Zum Inhalt springen

Bismarck (Schiff, 1940)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Oktober 2005 um 23:04 Uhr durch 172.179.11.76 (Diskussion) (Kleine Textkorrekturen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:German Battleship Bismarck bow view.jpg
Schlachtschiff Bismarck – Bugansicht
Datei:German Battleship Bismarck launching Febr 1939 2.jpg
Bismarck wird zu Wasser gelassen – Februar 1939
Datei:German Battleship Bismarck fitting out Hamburg 1939 1.jpg
Bismarck wird ausgerüstet – Dezember 1939
Datei:Battleship Bismarck 08 1940.jpg
Bismarck im August 1940
Datei:German Battleship Bismarck May 1941 from PE 1.jpg
Bismarck von Prinz Eugen aus fotografiert
Datei:German Battleship Bismarck May 1941 from PE 2.jpg
Der Bug der Bismarck liegt nach Gefecht mit der Hood tiefer im Wasser

Die Bismarck, benannt nach dem früheren deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck (Taufpatin war Bismarcks Enkelin Dorothea von Löwenfeld), war zu ihrer Zeit eines der größten und stärksten Schlachtschiffe der Welt und stand unter dem Kommando von Kapitän zur See Ernst Lindemann.



Schlachtschiff "Bismarck"

Technische Daten

  • Kiellegung: 1. Juli 1936
  • Stapellauf: 14. Februar 1939
  • Indienststellung: 24. August 1940
  • Bauwerft: Blohm & Voss, Hamburg
  • Verdrängung
    • offiziell: 35.000 ts
    • tatsächlich (maximal): 50.405 ts
  • Länge (ü. alles)/ Breite / Tiefgang: 250,5 m / 36 m / 10,2 m
  • Leistung an den Wellen: maximal 150.170 PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 30,1 kn über 3 Schrauben
  • Brennstoffvorrat: 7.400 m³ maximal
  • Panzerung
    • Gürtelpanzer: 320 mm
    • Deck: 80-120 mm
    • oberer Panzer: 145 mm
    • drittes Panzerdeck: 80-120 mm
      • über den Munitionskammern: 100 mm
      • über der Rudermaschinenanlage: 100 mm
    • Kommandoturm: 220-350 mm
    • Türme der Schweren Artillerie: 130-360 mm
    • mittlere Artillerie: 40-100 mm
  • Bewaffnung
    • Schwere Artillerie: 8 × 38 cm L/52 C/34 in 4 Doppeltürmen
      • Turmgewicht: 1052 t
      • Rohrgewicht (m. Verschluss): 111 t
      • Rohrlänge: 19,63 m
      • Geschossgewicht
        • APC / HE Boden(L/4,5)+Kopfzünder(L/4,6): 800 kg
        • spezielle Granaten für Küstenbeschuss
          • Siegfried HE L/4,5: 495 kg
          • HE L/4,4: 510 kg
      • Geschosslänge
        • APC: 167,2 cm
        • HE m. Bodenzünder: 171 cm
        • HE m. Kopfzünder: 174,8 cm
      • Mündungsgeschwindigkeit
        • Granaten gegen Schiffsziele: 820 m/s
        • spezielle Granaten für Küstenbeschuss: 1050 m/s
      • Reichweite:
        • bei 30° Erhöhung: 36.520 m
        • bei 52° Erhöhung (Küstenbeschuss): 42.000 m, bzw. 54.900 m mit 495 kg Granate
      • Durchschlagsleistung (Panzergranate/APC):
        • 0 m: 742 mm
        • 4572 m: 616 mm
        • 18 km: 419 mm
        • 22 km: 393 mm
        • 27 km: 304 mm
      • Feuerrate: 2,3 - 3 Schuss/Minute
      • Lebensdauer: 180-210 Schuss pro Rohr
      • Munitionsvorrat: 108 Schuss pro Rohr
    • Mittelartillerie: 12 × 15 cm L/55 C/28 in 6 Doppeltürmen
      • Turmgewicht (mit Entfernungsmesser): 116,25 t
      • Rohrgewicht: 9,08 t
      • Geschossgewicht (APC, HE): 45,3 kg
      • Geschosslänge
        • APC: 55.5 cm
        • HE m. Kopfzünder: 65.5 cm
        • HE m. Bodenzünder: 67.9 cm
        • Lebensdauer: ca. 1100 Schuss
      • Feuerrate: 6-8 Schuss/Min
      • Mündungsgeschwindigkeit: 875 Meter/Sekunde
      • Reichweite
    • bei 35° (HE): 22.000 m
    • bei 40° (HE): 23.000 m
      • Munitionsvorrat: 105-150 Schuss pro Rohr
    • Flugabwehr
      • 16 × 10,5 cm L/65 C/33
        • Turmgewicht: 27,055 - 27,805 t
        • Gewicht eines Rohrs: 4.56 t
        • Feuerrate: 15-18 Schuss/Minute
        • Lebensdauer: ca. 2950 Schuss
        • Mündungsgeschwindigkeit (HE): 900 Meter/Sekunde
        • Reichweite:
          • bei 45° (HE): 17.700 m
          • bei 85° (HE): 12.500 m
          • Munitionsvorrat: 400-420 Schuss pro Rohr
      • 16 × 3,7 cm C/30 (8 Doppeltürme)
        • Turmgewicht: 3,67 t
        • Rohrgewicht: 243 kg
        • Mündungsgeschwindigkeit: 1000 Meter/Sekunde
        • Reichweite: bei 45° 8500 m / bei 85° 6800 m
        • Lebensdauer: 7500 Schuss
        • Munitionsvorrat: 2000 Schuss pro Rohr
        • Feuerrate: 30 Schuss/Minute
      • 2 cm FLAK MK (insgesamt 20)
        • 12 in Einzellaffetten (C/30)
        • 2 Vierlingstürme (C/38)
    • zusätzlich: vier Flugzeuge Typ Arado Ar-196, Start von einem Katapult, welches zu einer Seite des Schiffes ausgefahren wurde.
  • Beiboote
  • Besatzung: ca. 2000
  • Baukosten: 196,8 Mio Reichsmark

Schwesterschiffe

Geschichte

Der Versailler Vertrag gestattete Deutschland nur Kriegsschiffe von maximal 10.000 Tonnen. Erst mit Abschluss des deutsch-englischen Flottenabkommens vom 28. Juni 1935, dem das Washingtoner Flottenabkommen vom 6. Februar 1922 zugrunde lag, war es Deutschland offiziell erlaubt, Schlachtschiffe mit einer Standardverdrängung von bis zu 35.000 tons [ts] (eine Tonne entspricht allerdings ca. 1016 kg) zu bauen. Deshalb wurde die offizielle Verdrängung nur mit 35.000 tons angegeben. Die Standardverdrängung der Bismarck betrug jedoch in Wirklichkeit 41.700 tons.

Die Bismarck hatte nur ein kurzes Leben. Am 18. Mai 1941 lief sie aus Gdynia (Gdingen, während der deutschen Besatzung von 1940 bis 1945 Gotenhafen genannt) zum Unternehmen Rheinübung aus. In Begleitung des Schweren Kreuzers Prinz Eugen ging die Fahrt durch den Großen Belt, Kattegat und Skagerrak in die Nähe von Bergen (Norwegen), wo das Schiff für einen Tag im Grimstadfjord lag. Dort wurde sie von der englischen Luftaufklärung entdeckt. Am 22. Mai setzten beide Schiffe ihre Fahrt fort. Im Laufe des nächsten Tages näherte man sich der Dänemarkstraße. Hier wurde der deutsche Verband aber von den britischen Kreuzern HMS Norfolk und HMS Suffolk gesichtet. Von nun an standen Bismarck und Prinz Eugen unter ständiger Verfolgung durch Radarbeobachtung. Die Briten sandten den Schlachtkreuzer HMS Hood und das Schlachtschiff HMS Prince of Wales zum südlichen Ausgang der Dänemarkstraße, um die Deutschen abzufangen.

Am frühen Morgen des 24. Mai 1941 kam es zu einem Gefecht beider Verbände. Die Bismarck konnte, mit nur sechs Salven ihrer schweren Artillerie, HMS Hood versenken. Durch einen Volltreffer ins Hauptmagazin, gab es eine Explosion, welche das Schiff in zwei Teile riss. Über 1.400 britische Seeleute, darunter auch Vice-Admiral Ernest-Lancelot Holland, kamen dabei ums Leben. Nur 3 Mann wurden gerettet. Die Prince of Wales drehte, nach vier Treffern durch Bismarck und drei Treffern durch Prinz Eugen, ab.

Prinz Eugen erlitt keine Beschädigungen bei diesem Gefecht. Bismarck hatte dagegen drei Treffer durch die Prince of Wales erhalten. Einer ging in die Heizölzellen im Vorschiff. Dadurch liefen ca. 1000 t Brennstoff aus. Ferner kam man an die noch intakten Zellen des Vorschiffes nicht mehr heran. Jetzt rächte sich, dass die Bismarck weder in Bergen noch im Nordmeer nachgetankt hatte. Eine längere Operation war nun unmöglich geworden. Vizeadmiral Günter Lütjens entschied, sich von der Prinz Eugen zu trennen. Diese sollte selbständig Handelskrieg führen. Bismarck sollte direkt nach St-Nazaire in Frankreich laufen. Am Abend konnte man, durch ein geschicktes Täuschungsmanöver, die Trennung durchführen. Beide Schiffe entkamen der Radarbeobachtung der britischen Kreuzer Norfolk und Suffolk.

Die Briten mobilisierten nach der Versenkung der Hood starke Verbände, um die Bismarck zu vernichten. Darunter war fast die gesamte Home Fleet. Zunächst war die Bismarck unauffindbar. Ein längerer Funkspruch des deutschen Flottenchefs brachte die Briten jedoch wieder auf ihre Spur. Zwei Tage später wurde das deutsche Schiff von einem britischen Aufklärer gesichtet. Am Abend des 26. Mai 1941 erzielte ein Torpedoflugzeug des britischen Flugzeugträgers Ark Royal einen fatalen Zufallstreffer in der Ruderanlage der Bismarck. Das Ruder klemmte bei einer Lage von 15 Grad nach Backbord und machte das Schiff manövrierunfähig. Es gelang nicht, den Schaden zu beheben. Wind und Seegang brachten das Schiff, trotz aller Mühen mit den Schrauben gegenzusteuern, zwangsläufig auf den Kurs ihrer Gegner.

Am Morgen des 27. Mai 1941 wurde die "Bismarck" durch einen Verband britischer Kriegsschiffe gestellt. Es waren die Schlachtschiffe "HMS King George V" und "HMS Rodney", die Schweren Kreuzer HMS Sheffield und HMS Dorsetshire sowie mehrere Zerstörer. Nach dem ca. 90 Minuten dauernden Gefecht waren die Aufbauten und Geschütztürme zerstört bzw. ausgefallen. Daher wurde der Befehl zur Selbstversenkung durch Sprengladungen und Öffnen der Bodenventile erteilt. Die Bismarck ging um ca. 10.36 Uhr unter. Die Dorsetshire und der Zerstörer "HMS Maori" übernahmen 110 Mann, nebst der Schiffskatze Oscar. Dann liefen die Briten, wegen U-Boot Gefahr, plötzlich ab. Von der Besatzung der Bismarck - 2.092 Mann einschließlich Flottenstab und Prisenkommando - blieben noch 400-500 Überlebende im Wasser zurück. Stunden später fand U 74 (Kaptl. Eitel-Friedrich Kentrat) drei Männer. Am 29. Mai konnte das Wetterbeobachtungsschiff Sachsenwald zwei weitere Überlebende bergen. Somit überlebten von fast 2100 Männern nur 115.

Im Juni 1989 wurde das Wrack der Bismarck vom US-amerikanischen Tiefseeforscher Robert Ballard in 4.800 Metern Tiefe wieder entdeckt. Die Bilder der Bismarck zeigen ein aufrecht auf dem Meeresgrund aufsitzendes Schiff, das relativ unbeschädigt dasteht. Der Rumpf ist völlig intakt, die Aufbauten sind beim Sinken zum Teil abgerissen. Auch eine Expedition von James Cameron zeigt deutlich, dass die Bismarck zumindest am Rumpf relativ unbeschädigt ist und daher höchstwahrscheinlich nur durch die Selbstversenkungsmaßnahmen der Besatzung versenkt wurde. Es wurden am ganzen Rumpf nur vier Durchschüsse gezählt, auch die Untersuchung von Torpedoschotten hatte keinen Hinweis auf eine Versenkung durch Torpedos geliefert.

Auch das Schwesterschiff der Bismarck, die Tirpitz, blieb glücklos. Sie wurde am 12. November 1944 durch überschwere britische Bomben im Sandesund bei Tromsö versenkt. Zuvor waren bereits mehrere Versuche, u.a. durch Mini-U-Boote, unternommen worden. Die Tirpitz konnte kein einziges Schiff versenken. Ihre Anwesenheit im Nordmeer bereitete den Alliierten aber Kopfzerbrechen. Eine Hauptversorgungsroute für Russland führte um das Nordkap herum. Geleitzüge auf diesem Weg mussten ständig befürchten, dass die "Tirpitz" auslaufen könnte. Aus diesem Grund mussten den Frachtschiffen entsprechend viele Sicherungsschiffe an die Seite gestellt werden. Dies bedeutete immer einen Verlust an Kampfkraft auf anderen Kriegsschauplätzen. Somit erfüllte die "Tirpitz" ihre Rolle in der Diversions-Strategie, welche zu Beginn des Krieges festgelegt worden war. Sie zielte darauf ab, die zahlenmäßig weit überlegene englische Flotte auseinander zu ziehen.

Literatur

  • Gerhard Koop/Klaus-Peter Schmolke: Die Schlachtschiffe der Bismarck-Klasse. Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1990, ISBN 3-7637-5890-9
  • B.B. Schofield: Der Untergang der Bismarck - Wagnis, Triumph und Tragödie, Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-87943-418-2
  • Will Berthold: Die Schicksalsfahrt der Bismarck - Sieg und Untergang, Neuer Kaiser Verlag, ISBN 3-70431-315-7
  • Robert D. Ballard & Rick Archbold: Die Entdeckung der Bismarck - Deutschlands größtes Schlachtschiff gibt sein Geheimnis preis, Bechtermünz Verlag, ISBN 3-828-95370-0

Siehe auch

Vorlage:Commons2