Kloster Eberbach

Kloster Eberbach ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster in Eltville am Rhein im Rheingau. Es zählt mit seinen eindrucksvollen romanischen und frühgotischen Bauten zu den bedeutendsten Kunstdenkmälern Hessens. Im Kloster wurden im Winter 1985/86 die Innenaufnahmen zum Film Der Name der Rose gedreht.
Geschichte
Vorläufer
Bereits in der Zeit zwischen 1116 und 1131 gibt es an der Stelle der heutigen Gebäudegruppe eine vom Mainzer Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken gegründete Ansiedlung von Augustiner-Chorherren und Benediktinern, die sich aber nicht halten können.
Entstehung und Blütezeit
Im Jahr 1136 wird von Bernhard von Clairvaux an dieser Stelle dann das erste rechtsrheinische Zisterzienzerkloster gegründet. Es besteht zunächst aus 12 Brüdern, entwickelte sich jedoch rasch zu einem der größten und bedeutendsten Klöster Deutschlands, von dem bald sogar einige Neugründungen ausgehen: 1142 Kloster Schönau (Odenwald) bei Heidelberg, 1144 Otterberg in der Pfalz, 1155 Gottesthal bei Lüttich, 1174 Arnsburg in der Wetterau). Nach den Bestimmungen des Ordens müssen für die Gründung eines Tochterklosters im Mutterkloster mindestens 60 Brüder leben. In der Blütezeit, im 12. und 13. Jahrhundert, leben in Eberbach schätzungsweise 100 Mönche und 200 Laienbrüder. Es handelt sich um eine in Qualität und Denkmalwürdigkeit herausragende mittelalterliche Abteianlage in Deutschland, die sich in allen wesentlichen Bauten - vorwiegend aus romanischer, gotischer und barocker Bauepoche - erhalten hat.
Reichtum und Probleme

Die Eberbacher Mönche sind auch in wirtschaftlicher Hinsicht sehr erfolgreich, wobei die Haupteinnahmequelle die Erlöse aus dem Weinbau sind.
Um 1525 muss es in Eberbach ein sehr großes Weinfass mit einem Volumen von ca. 50.000 bis 100.000 L geben, dem im Bauernkrieg von aufständischen Rheingauern, die unterhalb des Klosters lagern, kräftig zugesprochen wird.
Im Dreißigjährigen Krieg wird dem Kloster ab 1631 mit dem Einfall der schwedischen Truppen unermesslicher Schaden zugefügt. Kirchengeräte und Bücher aus der bedeutenden Bibliothek werden verschleppt, die Mönche vorübergehend vertrieben. Erst 1635 kehrten 20 Brüder zurück, der Wiederaufbau setzt langsam ein.
Von wirtschaftlichem Aufschwung geprägt ist vor allem die Zeit des 18. Jahrhunderts. Jahresrechnungen belegen, dass immer wieder Überschüsse am Frankfurter Kapitalmarkt angelegt werden.
Niedergang
Der endgültige Niedergang setzt mit der Französischen Revolution ein. Hohe Kriegskosten und eine politische Neuordnung in Deutschland durch den Reichsdeputationshauptschluss (1803) führten zur Übereignung des Klosters an Fürst Friedrich August von Nassau-Usingen, der die Abtei am 18. September 1803 auflöst.
Zeit nach der Säkularisation
Nach der Säkularisierung 1803 ging die Abtei in staatliches Eigentum über (Nassau-Usingen: 1803-1866; Preußen: 1866-1945; Hessen: 1945-1997). In den Gebäuden werden u.a. bis 1912 ein Gefängnis und bis 1873 eine Irrenanstalt (Vorläufer des Zentrums für Soziale Psychiatrie Rheinblick) eingerichtet. Der Weinbau wird in staatlicher Hand weitergeführt. Nach mehrfachen Instandsetzungsarbeiten dient Eberbach u.a. als Stätte für kulturelle Veranstaltungen. Auch als Filmkulisse (z.B. Verfilmung von Umberto Ecos Roman "Der Name der Rose" 1985) hat die ehemalige Abtei überregionale Bedeutung erlangt.
Stiftung
Gründung einer Stiftung öffentlichen Rechts

Mit Wirkung zum 1. Januar 1998 brachte das Land Hessen die gesamte Abteianlage als Grundvermögen in das Eigentum einer rechtsfähigen Stiftung öffentlichen Rechts ein. Die Verfassung der so errichteten "Stiftung Kloster Eberbach" wurde im Staatsanzeiger für das Land Hessen vom 2. Februar 1998, S. 347 bekanntgemacht.
Die Stiftung hat den Auftrag, das Bau- und Kulturdenkmal Kloster Eberbach durch eine maßvolle, dem Ort angemessene und schonende Nutzung auf Dauer zu erhalten sowie dessen historische Weinbautradition zu bewahren.
Im Rahmen dieses Auftrags wurde im Jahr 2002 ein Zielsystem erarbeitet und in den Stiftungsgremien verabschiedet, das die verschiedenen Aufgaben, die zur Erfüllung des Gesamtauftrags notwendig sind, in einer hierarchisch geordneten Form darstellt (vgl. nachstehende Abbildung).
Zielsystem der Stiftung Kloster Eberbach

Gesamtziel ist die nachhaltige Sicherung und angemessene Nutzung des Kulturdenkmals Kloster Eberbach
Zielbereiche:
- Erhaltung und Entwicklung der historischen Klosteranlage
- Kulturpflege
- Öffnung der Anlage für die Allgemeinheit
- Repräsentation der hessischen Landesregierung
- Drittnutzung
Erhaltung und Entwicklung der historischen Klosteranlage
Maßnahmen und Aktivitäten zur Zielerreichung sind:
- Sanierung historischer Baukörper
- Laufende Bauunterhaltung
- Substanzgerechte Nutzung der Räumlichkeiten
- Versorgung und Betrieb der Anlage
- Pflege und Entwicklung der Aussenanlage
Kulturpflege
Maßnahmen und Aktivitäten zur Zielerreichung sind:
- Konzerte
- Weinkulturelle Veranstaltungen
- Zisterziensertag
- Seminare
- Lesungen/Vorträge
- Workshops
- Forum für Diskurse
- Ausstellungen
- Aufführungen/Inszenierungen
- Gottesdienste
Öffnung der Anlage für die Allgemeinheit
Maßnahmen und Aktivitäten zur Zielerreichung sind:
- Zugänglichkeit des Klosterareals
- Besucherlenkung
- Abteimuseum
- Themenbezogene Führungen
Repräsentation der hessischen Landesregierung
Maßnahmen und Aktivitäten zur Zielerreichung sind:
- Repräsentationsveranstaltungen
- Führungen mit Weinproben
- Gesprächsforen
- Empfänge
Drittnutzung
Maßnahmen und Aktivitäten zur Zielerreichung sind:
- Nichtöffentliche Veranstaltungen
- Gastronomie
- Dauerhafte Überlassung von Räumlichkeiten
- Klausurtagungen
- Öffentliche Veranstaltungen mit kommerziellem Hintergrund
Stiftungsfinanzierung
Die zur Erfüllung der o.a. Aufgaben notwendigen laufenden Mittel für Unterhaltung und Betrieb der Anlage sind von der Stiftung selbst zu erwirtschaften. Diesem Zweck dienen die von den Besuchern erhobenen Eintrittsgelder und Führungsgebühren ebenso wie die Vermietung von Räumlichkeiten für Veranstaltungen, die Pachterlöse aus der Klostergastronomie oder der Erwerb von Produkten im Klosterladen.
Zur Fortführung des seit 1986 laufenden Programms "Generalsanierung Kloster Eberbach", mit dem z.T. über Jahrhunderte aufgelaufene Substanzschäden behoben werden, erhält die Stiftung Zuführungen des Landes.
Stiftungsgremien

Verfassungsgemäß verankerte Organe der Stiftung sind das Kuratorium und der Vorstand. Die Amtszeit aller Organmitglieder beträgt sechs Jahre. Bis auf den geschäftsführenden Vorstand sind alle Organmitglieder im Ehrenamt tätig.
Das Kuratorium ist das Aufsichtsorgan der Stiftung und hat darüber zu wachen, dass der Vorstand die dauernde und nachhaltige Erfüllung des Stiftungszwecks betreibt. Das Kuratorium besteht aus fünf Mitgliedern, die von drei mit den Stiftungsaufgaben betroffenen hessischen Landesministerien und den Hessischen Staatsweingütern entsandt werden. Der Rheingauer Weinbauverband besitzt beratende Stimme.
Derzeit sind im Kuratorium vertreten:
- Vorsitzender: Staatsminister Wilhelm Dietzel, Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz
- Stellvertretender Vorsitzender: Staatssekretär Karl-Winfried Seif, Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz
- Staatssekretär Dr. Walter Arnold, Hessisches Ministerium der Finanzen
- Staatssekretär Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst
- Dieter Greiner, Hessische Staatsweingüter GmbH Kloster Eberbach
- Stefan Ress, Rheingauer Weinbauverband
Der Vorstand vertritt die Stiftung gerichtlich und außergerichtlich, führt deren Geschäfte und erledigt alle ihm zugewiesenen Verwaltungsaufgaben. Der Vorstand besteht aus zwei Mitgliedern.
Derzeit sind im Vorstand vertreten:
- Vorsitzende des Vorstands: Dr. Anna Runzheimer
- Geschäftsführender Vorstand: Dr. Jens Jacob
Aktuelles
Das Kloster ist zentrale Aufführungsstätte für die Konzerte des Rheingau Musik Festivals und anderer Konzertveranstalter. Viele Klosterräume und das dort eingerichtete Abteimuseum können zudem täglich von jedermann besichtigt werden. Für Tagungen und Veranstaltungen stehen buchbare Räumlichkeiten zur Verfügung.
Die ehedem klostereigenen Weinberge befinden sich heute zum Teil im Besitz des hessischen Staates und werden von der "Hessischen Staatsweingüter GmbH Kloster Eberbach" bewirtschaftet.
Bei einer Überschwemmung des Klosters durch Regengüsse in der Nacht zum 26. April 2005 kam es zu immensen Schäden. Weite Teile der Klosteranlage waren überschwemmt. Zu der Überflutung kam es, nachdem durch heftigen Regen der Kisselbach über die Ufer getreten war.
Weblinks
- www.kloster-eberbach.de - Die offizielle Internetpräsenz der Stiftung Kloster Eberbach, Eltville im Rheingau
- Freundeskreis Kloster Eberbach e.V.
- Fotos von mehreren Räumen als Panoramaansicht - live-Reisen