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Streichholz

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Nachkriegs-Welthölzer der Deutschen Zündwaren-Monopolgesellschaft
Zündung eines Streichholzes
Sicherheitsstreichholz
Streichholzbriefchen (offen) vom deutschen Reservistenverband

Ein Streichholz oder Zündholz entzündet sich durch Reiben des Zündkopfes an einer Reibefläche.

Typen

Sicherheitsstreichholz

Dabei besteht der Zündkopf in der Hauptsache aus Schwefel oder Antimon(III)-sulfid als Reduktionsmittel und dem Oxidationsmittel Kaliumchlorat, sowie Zusätzen (Leim, Paraffin). In der Reibefläche (meist an der Streichholzschachtel) befindet sich eine verleimte Mischung aus Glaspulver und rotem Phosphor. Durch Reiben des Zündkopfes an der Reibefläche bleiben Spuren des Phosphors am Zündkopf hängen und entzünden sich (der Phosphor reagiert mit dem Luftsauerstoff und teilweise auch mit dem Oxidationsmittel). Dadurch reagiert der Schwefel mit dem Oxidationsmittel (Redoxreaktion) und entzündet das Streichholz. Das Holz selbst ist meist von Espen und mit Paraffin (damit es besser brennt) und mit Dinatriumhydrogenphosphat (verhindert das Nachglühen) getränkt.

Überallstreichholz

Bei dieser ursprünglichen Form des Streichholzes war die Phosphorverbindung in den Zündkopf des Streichholzes mit eingebracht, so dass sich dieses alleine durch Reiben an einer rauen Oberfläche entzünden ließ.

Sturmstreichholz

Bei dieser Form zu entfachen. Diese Form des Streichholzes wird gerne beim Campen oder Trekking verwendet. Im Handel erhältliche Sturmstreichhölzer sind oftmals zusätzlich wasserfest verarbeitet.

Geschichte

Im Jahr 1681 tauchte der Engländer Robert Boyle Holzspäne in geschmolzenen Schwefel und das erste Zündholz war erfunden, aber es ließ sich leider nur an einem brennenden Gegenstand entzünden.

1827 erfand der englische Apotheker John Walker das erste Streichholz. Er entdeckte, dass sich eine Mischung aus Antimon(III)-sulfid, Kaliumchlorat, Gummi und Stärke durch Reibung an einer rauhen Oberfläche entzündet. Diese Streichhölzer hatten mehrere Probleme -- Die Flamme brannte unregelmässig und das brennende Zündholz verursachte einen unangenehmen Geruch.

Der Franzose Charles Sauria konnte diese Nachteile 1831 durch Zusatz von Phosphor beheben. Industriell wurden dann Phosphorstreichhölzer ab 1832 durch den Deutschen Friedrich Kammerer hergestellt. Sie hatten aber die schlechte Eigenschaft, sich mit erschreckender Leichtigkeit selbst zu entzünden. Die Herstellung der Phosphorhölzer war extrem gesundheitsschädigend. Der Schwede Karl Frantz Lundström löste dieses Problem, indem er 1844 den weißen Phosphor durch den amorphen roten Phosphor ersetzte (die Grundlagen dafür schuf der ebenfalls aus Schweden stammende Chemiker Gustav Eric Pasch). Daher nennt man die Streichhölzer auch Sicherheitsstreichhölzer oder auch Schwedenhölzer.

Aber auch in der Donaumonarchie hat man sich mit der Herstellung von Sicherheitszündern beschäftigt. Dies beweist ein Artikel in den „Innsbrucker Nachrichten“ vom 28.05. 1856:

Die Anti-Phosphor=Reibzünder

"Die österreichische Zündwaren-Fabrikation hat einen überraschenden Fortschritt gemacht. Dieser beruht auf der Entdeckung eines hervorragenden österreichischen Gelehrten, des Professors für Chemie am Wiener Polytechnikum, Anton Schrötter von Kristelli (geb. 26.11.1802 in Olmütz, gest. 15.04.1875 in Wien). Ihm war es nach vielen mühsamen Versuchen gelungen, reinen Phosphor in einem anderen allotropischen Zustande und zwar als amorphen Phosphor darzustellen, worüber er bereits im Jahre 1847 der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften eine Denkschrift übergab, welche anfangs mit großer Behutsamkeit aufgenommen wurde und gleichmäßig im Schoße der Akademie wie im Auslande solchen Unglauben erregte, dass Schrötter förmlich die Nasen der gelehrten Herren auf den amorphen Phosphor stoßen musste, um sie gläubig zu machen. Es war ihnen nicht zu verargen, denn die Umwandlung des gewöhnlichen Phosphors in die andere Modifikation vermöge einer Molecular-Veränderung kam ebenso unerwartet, als sie von den wichtigsten Corollarien für die Wissenschaft begleitet ist.

Wir beabsichtigen aber hier nicht darauf einzugehen, wir halten uns an die praktischen Vorzüge des amorphen Phosphors, die nicht hoch genug anzuschlagen sind. Er ist an der Luft vollkommen unveränderlich, er zieht keine Feuchtigkeit an, entzündet sich nicht von selbst, ist geruchlos und verliert gänzlich die giftige Eigenschaft des normalen Phosphors, während die Entzündung erst bei kräftiger Einwirkung erfolgt.

Daraus erklärt sich das Bestreben, bei den Gewerben den bisher verwendeten Phosphor durch den amorphen zu ersetzten, und da lag zunächst dessen Benutzung zur Anfertigung von Zündapparaten nahe, wodurch ihre bestehenden Mängel, die sehr zu beherzigenden schädlichen Einflüsse auf die Gesundheit der Arbeiter, die nicht selten vorkommende Feuergefährlichkeit zu Hause und auf dem Transporte, die hin und wieder auftauchenden Vergiftungsfälle und dgl. entschieden beseitigt sind. Nur einige mechanische Hindernisse standen der Einführung bei dem fabriksmäßigen Betrieb im Wege und so blieben mehrfache Versuche, der wahrhaft nützlichen Erfindung im täglichen Leben Geltung zu verschaffen, jahrelang unfruchtbar.

Jetzt gelangte das intelligente Fabrikshaus von Bernard Fürth zu Schüttenhofen und Goldenkron in Böhmen dahin, die neue Entdeckung gemeinnützig zu machen und Zündapparate mittels des amorphen Phosphors im großen herzustellen. Selbe erschienen zuerst auf der Pariser Weltausstellung unter der Exposition des Hauses Fürth, wo sie von der Seite der praktischen Franzosen, wie leicht denkbar, keine geringe Beachtung fanden; nun sind sie, von einem ausschließenden k.k. Privilegium geschützt, seit kurzer Zeit unter dem Namen der Antiphosphor-Reibzünder von Bernard Fürth, in den Handel gebracht worden.

Sie unterscheiden sich in ihrer äußeren Erscheinung von den bekannten Zündhölzchen durch die Eigenthümlichkeit, dass der ganze unschädliche Zündstoff auf der Reibfläche angebracht werden konnte, die Hölzchen selbst aber gleichsam eine todte, harmlose Masse vorstellen, welche für jede anderweitige Friction unempfindlich bleibt."

Wie bei vielen anderen vortrefflichen Erfindungen, so scheint es auch bei der Entwicklung der Sicherheitszünder so gewesen zu sein, dass die Entdeckung fast zeitgleich an verschiedenen Orten gemacht wurde.

Im tschechischen Sušice (Böhmerwald) gibt es direkt am Marktplatz ein Streichholzmuseum. Ebenfalls gibt es im schwedischen Jönköping ein solches Museum .

Mit der Erfindung der Streichhölzer kamen bald die Tunkhölzer außer Gebrauch.

Von 1930 bis 1983 bestand in Deutschland ein staatliches Zündwarenmonopol.

Andere Verwendungen

Zündholzturm ist eine von vielen zusätzlichen Verwendungen des Streichholzes. Der Name kommt von dem gebräuchlichen Synonym für Streichholz, nämlich Zündholz.

Vielen Menschen dienen Streichhölzer und insbesondere die Streichholzschachteln auch als Sammelobjekte, da diese oft als Werbefläche genutzt werden. Diese Sammelleidenschaft wird dann Phillumenie (philos = Freund und lumen = Licht) genannt.


Literatur

  • Bujard, Alfons Zündwaren, Survival Press, Radolfzell, 1910, Reprint 2002, ISBN 3831139482

Siehe auch: Zündwarenmonopol, Feuerzeug, Feuerstein, Zündholzturm

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Kurze Geschichte des Zündholzes