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Königsallee (Düsseldorf)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Königsallee
Wappen
Straße in Düsseldorf
Blick auf den Kö-Graben
Basisdaten
Ort Düsseldorf
Ortsteil Stadtmitte
Angelegt 1804
Neugestaltet 1985
Anschluss­straßen Elberfelder Straße, Talstraße
Querstraßen Theodor-Körner-Straße, Schadowstraße, Trinkausstraße, Königstraße, Benrather Straße, Steinstraße, Bastionstraße, Grünstraße, Bahnstraße, Graf-Adolf-Straße, Adersstraße, Luisenstraße
Plätze Corneliusplatz, Schadowplatz, Graf-Adolf-Platz
Bauwerke Breidenbacher Hof, Görres-Gymnasium, Kaufhof an der Kö, Kö-Galerie, Parkhotel, Sevens, Trinkaus-Galerie
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV
Straßen­gestaltung Kö-Graben, Tritonengruppe, Giradetbrücke
Technische Daten
Straßenlänge 1 km

Die Königsallee, in Kurzform genannt, ist ein in nord-südlicher Richtung verlaufender Boulevard im Stadtzentrum von Düsseldorf. Die Kö ist eine der führenden Luxuseinkaufsstraßen Europas.[1] Charakteristisch für ihre Gestaltung sind ihre große Breite, der Stadtgraben (auch Kö-Graben genannt) und der eindrucksvolle Baumbestand. Statt der gewöhnlichen zwei hat sie vier Gehwege – zwei an den Seiten des Grabens und je einen entlang der Häuserzeilen. Die westliche, traditionell weniger begangene Seite mit nur wenigen Läden im Norden wird auch als „Bankenseite“ oder „stille Seite“ bezeichnet.

Lage und Umgebung

Die Allee liegt östlich der Düsseldorfer Altstadt und Carlstadt. Sie war bis zur Schleifung der Festungsanlagen deren Bestandteil. Die dadurch freigewordenen Flächen wurden als „Grüner Ring“ um die Innenstadt gestaltet und schließen sich an die Königsallee an. Im Norden ist dies der Hofgarten und im Süd-Westen der Graf-Adolf-Platz, bzw. der Ständehauspark. Die Hausnummern beginnen mit der Zählung am Hofgarten und enden an der Luisenstraße. Der letzte Teil zwischen Graf-Adolf-Straße und Luisenstraße, auch „Kleine Kö“ genannt, ist durch die stark befahrene Graf-Adolf-Straße von der eigentlichen Königsallee abgetrennt. Alle Erwägungen, dieses Straßenstück für die Fußgänger besser anzubinden und damit für die Geschäftsinhaber lukraktiver zu gestalten, beispielsweise durch eine Überführung, wurden letztlich wieder verworfen.

Geschichte

Historische Entwicklung

Der Friede von Lunéville des Jahres 1801, in dessen Artikel VI sich das Heilige Römische Reich gegenüber Frankreich verpflichtete, die Stadtbefestigung Düsseldorfs nicht wiederherzustellen, schuf die Voraussetzung zur Errichtung der Königsallee. In den Jahren 1802 bis 1804 ersetzten Hofbaumeister Kaspar Anton Huschberger, Gartenbaumeister Maximilian Friedrich Weyhe und der Wasserbaumeister Wilhelm Gottlieb Bauer die demolierten Festungsbauwerke durch einen Stadtgraben, der über 30 Meter breit, 5 Meter tief und fast 1000 Meter lang angelegt wurde. Der ihn speisende Tritonenbrunnen bezieht sein Wasser nicht aus der Düssel, sondern dem Rhein. Als öffentliche Promenade, mit mehreren Reihen von Bäumen angelegt, wurde diese an der östlichen Stadtgrenze befindliche Straße in Plänen als „Allee außerhalb der Stadt“ bezeichnet.

Die Königsallee bei Nacht

Zwei Brücken über den Stadtgraben waren mit Zoll-Häuschen versehen, um entsprechende Zölle einzunehmen. Am Südende der Königsallee befanden sich 1838 mit der ersten Eisenbahnlinie in Westdeutschland die Bahnhöfe der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft (daher auch Elberfelder Bahnhof genannt, später übernommen von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft) und ab 1845 bzw. 1846 der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft.

Die Königsallee war zu diesem Zeitpunkt eine „Lebensader“ mit regem Ausflugs- und Promenierverkehr, mit den eiligen Reisenden, den schicken Soldaten und Offizieren, den Café- und Hotelbesuchern und den Leuten, die zur Posthalterei und später zum Telegrafenamt wollten.

Der Tritonenbrunnen
Kugelspielerin

Frühere Namen der östlich des Grabens gelegenen Straßenführung waren „Neue Allee“, „Mittelallee“ oder „Kastanienallee“ – bis zu jenem legendären „Pferdeäpfel-Attentat“ des Jahres 1848. König Friedrich Wilhelm IV. ist hier mit Pferdeäpfeln beworfen worden, als er im Revolutionsjahr vom südlich gelegenen Bahnhof kommend zum Schloss Jägerhof fahren wollte. Der genaue Ablauf ist unklar. Tatsache aber ist, dass 1851 die „Kastanienallee“ in „Königsallee“ umbenannt wurde, um das Königshaus wieder gnädig zu stimmen. Zu dieser Zeit war die Westseite der Allee noch nicht bebaut und trug den Namen „Kanalstraße“. Während der Zeit des Nationalsozialismus, 1933–1945, hieß sie „Albert-Leo-Schlageter-Allee“. Am südlichen Ende des Wassergrabens steht der Bergische Löwe (Philipp Harth, 1963) und am Nordende ist der Tritonenbrunnen (1902 von Fritz Coubillier geschaffen) ein weitbekanntes Kö-Denkmal. An das Südende des Wassergrabens schließt sich bis zur Graf-Adolf-Straße eine kleine eingefriedete Gartenanlage namens Blumengarten an. In ihr steht die 1897 gegossene Bronzefigur der Kugelspielerin von Walter Schott, ein Geschenk des Stadtverordneten Gustav Herzfeld aus dem Jahre 1902, das 1935 aus ideologischen Gründen beseitigt werden sollte, weil Herzfeld ein Jude war, das jedoch auf Fürsprache des Kunstakademiedirektors Peter Grund im Blumengarten verblieb, nachdem die Aufschrift mit dem Hinweis auf den Urheber der Schenkung entfernt worden war.[2] Vom Beginn des 20. Jahrhunderts stammt der heute denkmalgeschützte Neckereibrunnen, der an der Ecke Königsallee/Bastionstraße aufgestellt ist. Die Bronzeskulptur im Mittelpunkt des in Naturstein gefassten Zierbrunnens, die zwei Knaben darstellt, wurde 1909 von Gregor von Bochmann dem Jüngeren gegossen.

Erscheinungsbild, Funktion und Struktur heute

Geschäftsseite der Kö (2010)

Heute steht die weltberühmte Allee für ein äußerst mondänes „Lebensgefühl“, mit vielen hochklassigen Geschäften und Einkaufszentren auf der Ostseite, etwa der Kö-Galerie und dem Sevens Center, sowie Banken auf der Westseite. Daneben hat sich die Westseite der zum erstklassigen Hotelstandort entwickelt: Neben den Traditionshotels Breidenbacher Hof und dem Steigenberger Park Hotel eröffnete 2005 das Hotel Intercontinental. Alle drei Hotels an der Königsallee tragen fünf Sterne mit dem Zusatz „Superior“.

Im Juli/August 2004 feierte die Königsallee ihr 200-jähriges Bestehen. In jüngster Zeit hat der Häuserbestand entlang der Straße einige Veränderungen erfahren, so durch den Neubau des Breidenbacher Hofs, den Abriss des Modehauses Heinemann und die anschließende Errichtung eines Neubaus mit der Mayerschen Buchhandlung als Hauptmieter. Auch im Modebereich halten zunehmend Handelsketten Einzug auf der Königsallee – vermehrt auch im niedrigpreisigen Segment (H&M, Esprit, Zara etc.). Gehoben, im internationalen Vergleich aber noch moderat, sind die Preise und Mieten an der Kö – unbebauter Grund wird derzeit (Stand 2009) mit einem amtlichen Bodenrichtwert von € 13.000 pro m² bewertet. Nach wie vor gilt die Königsallee in Düsseldorf als Quartier des Luxussegments, vermehrt aber in Form von Edelmarkenketten. In Europa hat sie die zweithöchste Dichte an Filialen von Luxusmarken nach der Londoner New Bond Street.[3] Weitere vergleichbare Luxuseinkaufsstraßen und -plätze in Europa sind die Rue Faubourg St. Honoré, die Avenue Montaigne und die Place Vendôme in Paris, die Sloane Street in London, die Via Condotti in Rom, die Via Montenapoleone in Mailand, die Bahnhofstrasse in Zürich, die Calle Ortega Y Gasset in Madrid, die Maximilianstraße in München, der Neue Wall in Hamburg sowie die Goethestraße in Frankfurt.

Veranstaltungen

Teilnehmer am Tuntenlauf des Düsseldorfer Karnevals auf der Kö

Die Königsallee ist neben dem Burgplatz der zweite Ort in der Düsseldorfer Innenstadt für große regionale und überregionale Veranstaltungen. So wurde im Jahr 2003 am nördlichen Ende der Allee im Rahmen des Innerdeutschen Vorentscheids für die Olympischen Spiele 2012 gefeiert.

In den Jahren 2006 bis 2008 wurde die Eröffnungsfeier der DTM auf der gesamten Königsallee begangen. Zu diesem Zweck wurden mehrere Bühnen und Großbildleinwände errichtet.

Zu den regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen zählt unter anderem der sogenannte Bücherbummel auf der Kö. Bei diesem fünftägigen Literaturfestival werden auf der östlichen Seite des Boulevards Buchverkaufs-, Gastronomiestände und Zelte verschiedener kultureller Institutionen aufgebaut.

Daneben werden auch sportliche Veranstaltungen auf der Königsallee ausgerichtet. So ist der Kö-Lauf und das Radrennen Rund um die Kö hier ebenso zu Gast wie der Düsseldorf-Marathon.

Im Rahmen des Düsseldorfer Karnevals findet hier am Karnevalssamstag der sogenannte Tuntenlauf statt. Am darauf folgenden Sonntag ist der Boulevard fest in der Hand des nicht organisierten Straßenkarnevals und am Rosenmontag führt der Umzug ebenfalls über die Kö. Eine vormalige Siegerin des Tuntenlaufs, die Freifrau von Kö, bietet Stadtführungen über die Königsallee und ihre Umgebung an, wobei neben Stadtentwicklungsprojekten wie dem Kö-Bogen auch die Stadtgeschichte und ihre Grandes Dames im Mittelpunkt stehen.

Zitate

„Wissen Sie, was der Lieblingssport der Düsseldorfer ist? Na, 400 Meter blöd kucken – auf der Kö!“

Kabarettist und Düsseldorfer Urgestein Manes Meckenstock

„Dort unten pulsiert die Schlagader, die weltberühmte Königsallee, von den Düsseldorfern verharmlosend Kö genannt; eine ironische Verkleinerung für die Fifth Avenue der Ruhrmetropole. Hier werden die größten und die schmutzigsten Geschäfte abgeschlossen. Die Kö ist ein doppelköpfiger Janus; auf der einen Seite die Banken, auf der anderen die Modegeschäfte. Die Einheit der Geschlechter. Links die Männer und rechts die Frauen. Links die Goldtresore und rechts die elegantesten Ankleidekabinen Deutschlands, wo die geplagten Millionäre ihre zartgliedrigen Aushängeschilder mit Samt und Seide behängen. In der Mitte fließt der Stadtgraben, moosgrün und uralt: ein traumhafter Anachronismus im Hexenkessel der Stadt.“

André Kaminski (1923–1991), Schweizer Schriftsteller[4]

„Düsseldorf hat sein Unter den Linden, sein Rotten Row, seine Rue de Rivoli und seinen Newskij-Prospekt so gut wie Berlin, London, Paris und Petersburg. Es ist die Königsallee, der Mittelpunkt der Stadt. Hier konzentriert sich das großstädtische Leben, die Düsseldorfer höchste Eleganz. Hier können Sie alles haben, Anzüge, Lotterielose, Schokolade, Bücher in Pappdeckel und Schweinsleder, Hosenstoffe und Ölgemälde, Grammophone und die „Düsseldorfer Nachrichten“, Kastanienbäume, einen Stadtgraben und eine große Auswahl von Damen in allen Farben und Größen, sowohl aus der Kaiser-Wilhelm- wie aus der Rethelstraße. Hier gehen sie am Tage spazieren, die Damen, über die nachts die Herren spazieren reiten. Hier flanieren die Herren Hotel-Studenten mit Bierzipfeln, bunten Mützen und seidenen Couleurbändern, die Herren Gymnasiasten mit dem Hakenkreuz im Knopfloch und dem Kleingeld aus der Portokasse des Herrn Papa in der Hosentasche. Und sehen den ehrsamen Bürgerstöchtern nach, die mit kurzen Röckchen, Durchseh-Blusen und Florstrümpfen ihre Kolleginnen von der beinspreizenden Fakultät so gern kopieren möchten.“

Adolf Uzarski: Möppi. Die Memoiren eines Hundes (1921)[5]

Weiterführende Informationen

Siehe auch

Literatur

  • Roland Kanz und Jürgen Wiener: Architekturführer Düsseldorf. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-496-01232-3.
  • Jens Prüss: Die Kö. 54 825 Tage Königsallee in Düsseldorf. Grupello Verlag, Düsseldorf 2002, ISBN 3933749506.
Commons: Königsallee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deal-Magazin am 30. März 2010, abgerufen am 1. April 2010
  2. Rolf Purpar: Kunststadt Düsseldorf. Objekte und Denkmäler im Stadtbild. Grupello Verlag, 2. Auflage, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-89978-044-4, S. 74
  3. Rheinische Post online vom 30. März 2010
  4. Zitiert nach: Walter Krämer, Eva Krämer: Lexikon der Stadtbeschimpfungen – Boshafte Berichte und Schmähungen von Aachen bis Zürich, S. 80, Eichborn AG, Frankfurt, 2002, ISBN 3-8218-1689-9
  5. Zitiert nach: Beatrix Müller, Marianne Tilch (Hrsg.): Düsseldorf. Texte und Bilder aus vier Jahrhunderten. J.B.Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1991, ISBN 3-476-00784-7, S. 305

Koordinaten: 51° 13′ 23″ N, 6° 46′ 45″ O