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Kyrillisches Alphabet

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Das kyrillische Alphabet (Asbuka, Azbuka) wird in vielen slawischen Staaten verwendet.

Ursprung

Es wurde im 10. Jahrhundert am Hof des bulgarischen Zaren Simeon des Großen durch Kliment von Ohrid, einem Schüler Kyrills, entwickelt. Die meisten Buchstaben wurden aus dem griechischen Alphabet übernommen oder abgeleitet. Für Laute, die im Griechischen nicht vorkamen, wurden Zeichen aus der glagolitischen Schrift (Glagolica) verwendet, die vom griechischen Mönch Konstantin, der später den Namen Kyrill annahm, entwickelt wurde. Nach ihm wurde die kyrillische Schrift benannt, obwohl sie sich sehr von der glagolitischen Schrift unterscheidet.

Heutige Verbreitung

Heute werden Russisch, Ukrainisch, Weißrussisch, Bulgarisch, Serbisch und Mazedonisch sowie zahlreiche weitere Sprachen in den osteuropäischen und zentralasiatischen Staaten mit kyrillischen Zeichen geschrieben. Die Alphabete der einzelnen Sprachen sind im Wesentlichen gleich, unterscheiden sich nur durch einige wenige Zeichen, ähnlich wie auch in der lateinischen Schrift manche Sprachen Sonderzeichen eingeführt haben, etwa Umlaute. Allerdings werden in der kyrillischen Schrift im Gegensatz zur Lateinschrift nur selten beigefügte Akzente, Punkte, Cedillen o.ä. verwendet, sondern lieber ganz neue Buchstabenformen eingeführt.

Eine Besonderheit des kyrillischen Alphabets ist, dass sich die kursiven Formen der Kleinbuchstaben teilweise stark von den aufrechten Formen unterscheiden. Im Bulgarischen und Serbischen werden diese alternativen Formen oft auch für die aufrechte Schrift verwendet -- was regelmäßig zur Ratlosigkeit von Touristen führt, da in Deutschland gedruckte Lexika fast immer nur die eckige Druckschrift verwenden.

Wiedergabe mit lateinischen Buchstaben

Für die graphische Wiedergabe der kyrillischen Schrift mit lateinischen Buchstaben gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

  1. die wissenschaftliche Transliteration, für die es eine internationale Norm gibt, die graphisch auf dem Tschechischen beruht.
  2. die so genannte Transkription, für die jede Sprache ihre eigene Norm hat. Die Transkription versucht, mit den in den einzelnen Sprachen vorhandenen Möglichkeiten zur graphischen Darstellung von Lauten möglichst nahe an die russische, bulgarische, ukrainische o.a. Aussprache heranzukommen.
  3. im Serbischen bietet sich außerdem die Verwendung der offiziellen lateinschriftlichen Schreibung, da in dieser Sprache beide Schriften gleichberechtigt nebeneinanderstehen.

In der Literatur findet man oft falsche Transkriptionen, die aus Unkenntnis der russischen (oder einer anderen Sprache mit kyrillischen Buchstaben) Sprache entstanden sind. Da eine exakte Wiedergabe der Aussprache ohne Kenntnis der Orginalsprache oft auch gar nicht möglich ist, sollte man beim Schreiben von Texten - je nach Zielgruppe - entweder die genau definierte wissenschaftliche Transliteration, die eine exakte Rückübersetzung in kyrillische Buchstaben ermöglicht, oder oder die offizielle Transkription der jeweiligen Zielsprache (also Deutsch, Englisch usw.) verwenden.

Die deutsche Transkription, wie sie auch im Duden verwendet wird, gilt als Richtlinie für die Wiedergabe kyrillisch geschriebener Namen in der Wikipedia. Es hat sich jedoch als hilfreich herausgestellt, Wikipedia-Umleitungen anzulegen, die die englische Transkription enthalten, insbesondere bei Wissenschaftlern, die ja sehr oft auch aus englischsprachigen Publikationen bekannt sind (z. B. Markov/Markow).

Eine Besonderheit bei der Transliteration stellt das Serbische da, da es offiziell in beiden Schriften, d. h. Lateinschrift und kyrillische geschrieben wird. Daher sollte man hier für die Umschreibung immer die offizielle lateinschriftliche Variante verwenden (entspricht dem kroatischen Buchstabensatz).

Beispiele für die Transliteration/Transkription von Namen

  • wissenschaftliche Transliteration: Aleksandr Solženicyn, Michail Zoščenko
  • deutsche Transkription: A. Solschenizyn, M. Soschtschenko (M. Sostschenko)
  • englische Transkription: A. Solzhenitsyn, M. Zoshchenko
  • französische Transkription: A. Soljenitsyne, M. Zochtchenko

Erscheinungsformen in einzelnen Sprachen

Russisch

Groß (HTML-Entity) Klein (HTML-Entity) wissenschaftliche
Transliteration
deutsche
Transkription
SAMPA-Wert
А (А) а (а) A a A a /a/
Б (Б) б (б) B b B b /b/
В (В) в (в) V v W w /v/
Г (Г) г (г) G g G g (aber: ovo/jevo) /g/
Д (Д) д (д) D d D d /d/
Е (Е) е (е) E e E e (Je je)1 /jE/
Ё (Ё) ё (ё) ë ë Jo jo (O o)2 /jO/
Ж (Ж) ж (ж) Ž ž Sch sch (Sh sh)3 /Z/
З (З) з (з) Z z S s /z/
И (И) и (и) I i I i /i/
Й (Й) й (й) J j4 J j /j/
К (К) к (к) K k K k (aber: x statt ks)5 /k/
Л (Л) л (л) L l L l /l/
М (М) м (м) M m M m /m/
Н (Н) н (н) N n N n /n/
О (О) о (о) O o O o /o/
П (П) п (п) P p P p /p/
Р (Р) р (р) R r R r /r/
С (С) с (с) S s S s (ß) /s/
Т (Т) т (т) T t T t /t/
У (У) у (у) U u U u /u/
Ф (Ф) ф (ф) F f F f /f/
Х (Х) х (х) Ch ch Ch ch /x/
Ц (Ц) ц (ц) C c Z z /ts/
Ч (Ч) ч (ч) Č č Tsch tsch /tS/
Ш (Ш) ш (ш) Š š Sch sch /S/
Щ (Щ) щ (щ) Šč šč Schtsch schtsch /Sj/
Ъ (Ъ) ъ (ъ) " (-)6 (hartes Zeichen) (-) (-) Bulgarian: /Q/
Ы (Ы) ы (ы) Y y Y y (IPA upside-down m)
Ь (Ь) ь (ь) ' (-)7 (weiches Zeichen) (J) (j) /j/ - palatalization
Э (Э) э (э) Ė ė E e /E/
Ю (Ю) ю (ю) Ju Ju Ju ju /ju/
Я (Я) я (я) Ja ja Ja ja /ja/


Hinweise:
1: Nach russ. Vokalen und am Wortanfang wird mit "je" bzw. "Je" transkribiert, sonst mit "e" bzw. "E". Beispiel: "Ельцин" -> "Jelzin"
2: Laut Duden soll stets zu "jo" transkribiert werden. Üblicher ist die gleiche Vorgehensweise wie bei 1. Beispiel: "Горбачёв" -> "Gorbatschow"
3: Der Duden empfielt 'sch' als Transkription, da ein "stimmhafter Sch-Laut" (wie in "journal") im Deutschen nicht eindeutig und verständlich mit Buchstaben ausgedrückt werden kann. Die (früher übliche) Transkription 'sh' (als Unterscheidung zum stimmlosen 'sch') ist daher eher ein Notbehelf, da sie nur von Menschen mit Kyrillisch-Kenntnissen verstanden und richtig ausgesprochen wird.
4: Der Duden schreibt: "Entfällt nach И und и". Beispiel: "Максим Горький" -> "Maxim Gorki". Sehr selten: "Maksim Gorkij".
5: Falls die kyrillische Buchstabenverbindung "кс" aus einem lateinischen "x" hervorgegangen ist, wird oftmals bei der "Rücktranskription" wieder ein "x" benutzt. Bei Namen wie "Alexandra", die auch in lateinisch-schriftlichen Regionen als "Aleksandra" existieren, kann jedoch keine allgemein empfehlenswerte Transkription erfolgen.
6: Russ.: Hebt die Palatalisierung des vorr. Konsonanten auf. Braucht i.A. nicht transkribiert werden.
7: Palatisiert den vorangegangenen Konsonanten. Wird i.A. nicht transkribiert, da die Ausspracheunterschiede für Nicht-Sprachkundige kaum auffallen und ein "'" im Wort den Lesefluss nur erschwert. Beispiel: "Gorki" statt "Gor'ki".


Serbisch

Groß (HTML-Entity) Klein (HTML-Entity) serbische (und kroatische)
Lateinschrift
deutsche
lautliche Entsprechung
А (А) а; (а) A a a
Б (Б) б (б) B b b
В (В) в (в) V v w
Г (Г) г (г) G g g
Д (Д) д (Ҙ) D d d
Ђ (Ђ) ђ (ђ) Đ (&amp#272;) đ (&amp#273;) 1 dj 2
Е (Е) е (е) E e e
Ж (Ж) ж (ж) Ž (&amp#381;) ž (&amp#382;) stimmhaftes sch
З (З) з (з) Z z stimmhaftes s
И (з) и (и) I i i
Ј (Ј) ј (ј) J j j
К (К) к (к) K k k
Л (Л) л (л) L l l
Љ (Љ) љ (ѭ) Lj lj 4 lj
М (М) м (м) M m m
Н (Н) н (н) N n n
Њ (Њ) њ (њ) Nj nj 4 nj
О (О) о (о) O o o
П (П) п (п) P p p
Р (Р) р (р) R r r
С (С) с (с) S s stimmloses s
Т (Т) т (т) T t t
Ћ (Ћ) ћ (ћ) Ć (&amp#262;) ć (&amp#263;) tch 3
У (У) у (у) U u u
Ф (Ф) ф (ф) F f f
Х (Х) х (х) H h ch (immer hinteres "ach"-Ch)
Ц (Ц) ц (ц) C c z
Ч (Ч) ч (ч) Č (&amp#268;) č (&amp#269;) tsch
Џ (Џ) џ (џ) Dž (D&amp#382;) dž (d&amp#382;) 4 dsch
Ш (Ш) ш (ш) Š (&amp#352;) š (&amp#353;) sch

Hinweise:
1: Kann bei typograph. Problemen auch durch Dj bzw. dj ersetzt werden.
2: Sehr weich, zwischen dj und dsh
3: Wie tch in Brötchen, tj in tja. In der Aussprache oft schwer von č zu unterscheiden.
4: Werden auch in lateinischer Schreibweise als je nur ein Buchstabe betrachtet!


Ukrainisch

Groß (HTML-Entity) Klein (HTML-Entity) wissenschaftliche
Transliteration
deutsche
Transkription
А (А) а (а) A a A a
Б (Б) б (б) B b B b
В (В) в (в) V v W w
Г (Г) г (г) H h H h
Ґ (Ґ) ґ (ґ) G g G g
Д (Д) д (д) D d D d
Е (Е) е (е) E e E e
Є (Є) Є (Є) Je je Je je
Ж (Ж) ж (ж) Ž ž Sch sch (Sh sh)
З (З) з (з) Z z S s
И (И) и (и) Y y Y y
І (І) і (і) I i I i
Ї (Ї) ї (ї) Ji ji Ji ji
Й (Й) й (й) J j 1 J j
К (К) к (к) K k K k (statt ks auch x)
Л (Л) л (л) L l L l
М (М) м (м) M m M m
Н (Н) н (н) N n N n
О (О) о (о) O o O o
П (П) п (п) P p P p
Р (Р) р (р) R r R r
С (С) с (с) S s S s (zwischen Vokalen auch ss)
Т (Т) т (т) T t T t
У (У) у (у) U u U u
Ф (Ф) ф (ф) F f F f
Х (Х) х (х) Ch ch Ch ch
Ц (Ц) ц (ц) C c Z z
Ч (Ч) ч (ч) Č č Tsch tsch
Ш (Ш) ш (ш) Š š Sch sch
Щ (Щ) щ (щ) Šč šč Schtsch schtsch (Stsch stsch)
ь (ь) ' bzw. j 2 (Weichheitszeichen) (-) bzw. j
Ю (Ю) ю (ю) Ju Ju Ju ju
Я (Я) я (я) Ja ja Ja ja
' ' (Apostroph)3 (-)

Hinweise:
1: kommt nur vor o vor
2: nur nach Konsonanten; ein Großbuchstabe existiert nicht; palatisiert den vorangehenden Konsonanten; "j" vor "o", sonst (im Auslaut und vor Konsonanten) "'"; in der Transkription "j" vor "o", sonst nicht wiedergegeben
3: nur zwischen labialem Konsonanten und "j"+Vokal; in der Transkription gewöhnlich nicht wiedergegeben