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Neue Nicolaikirche

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Die evangelische Neue Nicolaikirche im Frankfurter Stadtteil Ostend wurde im Jahr 1909 eingeweiht und nach Kriegszerstörung 1959 weitgehend neu wieder aufgebaut. Sie ist nach der ursprünglichen Gemeindekirche, der Alten Nicolaikirche benannt.

Neue Nicolaikirche
Ostfassade

Vorgeschichte

Als Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts im Frankfurter Stadtgebiet neue evangelische Kirchengemeinden gebildet wurden, erhielt die im Ostend beheimatete Evangelisch-lutherische St. Nicolai-Gemeinde die weitab des Hauptgemeindegebiets liegende Alte Nicolaikirche am Römerberg zugeordnet. Daher entstand der Wunsch nach einer eigenen, neuen Kirche. Im gründerzeitlichen Quartier wurde das Grundstück Rhönstraße Ecke Waldschmidtstraße hierfür vorgesehen.

Beschreibung und Entwicklung

Die Nicolaikirche entstand nach Plänen der Karlsruher Architekten Robert Curjel und Karl Moser im Stil der Neoromanik. Das mächtige Gebäude hatte als Grundform ein Kreuz mit gleich langen Armen. Der markante, quadratische, vierzig Meter hohe Glockenturm weist mit seiner Säulengalerie klassizistische Gestaltelemente auf. Der Innenraum war reich ausgemalt und mit Jugendstilelementen verziert. 1943 wurde das Kirchenschiff durch Bombardierungen zerstört. Der verbliebene Turm wurde 1954 instandgesetzt. Er steht unter Denkmalschutz.

Das Kirchenschiff wurde von dem Architekten Hans Bartholmes neu gebaut. Ähnlich wie auch bei der Epiphaniaskirche wurde der bestehende Turm in die Neukonzeption einbezogen. Auf den alten Grundriss wurde auf Wunsch der Gemeindevertretung zugunsten eines rechteckigen Baukörpers verzichtet. Zusammen mit dem Gemeindesaal und dem Pfarrhaus bildet das Ensemble einen dreiseitig umschlossenen Hof. Bartholmes konzipierte eine Basilika mit einem asymmetrischen Querschnitt. Das südliche Seitenschiff setzt weit unter der Traufe des Hauptschiffes an, sodass eine Obergadenwand entsteht. Auf der Nordseite hingegen schließt das Seitenschiff auf gleicher Höhe wie das Mittelschiff an. Die Asymmetrie zeigt sich auch bei dem Satteldach, dessen Traufen unterschiedlich hoch sind. Die Außenwände bestehen überwiegend aus farbigen Betonsteinen, einem Novum zur damaligen Zeit. Die Wand über dem Seitenschiff ist verputzt und mit acht trapezförmigen Fenstern versehen. Das südliche Seitenschiff selbst wird durch ein Fensterband unterhalb der Traufe belichtet. Auf der gegenüberliegenden nördlichen Turmseite ist die Längswand durch schräg auskragende, vertikale, schlanke Fenster gegliedert. Der Haupteingang befindet sich im Osten. Darüber ist ein Relief des Bildhauers Albrecht Glenz angebracht, das Jesus mit seinen Jüngern auf dem See Genezareth zeigt.

Der Innenraum ist durch Betonrahmen als wesentliche Konstruktionselemente gegliedert. Im nördlichen Seitenschiff ist eine Empore angeordnet, sodass es hinsichtlich seiner Proportionen mit dem niedrigen südlichen Seitenschiff korrespondiert. Dadurch treten beide Seitenschiffe optisch zurück. Unter der Empore am Übergang des nördlichen Seitenschiffs zum Chor ist eine Tageskapelle durch Glaswände abgeteilt.

Ausstattung und Geläut

Die Atmosphäre des Innenraums wird in besonderer Weise von den Buntglasfenstern bestimmt, die Hans Heinrich Adam gestaltete und von Karl Jörres ausgeführt wurden. Der Altarraum ist durch ein wandhohes Fenster geprägt, das nach einem Kirchenlied als Morgenglanz der Ewigkeit bezeichnet wird. Die übrigen acht Fenstermotive in der Obergadenwand sind figürlich und erzählen von der Königsherrschaft Christi. Die beiden jeweils äußeren Fenster beziehen sich auf das Gesetz und die Propheten (Mose, David, Jesaja und Johannes der Täufer) sowie auf die Verkündigung durch die Apostel und Bekenner (Petrus, Paulus, St. Nikolaus und Martin Luther). Die vier mittleren Fenster zeigen das Leben und Wirken Christi (Stillegung des Sturms, Jesus vor Pontius Pilatus, Christi Himmelfahrt, Jesus als Weltenretter).

Vom Architekten stammen die Entwürfe für den Altar, die Leuchter, das Taufbecken und das Lesepult. Der Altar besteht aus dunklem Lahnmarmor. Die Bildhauerin Käte Möbius schuf die keramischen Reliefs an der Kanzel, die die vier Evangelisten darstellen. Das Altarkruzifix fertigte Albrecht Glenz an.

Die Orgel auf der rückwärtigen Empore mit 30 Registern und zwei Manualen wurde 1959 von Werner Bosch Orgelbau hergestellt. Von den vier Glocken stammt eine aus der Vorkriegszeit und drei Glocken wurden 1956 von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker geschaffen.

Literatur

  • Joachim Proescholdt und Jürgen Telschow: Frankfurts evangelische Kirchen im Wandel der Zeit, Frankfurter Societätsverlag, 2011, ISBN 978-3-942921-11-4

Koordinaten: 50° 6′ 58,3″ N, 8° 42′ 25,8″ O