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Getreide

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Getreide

Getreideprodukte

Vorlage:Taxonomy

Vorlage:Regnum: Pflanzen (Plantae)
Vorlage:Subregnum: Gefäßpflanzen (Tracheobionta)
Vorlage:Divisio: Samenpflanzen (Spermatophyta)
Vorlage:Subdivisio: Blütenpflanzen (Magnoliophyta)
Vorlage:Classis: Einkeimblättrige (Liliopsidae)
Vorlage:Ordo: Poales
Vorlage:Familia: Gräser (Poaceae, Gramineae)
Vorlage:Genus Weltproduktion 2004*

Getreide bilden die Nahrungsgrundlage eines Großteils der Menschheit. Sie sind entweder Grundnahrungsmittel (Reis, Weizen, Mais), oder werden als Viehfutter genutzt (Gerste, Mais). (Die Bezeichnung "Getreide" gibt es nur in der Einzahl)

Getreide im engeren Sinne sind Zuchtformen von Gräsern (botanisch Poaceae). Den Ursprung des landwirtschaftlichen Anbaus vieler Getreidearten kann man nicht mehr nachvollziehen.

Neben den üblichen Getreidesorten, gibt es auch einige sehr giftige Unkrautsamen, die sich kaum vom echten Getreide unterscheiden. Ein Beispiel ist der sehr giftige Taumellolch (Lolium temulentum), der dem Weizen bis zur Reife sehr ähnlich ist, sich aber dann wegen seiner kleineren schwarzen Samen leicht vom Weizen unterscheiden lässt. Wenn Taumellolchsamen unter die Weizenkörner geraten, kann der Genuss des Mehls ernste Folgen haben. Man hat Benommenheit und sogar tödliche Vergiftungen auf den Genuss von Brot zurückgeführt, das zuviel Taumellolchmehl enthielt. Die Giftigkeit der Taumellolchsamen wird gewöhnlich einem in ihnen wachsenden Pilz zugeschrieben.

Verbreitungsgebiete

  • Weizen, Hauptgetreide in gemäßigten Zonen
  • Roggen, bedeutsam in kalten Regionen
  • Gerste, auf Böden angebaut, die zu arm für den Weizenanbau sind, vor allem zur Malzherstellung und als Tierfutter
  • Reis, Hauptgetreide in tropischen Zonen
  • Mais, Grundnahrungsmittel der Völker Nord- und Südamerikas und Afrikas, weltweit als Tierfutter verbreitet
  • Hirse, eine Gruppe von ähnlichen Getreidesorten, die große Bedeutung für die Ernährung in Asien und Afrika haben
    • Sorghum, Grundnahrungsmittel in Asien und Afrika, weltweit als Tierfutter verbreitet
    • Teff, verbreitet in Äthiopien, ansonsten wenig bekannt
  • Hafer, früher Grundnahrungsmittel in Schottland, heute weltweit als Tierfutter verbreitet
  • Triticale, bedeutsam in kalten Regionen
  • Wildreis, wächst in kleinen Mengen in den USA

Aussaat

Wintergetreide

ist Getreide, welches im Herbst, etwa ab September, gesät und im folgenden Jahr, etwa ab Juli, geerntet wird. Winterroggen, Winterweizen, Wintergerste, Wintertriticale und Winterhafer sind im mitteleuropäischen Raum die bedeutendsten Arten.

Sommergetreide

ist Getreide, welches im Frühjahr, etwa ab März, gesät und im gleichen Jahr, etwa ab Ende Juli, geerntet wird. Hafer, Mais und Sommergerste sind im mitteleuropäischen Raum die bedeutendsten Arten. Untergeordnete Rollen spielen Sommerroggen und Sommerweizen

Sorten

In Deutschland müssen Getreidesorten vom Bundessortenamt zugelassen werden. Folgende Anzahl von Getreidesorten war 2004 bei den verschiedenen Getreidearten zugelassen:

In Deutschland zugelassene Getreidesorten (2004)
Getreideart Anzahl
Winterweichweizen 108
Sommergerste 50
Wintergerste 42 (zweizeilig)
Hafer 37
Wintergerste 36 (mehrzeilig)
Winterroggen 35
Wintertriticale 25
Sommerweichweizen 16

Begrannung

Folgender Merksatz erleichtert die Unterscheidung der weit verbreiteten und ziemlich ähnlichen Getreidesorten:

  • Weizen hat sehr kurze Grannen
  • Roggen hat mittellange Grannen
  • Gerste hat sehr lange Grannen
  • Hafer hat auch lange Grannen und die Körner der Rispe hängen im Gegensatz zu den vorhergenannten Sorten nach unten

Krankheiten

  • Mehltau; Echter Mehltau mit Ähren- oder Blattbefall; Erreger des Ährenmehltaus ist Erysiphe graminis DC
  • Mutterkorn; Erreger ist Claviceps purpurea (Fr.) Tul.
  • Rostkrankheiten:
    • Schwarzrost; Erreger ist der Schwarzrostpilz (Puccinia graminis)
    • Braunrost; Erreger ist der Braunrostpilz (Puccinia recondita)
    • Gelbrost (auch Streifenrost genannt); Erreger ist der Gelbrostpilz (Puccinia striiformis)
  • Blatt- und Spelzenbräune; Erreger ist Septoria nodorum
  • Fusariosen; Erreger sind z. B. Fusarium graminearum, Fusarium avenaceum
  • Halmbruchkrankheit; Erreger ist Pseudocercosporella herpotrichoides
  • Getreidebrand:
    • Stein- oder Stinkbrand; Erreger ist Tilletia caries
    • Zwergsteinbrand; Erreger ist Tilletia controversa Kühn

Pseudogetreide (Pseudozerealien)

Andere Pflanzensamen, so genannte Körnerfrüchte, die ähnlich wie die eigentlichen Getreide verwendet werden (können), sind botanisch gesehen keine Gräser. Sie sind meist auch sehr stärke- und mineralstoffreich. Ein wichtiger Unterschied: Sie besitzen kein Klebereiweiß (Gluten), daher sind sie nicht zum Brotbacken geeignet - von Fladenbrot abgesehen. Das macht sie aber andererseits zu einer idealen Diätnahrung für Menschen, die an Zöliakie leiden.

Die wichtigsten Arten sind:

Buchweizen wird traditionell hauptsächlich in China, Russland und in Kanada angebaut, Quinoa und Amarant in Mittel- und Südamerika, sie werden hauptsächlich in der Reformernährung und Vollwertküche verwendet.

Unbedeutend, bzw. rechtlich umstritten:

  • Bado (Nymphaea lotos L. - Ägyptische Lotosblume, Ägyptische Bohne)
  • Nutz-Hanf (Cannabis sativa L. - Hanfgewächse)


Getreideprodukte

Inhaltsstoffe

Inhaltsstoffe verschiedener Getreidearten (je 100 g)
max min Energie (kJ) Eiweiß (g) Fett (g) Kohlenhydrate (g) Kalzium (mg) Eisen (mg) Kalium (mg) Magnesium (mg) Vitamine
B1 (mg) B2 (mg) B6 (mg) E (mg) Folsäure (mg) Niacin (mg)
Dinkel 1470 11,5 2,7 69,0 22 4,2 447 130 0,40 0,15 0,27 1,6 0,03 6,9
Gerste 1430 11,0 2,1 72,0 38 2,8 444 119 0,43 0,18 0,56 0,67 0,065 4,8
Hafer 1530 12,5 7,1 63,0 79,6 5,8 355 129 0,52 0,17 0,75 0,84 0,033 1,8
Hirse 1510 10,5 3,9 71,0 25 9,0 215 170 0,46 0,14 0,75 0,1 0,01 4,8
Mais 1498 9,0 3,8 71,0 15 1,5 330 120 0,36 0,20 0,40 2,0 0,026 1,5
Reis 1492 7,5 2,2 75,5 23 2,6 150 157 0,41 0,09 0,67 0,74 0,016 5,2
Roggen 1323 8,8 1,7 69,0 64 5,1 530 140 0,35 0,17 0,29 2,0 0,14 1,8
Weizen 1342 11,5 2,0 70,0 43,7 3,3 502 173 0,48 0,24 0,44 1,35 0,09 5,1

Getreideernte 2004 (sortiert nach Getreidemenge weltweit)

Weltgetreideernte 2004

Brotgetreideernte in der BRD 2004

Laut GMF wurden im Jahr 2004 folgende Brotgetreidemengen in Deutschland geerntet:

  • Weizen etwa 25 Mio. Tonnen, die auf 3,1 Mio. Hektar angebaut wurden. (Hektarertrag: 81,7 dt/ha)
  • Roggen etwa 3,75 Mio. Tonnen. Sie wurden auf 621.000 Hektar angebaut. (Hektarertrag: 61,3 dt/ha)

Getreideverarbeitung

Trocknung

Da Getreide erst ab 14% Feuchte oder darunter sicher lagerfähig ist, aber meist je nach Witterung mit einer höheren Feuchte gedroschen wird, muss die Feuchte durch Trocknen entzogen werden. Würde die Lagerung zu feucht erfolgen, wären Schimmelbildung oder sogar Selbsterhitzung die Folge. Getreidetrocknung ist sehr energieaufwändig. Da während der Ernte nicht gleich das gesamte angenommene Getreide getrocknet werden kann, werden in vielen Mühlen Getreidepartien vorübergehend auf +7 °C gekühlt, bis sie ebenfalls getrocknet werden können.

Für die Vermahlung sind 14 % Feuchte allerdings zu niedrig, da sonst die Schale bei der Vermahlung zu sehr splittern würde und eine Trennung zwischen Kleie und Mehl schwieriger wird. Daher muss das Getreide dann vor der Vermahlung, in Abhängigkeit von der "Glasigkeit" des Korns, wieder auf 16 - 17 % Feuchte aufgenetzt werden.

Lagerung

Üblich sind Silos zur Einlagerung. Seltener werden Flachlager (als Zwischenlager) verwendet. Die Überwachung und Pflege des Getreides im Lager ist unbedingt erforderlich. Getreide atmet: D.h. es findet Feuchtigkeitsumverteilung im Getreidekorn statt und z.T. auch Wasseraustritt – das Getreide »schwitzt«. Dies begünstigt das Wachstum von Mikroorganismen. Zudem sind ca. 40 % einer Siloschüttung Hohlräume. Der Luftzustand dieser Hohlräuma bestimmt das »Klima« der Schüttung. Daher ist eine ständige Überwachung von Feuchtigkeit und Temperatur. Zu den Grundregeln der Lagerhaltung gehört daher die Reinigung des Getreides vor der Einlagerung und ein Luftaustausch im Silo von Zeit zu Zeit. Getreide gilt unter folgenden Bedingungen als lagerfest: Feuchtigkeit < 14 %, Temperatur < 20 °C, Besatz < 1 %.

Literatur

  • Kirsch/Odenthal: Müllereitechnologie - Werkstoffkunde. Zusammensetzung, Untersuchung, Bewertung und Verwendung von Getreide und Getreideprodukten. 2003, Herausgeber: Bayerischer Müllerbund, München. ISBN 3-9801688-9
  • Cordain Loren: Das Getreide - zweischneidiges Schwert der Menschheit. 2004, Herausgeber: novagenics Verlag, Arnsberg. ISBN 3-929002-35-3
  • Schnauzert/Peroquet: Der Cerealienfresser - Insektenkunde. Lebensraum, Bestimmung und Bekämpfung von Cerealienschädlingen. 2005, Herausgeber: Saarländische Getreidegenossenschaft, Saarbrücken.

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