Carl Laemmle

deutsch-amerikanischer Filmproduzent (1867-1939)
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Carl Laemmle (* 17. Januar 1867 in Laupheim; † 24. September 1939 in Beverly Hills; eigentlich Karl Lämmle) gehört zu den einflussreichsten Gestalten der amerikanischen Filmgeschichte. Als Gründer und Vorsitzender der Universal Studios gehörte er zu den mächtigsten Studiobossen seiner Zeit.

Carl Laemmle

Leben

Laemmle wurde im oberschwäbischen Laupheim, dem damaligen Königreich Württemberg zugehörig, als Sohn eines jüdischen Viehhändlers in der Radstraße geboren, wo im 19. Jahrhundert mehrere zu Wohlstand gekommene Laupheimer Juden, außerhalb des ursprünglichen jüdischen Wohnbezirks, Häuser bauen konnten. Laemmle absolvierte eine Lehre als Kaufmann und wanderte am 28. Januar 1884 im Alter von 17 Jahren in die USA aus. Er übte verschiedene Berufe aus und wurde schließlich Geschäftsführer einer Textilfirma in Oshkosh (Wisconsin). 1906 machte er sich in Chicago selbständig und investierte sein Geld in ein 5-Cent-Filmtheater. 1910 gründete er seine erste Filmfirma, die Independent Motion Picture Company. Er gehörte damals zu den so genannten Independents, also jenen Filmproduzenten, die sich dem Monopol des Edison Trusts widersetzten.

 
Carl Laemmle mit kleinwüchsigen Darstellern 1929

Gründer der Universal Studios

Nach dessen Aufhebung gehörte Laemmles Firma Universal Pictures als seit den späten 1910er-Jahren größte Filmfirma Amerikas zu den „Big Five“, die das (nach dem Edison-Trust) zweite Oligopol bildeten. Die bekanntesten Filme aus seinen Studios waren Der Glöckner von Notre Dame (1923), Das Phantom der Oper (1925), Im Westen nichts Neues (1930), Waterloo Bridge (1931) sowie die Reihe von Horrorfilmen in den 1930er-Jahren, die 1931 mit Dracula und Frankenstein begann.

Sein Sohn Carl Laemmle Jr. arbeitete schon als Jugendlicher im Studio seines Vaters und wurde Anfang der 1930er-Jahre Produzent der wichtigsten Filme von Universal. William Wyler, der Regisseur von Ben Hur, war Laemmles Neffe und wurde von ihm nach Hollywood geholt.

Laemmle und Laupheim

 
Geburtshaus in Laupheim

Laemmle blieb Zeit seines Leben mit Laupheim verbunden. Nach dem ersten Weltkrieg besuchte er während häufiger Europareisen des öfteren seine Geburtsstadt. Als erfolgreicher Geschäftsmann benutzte er diese Besuche, um Laupheim finanziell zu unterstützen. Im Laufe der zwanziger Jahre spendete Laemmle große Beträge sowohl der Stadt Laupheim, der jüdischen Gemeinde und individuellen Bürgern. Die ihm 1919 verliehene Ehrenbürgerwürde wurde auf Grund einer Anfrage der politischen Rechten im württembergischen Landtag und einer darauffolgenden Bekanntmachung des württembergischen Innenministeriums, dass ausländische Staatsbürger keine Ehrenbürger werden könnten (Laemmle war mittlerweile amerikanischer Staatsbürger), schon 1921 außer Wirkung gesetzt. Eine Straße wurde einige Jahre später nach ihm benannt.

Mit der Machtergreifung der Nazis änderte sich die Einstellung Laupheims Laemmle gegenüber. Das Straßenschild mit seinem Namen wurde im Juni 1933 entfernt, die Straße in Schlageter-Straße umbenannt. Laemmle selbst durfte nicht mehr nach Deutschland einreisen. Der von seinem Sohn Carl Laemmle jr. produzierte Antikriegsfilm Im Westen nichts Neues wurde 1933 verboten. Er unternahm alles, um den bedrängten, entrechteten Juden in Deutschland zu helfen. Er übernahm 300 Bürgschaften, so genannte Affidavits, das heißt, die Garantie eines amerikanischen Staatsbürgers, notfalls die Versorgung des Flüchtlings zu übernehmen. Damit bewahrte er viele Menschen vor dem Nazi-Terror und dem sicheren Tod in den Konzentrationslagern. Heute gibt es in Laupheim viele Einrichtungen, die an den jüdischen Ehrenbürger Carl Laemmle erinnern, zum Beispiel das Carl-Laemmle-Gymnasium, der Carl-Laemmle-Platz mit Brunnen in der Rabenstraße, das Geburtshaus in der Radstraße 9 und das Museum zur Geschichte von Christen und Juden im Schloss Großlaupheim, dort sind ihm vier Ausstellungsräume und ein Mini-Kino gewidmet.

Siehe auch