Bösendorfer (Unternehmen)
Die Wiener Klavierfabrik Bösendorfer gehört zu den bedeutendsten Klavierherstellern. Flügel von Bösendorfer haben im 19. und 20. Jahrhundert die Entwicklung der Klaviermusik maßgeblich begleitet. In vielen Konzertsälen wird auf Instrumenten von Bösendorfer gespielt, wo sie wegen ihres "kantabilen" Klangcharakters beliebt sind.
Die Firma wurde 1828 von Ignaz Bösendorfer gegründet. Aufsehen erregte 1900 der Imperial-Flügel mit 8 Oktaven Tonumfang, der auf Anregung von Ferruccio Busoni gebaut wurde.
1985 wurde ein Prototyp des Bösendorfer Computerflügels vorgestellt. Dieses Instrument wurde von dem amerikanischen Ingenieur Wayne Stahnke in Zusammenarbeit mit dem Massachusetts Institute of Technology und dem damaligen Eigentümer von Bösendorfer, der Kimball International, Inc., entwickelt. Es wurde in Lizenz von Stahnke seit 1986 als Bösendorfer SE290 angeboten. Das SE in der Typenbezeichnung steht für Stahnke Electronics, die 290 für die Länge des Flügels. Insgesamt wurden 33 dieser Instrumente hergestellt. Das Instrument ist mit Infrarot-Sensoren ausgestattet, die
- 1. die Hammerendgeschwindigkeit der 88 Töne
- 2. den Zeitpunkt des Anschlags und des Loslassens einer Taste
- 3. die Stellung der Pedale
exakt aufnehmen. Die dabei ermittelten Daten des Klavierspiels werden an ein externes Gerät, die sogenannte Blackbox, übermittelt. Diese Blackbox ist mit einem PC verbunden, die Daten lassen dort mit einem speziellen Editor bearbeiten. Die auf dem PC gespeicherten bzw. editierten Daten lassen sich auf dem Flügel über eine durch Magnetspulen gesteuerte Mechanik auch wiedergeben. Die Blackbox enthält zusätzlich eine MIDI-Schnittstelle. Das Instrument wird einerseits als Kompositionswerkzeug benutzt, andererseits als Reproduktionsklavier eingesetzt.
Das Modell wird inzwischen nicht mehr hergestellt, ein Nachfolge-Instrument ist in der Entwicklung.
Seit 1966 gehörte Bösendorfer zur Kimball International, Inc. in Jasper, Indiana, USA, die bis 1996 in langer Tradition ebenfalls Klaviere produzierte und Bösendorfers Traditionen pflegte. 2002 wurde das Unternehmen von der Bawag-Unternehmensgruppe, einem österreichischen Finanzdienstleister, übernommen.
Zu den bekanntesten 'Bösi-Spielern' zählt neben der amerikanischen Songwriterin Tori Amos der Jazz-Pianist Oscar Peterson. Bekannt für seine Bösendorfer-Affinität ist auch der Boogie-Woogie-Pianist Axel Zwingenberger.
Der typische Bösendorfer-Klang steht mittlerweile auch als Sample (in digitalisierter Form) für die elektronische Musikproduktion zur Verfügung.