Moin
Moin ist ein vor allem in Norddeutschland und dem Süden Dänemarks (Südjütland) – dort Mojn geschrieben[1] – verbreiteter Gruß, der zu jeder Tages- und Nachtzeit verwendet werden kann.[2]
Abweichende Schreibweisen sind neben Mojn[3] auch Meun (in den Werken Gorch Focks), Moi'n (B. Sonntag, 1889), (gun) Moign bei Otto Mensing[4], Otto Ernst[5] Ludwig Frahm, der Moign auch als Abschiedsfloskel verwendet[6] und später bei diversen anderen.[7] Als weitere Schreibweise lässt sich wohl auch das Moiën in Luxemburg hinzurechnen.[8]
Mittlerweile hat der Gruß vom Norden ausgehend auch in vielen anderen Teilen Deutschlands Verbreitung gefunden. Beiderseits der deutsch-dänischen Grenze wird Moin (bzw. Mojn) heute in allen ansässigen Sprachen samt deren Varietäten und Dialekten verwendet.[9]
Es gibt allerdings regional unterschiedliche Konventionen zur Verwendung, was etwa die Tageszeit, den formellen Aspekt oder die Verdopplung („Moin moin“) betrifft: Moin hat sich über das traditionelle Verbreitungsgebiet hinaus, vor allem bei der jüngeren Generation, über die gesamte Nordhälfte Deutschlands ausgebreitet, wird dort häufig wie ein klassisches Guten Morgen verwendet und von manchen als wenig respektvoll verstanden.
Spuren im 19. und beginnenden 20.Jahrhundert
Moin taucht 1924 im Hauskalender Ostfreesland auf.[10]. Nach Abtretung Nordschleswigs 1920 an Dänemark wurde dort Mojn-Verbot gefordert; der Gruß selbst sei - nach dieser Quelle - um 1900 als Kurzgruß Morgen in den Norden Schleswig-Holsteins durch Handwerker, Händler und Wehrpflichtige aus Berlin importiert worden.[11] Ein Text des dänischen Autors Johan Ottosens aus dem Jahre 1890 mit abfälligen Bemerkungen über dieses Grußwort[12] belegt die Existenz in dieser Region schon vor der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. In der Schreibweise Meun verwendete der Schriftsteller Gorch Fock zu Beginn des 20. Jahrhunderts in mehreren seiner Werke (u.a. in Hein Godenwind de Admirol vun moskitonien 1911) das Grußwort.[13] Otto Ernst und Ludwig Frahm (s.o.) bevorzugten in ihren Werken (Ernst u.a. in Die Kunstreise nach Hümpeldorf 1905; Frahm in Minschen bi Hamborg rüm 1919) die Schreibweise Moign. Arno Holz und Oskar Jerschke verwendeten Moin in ihrer tragischen Komödie Traumulus (1905)[14] und ebenfalls in Gaudeamus! (1908)[15]. Holz und Jerschke lebten in dieser Zeit in Berlin, wohingegen Joh. Mich Ranke, der ebenfalls 1908 Moin in De Lüde von'n Diek[16]benutzte, offenbar aus Norddeutschland stammte. In einigen Städten der Schweiz (wie beispielsweise in Basel, Bern, Biel, Zürich) ist der Gruß Moin im späten 19. und frühen 20.Jahrhundert vor allem unter Arbeitern, Schülern und Studenten belegt. In Zürich taucht er etwa 1875 auf.[17] Diese Grußformel verschwand in der Schweiz aber wieder - oder überwiegend wieder, sofern das Moin in Interlaken durchgängig bis heute verwendet wurde[18] und/oder Moi in Graubünden ein Restbleibsel sein sollte. 1889 schrieb B. Sonntag in der Gartenlaube: Studenten und jüngere Offiziere haben das Vorrecht, den abgekürzten Gruß „guten Morgen“ noch zu verkürzen und zu allen Tages- und Nachtzeiten einander ihr „Moi'n! Moi'n!“ zuzurufen.[19] Noch früher, nämlich 1828, sind Moin und Moin! - Moin! im Berliner Conversations-Blatt für Poesie, Literatur und Kritik (als Gruß unter Offizieren) zu finden[20]
Herkunft
Moin ist kein neues Grußwort, wie oft behauptet wird; es ist vielmehr seit knapp 200 Jahren nachweisbar (s.o.). Ein Auftreten des Grußes ist in der Vergangenheit auch nicht nur auf den norddeutschen Raum beschränkt gewesen - ein Auftreten in der Schweiz und in Berlin ist offensichtlich. Unter Hinzurechnung von ähnlichen Grußformeln wie unter anderen Morn, Moi, Moien, Mui, deren Verwandtschaft mit Moin vermutet wird aber nicht eindeutig belegt ist, kämen Gebiete in diversen europäischen Ländern hinzu. Unzweifelhaft hat das Grußwort seit den 1970er Jahren seine (Wieder-?)Ausbreitung in Norddeutschland begonnen (in einer Zeit, in der Belege des Bestehens auch aus Luxemburg, der Schweiz und aus dem Berliner Umland vorliegen). Die Etymologie bleibt demgegenüber trotz vieler Abstammungserklärungsversuche gegenwärtig letztlich im Dunkeln. Neben Friesisch und Plattdeutsch kommen auch andere Sprachen (z.B. Niederländisch), Dialekte (z.B. das Berlinerische) oder Soziolekte (z.B. die von Studenten, Soldaten, Seeleuten) als Wurzel in Betracht. Allem Anschein nach existierten um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert fünf voneinander getrennte Gebiete, in denen das Grußwort bekannt war: der Landesteil Schleswig in Schleswig-Holstein, der Hamburger Raum, Ostfriesland, der Berliner Raum und die deutschsprachige Schweiz; ein Vorkommen in weiteren Gebieten zu dieser Zeit (z.B. in Luxemburg) ist möglich. Voneinander unabhängige Entstehungen sind nicht völlig auszuschließen.
- Küppers’ Wörterbuch der deutschen Umgangssprache[21] diagnostiziert Soldatensprache um 1900, es sei aus "»Morgen« zusammengezogen" und bedeute einen "Begrüßungsruf am Morgen". Tatsächlich existieren mehrere Indizien für eine Herkunft aus dem Soldatenmilieu. Der angegebene Zeitpunkt ist aber widerlegbar; der erste Beleg stammt bereits aus dem Jahre 1828 (s.o.).
- Eine plattdeutsche Etymologie, wonach es von moi (angenehm, gut, schön)[22] käme, ist nicht sicher belegt, scheint in manchen Regionen aber als Volksetymologie zu funktionieren. Dieser Herkunftsbestimmung hat sich inzwischen die Duden-Redaktion [23] (und nicht nur die) angeschlossen; nach dem Duden sind die Wurzeln im ostfriesischen mōi und im mittelniederdeutschen moi(e) zu finden.
- Gegen die Herleitung von Moin aus dem ostfriesisch-niederdeutschen mōj spricht allerdings die Tatsache, dass Moin das einzige Wort dieser Sprache ist, das den kurzen oi-Diphthong aufweist, der aufgrund phonologischer Gesetzmäßigkeiten nicht aus -ōj- hergeleitet werden kann. Eine weitere Annahme besagt, dass es sich hier um die Übernahme und später eigenwillige Umformung eines Morjen (Guten Morgen) preußischer Verwaltungsbeamter in Ostfriesland handelt, lässt aber die Frage des Überschwappens in andere Regionen unbeantwortet. Für den mehrsprachigen Landesteil Schleswig in Schleswig-Holstein wird teilweise ein direkter Import des kurzen Grußes Morgen aus dem Berliner Raum um 1900 (wo allerdings, s.o., es auch ein Moin gab) mit anschließender dialektaler Anpassung angegeben.[24]
- Für eine Herkunft aus dem Friesischen spricht hingegen, dass Moin (und Moin Moin) als Grußformel bis in die 1970er Jahre fast nur im Norden Deutschlands verwendet wurde und hier vor allem in Ostfriesland, dem Emsland, Hamburg, im Oldenburgischen und in der nordfriesischen Regionen Schleswig-Holsteins sowie im Raum Flensburg eine Dominanz besaß. In den anderen Regionen Schleswig-Holsteins hingegen stand Moin teilweise zur üblichen informellen Grußformel „Tach!“ in Konkurrenz, teilweise wurde das Wort überhaupt nicht gebraucht. Im Jahre 1977 ergab eine Untersuchung, dass am Nachmittag beim Betreten eines Geschäftes Moin auf der Insel Borkum sowie in den Städten Tönning, Husum, Flensburg, Schleswig, Eckernförde, Emden, Aurich, Leer, Cloppenburg und Delmenhorst üblich war[25], womit im Jahr 1977 zwei Ausbreitungsgebiete des Gebrauches nicht nur morgens zu konstantieren waren: zum einen der nördliche Landesteil Schleswig Schleswig-Holsteins, zum anderen Ostfriesland. In Luxemburg wurden zu dieser Zeit allerdings Moin und Moiën auch schon ganztags als Gruß benutzt.[26] Die älteren Ostfriesen selbst sind davon überzeugt, dass „Moin“ die zusammengezogene Form des Grußes „Moi’n Dag!“ = „Schönen/guten Tag!“ sei, denn „Moi“ ist ein oft gebrauchtes Wort im ostfriesischen Platt für „schön“ oder „gut“. Auch ist „Dat is moi“ eine oft verwendete Redewendung im ostfriesischen Platt und wird mit derselben Bedeutung auch in den Niederlanden ("mooi") gebraucht, mit deren Sprache, zum Beispiel im Groninger Land das ostfriesische Platt sehr eng verbunden ist.
- Die Verdoppelung zu Moin Moin (in Luxemburg: Moimoin) sei möglicherweise direkt aus dem friesischen moi moren entstanden, wird ebenfalls argumentiert. Der letzte Teil morn (Morgen)[27] bekäme in dieser Verwendung dann also die Bedeutung Tag, oder, wie der Norddeutsche gerne zu grüßen pflegt, Tach. Auffindbar ist die Verdoppelung hingegen bereits 1828 im Berliner Conversations-Blatt für Poesie, Literatur und Kritik (s.o.).Vielfach wird argumentiert, dass das Wort nicht von Morgen oder Guten Morgen abstamme. Es wird aber von Nicht-Friesen meist als Bildung aus Guten Morgen (→ Morgen → Morjen → Mojen → Mojn → Moin) empfunden.
- Zudem wird hingegen gerade eine direkte Entstehungsgeschichte aus Guten Morgen (bzw. Morjen) publiziert - auch direkt aus dem Hochdeutschen (siehe B. Sonntag, s.o.). Anna Zollinger-Escher (s.o.) wertet das Auftreten in der Schweiz als Nachahmung des berlinerischen ,(guten) Morgen'; gleiches wird auch für den nördlichen Teil Schleswig-Holsteins behauptet (s.o.). Das im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch genannte und auch von Otto Ernst und Ludwig Frahm verwendete (gun) Moign könnte für diese Theorie als Zwischenstufe und damit als Beleg gewertet werden. Quellen zu Moin tauchen aber aus Zeiten vor Erscheinen des Bandes auf. Auch für diese Ursprungstheorie ist die Datenlage insgesamt zu gering.
- In Wiktionary wird auch auf die Möglichkeit des Abstammens aus dem Alt-Friesischen oder Alt-Dänischen mit der Bedeutung „Wind“ und „Glück“ hingewiesen[28]
- Ungesichert ist die Etymologie des bündnerischen Grusses Moi und Moi-zäme (zäme für zusammen, in schweizerdeutschen Mundarten übliche Pluralbildung bei Grussformeln). Hier kann eine eigenständige isolierte Grußformbildung ebenso vorliegen wie der Ursprung des Grußes Moin zumindest in der Schweiz im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts (vgl. dazu Anna Zollinger-Escher oben) wie auch ein Überbleibsel aus dieser Zeit. Im Berner Raum existierten anscheinend bis in die 1950er oder 1960er Jahre hinein noch die Grußformeln Moins und Moins zäme;[29] in Interlaken könnten Moin und Moin zäme eventuell sogar durchgängig bis heute Bestand gehabt haben.[30]
- Unklar ist auch die Herkunft von Moin und Moiën in Luxemburg; das Luxemburger Wörterbuch (s.o.) weist einerseits auf eine (nicht mehr an eine Tageszeit gebundene) Entstehung aus Muergen („Morgen“) hin und andererseits darauf, dass Moin und Moiën veraltet Synonyme für Prosit waren. Im Kinderspiel Giisch(t) (Giischmei) ist Moin im Südwesten Luxemburgs auch eine Antwort.[31]
- Unklar bleibt bei der Beantwortung der Frage nach der Herkunft, ob sich tatsächlich auch Grüße wie „Mui“ (im Rheiderland, dort auch „Moi“, „Mai“ oder „Mäi“) und „Moi“ (u.a. in Finnland, den Niederlanden, Rheiderland) hinzurechnen lassen. In den Niederlanden selbst gilt die Herkunft des Moi-Grußes ebenso als nicht eindeutig, wie in Deutschland. Eine Wechselwirkung mit der Niederländischen Sprache ist in beide Richtungen denkbar.
- Mehrere Indizien führen nach Berlin als Ausgangspunkt des Moin-Grußes. Für Berlin ist eine Exististenz bereits 1828 belegt (s.o.). Die Etymologie des Grußes bliebe dann aber weiterhin ungeklärt: Wort des Berlinerischen, Soziolekt (nach dem Text von 1828 ist es ein Gruß unter Offizieren), Import aus dem Berliner Umland (in einem Wörterbuch des seit 1986 ausgestorbenen Telschet Platt von 1956[32] ist das Wort aufgeführt)?
- Mehrfach wird auch ein Soziolekt indiziert, wobei vor allem mehrere Hinweise auf Soldaten (Offiziere), Studenten und Kinder (Schüler) existieren.
Verwendung
Moin wird insgesamt verwendet:
- als Grußwort am Morgen (inzwischen überregional)
- als Grußwort den ganzen Tag über (regional, v.a. in Norddeutschland und Luxemburg)
- als Abschiedsgruß (regional, v.a. in Norddeutschland)
- als Trinkspruch (regional zumindest in Landesteil Schleswig Schleswig-Holsteins; veraltet in Luxemburg)
- als Standardantwort eines Kinderspiels (im Südwesten Luxemburgs)
Abgesehen von abweichenden Schreibweisen (s.o.) existieren auch Abwandlungen:
- Moin Moin - auch u.a.: Moinmoin geschrieben (v.a. in Norddeutschland), Moimoin (in Luxemburg)
- Moin zäme, Moins zäme, Moi-zäme (in der Schweiz, dort regional abweichend)
- Moinsen (v.a. in Norddeutschland unter Jugendlichen)
- Moiner, Moiners
- gun Moign (veraltet in Schleswig-Holstein)
Im Gegensatz zum niederdeutschen goden Morgen wird Moin in vielen Regionen Norddeutschlands traditionell den ganzen Tag über verwendet, in anderen, in denen der Gruß erst in jüngerer Zeit üblich oder wieder üblich wurde, hingegen meist nur am (frühen) Morgen. Ähnlich wie das Moin in Norddeutschland wird das Luxemburgische Moin und Moiën nicht nur als „guter Morgen“-Gruß gebraucht, sondern im ganzen Tagesverlauf verwendet.
Moin Moin, Moinmoin, Moimoin
Der Doppelgruß Moin Moin (auch: Moinmoin u.a.; Moimoin in Luxemburg) ist bereits 1828 in Berlin belegt (s.o.). Heute wird der Doppelgruß vor allem in Norddeutschland, aber auch in angrenzenden Regionen wie Westfriesland und Nordschleswig (z.T. in anderen Schreibweisen) und Luxemburg als Gruß benutzt. In Norddeutschland und Nordschleswig wird in einigen Gegenden „Moin“ und „Moin, Moin“ analog dazu ebenfalls auch zur Verabschiedung und teilweise als Trinkspruch benutzt. In manchen Teilen Norddeutschlands wird den Begriffen Moin und Moin, Moin allerdings weiterhin eine unterschiedliche Bedeutung zugesprochen: Während Moin lediglich als Grußformel betrachtet wird, enthält Moin, Moin zusätzlich entweder eine herzliche Komponente oder eine gesprächsanbahnende Komponente, sozusagen eine Aufforderung zum Smalltalk oder Norddeutsch Klönschnack. In anderen Teilen Norddeutschlands - wie Ostfriesland - wird die Verdoppelung des Moins hingegen als zu geschwätzig empfunden.
Moinsen
Inzwischen wird umgangssprachlich, vor allem unter Jugendlichen in Norddeutschland, auch Moinsen verwendet. Die Herkunft ist unklar.
Moinsen findet im gleichen Zusammenhang wie Moin Anwendung, teilweise aber auch speziell wenn:
- mehrere Leute auf einmal angesprochen werden (Moinsen als Kurzform für „Moin zusammen“)
- das Moin besonders betont werden soll („ich grüße Dich besonders herzlich“)
- auf ein Moin geantwortet wird („Moin zurück“).
Moiner, Moiners
Moiner und Moiners sind ebenfalls vor allem unter Jugendlichen Norddeutschlands bekannt, wobei Moiners wohl auch eher an eine Gruppe gerichtet ist (Moiner zusammen).
Moin zäme, Moins zäme, Moi-zäme
Die Erweiterung zäme in den schweizerischen Grußformeln Moin zäme, Moins zäme, Moi-zäme bedeutet zusammen und wird auch bei anderen Grußformeln benutzt.
Moin ist auch in der Deutschen Marine als halbformelle Grußformel anerkannt. So kann man häufig anstatt des oft als sperrig empfundenen Guten Morgen/Tag/Abend, Herr... ein Moin, Herr ... hören. Unter Marinesoldaten verbreitet ist die Meinung, dass gerade dies zu einer weniger gespannten Atmosphäre in der Marine führe und den Kameradschaftsgeist stärke.
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Sprachgeschichtlich verwandt mit „Moin“ ist der norwegische Gruß morn, der nach Ansicht vieler Skandinavisten aus dem Mittelniederdeutsch der Hanse stammt. Im Gegensatz zu god morn oder god morgen (guten Morgen), das nur am Vormittag angebracht ist, ist morn informeller und kann den ganzen Tag bis in die Nacht (z. B.: statt god aften: guten Abend) verwendet werden.
In Finnland sagt man moi bzw. moi, moi, das aber ein stark umgangssprachliches Begrüßungswort ist.
Um das Wort „Moin“ im deutschen Sprachgebrauch zu erhalten, hat der private Bremer Radiosender Energy Bremen eine Wortpatenschaft beim „Verein deutsche Sprache“ für das Wort „Moin“ übernommen. Die Morgenshow des Senders wurde im August 2006 in „Moin!“ umbenannt.
Verbreitungsgeschichte in Norddeutschland
Moin war zunächst nur bei den Friesen und dann in ganz Südschleswig bis zur Ostseeküste in Angeln und Flensburg (dort hatten sich im frühen 18. Jahrhundert viele Nordfriesen niedergelassen) üblich. Während Moin also im mehrsprachigen Flensburg und in den übrigen nördlich der Eider gelegenen Gebieten Deutschland schon sehr lange fest eingebürgert ist und den ganzen Tag verwendet werden kann, findet es sich im übrigen niederdeutschen Sprachraum zumeist als neue Sprachform in der Umgangssprache jüngerer Leute. Beispielsweise gehört es nicht zum ursprünglichen niederdeutschen Dialekt in Holstein und wird dort von vielen älteren Einheimischen zwar verstanden, aber oft als eine Art Morjen (berlinerisch) gedeutet und nicht zu einer anderen Tageszeit als morgens erwartet, wie etwa Tach.
Inzwischen ist der Gruß vielen Deutschen bekannt.[33] Auch bei Führungskräften aus Wirtschaft und Politik wird der Gruß oft benutzt.[34] Der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm bezeichnete Moin als „die genialste Wortschöpfung aller Zeiten“,[35] auch die ehemalige Ministerpräsidentin Heide Simonis verwendet den Gruß auffallend oft, so Sprachforscher. Auch im Duden ist er inzwischen zu finden,[36] seit der 23. Auflage.[37] Die Rechtschreibkorrektur von Microsoft Office hat es ebenfalls in ihre Datenbank aufgenommen.[38] Mittlerweile ist Moin bis in den Süden Deutschlands verbreitet.[39] Jedoch wird es im Süden des deutschen Sprachgebiets (zumal größtenteils in der Schweiz und in ganz Österreich) von vielen Menschen allenfalls passiv verstanden.
Literarische Belege
Ältere literarische Belege sind kaum bekannt. Wenn auch der sprachartistisch auf Mundarten und alte Sprachtraditionen zurückgreifende Arno Holz nicht als Beleg für die Gemeinsprache herangezogen werden kann, zeigen doch seine Verwendungen die Sprachlust, die mit diesem Ausdruck in Verbindung gebracht werden kann. Hier eine Szene aus der Kritik am wilhelminischen Bildungsdrill im Traumulus:
LANDRAT in Pelz und Cylinder durch die Tür rechts. Moin, meine Herren!
MOLLWEIN. Moin, Herr Landrat!
MAJOR. Moin!
GOLDBAUM. Guten Morgen!
SANITÄTSRAT. Mahlzeit![40]
Siehe auch
Moin Moin ist des Weiteren der Name eines im niederdeutschen Raum bekannten Liedes der Gruppe Godewind, das 1980 auf der gleichnamigen Platte erschien.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ http://web.archive.org/web/20101108042156/http://www.region.de/wm316951
- ↑ Moin zu jeder Tageszeit, Abruf: 11. Juli 2009.
- ↑ Mojn wird in Nordschleswig auch im Deutschen (deutsche Minderheit) verwendet
- ↑ Otto Mensing: Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch, Band 3, Wachholtz-Verlag, Neumünster, (1931)
- ↑ Otto Ernst (Schmidt) u.a. in: A Comedy (1904) [1], Die Kunstreise nach Hümpeldorf (1905), Tartüff der Patriot (1909) hier,
- ↑ in: Minschen bi Hamborg rüm (1919) hier
- ↑ wie z.B. bei Uwe Johnson in Jahrestage
- ↑ Moiën ist nach dem „Luxemburger Wörterbuch, Band III, Wörterbuchkommission der Großherzoglichen Luxemburgischen Regierung, P. Linden, Luxemburg 1965-1970“ eine andere Schreibweise von Moin [2]
- ↑ Hochdeutsch, Niederdeutsch, Dänische Sprache (incl. Sønderjysk, Sydslesvigdansk), Nordfriesisch, Petuh
- ↑ Quelle: [3]
- ↑ Region Sønderjylland-Schleswig
- ↑ Karen Margrethe Pedersen, Sprogbrug og sprogsyn hos flertal og mindretal i den dansk-tyske grænseregion in: Nordisk Forening for Leksikografi og forfatterne, Nordiske Studier i Leksikografi, nr. 8, 2006, ISBN 87-7533-007-5, Seiten 321 ff., 329 (dänisch) online
- ↑ u.a. in Hein Godenwind de Admirol von Moskitonien (1911) u.a. hier, Hamborger Janmooten (1913), Seefahrt ist not! (1913)
- ↑ Arno Holz, Oskar Jerschke: Traumulus, Erstausgabe 1905, zitiert nach Digitale Bibliothek Band 95: Deutsche Dramen von Hans Sachs bis Arthur Schnitzler, S. 28929
- ↑ erschienen bei J. Sassenbach [4]
- ↑ erschienen im Rolandverlag H. Boesking [5]
- ↑ Anna Zollinger-Escher: Die Grußformeln der deutschen Schweiz, C. A. Wagner Buchdruckerei, Freiburg i.B. 1925, Seite 43
- ↑ siehe Eintrag auf [6]
- ↑ B. Sonntag: Eine zweischneidige Tugend, Die Gartenlaube, 1889, Seite 330 online
- ↑ Br. v.Braunthal, Berliner Conversation, in den Akademiesälen, Berliner Conversations-Blatt für Poesie, Literatur und Kritik vom 14. Oktober 1828 [7]
- ↑ Der ersten Auflage 6. Nachdruck: Klett 1997, S 542 (eigenes Lemma). Auch in Band 36 der Digitalen Bibliothek. Berlin 2004
- ↑ Moi, moje bedeutet angenehm laut Johannes Saß: Kleines plattdeutsches Wörterbuch, Hamburg, Verlag der Fehrs-Gilde, 1977, 8. Ausgabe, S. 51.
- ↑ http://www.duden.de/rechtschreibung/moin__moin_
- ↑ Region Sønderjylland-Schleswig
- ↑ Untersuchung von Jürgen Eichhoff, zitiert in: Volodymyr Kalinkin: Konstrastive Analyse der Verwendung von Begrüßungs- und Abschiedsformeln im Deutschen und im Ukrainischen, Magisterarbeit 2007 an der Universität Duisburg-Essen, Seite 24, GRIN Verlag Norderstedt, ISBN 978-3-638-92888-5
- ↑ Luxemburger Wörterbuch, Band III (s.o.) von 1965-1970
- ↑ Morn für Morgen kommt allerdings auch im den oberdeutschen Dialekten vor; siehe bereits Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm [8]
- ↑ http://de.wiktionary.org/wiki/moin
- ↑ siehe Eintrag bei [9], siehe auch Hinweis auf der Diskussionsseite zu diesem Artikel
- ↑ siehe Eintrag auf [10]
- ↑ Luxemburger Wörterbuch, Band II, Wörterbuchkommission der Großherzoglichen Luxemburgischen Regierung, P. Linden, Luxemburg 1955-1962
- ↑ Willy Lademann: Wörterbuch der Teltower Volkssprache (Telschet Wöderbuek), Akademie-Verlag, Berlin 1956
- ↑ Artikel aus dem „Hamburger Abendblatt“ – Moin wird längst nicht mehr nur in Norddeutschland verstanden, Abruf: 11. Juli 2009.
- ↑ Artikel aus dem „Hamburger Abendblatt“ – Moin wird auch von Führungskräften verwendet, Abruf: 11. Juli 2009.
- ↑ Artikel aus dem „Hamburger Abendblatt“ – Zitat von Björn Engholm, Abruf: 11. Juli 2009.
- ↑ Vgl. Duden Band 1 – Die deutsche Rechtschreibung, 24. Auflage, S. 699 I.
- ↑ Welt-Online – „Moin“ steht seit der 23. Auflage im Duden, Abruf: 11. Juli 2009.
- ↑ Microsoft nimmt „Moin“ in den Office-Wortschatz auf, Abruf: 11. Juli 2009.
- ↑ Welt-Online – „Moin“ ist bis in den Süden verbreitet, Abruf 11. Juli 2009.
- ↑ Traumulus. Eine tragische Komödie in 5 Akten, von Arno Holz und Oskar Jerschke, Erstausgabe 1905, zitiert nach Digitale Bibliothek Band 95: Deutsche Dramen von Hans Sachs bis Arthur Schnitzler, S. 28929. Weitere Belege finden sich in Holzens Sozialaristokraten.
Weblinks
- http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/moin.htm – Eintrag bei der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte
- http://plattmaster.de/moinmoin.htm – Was bedeutet „Moin, moin“? (in Plattdeutsch)
- http://www.grenzroute.com/SEEEMS/3310.asp - „Moin“ oder „Mojn“?