Die Indoeuropäische Sprachfamilie (im Deutschen auch oft indogermanisch genannt) ist eine der großen Sprachfamilien der Welt. Ungefähr 2 Milliarden Menschen haben eine indoeuropäische Muttersprache.
Ende des 18. Jahrhunderts erkannte der englische Orientalist William Jones aus Ähnlichkeiten zwischen Sanskrit und einigen europäischen Sprachen, dass es für diese Sprachen eine gemeinsame Wurzel geben muss. Der Deutsche Franz Bopp brachte 1816 in seinem Buch Über das Konjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache den methodischen Beweis für die Verwandtschaft dieser Sprachen und gilt daher - zumindest im deutschen Sprachraum - als Entdecker des Indogermanischen. Im internationalen Sprachgebrauch hat sich aber die Bezeichnung "indoeuropäisch" durchgesetzt, um dem Missverständnis vorzubeugen, die Germanen seien die einzig wahren Indogermanen.
Diese indoeuropäische Ursprache ließ sich sprachwissenschaftlich rekonstruieren, obwohl aus dieser Zeit keine Schriftdokumente vorliegen. Für die Sprachen, die auf das Indoeuropäische zurückgehen, lässt sich auf der Grundlage der Forschungsergebnisse des deutschen Linguisten August Schleicher ein "Stammbaum" darstellen, der den Ursprung und die Verwandtschaftsstruktur dieser Sprachen wiedergibt. In diesem "Stammbaum" gibt es sowohl gesicherte als auch spekulative Verzweigungen; letztere betreffen insbesondere ausgestorbene Sprachen, die keine Nachfolgesprachen hinterlassen haben.
Ausgehend von Wortstämmen, die allen indoeuropäischen Sprachen gemeinsam sind, wurde weiterhin in Zusammenarbeit mit der Archäologie versucht, das Ursprungsgebiet der Indoeuropäer zu bestimmen. Dabei wurden sowohl Ostanatolien, Gebiete nördlich des Schwarzen Meeres oder Südosteuropa vorgeschlagen. In neuerer Zeit scheint sich jedoch die Erkenntnis durchzusetzen, dass die Urheimat der Indoeuropäer die südrussischen Steppen waren. Man identifiziert die dort vorgefundene Kurgankultur als das indoeuropäische Urvolk.
Einige Wissenschaftler haben Vermutungen angestellt, wonach die indoeuropäischen Sprachen mit anderen Sprachenfamilien entfernt verwandt sein könnten (wie z.B. den uralischen Sprachen, siehe hierzu auch Nostratisch), doch sind die Indizien hierfür nur sehr schwach.
Zu den indoeuropäischen Sprachen gehören die folgenden 11 Gruppen:
- Albanisch (eventuell verwandt mit dem Illyrischen)
- Anatolisch ausgestorben
- Hethitisch ausgestorben
- Luwisch ausgestorben
- Lydisch ausgestorben
- Lykisch ausgestorben
- Palaisch ausgestorben
- Armenisch (eventuell zugehörig zu den Iranischen Sprachen)
- Baltische Sprachen
- Altpreußisch ausgestorben
- Lettisch
- Litauisch
- Germanische Sprachen
- Griechisch
- indoiranische Sprachen
- Keltische Sprachen
- Italische Sprachen
- Slawische Sprachen
- Tocharisch ausgestorben
- Illyrisch ausgestorben
- Thrakisch ausgestorben
- Pelasgisch ausgestorben
Literatur
- August Schleicher:Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. (2 Bde. 1861/62), Minerva GmbH, Wissenschaftlicher Verlag, ISBN 3810210714
- "Die Indoeuropäer" von Reinhard Schmoeckel, ISBN 3-404-64162-0