Als Qualle, auch Meduse genannt, bezeichnet man ein Lebensstadium von Nesseltieren (Cnidaria).
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Die Rippenquallen (Ctenophora) werden heute trotz ihres Namens nicht mehr als echte Quallen angesehen. Sie gehören nicht zu den Nesseltieren (Cnidaria), sondern bilden einen eigenen Tierstamm.
Die meisten Quallenarten leben im Meer. Es gibt auch Süßwasserquallen, die aus Asien stammen, mittlerweile aber auch in deutschen Gewässern heimisch sind.
Quallen bevölkern seit mehr als 500 Millionen Jahren die Weltmeere.
Merkmale
Quallen sind gallertartige Organismen, die zu rund 98 bis 99 Prozent aus Wasser bestehen. Ihre Gestalt ist schirmartig mit einem hängenden Magenstiel, an dessen Unterseite sich eine Mundöffnung befindet.
Die meisten Quallen haben lange Tentakel, die mit Nesselzellen ausgestattet sind. Diese benutzen sie zum Fang von Beutetieren oder zur Verteidigung. Diese Nesselzellen sind über die Fangarme verstreut und bilden ein giftiges Sekret. Kommt es zu einer Berührung am Cnidocil (einem Fortsatz der Nesselzellen), platzt die Nesselkapsel im Innern der Nesselzelle mit einem Druck von 150 bar auf und stülpt einen Nesselfaden nach außen, der gleichzeitig das in der Nesselkapsel enthaltene, lähmende Gift abgibt. Nachdem die Qualle auf diese Weise ihr Gift verbreitet hat, werden die Nesselkapseln abgestoßen und neue gebildet.
Fortbewegung
Quallen schwimmen durch eine sich zusammenziehende Bewegung ihres Schirmes, bei der sie nach dem Rückstoßprinzip gleichzeitig Wasser nach unten ausstoßen. Dabei bewegen sie sich schräg nach oben, um sich danach wieder etwas nach unten fallen zu lassen. Sie schwimmen daher oft nahe der Wasseroberfläche. Mit diesem Prinzip können sie bis zu zehn Kilometer pro Stunde zurücklegen. Oft lassen sie sich jedoch auch einfach mit der Strömung treiben
Fortpflanzung
Bei den Quallen kommt es meistens zu einem Generationswechsel: Die Quallen produzieren Geschlechtszellen, die zur Zygote verschmelzen. Aus dieser entsteht eine Planulalarve, die sich am Boden festsetzt und aus der ein Polyp entsteht. Dieser bildet auf ungeschlechtlichem Wege durch Abschnürung (Strobilation) Ephyralarven, die wieder zu neuen Quallen werden (Polypengeneration). Einige koloniebildende Quallen, wie die Röhrenqualle, können sich geschlechtlich fortpflanzen, indem sie Geschlechtsglocken für Spermien und Eier bilden.
Entwicklungsgeschichte
Quallen bevölkern bereits seit mindestens 505 Millionen Jahren die Meere. Dies wird durch aktuelle Fossilienfunde aus Utah belegt.[1] Die Funde belegen zudem, dass Quallen bereits damals so aussahen und gebaut waren wie heute. Daraus lässt sich schließen, dass sich Quallen entweder damals sehr rasch entwickelt haben müssen oder dass es sie noch erheblich länger gibt.
Gruppen
Quallen in Zoologischen Gärten
Die Haltung und Zucht von Quallen ist sehr aufwendig und schwierig, da in den Aquarien immer eine Wasserströmung aktiv sein muss. Auch benötigen die einzelnen Entwicklungsstadien ganz bestimmte (und meist unterschiedliche) Lebensbedingungen, wie Wassertemperatur und Nahrungsangebot (Plankton). Auch kann man Quallen meist nicht mit anderen Arten halten, da diese sich verletzen könnten. Quallen werden daher nur in wenigen Aquarien präsentiert. Im April 2006 eröffnete der Vergnügungs- und Tierpark Ocean Park Hong Kong das Sea Jelly Spectacular, ein spezielles Quallenhaus mit über 1000 Exemplaren.
Gefahren
Gesundheitliche Gefährdung des Menschen
Bei Menschen verursacht das über die Nesselzellen abgesonderte Sekret meist einen brennenden Schmerz, Hautrötungen oder juckende Ausschläge (Blasenbildungen, Schwellungen). Unbehandelt ist die Wirkung mit einer leichten Verbrennung zu vergleichen, wodurch über Monate sichtbare Pigmentveränderungen oder sogar Narben zurückbleiben können. Das Gift einiger weniger Arten kann Atembeschwerden, Brechreiz oder gar einen Kreislaufkollaps verursachen. Bleiben die Tentakeln oder Teile davon am Menschen haften, so sollten diese nicht mit bloßen Händen berührt werden, da sie noch sehr lange Gift absondern können. Aus dem gleichen Grund ist auch die Berührung gestrandeter Quallen nicht ratsam.
Einige Quallenarten entwickeln eine starke, bisweilen für den Menschen lebensgefährliche Nesseltätigkeit. Dazu gehören Würfelquallen (Cubomedusae), Solmundella bitentaculata, die mit ihren Tentakeln Fische greift, und Chiropsalmus, deren Nesseln Schwellungen der Haut und Krampfzustände hervorrufen können. Besonders berüchtigt ist das Gift der australischen Seewespe.
Die zunehmende Verbreitung von Quallen macht auch nicht vor beliebten Badestränden halt und kann so erheblichen wirtschaftlichen Schaden vor Ort anrichten, auch die Fischzucht ist dem Quallenbefall ausgeliefert.
Nutzung
Wissenschaft
Quallen spielen in der Wissenschaft eine immer größere Rolle. Bereits in den 1960er-Jahren wurde grün fluoreszierendes Protein (GFP; engl. green fluorescent protein) aus Aequorea victoria untersucht, das seit Mitte der 1990er-Jahre eine große Rolle in der Molekular- und Zellbiologie spielt.[2][3]
Seit der Problematik um BSE geraten Quallen auch als Lieferant von Kollagen ins Visier von Forschung und Industrie. Neben dem Einsatz bei Kosmetika und plastischer Chirurgie untersuchen Wissenschaftler die Verwendung als Knorpelersatz bei verschlissenen Gelenken.[4][5]
Verwendung als Nahrungsmittel
Vor allem in der asiatischen Küche werden einige nicht giftige Quallen auch als Speise bereitet und gegessen.[6]
Quellenangaben
- ↑ Quallen in Stein.
- ↑ Interview mit Martin Chalfie. in-cites. Dezember 2002.
- ↑ B. Steipe, A. Skerra: GFP: Das Grün Fluoreszierende Protein. Nach einem Artikel in: Biospektrum. Bd. 3, Nr. 1, 1997, S. 28–30.
- ↑ Pressemitteilung Universität zu Lübeck. 04.12.2003.
- ↑ I. Niermann: Quallen als Gelenkschmiere. In: stern. 15.09.2007.
- ↑ „Chinesisch kochen“ – Yan-kit So.