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Meckel-Divertikel

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Das Meckel-Divertikel („Meckel'sches Divertikel“, diverticulum ilei) – benannt nach dem deutschen Anatom Johann Friedrich Meckel dem Jüngeren (1781–1833) – ist eine Ausstülpung des Ileum, das einen Rest des embryonalen Dottergangs (Ductus omphaloentericus, die Verbindung zum Dottersack) darstellt.

Bei Neugeborenen ist dieses Divertikel ca. 30–50 cm, bei Erwachsenen 60–90 cm vor dem Eintritt des Ileums in den Blinddarm, in der dem Mesenterialansatz abgewandten Seite der Darmwand, lokalisiert.

Häufigkeit

Je nach Blickwinkel wird die Häufigkeit unterschiedlich angegeben. Laut pädiatrischen Sektionsstudien wird es in 1,5 % aller Fälle gefunden; Chirurgen sehen es mit 3,2–4,5 % häufiger, wenn sie z.B. anlässlich einer Appendektomie danach suchen. Besonders häufig kommt ein Meckel'sches Divertikel bei Menschen mit einer Form der Trisomie 21 (Down-Syndrom) vor.

Medizinische Bedeutung

In der Regel machen Meckel'sche Divertikel keine Beschwerden. Ist der Dottergang jedoch teilweise offen, kann Darminhalt hineingelangen und bei Aufstauung zu Entzündungen führen. Die Symptome unterscheiden sich dann kaum von der akuten Blinddarmentzündung: Fieber, Brechreiz und heftige rechtsseitige Bauchschmerzen. Eine Operation ist in solchen akuten Fällen die einzig sinnvolle Therapie.

In über 30–50 % der Fälle kann das Divertikel statt der üblichen Dünndarmschleimhaut auch Magenschleimhaut – meist vom Corpus-Typ – oder seltener (ca. 5 %) Zellen der Bauchspeicheldrüse enthalten. Die Säurebildung solcher Zellen kann dazu führen, dass das Gewebe ulzeriert und Blutungen auftreten.

Die Ulcera sind meist an der Divertikelbasis gelegen. Selten kann es zu einem Durchbruch und einer Perforationsperitonitis kommen.

Als Ursache für Blutungen im Verdauungstrakt ist selten das Meckel-Divertikel verantwortlich zu machen: 3–5 % der Blutungen stammen aus dem Dünndarm, 30 % davon aus einem Meckel'schen Divertikel. Bei Verdacht auf eine ektope Ulzeration kann die Diagnose vor allem bei Kindern durch die Na-99mTc-Pertechneat-Szintigrafie gesichert werden, da sich dieses insbesondere in der Magenschleimhaut anreichert.

Selten kann sich das Divertikel als Invagination ins Lumen des Ileums vorstülpen.

Bleibt zwischen Meckel-Divertikel und Bauchnabel ein bindegewebiger Strang bestehen – in der Regel löst sich dieser mit der Rückbildung des Dottergangs auf –, kann dies die Ursache für einen Bridenileus sein. Bleibt dieser Strang komplett offen spricht man von einem „persistierenden Ductus omphaloentericus“; verschließt sich dagegen der innen offene Strang sowohl an Nabel als auch Darmansatz spricht man von einer „Dottergangzyste“.

Bei der Operation wird in der Regel die eigenständige Gefäßversorgung des Divertikels unterbunden und an der Basis entfernt (rezesiert). Die so entstehende Öffnung des Darms wird quer vernäht. Bei sehr großen Divertikeln kann eine Segmentresektion notwendig werden.

Diagnose

In der Regel wird ein Meckel-Divertikel zufällig bei einer Laparoskopie oder Laparotomie entdeckt, da es sich klinisch meist stumm verhält. Aufgrund der oft vorhandenen ektopen Magenschleimhaut lässt es sich am besten mittels Szintigrafie mit Natriumpertechnat 99mTc darstellen. Bei negativem Befund kann, falls kein akutes Abdomen vorliegt, ein Kontrastmittel-Einlauf durchgeführt werden. Eine vielversprechende Methode scheint die Push-Endoskopie zu sein. Computertomografie und Abdomen-Sonografie sind nicht hilfreich. Dr. Charles Mayo: „Ein Meckel-Divertikel wird häufig vermutet, oft gesucht und selten gefunden.“

Siehe auch