Lanze
Eine Lanze ist eine als Stoßwaffe gedachte Stangenwaffe, deren Schaft aus Holz oder in neuerer Zeit meist aus Stahlrohr gefertigt ist, und die regelmäßig über eine Spitze verfügt. (Ausnahme zur Übung oder zum Turnier, siehe Tjost.) Sie ist wesentlich länger als ein Wurfspeer. Die Gesamtlänge beträgt meist zwischen zwei und dreieinhalb Meter, spezielle Lanzentypen erreichen aber eine Länge von bis zu acht Metern.
Der Begriff leitet sich von dem lateinischen Wort lancea ab, das für den leichten Wurfspeer der römischen Hilfstruppen (auxiliaries) verwendet wurde. Paradoxerweise wurde der Begriff ab dem 15. Jahrhundert für schwere Speere verwendet, die Reitertruppen als Stoßwaffen dienten.
Seit dieser Zeit werden mit dem Begriff durchaus auch von Fußtruppen als Stoßwaffen geführte Speere, wie sie bereits in der Antike von der Infanterie geführt wurden (z. B. von Hopliten oder römischen Legionären) als Lanze bezeichnet. Die Stoßwaffe des Infanteristen wird aber eher als Pike oder als Spieß bezeichnet. Da Lanze gehobener klingt als Spieß oder Pike wird bei Übersetzungen klassischer Texte meist, wenn von Speeren als Stoßwaffe der Fußkämpfer oder Jäger die Rede ist, der Begriff Lanze verwendet.
Im niedersächsischen Lehringen wurde im Brustkorb eines Skeletts des Eurasischen Altelefanten (Elephas antiquus) eine 2,38 m lange Eibenholzlanze gefunden, die mittelpaläolithischen Neandertalern zugeschrieben wird.
Im Mythos sind die Lanzen, die die Helden führen, zuweilen mit besonderer Bedeutung aufgeladen: So besitzt Achilleus eine Lanze, die bereits seinem Vater Pelion gehört hat und die außer Achilleus keiner der vor Troja kämpfenden Helden schwingen kann (Ilias XVI., 140ff.; XIX, 387 ff.).
Nachdem die Europäer die Technik des Steigbügels im frühen Mittelalter von den Awaren übernommen hatten, wurde die Reiterlanze endgültig zur Hauptwaffe der schweren Kavallerie im aufgesessenen Kampf, angefangen von dem Ritterheer Karls des Großen bis zu den Husaren und den Kürassieren, deren Zeit erst im Ersten Weltkrieg endete.
Die leichte Reiterei (z. B. Chevauleger) war üblicherweise nur mit einem Karabiner und einem Säbel bewaffnet, bekam aber um 1890 auch Lanzen. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt eine Länge von 3,15 m, wogen nur zwei bis drei Kilogramm und waren aus Stahlrohr gefertigt.
Bei einer geschlossenen Reiterattacke diente der Säbel (auf der linken Seite) zur Abwehr der feindlichen Lanze.

Sie wurde noch bis ins 20. Jahrhundert eingesetzt. In der britischen Armee und in der deutschen Reichswehr wurde die Lanze als offizielle Gefechtswaffe erst 1927 abgeschafft.
Lanzen gibt es in verschiedensten Formen, zum Beispiel:
Infanterielanzen
- Makedonische Sarissa (wurde aber auch von leichter Reiterei verwendet)
- Germanische Ango mit langer Tülle und Widerhaken (Stoßwaffe, die aber auch geworfen wurde.)
- Japanische Naginata (Schwertlanze) und Yari (lange zweischeidige Stoßlanze)
- Pike
- Piken und Hellebarden der Landsknechte
- Schweinsfeder bezeichnet man – in Anlehnung an den Jagdspieß "Saufeder" – eine Kriegslanze des späten 17. Jahrhunderts.
Kavallerielanzen
- Sarmatischer und spätrömischer Contus
- Flügellanze, die Form der Heiligen Lanze
- Als Hauptwaffe der Ulanen mit Dreikantklinge und Auflaufbremse (in Form eines Knebels oder einer Kugel)
- Als Seitenwaffen für Offiziere und Unteroffiziere im Gefecht bis ins 18. Jahrhundert hinein.
Jagdlanze
- Bei der Jagd auf Wildschweine, als sog. Saufeder
Gegenbeispiel: Wurfspeer
- Germanische Frame
Siehe auch: Krönig
Quellen
Almut Bick: Die Steinzeit, Theiss-Verlag, S. 65, ISBN-13: 978-3-8062-1996-8