Kanton Glarus

Kanton der Schweiz
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Der Kanton Glarus (italienisch: Glarona) ist ein deutschsprachiger Kanton im Osten der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Der Hauptort ist Glarus.

Kanton Glarus
Wappen
Wappen
Kanton der Schweizerischen Eidgenossenschaft
Kürzel/Kontrollschild: GL
Amtssprache: Deutsch
Hauptort: Glarus
Beitritt zum Bund: 1352
Fläche: 685,31 km²
Höhenbereich: 411–3610 m ü. M.
Website: www.gl.ch
Bevölkerung
Einwohner: 42'056 (31. Dezember 2023)[1]
Einwohnerdichte: 61 Einwohner pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne Bürgerrecht)
26,3 % (31. Dezember 2023)[2]
Arbeitslosenquote: 1,8 % (30. Juni 2021)[3]
Lage des Kantons in der Schweiz
Lage des Kantons in der Schweiz
Lage des Kantons in der Schweiz
Karte des Kantons
Karte des Kantons
Karte des Kantons
Politische Gemeinden des Kantons
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Glaris ist der französische, lateinische und zugleich der lokale Dialektname (unterschiedlich ausgesprochen) für den Kanton Glarus und dessen Hauptort Glarus.

Geographie

 
Blick ins Glarnerland nördlich von Niederurnen in Richtung Süden
  • Höchste Erhebung: Tödi (3614 Meter über dem Meeresspiegel)
  • Tiefster Punkt: 414 Meter über dem Meeresspiegel

Der Kanton umfasst das Einzugsgebiet der Linth bis zum Walensee, und die Linthebene westlich der Linth bis Bilten sowie den Kerenzerberg. Grosse Höhenunterschiede prägen das Bild des Glarnerlandes: Vom flachen Talboden auf 414 Meter Höhe steigt das Gelände bis auf über 3600 Meter. Diese Gegensätze widerspiegeln sich im Klima: Es wechselt innerhalb weniger Kilometer von mild am Walensee mit seiner südländischen Pflanzenwelt zu hochalpin auf den vergletscherten Berggipfeln; und bläst der Föhn durchs Tal, können Temperaturrekorde gemessen werden. Das Tal ist nur nach Norden zur Linthebene hin geöffnet.

Der 685 Quadratkilometer grosse Kanton entspricht etwa dem Einzugsgebiet der Linth. Das Sernf- oder Kleintal bietet als einziges Seitental dörflichen Siedlungen Platz. Das Klöntal, das wichtigste westliche Seitental, ist, wie Carl Spitteler rühmt, mit seinem Bergsee «so schön, wie es kein Traum errät».

Als sichtbarster Eingriff des Menschen zur Zähmung der Natur zeigt sich das imposante Linthwerk, welches das Antlitz der ganzen Region prägt. Die Linthkorrektion wird 1807 als erstes Nationalwerk der Schweiz in Angriff genommen. Die Linth wird in den Walensee geleitet und ihr Lauf in den Zürichsee kanalisiert. Zuvor floss sie, den Ausfluss des Walensees immer mehr zurück stauend und die Linthebene versumpfend, träge dem Zürichsee zu.

 
Klöntal mit Klöntalersee

Bevölkerung

Die 25 politischen (bis 31. Dezember 2003: 29) Gemeinden des Kantons Glarus bieten knapp 40'000 Personen Heimat. Der Talboden ist mit deutlich über 400 Einwohnern je Quadratkilometer stark besiedelt. Der Ausländeranteil beträgt etwa 20 Prozent. 42 Prozent der Bewohner bekennen sich zur evangelisch-reformierten und rund 37 Prozent zur römisch-katholischen Konfession.

Die Glarner Mundart ist nicht einheitlich, gemeinsam jedoch ist den glarnerischen Idiomen die melodiöse, singende Sprache.

Sprachen

83,6 Prozent der Einwohner sind deutsch- und 6,8 Prozent italienischsprachig.

Politik

Legislative

 
Glarner Landsgemeinde, 2006

Die Legislative liegt bei der Landsgemeinde. Der Kanton Glarus ist zusammen mit dem Kanton Appenzell Innerrhoden der letzte Kanton, der noch eine kantonale Landsgemeinde hat.

Das Parlament (Landrat) hat vorberatende Funktion. Die Landräte werden in Wahlkreisen gewählt, die jeweils eine oder mehrere Gemeinden umfassen. Die letzten Landratswahlen fanden am 21. Mai 2006 statt und ergaben folgende Sitzverteilung:

 
Sitzverteilung Landrat, 2008
Partei Sitze
Schweizerische Volkspartei (SVP) 18 (26) 1
Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) 23
Sozialdemokratische Partei (SP) 12
Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) 12
Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP) 1
Grüne Partei (GPS) 6
Unabhängige 1

1 Am 28. August 2008 traten acht Landräte der neuen BDP bei.

Exekutive

Der Regierungsrat des Kantons Glarus besteht seit 2006 aus fünf (vorher sieben) Mitgliedern. Er wird vom Volk an der Urne gewählt.

Seit der Landsgemeinde 2008 bis zur Landsgemeinde 2010 ist Marianne Dürst Frau Landammann, das heisst Regierungspräsidentin. Rolf Widmer ist Landesstatthalter, das heisst stellvertretender Regierungspräsident.

Stimmrechtsalter 16

Mit dem Landsgemeindebeschluss vom 6. Mai 2007 wurde das Stimmrechtsalter 16 beschlossen. So können neu im Kanton Glarus Staatsbürger ab dem 16. Lebensjahr das aktive Stimm- und Wahlrecht in kantonalen Angelegenheiten wahrnehmen. Das passive Wahlrecht bleibt weiterhin bei 18 Jahren.

Wirtschaft

 
Typisch Glarnerland; alte Fabrik und Berge

In der Landwirtschaft überwiegt die Vieh- und besonders die Milchwirtschaft. Hauptwirtschaftszweig ist aber die Industrie, vor allem Textilindustrie, Maschinen- und Apparatebau, Holzverarbeitung und Baustoffindustrie. Der Kanton Glarus war eine der ersten und die am stärksten industrialisierte Gegend der Schweiz. Daneben sind Elektrizitätsgewinnung durch Wasserkraftwerke und Fremdenverkehr wichtig.

Tourismus

 
Die Landschaft (hier der Chüebodensee bei Elm) begeistert Wanderer und Gleitschirmflieger.

Dem Tourismus kommt – insbesondere in den Orten Braunwald, Elm und Filzbach – grosse Bedeutung zu, der Dienstleistungssektor wächst stetig und die Infrastruktur im Tal lässt kaum Wünsche offen.

Verkehr

Das Glarnerland wird grösstenteils von der Eisenbahnlinien Rapperswil SG–Glarus–Linthal und ZürichZiegelbrückeSchwanden bedient. Die stündlich verkehrenden Regionalzüge bedienen auch Ziegelbrücke, den wichtigsten Verkehrsknotenpunkt in der Umgebung. Seit dem Fahrplanwechsel vom 12. Dezember 2004 verbindet der GlarnerSprinter Glarus und Zürich zweistündlich ohne Umsteigen in 58 Minuten. Ein Fortschritt, für den der Pendlerverein mehrere Jahre lang gekämpft hat. Konzessionäre für den Busverkehr sind die Schweizerischen Bundesbahnen, der Schweizerische Postautodienst und im Hinterland der Autobetrieb Sernftal (AS) als Nachfolger der 1969 stillgelegten Sernftalbahn.

Geschichte

Siehe Geschichte des Kantons Glarus

Städte und Orte

 
Gemeinden des Kantons Glarus

Im Kanton Glarus gibt es keine Gemeinde, die über genügend Einwohner verfügt, um als Stadt zu gelten (Einwohnerzahl mindestens 10'000). Gemeinden über 1000 Einwohner sind:

Gemeinde Einwohner
31. Dezember 2009
Glarus 5872
Näfels 3960
Niederurnen 3882
Mollis 3049
Netstal 2898
Ennenda 2604
Schwanden 2426
Bilten 1993
Oberurnen 1870
Luchsingen 1137
Linthal 1070
Haslen 1045
Mitlödi 1010

Siehe auch: Gemeinden des Kantons Glarus

Gemeindereform

Hauptartikel: Glarner Gemeindereform

Mit dem Landsgemeindebeschluss vom 7. Mai 2006 werden die Gemeinden des Kantons Glarus zusammengelegt, sodass nach den Fusionen nur noch drei Glarner Gemeinden existieren werden. Die Fusion soll 2011 stattfinden. Dieser Beschluss wurde an einer ausserordentlichen Landsgemeinde vom 25. November 2007 deutlich bestätigt.

Die drei künftigen Gemeinden tragen die Namen Glarus Nord, Glarus und Glarus Süd. Sie umfassen je 10'000 bis 16'000 Einwohner.

Bezirke

Der Kanton Glarus kennt keine Einteilung in Bezirke. Das Bundesamt für Statistik führt den gesamten Kanton jedoch als einen Bezirk unter der BFS-Nr.: 0800.

Sonstiges

Ausbildung und Freizeit

Das Schulsystem des Kantons Glarus ist gut ausgebaut: Kindergarten, Volksschule (teilweise Einführungsklassen, Sonder- und Hilfsschule) mit den Oberstufenzügen Ober-, Real- und Sekundarschule; zudem gibt es das Werkjahr, das freiwillige zehnte Schuljahr, den hauswirtschaftlichen Jahreskurs und die Integrationsklasse.

An der Kantonsschule Glarus kann die schweizerische Maturität erlangt und die Fachmittelschule besucht werden. Es finden auch Volkshochschulkurse statt. Zudem ist die Schülerschaft in der SO der Kanti-gl vereinigt.

In Ziegelbrücke wird eine Gewerbliche Berufsschule, in Glarus diejenige der kaufmännischen Berufe und die Pflegeschule geführt. Im Kanton können in rund 400 Lehrbetrieben etwa 130 Berufe erlernt werden.

Die reichen Angebote von Landesarchiv und vor allem der modernen Glarner Landesbibliothek dienen nicht nur den Bildungshungrigen, sondern auch geschichtlich und kulturell Interessierten oder einfach dem Lese-, Hör- und Sehvergnügen. Die Landesbibliothek (Kantonsbibliothek) verfügt mit der Kartensammlung von Walter Blumer und der Kartografie-Bibliothek von Arthur Dürst über eine wenig bekanntes, aber kartenhistorisch interessantes Forschungsmaterial.

Glarus besitzt ein renommiertes, als solches errichtetes Kunsthaus. Auch die Galerie Tschudi in Glarus und verschiedene private Galerien zeigen immer wieder Sehenswertes aus dem Bereich der darstellenden Künste, die von zahlreichen Künstlern und Künstlerinnen im Kanton ausgeübt werden.

Die Musikwoche Braunwald ist die traditionsreichste derartige Veranstaltung in ganz Europa. Sie lädt die Teilnehmenden nicht nur zum Zuhören, sondern auch zum aktiven Mittun ein. Die Glarner Musikschule Glarus trägt, zusammen mit zahlreichen Vereinen und Gruppen, zum Musikleben bei. Und die Modern Music School – Glarnerland ergänzt das traditionelle Ausbildungs-Angebot mit einem auf die modernen Stilrichtungen spezialisierten Programm.

Weiter sind die Glarner Konzert und Theatergesellschaft sowie das Kultur- und Vereinszentrum Holenstein Glarus (vor allem in alternativer Kultur) aktiv.

Im sportlichen Bereich besteht ein Angebot in verschiedene Sportzentren und locken natürlich die nahen Berge und Seen zu lokaler Aktivität. Übrigens wurde die erste Schweizer-Alpen-Club-Hütte der Schweiz im Kanton Glarus, am Tödi, erstellt und stand die Wiege des schweizerischen Skisports im Glarnerland.

Wappen

Das Glarner Wappen zeigt als einziges Kantonswappen der Schweiz einen Menschen: den heiligen Fridolin mit Wanderstab und Bibel.

Der Legende nach war Fridolin ein irischer Glaubensbote, der anfangs des 6. Jahrhunderts lebte und durch dessen Einfluss die Bewohner des Glarnerlandes zu Christen geworden waren. In kirchlichen Darstellungen wird er von einem Skelett begleitet. Die Sage berichtet, Fridolin, der vom sterbenden, reichen Ursus grosse Teile des Glarnerlandes geschenkt bekam, habe diesen im Erbstreit mit dessen Bruder Landolf aus dem Grab um Hilfe geholt. Landolf sei, als er den bereits in Verwesung übergegangenen Bruder vor Gericht erscheinen sah, darob so erschrocken und beschämt worden, dass er Fridolin auch seinen Teil des Glarnerlandes schenkte. Auf diese Art wurde die Zugehörigkeit des Glarnerlandes zum von Fridolin gegründeten Kloster Säckingen in Deutschland erklärt, und Fridolin gilt als Schutzpatron vor Erbschleicherei.

Literatur

  • Josef Schwitter/Urs Heer: Das Glarnerland – ein Kurzporträt. Verlag Baeschlin, Glarus 2000, ISBN 3-85546-112-0

Einzelnachweise

  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  2. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  3. Arbeitslosenzahlen. In: seco.admin.ch. Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), 8. Juli 2021, abgerufen am 12. Juli 2021 (siehe Publikation «Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Juni 2021» vom 8. Juli 2021).
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