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Cracker (Computersicherheit)

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Cracker hat im Computerbereich zwei Bedeutungen.

Cracker als Kopierschutz-Entferner

Der Begriff Cracker bezeichnet in der Computer-Raubkopierszene eine Person, die widerrechtlich Schutzmechanismen (Kopierschutz) kommerzieller Software durch Manipulation des Binärcodes (zum Zwecke der illegalen Benutzung oder Verbreitung (Software-Piraterie)) außer Kraft setzt.

Bereits sehr früh wurde damit begonnen, kommerzielle Software (hier insbesondere Computerspiele) mit mehr oder weniger ausgeklügelten Kopierschutzmechanismen zu versehen. Ursprünglich entstand der Vorgang des Crackens also aus der (vom Benutzer empfundenen) Notwendigkeit heraus, diese Software für sich selbst oder z.B. für befreundete Computerbenutzer in einen kopierbaren Zustand zu bringen, beispielsweise um das Spiel aus der Originalfassung auf Cassette in eine von Diskette lauffähige Fassung zu bringen. Hierfür war ein mehr oder weniger tiefes Untersuchen der Laderoutinen (Loader) sowie eine wie auch immer geartete Manipulation derselben notwendig. Einzelne Cracker waren dabei so erfolgreich (und/oder ambitioniert), daß sie das Cracken zu einer Art Passion machten, meistens unter Verwendung eines anonymisierenden Crackernamen (Pseudo, Handle). Erst später entstanden hieraus Crackergruppen und der sich auf das Cracken von Software spezialisierende Teil der Szene.

Software-Cracker sind meist in Gruppen streng organisiert. Beispiele für solche Gruppen sind z. B. BLiZZARD, CORE, Razor 1911, DEViANCE, Kalisto, W-P-W, H2O, ParadoX Fairlight, Team Eclipse und TSRh. Die Spanne der gecrackten Software reicht von Anwendungssoftware bis zu Spielen. Verschiedene, meist jugendliche Software-Cracker sind dabei nicht an Profit interessiert, sondern betrachten das Cracken von Spielen gegen die Zeit als Wettbewerb der Gruppen gegeneinander. Entstanden ist die Crackerszene in den frühen 80er-Jahren.

Auszug aus dem Buch Hackerland:

„Softwarefirmen suchten in den 80er Jahren nach Wegen, um den einzelnen Benutzer vor dem Kopieren der Software zu hindern. Die Maßnahme jedoch führte dazu, dass zunächst Einzelgänger anfingen Software hobbymäßig zu cracken. Später bildeten sich kleinere Gruppen, die es sich zur Aufgabe machten, Software kontinuierlich zu cracken und in Umlauf zu bringen. Es dauerte nicht lange, bis sich schließlich die Crackergruppen zu einer „Szene“ vereinten und regelmäßige Treffen veranstalteten (Copyparties). Innerhalb weniger Jahren gründete sich eine Subkultur von Crackern, die ein gigantisches Netz quer über den Globus spannte. Gruppen- und Mitgliedsnamen wurden in Listen festgehalten und weltweit durch Personen, die speziell für diesen Aufgabenbereich eingeteilt waren, verteilt. (...)

Crasher und Cracker als Synonym für den destruktiven Hacker

Ein böswilliger Computerfreak, welcher im Gegensatz zu einem Hacker seine Fähigkeiten destruktiv einsetzt, wird unter den Hackern als Crasher und seit Anfang der 1990er allgemein hin auch als Cracker charakterisiert.

Zu seinen Handlungen gehört das Lahmlegen von Computer- und Telefonnetzen genauso wie das kriminelle Eindringen in fremde Computersysteme, auch mit Übernahme der Kontrolle über das fremde System, Belegen von fremden Speicherressourcen, Diebstahl von Rechenleistung für eigene Zwecke und Diebstahl, Manipulation oder Zerstörung von Daten, sowie das Terrorisieren seiner Mitmenschen durch absichtlich herbeigeführte Abstürze der Rechner etc.

Seit dem kommerziellen Erfolg des World Wide Web gibt es vermehrt auch Cracker mit geringen Computerkenntnissen. Sie suchen im Internet nach konfigurierbaren Softwaretools, die sie gegen fremde Systeme einsetzen, um sich in der Gruppe zu profilieren. Sie werden in der Hackerszene abschätzig als Skriptkiddies bezeichnet, da sich ihre Aktivität auf die simple Anwendung von vorgefundenen Schadprogrammen beschränkt, die oft in Skriptsprachen vorliegen, deren Programmierung sie selbst kaum oder gar nicht beherrschen.

Der Ursprung des Begriffs Cracker liegt in der englischen Umgangssprache bzw. dem Slang und bezeichnet hier das Aufbrechen von etwas oder das (Zer-)Brechen der Wirkung eines Sicherheitssystems oder einer Sperrvorrichtung.

Von den Behörden und geschädigten Unternehmen aufgespürte und zur Rechenschaft und zum Schadenersatz herangezogene Cracker erlangen teilweise Berühmtheit. Strafen schließen in den USA zuweilen mehrjährige Verbote des Umgangs mit Computern jeglicher Art ein.

Der umstrittene Wandel des Begriffs Cracker zum destruktiven Hacker

In den 1980ern waren Hacker einfach nur wissbegierige Menschen, welche die Welt der Computer erforschten, dabei in die Tiefen der Materie eindrangen und sich dadurch auch in fremde Systeme hacken konnten (egal ob mit böswilliger Absicht oder nicht – das ist oftmals ohnehin eine Frage des Standpunktes). Cracker waren all jene, die Generatoren für Lizenznummern erstellten oder Programme veränderten, um z. B. den Kopierschutz zu umgehen. Allerdings sind die Ermittlung eines gültigen Freischaltcodes und das Knacken von Passworten sinnbildlich nicht sehr weit voneinander entfernt. So ist das „Cracken von Passwörtern“ der einzige Punkt, in dem sich damals die handwerkliche Spur zwischen Hacker und Cracker vermischte. Dabei ist zu beachten, dass die heutige Common Sense der Hackercommunity, welche dem Hackerhandwerk das Cracken von Passworten abspricht, seinerzeit noch nicht existierte. Demgegenüber gehören heutzutage das Reverse Engineering von Software sowie das Verändern von mangelhaft geschütztem Softwarecode zum Hackerhandwerk, um vermeintliche Sicherheitsbarrieren eines Systems zu überwinden. Je nach Einsatzzweck machen sich also auch Hacker diese Technik zunutze, weshalb eine Trennung der Begriffe derzeit schwerer fällt als damals.

Zu jener Zeit kam es zu den großen Debatten über „criminal-skill/hacker“, „White Hats, Gray Hats, Black Hats“ und zahlreichen weiteren Themen hinsichtlich der Ethik der Hacker. Offensichtlich brauchten die Menschen einen Begriff, welcher die guten von den bösen Hackern unterscheidet. Nun waren Cracker schon damals Computerfreaks, die in den meisten Fällen kriminelle Handlungen vollzogen haben. Das erscheint logisch, denn einen Kopierschutz oder dergleichen zu umgehen, ist nur selten legal. Zum Ärger der Softwarecracker entwickelte sich daraus das missverständliche Bild, dass alle „bösen“ Hacker Cracker sind, obwohl sie, wie oben bereits geschrieben, nicht wirklich viel mit Hackern oder besser Crashern gemein hatten. So erhielt der Begriff Cracker eine zweite, vollkommen neue Bedeutung, die bis heute parallel zum Begriff des Softwarecrackers existiert. Aus unerfindlichen Gründen blieb hingegen der Begriff Crasher in der Öffentlichkeit weitgehend ohne Beachtung.

Der Entwicklung folgend wurde im Jargonfile der Hackercommunity dann erstmals 1990 ein Hinweis hinterlegt, welcher den neu verstandenen Begriff Cracker nun auf ein minderwertiges oder besser überflüssiges Individuum reduziert. Die Hackercommunity wollte so die Entwicklung nutzen, um sich von den destruktiven Elementen unter den Hackern zu distanzieren. Um dies zu unterstreichen, bediente man sich oft des Zitats aus Shakespeares King John (z.B. “What cracker is this same that deafs our ears / With this abundance of superfluous breath?”). Zu Zeiten Shakespeares waren Cracker Leute, welche sich durch rohe Gewalt, z. B. durch das Sprengen von Schlössern und Türen, Zutritt zu gesicherten Orten verschafften, um sich auf kriminelle Weise zu bereichern.

Dieser Rehabilitierungsversuch für Hacker wurde bis zum heutigen Tag nicht vom Erfolg gekrönt. Zumindest reichte die Maßnahme nicht aus, um den Begriff Hacker aus dem allgemeinen Verständnis heraus ins rechte Licht zu rücken.

Siehe auch

Personen

Literatur

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