Waffen-SS
Die Waffen-SS war der militärische Zweig der Schutzstaffel (SS).
Geschichte der Waffen-SS
Die Wurzeln der Waffen-SS sind in der am 17. März 1933 gegründeten Stabswache Berlin der allgemeinen SS zu sehen. Aus dieser entwickelte sich dann die "SS-Verfügungstruppe", die 1935 aus der Leibstandarte Adolf Hitler mit 2.600 Mann und den Standarten Deutschland und Germania mit 5.040 Mann bestand. Die Waffen-SS wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs aus so heterogenen Teilen wie der Verfügungstruppe und den bis Ende 1941 in die Waffen-SS integrierten bisherigen KZ-Wachmannschaften, den "SS-Totenkopf-Standarten", geschaffen. Die nachfolgenden Lagerwachmannschaften waren Männer der allgemeinen SS, die nur nominell den Status der Waffen-SS erhielten.
Zu Beginn des Kriegs lediglich regimentsstark und auf die einzelnen Heeresarmeen verteilt, erfuhr die Waffen-SS im Verlauf des Krieges eine starke Aufwertung und wurde auf Grund der Qualität ihres Materials und der Rücksichtslosigkeit ihrer Kriegführung als "Frontfeuerwehr" eingesetzt und insofern von der Wehrmacht geschätzt. Die Waffen-SS umfasste gegen Ende des Krieges rund 900.000 Mann.
Struktur der Waffen-SS
Die bis zum Kriegsende auf 39 Divisionen angewachsenen Verbände der Waffen-SS sind in drei Kategorien einzuteilen:
Neben 14 aus "Reichsdeutschen" bestehenden rein deutschen Namensdivisionen gab es 11 aus "volksdeutschen" und "germanischen" Verbänden bestehende Freiwilligen-Divisionen und 14 "Waffen"-Divisionen aus "nichtdeutschen" und "nichtgermanischen" Verbänden, auch aus Moslems und Indern. Das militärische Gewicht der letztgenannten war gering, sie dienten dem Regime vor allem als propagandistische Waffe. Besonders der Divisionsbegriff ist für letztere relativ, da diese teilweise nur Kompanie- bis Batallionsstärke erreichten
Die Dienstverpflichtung betrug vier Jahre für Mannschaften, zwölf Jahre für Unterführer und 25 Jahre für Führer. Die Rekruten der Waffen-SS wurden zunächst nach strengen körperlichen Anforderungen ausgewählt. Ab Ende 1942 zog die Waffen-SS auch normale Wehrpflichtige ein, z.B. für die Aufstellung der 9. SS-Panzergrenadierdivision Hohenstaufen und glich ihre Tauglichkeitsanforderungen denen der der Wehrmacht an. Zudem wurden, insbesondere in Osteuropa, Rekruten mitunter auch zwangsweise eingezogen.
Besondere Problematik
Nach wie vor umstritten ist, ob die Waffen-SS als nationalsozialistische Weltanschauungstruppe zu sehen ist, die sich moralisch völlig von HVR-Kriegführung losgelöste Truppe verstanden hat, oder ob die Waffen-SS-Soldaten "Soldaten wie andere auch" gewesen sind. Eine endgültige Beurteilung bleibt schwierig.
Die Waffen-SS war unzweifelhaft eine Elitetruppe von besonderer Kampfkraft. Die Kesselschlacht bei Demjansk im August/September 1941 begründet diesen Ruf gleich zu Beginn des Russlandfeldzuges. Die Rückeroberung von Charkow im März 1943 und die Schlacht um Kursk Operation Zitadelle im Juli 1943 wurden von der Wochenschau ganz gezielt als Großtaten der Waffen-SS gefeiert. Die besonderen Leistungen der Waffen-SS, im wesentlichen die der "klassischen" Divisionen, beruhten nicht nur auf ihrer gegenüber der Wehrmacht moderneren Waffentechnik, sondern auch auf besonderer weltanschaulicher Geschlossenheit und ausgeprägter Opferbereitschaft. Zudem war der Umgang von Offizieren und Mannschaften deutlich kameradschaftlicher als bei der Wehrmacht.
Aber auch der Ruf, rücksichtslos gegenüber Gefangenen und der Zivilbevölkerung zu sein, begleitete die Waffen-SS von Anfang an. Insbesondere aus den Reihen von Freiwilligen- und Waffendivisionen wurden bei der Partisanenbekämpfung brutale Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung begangen. Im Mai 1940 eroberte das motorisierte SS-Infanterieregiment "Leibstandarte Adolf Hitler" die Ortschaft Wormhoudt in Nordfrankreich. Mindestens 45 gefangene britische Soldaten wurden von Angehörigen der "Leibstandarte" erschossen. Untrennbar mit der Waffen-SS verbunden ist das Massaker in Oradour-sur-Glane, wo eine Kompanie der 2. SS-Panzerdivision "Das Reich" am 10. Juni 1944 642 Menschen, darunter auch 245 Frauen und 207 Kinder, erschossen oder bei lebendigem Leibe verbrannt hat.
Darüber hinaus gab es zwischen den Feldeinheiten der Waffen-SS und den SS-Einsatzgruppen, die hinter der Front in großem Maßstab Massaker an Juden begangen, sowie den Wachmannschaften der Konzentrationslagern Personalaustausch. Fanatische Kämpfer der Waffen-SS haben in den letzten Kriegstagen eine Vielzahl von deutschen Soldaten und Zivilisten wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung oder Desertion ermordet.
Allerdings hatten auch die Angehörigen der Waffen-SS vom Gegner keine Gnade zu erwarten. An der eintätowierten Blutgruppe im Oberarm leicht zu erkennen, wurden viele SS-Angehörige nach ihrer Gefangennahme erschossen.
Die Charta des Internationalen Militärgerichtshofs von Nürnberg erklärte die SS mit den Abteilungen Waffen-SS, Gestapo, SD, Allgemeine SS und Totenkopfverbände, unter Ausnahme der Reiter-SS, zur verbrecherischen Organisation.
Nach der Wiederbewaffnung blieb die neugegründete Bundeswehr ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS, allerdings nur oberhalb des Dienstranges des Hauptsturmführers, verschlossen. 1961 waren durch den Personalgutachterausschuss 159 ehemalige Waffen-SS-Offiziere, 330 Unteroffiziere und 210 Mannschaften „nach eingehender Prüfung der Zuverlässigkeit“ in das Dienstverhältnis eines Berufsssoldaten oder eines Soldaten auf Zeit berufen worden.
Dienstgrade der Waffen-SS
Um sich von der Wehrmacht abzusetzen, gab sich die SS eigene Dienstgrade, die aber alle bis auf den Oberführer eine Wehrmachtsentsprechung besaßen:
Mannschaften
- SS-Mann
- SS-Oberschütze
- SS-Sturmmann
- SS-Rottenführer
Unterführer
- SS-Unterscharführer
- SS-Scharführer
- SS-Oberscharführer
- SS-Hauptscharführer
- SS-Standartenoberjunker (Führeranwärter)
- SS-Stabssscharführer (Spieß)
- SS-Sturmscharführer
Führer
- SS-Untersturmführer
- SS-Obersturmführer
- SS-Hauptsturmführer
- SS-Sturmbannführer
- SS-Obersturmbannführer
- SS-Standartenführer
- SS-Oberführer
- SS-Brigadeführer
- SS-Gruppenführer
- SS-Obergruppenführer
- SS-Oberstgruppenführer
- Reichsführer-SS
Literatur:
- Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf - Die Geschichte der SS. Orbis Verlag ISBN 3572013429
Weblinks:
- Jason Pipes, feldgrau.com: Liste der Divisionen der Waffen-SS
Die englischsprachige Site feldgrau.com betreibt "research on the German armed forces 1918 - 1945" und fasst darunter auch die Waffen-SS
http://www.feldgrau.com/wssdiv.html (Stand der URL: 2004-04-07)