Nana Buruku
Nanã, auch Nanã Buruku, Nana Burukuru, Nana Buluku oder Nana Bukuu ist eine Wassergöttin, ein Orisha in der Religion der Yoruba und der darauf beruhenden afroamerikanischen Religionen wie dem brasilianischen Candomblé oder der kubanischen Santería.
Da sie der schlammige Urgrund der Welt ist, aus der die Menschen geformt wurden, verfügt Nanã über die Weisheit der Ältesten.[1]
Im Kult der Yoruba sowie in Brasilien ist sie eine der mantischen Orishas, die mit Kaurischnecken befragt werden.[2]
In der Mythologie der Fon ist sie die Urgottheit, aus der die Mond- und Sonnengötter Mawu und Lisa hervorgingen, die Schöpfer der Welt und des Lebens.[3]
Legenden
Im Mythos gab sie Obatala Metall, damit er sich daraus Waffen gießen konnte. Obatala schuf mit dem Metall die ersten Menschen.[4]
So wie Obatala im afrikanischen Mythos die Menschen auf dem Willen von Olodumare aus dem Schlamm formt, so formt Obatalá bzw. Oxalá im brasilianischen Mythos den Menschen auf den Willen von Olorum (der Himmel, das abstrakt übergeordnete Prinzip) aus dem Schlamm von Nanã. In Brasilien werden weibliche Gottheiten bzw. das Weibliche an sich wichtig.[5]
Nanã ist die Mutter von Obaluaê (Babalú Ayé), Oxumarê (Oshumare) und Euá.
Symbol
Sie wird meist mit einem Besen dargestellt, der einerseits als apotropäischer Schutz vor den krank machenden Einflüssen ihres Sohnes Babalú Ayé und andererseits als Szepter zu verstehen ist.[6]
In der synkretistischen Verbindung mit katholischen Heiligen wird sie als Maria verehrt.
Erscheinungsbild
Neben Iansã (Oyá) und Euá ist auch sie eine Todesgöttin. Sie beschützt behinderte Menschen.[7]
Literatur
Martins, Cléo (2008): Nanã. A Senhora dos Primórdios. Rio de Janeiro: Pallas.
Prandi, Reginaldo (2001): "Nanã". In: Mitologia dos Orixás. São Paulo: Companhia das Letras:194-201.
Verger, Pierre (1992): "A contribuição especial das mulheres ao candomblé do Brasil" In: Artigos, Tomo I. São Paulo: Corrupio:93-117.
Einzelnachweise
- ↑ Nanã ist die Weisheit der Ältesten; sie ist der Anfang von allem, der Urschlamm, aus dem Obatalá die Menschen geformt hat. / Nanã a sabedoria dos mais velhos, que ao mesmo tempo é o princípio de tudo, a lama primordial com que Obatalá modela os homens.“, zitiert nach der Legende Iemanjá heilt Oxalá und erhält die Macht über die Köpfe / Iemanjá cura Oxalá e ganha o poder sobre as cabeças; vgl. Prandi, Reginaldo 2001:398.
- ↑ William Russell Bascom: Sixteen cowries: Yoruba divination from Africa to the New World. Indiana University Press, 1993. ISBN 0253208475. S. 4.
- ↑ Ruth Hampe: Frau und Geburt im Kulturvergleich. Eine kunst- und kulturanalytische Studie. Lang, 1995. ISBN 3631484208. S. 47.
- ↑ Teresa N. Washington: Our mothers, our powers, our texts: manifestations of Àjé in Africana literature. Indiana University Press, 2005. ISBN 0253345456. S. 64.
- ↑ Verger 1992:93-117.
- ↑ Peter Rutherford McKenzie: Hail Orisha!: a phenomenology of a West African religion in the mid-nineteenth century. Brill, Leiden 1997. ISBN 9004109420. S. 70.
- ↑ Im westafrikanischen Yorubaland nimmt diesen Platz des Schutzes für behinderte Menschen Obatalá ein, was sich auf eine Legende begründet, über die u.a. Teju Cole in seinem Roman „Open City“ von 2011 berichtet.