Seismograph

Instrument, das seismische Wellen aufzeichnet, indem Bodenbewegungen, die durch Erdbeben, Vulkanausbrüche und Explosionen verursacht werden, gemessen werden
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Ein Seismograf bzw -graph oder Seismometer ist ein Gerät, mit dem man Bodenerschütterungen registrieren kann, die von Erdbeben und anderen seismischen Wellen verursacht werden. Damit kann man Erdbeben erkennen und sie lokalisieren. Es besteht im Prinzip aus einem gedämpften Pendel, dessen Auslenkungen aufgezeichnet werden. Nach einer Erschütterung zeigt der Seismograph die seismischen Wellen als eine Art Sinuswellen an. Zuerst kommen die primären P-Wellen (Longitudinalwellen) an, dann die sekundären S-Wellen (Transversalwellen) und zum Schluss die Oberflächenwellen. Das hängt damit zusammen, dass die verschiedenen Wellenarten sich unterschiedlich schnell und auf unterschiedlichen Wegen fortpflanzen.

Seismograph, Aufzeichnung von Aktivitäten des Vulkans Pinatubo (Philippinen)
Modernes Breitband-Seismometer vom Typ Streckeisen STS-2

Je nachdem, wofür das Gerät gebaut ist und wie der Trigger (Auslöser) eingestellt ist, reagiert das Gerät schon auf sehr schwache Erschütterungen oder erst bei starken Erdbeben (Starkbebengerät). Kein Gerät ist für alle Bebenstärken ausgelegt, sondern nur für seinen Messbereich. Ein Netz von Seismographen dient dazu, den genauen Ort und die Zeit von Erdbeben festzustellen. Außer natürlichen Erdbeben können auch registriert werden:

  • induzierte Beben, z.B. von Talsperren induzierte Beben
  • Mikrobeben, mikoseismische Unruhe
  • Sprengungen (z.B. in Steinbrüchen)
  • atomare Explosionen
  • Verkehrserschütterungen

Aufgezeichnet werden können die

der Wellen. Aus den Aufzeichnungen kann man ableiten:

Ein Seismogramm ist die grafische Aufzeichnung eines Seismographen. Die Bodenbewegungen kann man aus dem Seismogramm berechnen. Durch weitere Auswertung kann man u.a. die Eigenschwingungsfrequenz von Bauwerken ermitteln.

Im übertragenen Sinne ist ein Seismograph auch ein Messinstrument für Stimmungen, Meinungen etc. und neuerdings ein IT-Tool zur Mitarbeiterbefragung in Unternehmen.


Geschichte

Der älteste Seismograph der Welt stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Kaiserreich China. Er wurde um das Jahr 132 nach Christus von Zhang Heng, kaiserlicher Astronom der Han-Dynastie, erfunden - ungefähr 1.600 Jahre bevor die ersten Seismographen in der westlichen Welt entwickelt wurden. Es handelte sich bei der Vorrichtung um eine bewegungsemfindliche Urne oder Vase aus Bronze, mit acht nach außen gerichteten Drachenköpfen, die in acht verschiedene Richtung wiesen. Jeder der Drachen hielt eine kupferne Kugel in seinem Maul, die bei Erdbewegungen in Richtung des Bebens ausgespien wurden. Um die Basis der Urne herum, unter jedem Drachen, hockte ein Frosch aus Porzellan mit weit aufgerissenem Maul. Schon durch leichteste seismische Erschütterungen, wurde ein in der Urne verborgenes Pendel in Schwingungen versetzt, welche die Kugel aus ihrer Halterung löste. Vom Maul des Drachens fiel die Kugel in das des Frosches und erzeugt einen charakteristischen Klang, aus dem auf die Richtung des Erdbebens geschlossen werden konnte.

Das erste Seismogramm eines Fernbebens wurde 1889 eher zufällig in Potsdam registriert. Der Astronom Ernst von Rebeur-Paschwitz zeichnete die Oberflächenwellen eines Bebens bei Japan mit einer Apparatur auf, die eigentlich für die Messung von Lotabweichungen durch astrophysikalische Einflüsse bestimmt war. Von Rebeur-Paschwitz gilt daher heute als einer der Väter der Seismologie.