Joseph Merrick

Engländer, der als Elefantenmensch bezeichnet wurde (1862-1890)
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Joseph Carey Merrick (* 5. August 1862 in Leicester; † 11. April 1890 in London), an anderer Stelle auch John Merrick, wurde im Viktorianischen Zeitalter als Elefantenmensch bekannt.

Joseph Merrick

Von Geburt an litt er unter schweren Deformationen seines Körpers, die seine Gestalt und sein Gesicht völlig entstellten. Er galt im viktorianischen Zeitalter als schlimmstes Beispiel für die krankhafte Deformierung des menschlichen Gesichts.

Leben

Nach einem Leidensweg in Schule und Beruf wurde Merrick als "Monster" auf Jahrmärkten ausgestellt und wie ein Tier behandelt. Den Namen Elefantenmensch erhielt er, weil seine Mutter angeblich im vierten Schwangerschaftsmonat von einem Zirkus-Elefanten attackiert worden sei.

Der junge Arzt und Chirurg Frederick Treves entdeckte Merrick, befreite ihn und brachte ihn 1884 ins Krankenhaus. "Eine derartig pervertierte Version des Menschen war mir nie zuvor entgegengetreten", schrieb Treves später. Da im Krankenhaus jedoch nur heilbar Kranke aufgenommen werden durften, stieß Merricks Anwesenheit auf Widerstand. Durch Intervention von Königin Viktoria, die von dem Fall über Gespräche der Londoner Gesellschaft gehört hatte, wurde sein Aufenthalt dort jedoch auf Dauer gesichert.

Es gab Vermutungen darüber, dass Joseph Merrick Jack the Ripper gewesen sein soll, was aber bestritten wird. Er hatte keinerlei Erfahrung mit Operationen und konnte in seiner rechten Hand keinen Gegenstand halten. Ausserdem wäre er durch seine Bewegung und sein Aussehen zu auffällig gewesen.

Joseph Merrick starb im Schlaf, als sein Kopf nach hinten fiel und unter dessen Gewicht sein Genick brach.

Gründe der Deformation

Zu Lebzeiten Merricks gingen die Ärzte davon aus, dass er an Elefantiasis litt. 1971 schlug Ashley Montagu vor, dass es sich um die Erbkrankheit Neurofibromatose (Recklinghausen-Krankheit) gehandelt haben könnte. 1983 entdeckte Michael Cohen das seltene Proteus-Syndrom, welches 1986 als Ursache für Joseph Merricks Deformationen identifiziert wurde. Anders als die Recklinghausen-Krankheit sind vom Proteus-Syndrom nicht Nerven-, sondern Gewebezellen betroffen. Eine DNA-Analyse von Merricks Knochen und Haaren bestätigte im Juli 2003, dass er tatsächlich am Proteus-Syndrom litt. Allerdings fanden sich zusätzlich auch Hinweise auf die Recklinghausen-Krankheit. Merrick litt unter einer genetischen Störung, die nicht nur enorme Veränderungen der Haut erzeugte, sondern auch die Knochen auftrieb. Auf diese Art waren Kopf, Arme und Beine überdimensional vergrößert, lediglich die linke Hand war von der Krankheit nicht affiziert worden.

Symbol für die Nachwelt

Am Beispiel des "Elefantenmenschen" wird heute gerne das Thema von gesellschaftlicher Außenseiter-Stellung und der Notwendigkeit von Toleranz aufgegriffen:

So gibt es beispielsweise ein Theaterstück. 1980 entstand der Kinofilm Der Elefantenmensch von David Lynch, in dem Merrick von John Hurt dargestellt wird.

Übrigens gibt es eine Hommage an John Merrick in dem Film From Hell mit Johnny Depp.

Zitate

Ich bin kein Tier! Ich bin ein menschliches Wesen! Ich ... bin ... ein Mensch! - Joseph Merrick

This is true my form is something odd,
But blaming me is blaming God;
Could I create myself anew
I would not fail in pleasing you.
If I could reach from pole to pole
Or grasp the ocean with a span,
I would be measured by the soul;
The mind's the standard of the man.
(Gedicht von Joseph Merrick)

One thing that always struck me as sad about Merrick was the fact that he could not smile. Whatever his delight may be his face remained expressionless. He could weep, but he could not smile. - (Eine Sache, die mir immer wieder als traurig an Merrick auffiel, war die Tatsache, dass er nicht lächeln könnte. Egal welcher Stimmung er war, sein Gesicht blieb ausdruckslos. Er konnte weinen, aber er konnte nicht lächeln.) Frederick Treves

Literatur

  • Peter W. Graham: Articulating the elephant man: Joseph Merrick and his interpreters, Johns Hopkins University Press, Baltimore 1992
  • Michael Howell: The true history of the elephant man, Penguin Books, London 1992
  • Ashely Montague: The elephant man: a study in human dignity, Arcadian House Publ., Lafayette, La. 1996
  • Laurent Petitgirard: Joseph Merrick dit elephant man: opéra en quarte actes, Le chant du monde, Paris 2000 (2 CDs)
  • Bernard Pomerance: Elephant Man, Faber & Faber, London 1981
  • Christine Sparks: Der Elefantenmensch, Heyne, München 1981