Heddesheim ist eine Gemeinde mit rund 11.500 Einwohnern. Sie liegt im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg in der Nähe von Mannheim und ist Teil der Metropolregion Rhein-Neckar, einem Ballungsraum mit 2,4 Millionen Einwohnern.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 30′ N, 8° 36′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Karlsruhe | |
Landkreis: | Rhein-Neckar-Kreis | |
Höhe: | 101 m ü. NHN | |
Fläche: | 14,71 km2 | |
Einwohner: | 12.294 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 836 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 68536–68542 | |
Vorwahl: | 06203 | |
Kfz-Kennzeichen: | HD | |
Gemeindeschlüssel: | 08 2 26 028 | |
LOCODE: | DE HDM | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Fritz-Kessler-Platz 68542 Heddesheim | |
Website: | www.heddesheim.de | |
Bürgermeister: | Michael Kessler | |
Lage der Gemeinde Heddesheim im Rhein-Neckar-Kreis | ||
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Geographie
Lage und Naturraum
Heddesheim liegt im Nordwesten Baden-Württembergs in der Oberrheinischen Tiefebene. Fast die Hälfte der Gemarkung liegt auf dem Neckarschwemmkegel. In unmittelbarer Nähe befinden sich östlich die Bergstraße und der Odenwald.
Die nördliche Gemeindegrenze stößt mit der Stadtgrenze von Viernheim zusammen, welches bereits im Bundesland Hessen liegt. Nordöstlich grenzt Heddesheim an Weinheim, östlich an Hirschberg an der Bergstraße, im Süden an Ladenburg, im Südwesten an Ilvesheim und im Westen an Mannheim mit den Stadtteilen Wallstadt und Straßenheim.
Das Gememeindegebiet erstreckt sich über 1271 Hektar. Davon sind 24,8 Prozent Siedlungs- und Verkehrsfläche und 74,2 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt.[2]
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Heddesheim gehören der Weiler Muckensturm, das Gehöft Neuzenhof und die Häuser Becherbruch und Bahnstation Großsachsen-Heddesheim.[3]
Geschichte
Erste Siedlungen im Bereich der Heddesheimer Gemarkung lassen sich bereits etwa im Jahre 100 n.Chr., als die Römer die Stadt Ladenburg gründeten, nachweisen. Der Name Heddesheim stammt von den Franken, die mutmaßlich während der Völkerwanderung auf der Heddesheimer Gemarkung sesshaft wurden. Der fränkische Name lautete wohl „Heim des Hedo“, woraus sich später der Ortsname Heddesheim entwickelte.
Die erste urkundliche Erwähnung von Heddesheim fand zwischen 911 und 948 statt. Das Kloster Lorsch erhielt durch eine Schenkung 949 Ländereien der Gemarkung, was im Lorscher Codex Erwähnung findet. Im 11. und 13. Jahrhundert werden mehrfach Grundstücke vermacht oder getauscht. Vermutlich schon Ende des 12. Jahrhunderts übernahmen die Pfalzgrafen bei Rhein die Grundherrschaft. 1222 wurde Muckensturm erstmals urkundlich erwähnt. Um 1450 wohnten etwa 200 Menschen in Heddesheim, das in der Kurpfalz zur Äpfelbacher Zent gehörte.
Der Tabakanbau begann um 1600 auf den Feldern des Ortes. Wie viele Ortschaften der Region wurde auch Heddesheim im 30-jährigen Krieg vom Feldherrn Tilly zerstört. Durch mehrfache Kriege in der Region zählte die Ortschaft auch Ende des 17. Jahrhunderts immer noch 200 Einwohner.
Das Alte Rathaus wurde 1719 errichtet, 1756 das katholische Pfarrhaus und eine reformierte Kirche. Die katholische Kirche entstand in ihrer heutigen Form 1792. 1803 wurde die Kurpfalz aufgelöst und Heddesheim gelangte zum Großherzogtum Baden. Das Bezirksamt Ladenburg war ab 1820 für Heddesheim zuständig. Später übernahm diese Funktion das Bezirksamt Mannheim, der spätere Landkreis Mannheim. Diese Trennung ist heute noch sichtbar insbesondere dadurch, dass die obere Verwaltung durch den Rhein-Neckar-Kreis erfolgt, während die vollzugspolizeiliche Zuständigkeit Mannheim obliegt.
Um 1825 hatte die Ortschaft 1.200 Einwohner. Die reformierte Kirche wurde 1870 abgerissen und durch die heutige evangelische Kirche ersetzt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden bereits 2.600 Einwohner gezählt.
Im 20. Jahrhundert wurde die Ortschaft durch die Oberrheinische Eisenbahn (OEG) an das Schienennetz angeschlossen. 1929 wurden die abgesonderten Gemarkungen von Muckensturm und Neuzenhof mit Heddesheim vereinigt. Straßenheim war ursprünglich auch der Gemeinde zugeschlagen worden. Die Straßenheimer wehrten sich allerdings erfolgreich dagegen, weil sie zu Mannheim eingemeindet werden wollten. Gegen 1939 war der Tabakanbau in Heddesheim auf seinem Höhepunkt. Auf einer Anbaufläche von 300 ha wurde ein Ertrag von nahezu 900 Tonnen Tabak erzielt, was Heddesheim zur größten tabakanbauenden Gemeinde Deutschlands machte.
1868 wurde die „Alte Schule“, in der Beindstraße gebaut. Das Gebäude in der Schulstraße kam dazu. 1958 hatte Heddesheim die Einwohnerzahl mit 5.280 Einwohnern nahezu verdoppelt und ein weiteres Schulgebäude wurde errichtet. Mit der Errichtung des zweiten Schulstandortes in der Rheinstraße wurde der alte Standort in Hans-Thoma-Grundschule umbenannt.
1969 wurden das neue Rathaus und das Feuerwehrhaus errichtet, wobei die Gemeinde mittlerweile über 8.000 Einwohner zählte. Die zweite Schule, die Johannes-Keppler-Hauptschule (heute mit Werkrealschule), wurde 1971 gebaut. Mit der Auflösung des Landkreis Mannheim 1973 kam die Gemeinde zum Rhein-Neckar-Kreis. Die Städtepartnerschaft mit der französischen Gemeinde Nogent-le-Roi entstand im Jahr 1974. Das neue Bürgerhaus wurde 1989 errichtet, die Gemeinde Heddesheim zählte 11.200 Einwohner.
Jahr | 1439 | 1577 | 1777 | 1852 | 1905 | 1950 | 1967 |
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Einwohner[4] | 135 | 265 | 543 | 1790 | 2820 | 5391 | 7766 |
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat 22 Sitze und wird in direkter Wahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Hinzu kommt der Bürgermeister als Gemeinderatsvorsitzender. Nach dem baden-württembergischen Kommunalwahlrecht hat der Wähler die Möglichkeit des Kumulierens und Panaschierens. Die nächste Gemeinderatswahl findet turnusgemäß 2014 statt. Bei der Kommunalwahl 2009 gab es folgendes Ergebnis:
Gemeinderat 2009 | |||||
Partei | Stimmen | Sitze | |||
CDU | 33,7 % (-11,4) | 8 (-2) | |||
GRÜNE | 28,2 % (+15,0) | 6 (+3) | |||
SPD | 23,9 % (-4,6) | 5 (-1) | |||
FDP/DVP | 14,3 % (+1,0) | 3 (=) | |||
Wahlbeteiligung: 55,6 % |
Bürgermeister
Michael Kessler ist seit Juni 1998 Bürgermeister. Er wurde mit 53,32 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang gewählt. 2006 wurde er in seinem Amt bestätigt.
Wappen
Die Blasonierung des Wappens lautet: In halbgespaltenem und geteiltem Schild oben vorn in Schwarz ein linksgewendeter, rot bewehrter, rot bezungter und rot gekrönter goldener Löwe, oben hinten von Silber und Blau schräggerautet, unten in Rot über blauem Wellenschildfuß der silberne lateinische Großbuchstabe H.
Das Wappen geht zurück auf ein Gerichtssiegel aus dem Jahr 1555. Es findet sich auch über dem Portal des 1719 erbauten Rathauses. Löwe und Rauten sind die heraldischen Symbole der Kurpfalz. 1901 wurde das Wappen vom Generallandesarchiv offiziell verliehen.
Die Flagge ist Blau-Weiß und wurde 1968 vom Innenministerium verliehen.[5]
Städtepartnerschaft
Heddesheim pflegt seit 1974 aktiv eine Städtepartnerschaft mit Nogent-le-Roi. Nogent-le-Roi ist eine französische Gemeinde im Département Eure-et-Loir in der Region Centre. Sie gehört zum Arrondissement Dreux und ist Verwaltungssitz des Kantons Nogent-le-Roi.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sport und Freizeit
Durch die Ausweitung von Gebieten und dem Bau von Sportanlagen und kulturellen Einrichtungen ist in Heddesheim für eine Gemeinde dieser Größe untypisches Angebot an Freizeitaktivitäten entstanden:
- Hallenbad
- Badesee mit zwei beheizten Becken
- Kunsteisbahn im Freien
- Zwei Mehrzwecksporthallen
- 18-Loch-Golfplatz
- Gemeindebücherei
- Musikschule
- Fußballfelder
- Reitverein
Zudem tragen mehr als 50 Vereine zum kulturellen und sportlichen Leben bei.
Mundart
Der Heddesheimer Dialekt ist neben den üblich kurpfälzischen Dialektmerkmalen durch den Lambdazismus gekennzeichnet. Der Ortsname heißt deshalb im ursprünglichen Heddesheimer Dialekt auch Hellese und nicht Heddese.
Medien
Eigentlich zur lokalen Berichterstattung initiiert, erlangte ein von dem Journalisten Hardy Prothmann betriebenes Blog mit dem Namen "Das heddesheimblog"[6] überregionale Bekanntheit. Anlass ist seine Kritik an der von ihm Bratwurstjournalismus genannte Art der Lokal-Berichterstattung im Mannheimer Morgen[7].
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Ursprünglich von der Landwirtschaft geprägt, haben sich in Heddesheim einige kleinere Industriebetriebe angesiedelt. In zentraler Lage des Rhein-Neckar-Dreiecks ist Heddesheim aber überwiegend eine Wohngemeinde für Pendler in die umliegenden Oberzentren Mannheim und Heidelberg. Die landwirtschaftliche Nutzfläche Heddesheims liegt bei 1130 ha, davon 700 ha Getreide, 266 ha Viehzucht, 100 ha Zuckerrüben und 64 ha Tabak.
Verkehr
Heddesheim ist seit 1909 Endstelle einer Zweigstrecke der Oberrheinischen Eisenbahn (kurz OEG), die von Mannheim-Käfertal über Mannheim-Wallstadt bis Heddesheim führt. Die Strecke wird seit 1995 als Teil der Straßenbahnlinie 4 mit einem Linienweg von Heddesheim über Mannheim und Ludwigshafen am Rhein nach Oggersheim betrieben. Seit Dezember 2008 wird von der Linie 4 jeder halbstündliche Kurs (an Wochenenden und Feiertagen stündlich) bis Bad Dürkheim durchgebunden.
Im Bereich des außerhalb gelegenen Gewerbegebietes liegt der Haltepunkt der Deutschen Bahn Großsachsen-Heddesheim an der Main-Neckar-Bahn. Buslinien führen nach Ladenburg und Großsachsen. Heddesheim gehört zum Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.
Mehrere Autobahnen führen in der unmittelbaren Umgebung von Heddesheim vorbei. Im Norden die A 659 zwischen Mannheim und Weinheim, im Osten die A 5 und im Westen die A 6.
Bildung
In Heddesheim gibt es vier Kindergärten (zwei evangelische, einen katholischen, einen kommunalen). Zudem gibt es die Hans-Thoma-Grundschule (erbaut 1958), sowie die Johannes-Kepler-Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule (erbaut 1971).
Schüler, die eine Realschule oder ein Gymnasium besuchen möchten, müssen in den benachbarten Orten Ladenburg, Viernheim, Weinheim oder nach Mannheim zur Schule gehen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Kurt Fleckenstein (*5. Dezember 1949), deutscher Landschaftsarchitekt
Weitere Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen
- Georg Friedrich Schlatter (1799–1875), war ab 1832 in Heddesheim als evangelischer Pfarrer tätig. Er war Alterspräsident der konstituierenden Landesversammlung in Baden und wurde wegen seiner herausgehobenen Position während der badischen Revolution 1848/49 zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt.
- Philipp Allmang (1799–1867), war zweimal Abgeordneter in der Badischen Ständeversammlung.
Literatur
- Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hrsg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung.
- Bd 1: Allgemeiner Teil. Karlsruhe 1966
- Bd 3: Die Stadt Mannheim und die Gemeinden des Landkreises Mannheim. Karlsruhe 1970
- Hans Huth: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Mannheim: Ohne Stadt Schwetzingen. München 1967
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2024 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑ Statististisches Landesamt Baden-Württemberg, Stand: 31. Dezember 2004
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 364–365
- ↑ Kreisbeschreibung Bd. 3 S. 496: incl. abgesonderter Wohnplätze wie Muckensturm.
- ↑ Herwig John, Gabriele Wüst: Wappenbuch Rhein-Neckar-Kreis. Ubstadt-Weiher 1996, ISBN 3-929366-27-4, S. 59
- ↑ http://heddesheimblog.de/
- ↑ http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/1231/medien/0034/index.html