Zum Inhalt springen

Bahnstrecke Ibbenbüren–Hövelhof

Geodaten zu dieser Seite vorhanden
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Mai 2012 um 23:55 Uhr durch 212.100.51.209 (Diskussion) (Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Teutoburger Wald-Eisenbahn logo.svg
Logo der TWE
Teutoburger-Wald-Eisenbahn
Streckennummer (DB):9163 (Lengerich–Gütersloh)
9164 (Gütersloh–Hövelhof)
9165 (Ibbenbüren–Lengerich)
Streckenlänge:93 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Strecke nach links und geradeaus
Hannoversche Westbahn von Rheine
Bahnhof
0,0 Ibbenbüren (DB)
Abzweig nach links
Hannoversche Westbahn nach Osnabrück
Blockstelle
1,9 Ibbenbüren-Aasee
Ibbenbürener Aa
Strecke mit Straßenbrücke
A 30
Blockstelle
4,1 Anst Ibbenbüren-Bocketal
Betriebs-/Güterbahnhof StreckenanfangStrecke
(7,2) Hafen Dörenthe
BlockstelleStrecke
(5,1) Anst Dörenthe
Strecke nach linksAbzweig nach links und geradeaus
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
(0,0)
6,2
Brochterbeck
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
10,0 Tecklenburg
Strecke mit Straßenbrücke
A 1
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
14,7 Lengerich (Westf) Stadt
Abzweig nach rechts
Anschluss Bischof + Klein
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
17,1 Lengerich-Hohne Pbf
Kreuzung geradeaus oben
Strecke Münster–Osnabrück
Abzweig nach rechts und geradeaus
nach Lengerich-Hohne Gbf (Werkstatt DB)
Blockstelle
20,7 Höste
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
24,6 Lienen
ehemalige Grenze
Landesgrenze NRW / Nds
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
28,9 Bad Iburg
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
35,9 Bad Laer
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
39,0 Müschen
ehemalige Grenze
Landesgrenze NRW / Nds
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
44,1 Versmold
ehemaliger Bahnhof
48,6 Versmold-Niedick
Betriebs-/Güterbahnhof StreckenanfangStrecke
(3,0) Harsewinkel West
Strecke nach linksAbzweig nach links und geradeaus
(0,0)
52,3
Abzw Claas
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
54,9 Harsewinkel
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
58,1 Marienfeld (Westf)
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
60,7 Niehues
Abzweig nach links und geradeaus
62,3 Anst der British Army
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
64,0 Blankenhagen
Kopfbahnhof linksAbzweig nach halbrechts und nach rechtsStrecke nach links und geradeaus
68,0 Gütersloh Nord
Bahnhof querAbzweig nach halbrechts, nach links und geradeausKreuzung geradeaus unten
Gütersloh Hbf Strecke Hamm–Minden
Abzweig geradeausStrecke nach rechts
(ehem.) Verbindungskurve
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
74,1 Gütersloh Ost
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
76,2 Varensell
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
80,0 Verl
Blockstelle
81,9 Bornholte
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
84,9 Kaunitz
ehemaliger Bahnhof
88,7 Espeln-Riege
Abzweig nach rechts und geradeaus
Senne-Bahn von Bielefeld
Bahnhof
93,4 Hövelhof (DB)
Strecke
Senne-Bahn nach Paderborn

Die Teutoburger Wald-Eisenbahn-Gesellschaft AG (TWE) ist ein als Nebenbahn des öffentlichen Verkehrs konzessionierter Verkehrsbetrieb mit Sitz in Gütersloh; die Kapitalmehrheit dieser „nichtbundeseigenen Eisenbahn“ (NE-Bahn) wird heute durch die Captrain Deutschland, einem Tochterunternehmen der französischen Staatsbahn SNCF gehalten. Die TWE verbindet Ibbenbüren, Tecklenburg, Lengerich, Lienen (Kreis Steinfurt), Bad Iburg und Bad Laer (Landkreis Osnabück) mit Versmold, Harsewinkel, Gütersloh, Verl (Kreis Gütersloh) und Hövelhof (Kreis Paderborn). In Ibbenbüren, Lengerich, Gütersloh und Hövelhof besteht Anschluss an das allgemeine Eisenbahnnetz.

Geschichte

Aktie der Teutoburger Wald-Eisenbahn-Gesellschaft von 1900

Die Gesellschaft wurde am 17. Juni 1899 von der Bahnbau- und Betriebsgesellschaft Vering & Waechter unter Beteiligung von fünf Landkreisen sowie zwölf Städten und Gemeinden gegründet. Zweck war der Bau einer normalspurigen, rund 100 km langen Eisenbahn, die am Südrand des Teutoburger Waldes entlangführt.

Eröffnung des Bahnhofs der TWE „Ibbenbüren Ost“ 1901

Der erste Abschnitt wurde am 1. November 1900 von Gütersloh bis Bad Laer eröffnet. Am 19. Juli 1901 folgte die Fortsetzung bis zum westlichen Endpunkt Ibbenbüren (36 km); gleichzeitig war die Zweigbahn (7 km) von Brochterbeck zum Kanalhafen in Dörenthe fertiggestellt worden. Mit dem östlichen Streckenteil von Gütersloh nach Hövelhof (25 km) war der Bau am 19. April 1903 vollendet. Die Betriebsführung übernahm die Hauptaktionärin Vering & Waechter.

Aus wirtschaftlichen Gründen veräußerte die Firma Vering & Waechter 1916 ihre Aktien an die AG für Verkehrswesen (AGV). Damit ging auch die Betriebsführung auf deren Tochter, die Allgemeine Deutsche Eisenbahn-Betriebs-GmbH (ADEG) über. Auf sie folgte 1945 die Deutsche Eisenbahn-Gesellschaft.

Nach 1950 erreicht der Personenzugverkehr mit neuen Großraumtriebwagen zunächst deutliche Komfortverbesserungen und Fahrplanverdichtungen. Bis zu 2 Mio. Reisende werden so in Spitzenjahren der Wirtschaftswunderzeit befördert. Selbst die nur moderate Erhöhung der Streckenhöchstgeschwindigkeit auf 50 km/h offenbart den kriegsbedingten Sanierungsstau im Gleisoberbau und bringt der TWE im Volksmund den Spitznamen „Texas-Wackel-Express“ ein. Mit der einseitig auf den Straßenverkehr ausgerichteten Verkehrspolitik setzt nach 1960 der Niedergang ein. Da das Land NRW im Personenverkehr nur die Beschaffung neuer Omnibusse fördert und die „Oberbauhilfen“ ausschließlich NE-Bahnen mit reinem Güterverkehr gewährt und und die TWE schon ab 1. Juni 1950 auch Omnibuslinien betreibt, wurde der Personenverkehr auf der Schiene schrittweise eingestellt

Ehemaliges Bahnhofsgebäude der TWE in Bad Iburg-Ostenfelde

Auf der Zweigbahn zum Hafen in Dörenthe war der Personenverkehr schon mit Kriegsbeginn im Jahre 1914 aufgegeben worden.

Am 2. Februar 1962 wurde noch eine 3 km lange Anschlussbahn in Harsewinkel errichtet. Der Güterverkehr ist aber auf allen Strecken seit Jahren rückläufig.

Wie bei allen Bahnen der AGV ging deren Aktienanteil auf die Firma Veolia Verkehr über. Im Rahmen europäischer Gesetzgebung erfolgte zudem eine unternehmerische Trennung von Fahrweg und Betrieb. So verblieb nur die eigentliche Eisenbahninfrastruktur unmittelbar bei der Teutoburger Wald-Eisenbahn-AG während das 100 %-ige Tochterunternehmen TWE Bahnbetriebs GmbH inzwischen als deutschlandweit tätiges Eisenbahnverkehrsunternehmen mit dem Schwerpunkt von Logistikdiensten für die stahlverarbeitende Industrie agiert. Durch den Verkauf von Veolia Cargo an eine Tochtergesellschaft der französischen Staatsbahn SNCF gehört die TWE seit dem 11. Januar 2010 zur Captrain Deutschland GmbH. Nach Rückzug der letzten kommunalen Minderaktionäre und einem Anteil von 97 % des Aktienkapitals leitet Captrain Deutschland zum Dezember 2011 Squeeze-Out-Verfahren ein. Nach Abschluss wäre es dem dann alleinigen Inhaber sowohl möglich, die mit der Börsennotierung verbundenen Kosten einzusparen als auch die Unternehmensform zu ändern und die Aktiengesellschaft auflösen zu können.

Heute betreibt die Teutoburger Wald-Eisenbahn noch öffentlichen Personennahverkehr mit Bussen im Kreis Gütersloh.

Der mit Abstand wichtigste verbliebene Frachtkunde ist heute der Landmaschinenhersteller Claas in Harsewinkel, der für die Anlieferung seiner Produktion und zum Abtransport der schweren Erntemaschinen für den Export und zu den Seehäfen auf die Schienenanbindung nach Gütersloh existentiell angewiesen ist. Der Kronkorkenhersteller Brüninghaus in Versmold eröffnet im Sommer 2011 im Vertrauen auf den Bestand seines Eisenbahnanschlusses neue Fabrikationsanlagen.

Historisches Logo

Ein langjähriger wichtiger Kunde war der Stahlhersteller Benteler, für den die TWE im Kooperationsverkehr mit der DB Schenker Rail zur Weiterverarbeitung bestimmte Stahlknüppel vom Elektrostahlwerk Lingen ins Paderborner Rohrwerk transportierte. Im Herbst 2010 wurde dieser Durchgangsgüterverkehr und der Wagenladungsverkehr auf der TWE von DB Schenker Rail übernommen. Damit ist die TWE Bahnbetriebs GmbH fast nur noch außerhalb ihrer Ursprungsstrecke im Einsatz.

Eine Erhöhung des Trassenpreises von 3,95 auf 19,79 €/km zum 11.12.2011 soll seitdem die nun weitestgehend durch „Externe“ erbrachten Verkehrsleistungen angemessen an der Unterhaltung der Gleisanlagen beteiligen. Inzwischen ist die nördliche Trasse Ibbenbüren – Lengerich – Versmold nach zwei Dammrutschen (zwischen Brochterbeck und Tecklenburg im August 2010 und zwischen Bad Iburg und Bad Laer im September 2011) für den durchgehenden Zugverkehr gesperrt. Damit liegt fast die Hälfte des TWE-Netzes völlig ohne Güterzugverkehr und erwirtschaftet nahezu keinerlei Trassenerlöse. Im Geschäftsbericht vom 31.08.2011 macht die TWE zur Zukunft ihrer Eisenbahnstrecke folgende Aussage: „Aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens ist zudem für Teilbereiche im Nordabschnitt eine Streckenstilllegung in interner Prüfung.“

Im September 2011 startete die TWE nach einer für die Fernsehkameras der WDR-Lokalzeit inzenierten Probeverladung von leeren Wechselbehältern den vierten Versuch seit 1998, ihren KLV-Terminal am Autobahnanschluss zur A2 in Gütersloh-Spexard für den Umschlag von Containern und Sattelaufliegern auf die Schiene dauerhaft zu etablieren. Der „Westfalica Shuttle“ des Partners Duisport sollte dabei der ostwestfälischen Wirtschaft den Zugang zu einer europaweiten Drehscheibe ermöglichen.

Am 10. November 2011 gegen 3:20 Uhr entgleiste die Lok V131 in Hamburg-Billwerder, nachdem sie einen Prellbock gerammt hatte, und fiel einen sieben Meter hohen Brückenkopf hinunter auf den Mittleren Landweg. Personenschäden waren nicht zu beklagen; der Lokführer und ein Auszubildender konnten sich rechtzeitig mit einem Sprung aus dem Führerhaus retten. Neben der Lok wurde auch die Straße schwer beschädigt.[1]

Fuhrpark

146 519 und 185 551 in Gütersloh Nord

Fest zum Fuhrpark der TWE gehören fünf Dieselloks, alle aus dem Haus Maschinenbau Kiel (MaK). Diese werden von der TWE an verschiedenen Standorten in ganz Deutschland eingesetzt, deshalb verstärken regelmäßig auch Loks aus dem Pool von Veolia Cargo den Fuhrpark der TWE. Immer wieder sind auch verschiedene E-Loks von Veolia Cargo in Gütersloh Nord anzutreffen, die Leistungen der TWE übernehmen. Dazu zählen vor allem Loks der Baureihe 146 und Baureihe 185.

Museumseisenbahn Teuto-Express

Mit dem Dampflokverbot bei der damaligen Deutschen Bundesbahn 1977 etabliert sich auf der TWE-Strecke ein zunehmend reger Museumszugverkehr mit historischen Lokomotiven und Personenwagen, der heute ehrenamtlich durch den in Lengerich beheimateten Verein Eisenbahn-Tradition betrieben wird. Der „Teuto-Express“ ist für den Tourismus im Tecklenburger Land und die beiden niedersächsischen Kurorte Bad Iburg und Bad Laer eine feste Größe, der jedoch durch die aktuellen Streckensperrungen bei Tecklenburg-Brochterbeck und Iburg-Glane und die nahezu verfünffachten Trassenpreise erheblich beeinträchtigt ist.

Streckenbeschreibung

Lengericher Personenbahnhof

1902 wurde der Lengericher Personenbahnhof eröffnet. Der Bahnhof mit zwei Bahnsteiggleisen war einer von ursprünglich vier Bahnhöfen von Lengerich. Gegenüber lag an der Rollbahn der Bahnhof Lengerich Westf.. Nachdem Ende der 1960er Jahre der Personenverkehr von der TWE aufgegeben wurde, war der Bahnhof funktionslos. Während sich bis 2008 im Bahnhofsgebäude ein Imbiss befindet, wird der Bahnhof noch vom Nostalgiezug "Teuto-Express" angefahren.

Galerie

Gefährdung der Strecke und geplante Reaktivierung des Personenverkehrs

Die Geschäftsführung der Captrain Deutschland GmbH, der Mutterkonzern der TWE, informierte im Mai 2010 Betroffene und Interessierte über eine mögliche Einstellung des Güterverkehrs auf der TWE-Strecke. Grund für diese Ankündigung ist der marode Oberbau der Strecke. Hier stünden in naher Zukunft erhebliche Investitionen an. Die Captrain Deutschland GmbH wollte diese nicht mehr übernehmen, weil das Güterverkehrsaufkommen gesunken sei. In einer Pressemitteilung wurde auch auf den Wegfall von Fördermitteln des Landes NRW verwiesen.[2] Gleichzeitig bekundete das Unternehmen Interesse, durch Maßnahmen zur Steigerung des Güterverkehrs sowie zur Reaktivierung des Personenverkehrs die Strecke zu erhalten. Ende September 2010 gab das Unternehmen das Ergebnis einer „Standardisierten Bewertung“ zur Reaktivierung bekannt. Dabei sei für den interessantesten Abschnitt Harsewinkel – Gütersloh – Verl ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von annähernd 2 ermittelt worden. Das Unternehmen appellierte an Entscheidungsträger im Kreis Gütersloh und in den Kommunen, dieses Vorhaben zu unterstützen.[3] Zunächst zeigte sich die Stadt Gütersloh weniger an einer Unterstützung interessiert als die anderen Anliegergemeinden, weil sie weniger Nutzen von einer Reaktivierung habe und zum Erreichen des genannten Nutzen-Kosten-Verhältnisses eigene Parallelangebote reduzieren müsse.[4] Dennoch beschlossen im Oktober 2010 die beteiligten drei Gemeinden sowie der Kreis, die Reaktivierung mit einem Betriebskostenzuschuss von 1 Million Euro jährlich zu unterstützen.[5] Ein weiteres Hindernis ergab sich im Juli 2011, als die Einführung eines neuen Preissystems für Stationsgebühren bei der Deutschen Bahn zu höheren Kosten für den Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe zu führen drohte und so dessen Beitrag zur Reaktivierung gefährdete.[6]

Literatur

  • Josef Högemann: Teutoburger Wald-Eisenbahn in Bedrängnis. In: Bahn-Report. 28. 2010, Nr. 4, ISSN 0178-4528, S. 50–52.

Einzelnachweise

  1. http://www.ndr.de/regional/hamburg/diesellok101.html NDR Regional: 11. November 2011, abgerufen 15. November 2011
  2. TWE-Strecke bietet Zukunftsperspektive für die Wirtschaftsregion OWL. Pressemitteilung auf der TWE-Website vom 6. Mai 2010, abgerufen am 19. November 2011.
  3. Standardisierte Bewertung zur Reaktivierung der TWE-Strecke für den Schienenpersonennahverkehr bescheinigt hohen Nutzen. Pressemitteilung auf der TWE-Website vom 23. September 2010, abgerufen am 19. November 2011.
  4. Stadt will nicht auf Zug aufspringen. Zeitungsartikel der Neuen Westfälischen vom 30. September 2010, abgerufen am 19. November 2011.
  5. Die erste Weiche ist gestellt. Artikel der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 12. Oktober 2010, abgerufen am 19. November 2011.
  6. Dämpfer für TWE-Pläne. Zeitungsartikel der Neuen Westfälischen vom 12. Juli 2011, abgerufen am 19. November 2011.