Georg Nespitzer, auch Georg Nospitzer und Jörg von Passau genannt (* um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert in Stadtlauringen; † 16. Jahrhundert in Leutershausen [?]), war eine führende Persönlichkeit der Täuferbewegung der Reformationszeit. Gegen Ende seines Lebens sagte er sich während seiner Haftzeit in Ansbach von seinen täuferischen Lehren los und wurde daraufhin aus dem Gefängnis entlassen.
Leben
Über Georg Nespitzers Geburtsdatum und seine familiäre Herkunft schweigen die vorliegenden Quellen. Bekannt ist nur, dass er vor seiner Taufe, die er zu Ostern 1527 durch Hans Hut empfing, im bayrischen Passau lebte, worauf auch sein Beiname Jörg von Passau verweist, und dort einen Handel mit Webwaren betrieb. Seine Schwester Ursula war mit dem aus Coburg stammenden Täufer Eukarius Binder verheiratet, eine weitere Schwester mit Thomas Paur[1], der ebenfalls in der Täuferbewegung eine bedeutsame Rolle spielte.
Nach seiner Taufe lernte Nespitzer zunächst die große 1526 von Balthasar Hubmaier gegründete Täufergemeinde in Nikolsburg / Mähren kennen. Danach reiste er nach Straßburg, blieb hier allerdings nur eine kurze Zeit und zog anschließend nach Augsburg, wo er spätestens im August 1527 eingetroffen sein muss, denn Nespitzer gehörte nachweislich zu den Teilnehmern der sogenannten Augsburger Märtyrersynode, die vom 20. bis 24. August 1527 in verschiedenen Augsburg Handwerkerhäusern stattfand. Er war hier Mitglied der 17köpfigen Fraktion seines Täufers Hans Hut, die aufgrund ihrer chiliastisch-prophetischen Lehren in einer gewissen Spannung zu den Schweizer Täufern um Jakob Groß und den Spiritualisten um Hans Denck standen. Gegen Ende der Zusammenkunft kam man jedoch überein, von Augsburg aus Missionare in alle umliegenden Länder zu senden. Nespitzer wurde in Folge dieses Beschlusses als täuferischer Sendbote nach Franken entsandt.[2] Spuren der Missionsarbeit Georg Nespitzers finden sich vor allem im westlichen Franken. In Gründlach taufte er beispielsweise einen Wirt, in Windsheim den aus Rothenburg stammenden Philipp Tuscherer und in Rothenburg - wohl durch Vermittlung des Vorgenannten - den Schneider Hartmann.[3]
Werke
Literatur
- Christian Hege / Christian Neff: Artikel Georg Nespitzer, in: Mennonitisches Lexikon, Frankfurt 1913-1967, Band III, S. 204 f.
- Friedrich Roth: Augsburger Reformationsgeschichte 1904 (2. Auflage)
- Friedrich Roth: Zur Geschichte der Wiedertaufer in Oberschwaben, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg, 1901 / 8
- Karl Schornbaum: Quellen zur Geschichte der Wiedertäufer, II. Band: Markgrafentum Brandenburg (Bayern I. Abteilung), Leipzig 1934.
- Paul Wappler: Die Täuferbewegung in Thüringen von 1526-1584, Jena 1913.
- Wilhelm Wiswedel: Bilder und Führergestalten aus dem Täufertum. II. Band, Kassel 1928, S. 48-51.
Weblinks
- Georg Nespitzer-Biographie bei GAMEO ; eingesehen am 14. Dezember 2010
Einzelnachweise
- ↑ Kimberly D. Schmidt, Diane Zimmerman Umble, Steven D. Reschly (Hrsg.): Strangers at home. Amish and Mennonite Women in History. Johns Hopkins Univ. Press, Baltimore 2002, ISBN 0-8018-6786-X, S. 134; Anm. 25.
- ↑ Vergleiche dazu Hans Guderian: Die Täufer in Augsburg. Ihre Geschichte und ihr Erbe. Ein Beitrag zur 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg, Augsburg 1984, ISBN 3-7787-2063-5, S. 41 - 44
- ↑ Gottfried Seebass: Aufsatz Bauernkrieg und Täufertum in Franken, in: Die Reformation und ihre Außenseiter. Gesammelte Aufsätze und Vorträge; zum 60. Geburtstag / Gottfried Seebass (Hrsg. Irene Dingel unter Mitarbeit von Christine Kress), Göttingen 1997, ISBN 3-525-58165-3, S. 201