Spinalanästhesie

Form der Regionalanästhesie
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Die Spinalanästhesie (von griech. αισθησισ - Wahrnehmung, an- - 'nicht'; syn.: Lumbalanästhesie) ist eine Form der Regionalanästhesie. Sie bewirkt die zeitweilige, umkehrbare Funktionshemmung von ausgewählten Nervensegmenten. Sie führt dabei zu Empfindungslosigkeit, Schmerzfreiheit und Hemmung der aktiven Beweglichkeit in Teilen (Regionen) des Körpers.

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Lage des Rückenmarks im Spinalkanal
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Punktion des Liquorraums
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Injektion des Lokalanästhetikum

Die Spinalanästhesie ermöglicht auf anderem Wege als die Narkose unangenehme (z.B. schmerzhafte) medizinische Prozeduren, wie Operationen und verschiedene Untersuchungen. Das Lokalanästhetikum wird rückenmarksnah injiziert. Bei der Spinalanästhesie erfolgt die Injektion direkt in den Subarachnoidalraum. Mit geringsten Mengen können besonders bei der Spinalanästhesie große Körpergebiete anästhesiert werden. Die Spinalanästhesie ist z.B. zur Ausschaltung des gesamten Unterkörpers für OPs ab Rippenbogen abwärts geeignet. Es existieren Kathetertechniken, die längere Therapiezeiträume ermöglichen.

Während des Wachstums des Menschen wächst die Wirbelsäule schneller als das Rückenmark, sodass das Rückenmark auf Höhe des 1. Lendenwirbel endet, die zugehörigen Nervenfasern aber trotzdem weiter kaudal aus dem Rückenmarkskanal austreten (siehe Abbildung).

Dieser Umstand erlaubt eine Spinalanästhesie, bei der ein Lokalanästhetikum in den Rückenmarkskanal injiziert wird, ohne bleibende Schäden hervorzurufen.

Historisches

1898 | Der Chirurg August Bier (1861-1949) führte die Spinalanästhesie ein. Er ließ sich von seinem Assistenten O. Hildebrandt 2 ml einer 1%igen Cocain-Lösung rückenmarksnah (also in Strukturen der Wirbelsäule) injizieren.

Der Versuch gelang insofern, als dass die erwünschte Wirkung eintrat. Die beiden Wissenschaftler testeten den Effekt u. a. von Hammerschlägen gegen das Schienbein (von Bier), kräftigen Massagen der Hoden (auch von Bier!), wobei dieser keinen Schmerz verspürte. Bier und Hildbrandt feierten den Erfolg mit einem kräftigen Trinkgelage.

Am nächsten Tag litten Bier und sein Assistent an extremen Kopfschmerzen, die sie auf den Alkoholgenuss zurückführten. Nach heutigem Wissen ist bekannt, dass sie am sogenannten postpunktionellen oder postspinalem Kopfschmerz litten, einem Problem dass gelegentlich nach rückenmarksnahen Anästhesien (Spinalanästhesie) beobachtet wird. Es handelt sich um eine unangenehme Begleiterscheinung dieser Methode, die am häufigsten bei Frauen zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auftritt. Synonym wird der Begriff "Liquorverlustsyndrom" benutzt, der die Ursache der Kopfschmerzen beschreiben soll. Mit der Verwendung von wesentlich dünneren Nadeln zur Punktion des Liquorraums ist diese Komplikation in der heutigen Zeit selten geworden. Durch die dünneren Nadeln entsteht ein kleiner Loch im Liquorsack. Dieses verschließt sich relativ schnell wieder. Bleibt der Verschluß aus führt der Verlußt von Gehirnflüssigkeit durch das Loch zu einem Druckabfall im Liquor. Dieser Druckabfall äußert sich als Kopfschmerzen. Er kann bis zu drei Tagen anhalten. Notfalls versucht man durch Injektion eines Blutgerinseltropfens den Kanal zu verschließen.

Voraussetzungen für die Spinalanästhesie

Kontraindikationen für Spinalanästhesie