Concordiasee (Seeland)

See in Sachsen-Anhalt
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Der Concordiasee (lat. concordiaEintracht“) ist der größte künstliche See im Harzvorland in Sachsen-Anhalt. Er befindet sich etwa acht Kilometer nordwestlich von Aschersleben und grenzt unmittelbar an die zur Stadt Seeland gehörenden Ortsteile Nachterstedt im Süden und Schadeleben im Norden.

Concordiasee
Am Concordiasee
Geographische Lage Sachsen-Anhalt, Deutschland
Zuflüsse Königsauer See (Überlauf)
Orte am Ufer Nachterstedt, Schadeleben
Daten
Koordinaten 51° 49′ 16″ N, 11° 21′ 0″ OKoordinaten: 51° 49′ 16″ N, 11° 21′ 0″ O
Concordiasee (Seeland) (Sachsen-Anhalt)
Concordiasee (Seeland) (Sachsen-Anhalt)
Fläche 3,5 km²
Breite 1,1 km
Umfang 6,7 km

Besonderheiten

geflutetes Tagebaurestloch

Geschichte

 
Das Tagebaurestloch 1999

Der Name des Sees ist von der früheren Braunkohlegrube Concordia abgeleitet. Durch die 1996 eingeleitete Flutung des ehemaligen Tagebaus Nachterstedt, des größten Restloches im ehemaligen Braunkohlerevier im Salzlandkreis, entsteht ein vielseitig nutzbarer See als Mittelpunkt einer sich entwickelnden Bergbaufolgelandschaft, der Freizeitlandschaft Harzer Seeland. Im Sommer 2002 erreichte der Concordiasee eine Wasserfläche von etwa 300 Hektar. Mit einer Eröffnungsfeier am 17. August 2002 wurde der See offiziell für die wassertouristische Nutzung freigegeben. Seit dem 25. Mai 2005 verkehrt ein 250 Personen fassendes Fahrgastschiff, die MS Seelandperle, in der Saison regelmäßig auf dem See.[1] Im Sommer 2009 umfasste die Wasserfläche 350 ha und ist das größte touristisch nutzbare Gewässer zwischen Magdeburg und Kassel sowie Braunschweig und Halle (Saale).[2] Der Höchstwasserstand soll im Jahre 2015 bei etwa 103 Meter über Normalnull und einer Wasserfläche von 650 Hektar erreicht sein.

Unglücksfall

 
Der Unglücksort von Schadeleben aus gesehen

Am 18. Juli 2009 gegen 4:40 Uhr brach im Bereich des Ortes Nachterstedt ein etwa 350 mal 150 Meter breiter Landstreifen in den entstehenden See. Dabei wurden ein Einfamilienwohnhaus, ein Teil eines Mehrfamilienwohnhauses sowie ein Straßenabschnitt mit Aussichtspunkt und Informationskiosk in die Tiefe mitgerissen; die abgerutschte Erdmasse wird auf zwei Millionen Kubikmeter geschätzt. Drei Personen des vorderen Hauses werden vermisst, 41 weitere Personen der Siedlung Am Ring wurden obdachlos.

Die rund drei Meter hohe Flutwelle drückte auf der gegenüberliegenden Seeseite das Ausflugsschiff Seelandperle aufs Ufer, und der Wasserspiegel des Concordiasees stieg schlagartig um etwa zwei Meter, wodurch sich die Seefläche um einige Hektar vergrößerte. Das gesamte Seegebiet mit seinem unmittelbaren Umfeld wurde abgesperrt und zum Katastrophengebiet erklärt, weil weitere Erdabbrüche drohten.

Die Behörden ordneten eine Untersuchung des Ereignisses an. Das Ergebnis der Gutachten wird nicht vor September 2009 erwartet. Erste Spekulationen gehen dahin, dass der abgerutschte Standort Teil einer Tagebaukippe aus dem 19. Jahrhundert war, die in den 1930er Jahren zur Bebauung mit Eigenheimen freigegeben wurde. Es wird vermutet, dass unverfüllte Strecken aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Kohle noch im Tiefbau gewonnen wurde, Auslöser des Erdrutsches sein könnten.[3][4] Als Ursache wahrscheinlicher ist aber ein Setzungsfließen. 1950 und 1959 hatten sich in dem Tagebau bereits durch Setzungsfließen verursachte Erdrutsche ereignet, wobei 1959 ein Arbeiter ums Leben kam.[5]

Der Rechtsnachfolger der ehemaligen Betreibergesellschaft, die bundeseigene LMBV, hat den Betroffenen unbürokratische Hilfe in Aussicht gestellt und in der Gemeindeverwaltung ein Betreuungsbüro eingerichtet. Seit dem 22. Juli 2009 treffen Sachspenden für die Bewohner der betroffenen Häuser aus ganz Deutschland ein.

Einzelnachweise

  1. http://www.bwk-lsa.de/download/seeland.pdf
  2. Ab ans Wasser – Sommerurlaub in Deutschland kann wunderbar nass sein, openPR, 7. Juli 2009
  3. Erdrutsch reißt Haus in See. Spiegel Online, 18. Juli 2009, abgerufen am 18. Juli 2009.
  4. Wohnhäuser in Tagebausee gestürzt. Mitteldeutscher Rundfunk, 18. Juli 2009, abgerufen am 18. Juli 2009.
  5. Kippenrutsch - Bergleute standen unter Schock und gerieten in Panik, Mitteldeutsche Zeitung, 19. Juli 2009