärkerzüge zwischen Geltendorf und Peißenberg einen Halbstundentakt her. Alle Züge, die auf der Strecke fahren, bedienen den Bahnhof. Seit 1991 fahren keine Fernverkehrszüge mehr auf der Ammerseebahn.[12]
Busverkehr
Utting ist an die Landsberger Verkehrsgemeinschaft (LVG) angeschlossen, in die der Schienenverkehr allerdings nicht integriert ist. Die Buslinien der LVG erschließen die Uttinger Ortsmitte, sowie den Uttinger Ortsteil Holzhausen.
Derzeit verkehren in Utting folgende Buslinien:[13]
- 14: Landsberg am Lech – Schwifting – Finning – (Hechenwang –) Utting – Holzhausen
- 913: Winkl – Prittriching – Scheuring – Weil – Ramsach – Eresing – Sankt Ottilien – Greifenberg – Schondorf – Utting – Holzhausen – Riederau – St. Alban – Dießen
Bildung
Im Jahr 2010 existierten folgende Einrichtungen:
- Drei Kindergärten mit insgesamt 208 Kindergartenplätze und insgesamt 208 Kindern
- Eine Volksschule mit 14 Klassen, in der 20 Lehrkräfte 310 Schüler in 14 Klassen unterrichten
- Im Ortsteil Holzhausen befindet sich das BVS-Bildungszentrum der Bayerischen Verwaltungsschule
- Volkshochschule Ammersee-Nordwest: Die vhs ist die kommunale Einrichtung der Gemeinde Utting am Ammersee und der Verwaltungsgemeinschaft Schondorf am Ammersee mit ihren Mitgliedsgemeinden Eching am Ammersee, Greifenberg und Schondorf am Ammersee.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke

- St. Leonhardskirche: barocker Saalbau von Klosterbaumeister Michael Natter; Bauzeit 1707 bis 1712.
- Keltenschanze: gut erhaltene Viereckschanze 1,5 km westlich des Ortes; 2. Jhd. v. Chr.
- Römerstraße: die Trasse der Römerstraße Augsburg-Brenner ist in der Uttinger Flur an mehreren Stellen noch deutlich zu erkennen.
- Künstlerhaus Gasteiger: Anwesen des Künstlerehepaares Gasteiger mit weitläufigem Park, Wohnhaus und kleinem Museum; Fertigstellung 1913.
- Altes Strandbad mit hölzernem 10m-Sprungturm
- Großer und beliebter Biergarten im „Freizeitgelände Utting“
Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Utting am Ammersee
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Blick über den Ort
-
Am Ammersee
-
Kapelle St. Kastulus
-
Summerpark, vom Dampfersteg aus
Naturerlebnis
- Rad-Wanderweg Ammersee-Lech
- Rad-Wanderweg Ammer-Amper
- Naturschutzgebiet „Seeholz“
- Freizeitgelände Utting mit Badeanlagen, Hochseilgarten, Minigolf und Campingplatz
- Summerpark
- Ammersee-Schifffahrt
Vereine
In Utting gibt es ein reges Vereinsleben. Neben katholischen und evangelischen kirchlich geprägten Vereinen (Kirchenchöre, Landfrauen, Leonhardiverein), Musikvereinen, Gesangsverein Liedertafel und Sportvereinen gibt es Dorfgemeinschaften in Holzhausen und Achselschwang.
Wiederkehrende Veranstaltungen
- Seefest am Campingplatz (Juni)
- Regatten
- Kunsthandwerkermarkt im Summerpark (Juli)
- Seebühne Utting im Summerpark (Juli); hier spielen seit 1997 Profi- und Laienschauspieler. Von Goldoni bis Shakespeare, die Freilichtbühne erfreut jährlich durch Inszenierungen von Florian Münzer.[14]
- Pfarrfest der katholischen Kirchengemeinde in Holzhausen (Juli)
- Leonhardiritt (November)
- Christkindlmarkt am Dorfbrunnen (November)
- Fackelzug zur Wintersommerwende (Dezember)
Sport
Größter Sportverein des Ortes ist der TSV Utting, der in den Abteilungen Badminton, Basketball, Eisstockschiessen, Fußball, Skifahren, Tischtennis und Turnen Breitensport anbietet. Daneben beheimatet Utting diverse Seglerclubs (Augsburger Segler-Club e. V., Bayerische Seglervereinigung e. V., Segler-Gemeinschaft Utting e. V., Uttinger Segler-Club Ammersee e. V., Yacht-Club Utting e. V.) und den Tennisclub TC Utting.
Persönlichkeiten
- Gottfried John (1942–2014), deutscher Schauspieler, lebte von 2008 bis zu seinem Tod 2014 in Utting am Ammersee
Literatur
- Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert: Todesmarsch und Befreiung – Landsberg im April 1945: Das Ende des Holocaust in Bayern ISBN 3-9803775-1-2
- Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert:Das KZ-Kommando Kaufering 1944/45: Die Vernichtung der Juden im Rüstungsprojekt „Ringeltaube“ ISBN 3-9803775-3-9
Weblinks
- Wappen von Utting am Ammersee in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Internetauftritt der Gemeinde
- Europäische Holocaustgedenkstätte unter der Geschäftsleitung Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert
- Tondokument: Slomo Pasternak erzählt, wie er Todesmarsch und Befreiung erlebt hat; Inhalt KZ-Kommando Kaufering X (Utting a.Ammersee); Todesmarsch
- Der Dachauer Außenlagerkomplex Kaufering
- Utting am Ammersee: Amtliche Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik
Einzelnachweise
- ↑ Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern, Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2024; Basis Zensus 2022 (Hilfe dazu)
- ↑ Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis
- ↑ Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987, München, 1991, Seite 103
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung: Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung, Stand 31. Dezember 2010
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 196
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 507
- ↑ Gemeindedaten Utting am Ammersee, S. 31 (PDF; 1MB)
- ↑ Andreas Janikowski: Die Ammerseebahn. Verkehrsentwicklung im westlichen Oberbayern. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71033-8, S. 13–14.
- ↑ Andreas Janikowski: Die Ammerseebahn. Verkehrsentwicklung im westlichen Oberbayern. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71033-8, S. 83–86.
- ↑ Andreas Janikowski: Die Ammerseebahn. Verkehrsentwicklung im westlichen Oberbayern. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71033-8, S. 58–59.
- ↑ Beschreibung des Bahnhofs Utting auf Ammerseebahn.de
- ↑ Andreas Janikowski: Die Ammerseebahn. Verkehrsentwicklung im westlichen Oberbayern. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71033-8, S. 94.
- ↑ Liniennetz der Landsberger Verkehrsgemeinschaft (PDF; 69 kB) auf lvg-bus.de
- ↑ Informationsseiten der Seebühne Utting