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Sieben

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Dieser Artikel befasst sich mit der Zahl 'Sieben', andere Bedeutungen unter Sieben (Begriffsklärung).


"7" - mehr als eine Anzahligkeit

Sieben ist das Zahlwort für die Zahl 7. Sie ist eine ungerade, natürliche und positive Zahl. Sieben ist in der Menge der natürlichen Zahlen der Nachfolger der Sechs und der Vorgänger von Acht.

Über ihre Anzahligkeit hinaus hat die Sieben eine Sonderstellung: Die sieben Zwerge im Märchen von Schneewittchen, das Siebengebirge und die sieben Weltwunder sind nur ganz wenige der vielen Begriffe, in denen Sieben benannt wird. Wer in der örtlichen Bücherei recherchiert, wird feststellen, dass die Sieben deutlich häufiger in Buchtiteln erscheint als die benachbarten Zahlen 6 und 8. Das gleiche gilt, wenn man in einem Lexikon nach Begriffen sucht, die mit Zahlen beginnen, z.B. die "Heiligen Drei Könige".

Experimente der Verhaltensforschung zeigen die Bevorzugung der Sieben: Die häufigste Antwort auf die Frage nach der Lieblingszahl oder bei der Frage nach einer beliebigen Zahl zwischen Eins und Neun ist die Zahl Sieben. Weil die Farbe "blau" so häufig als Lieblingsfarbe genannt wird, wird diese Phänomen auch "blue-seven"-Phänomen genannt. Wettliebhaber sind heute daher der Meinung, dass siebenjährige Freiheitsstrafen so leicht vorauszusagen sind (allerdings gibt es in England ein Verbot, über die Länge von Gefängnisstrafen zu wetten, Brian McConnell, 1990).

Sieben stellt also anscheinend auch über ihre Sonderstellung in der Zahlensymbolik hinaus eine besondere Zahl dar, sie ist die "Lieblingszahl" vieler.

Erklärungsversuche für die Sonderstellung

Zunächst sollen mögliche Erklärungen für die Sonderstellung der Sieben gegeben werden - warum hat sich keine dominante Tradition um die die Sechs oder um die Neun usw. entwickelt?

Eine Erklärung für die Sonderstellung liefert die Tiefenpsychologie: Nach Paneth (1952) ist eben die Sieben, die erste Primzahl im psychologischen Sinn (Paneth, 1952, S. 194) die Zahl des Tabus. Sie spiele in der Bibel eine so wichtige Rolle, weil kein Volk wie das des Alten Testaments in solchen Maße durch Tabus eingeschränkt wird. Für viele - z.B. Andrian (1901) - wird jedoch davon ausgegangen, dass die Sieben nicht aus dem Volksbewusstsein ihre Besonderheit erhielt sondern vielmehr in astronomischen Besonderheiten und ihre Wahrnehmung durch die Babylonier. Aus den sieben sichtbaren "Wandelsternen" entwickelte sich nach Adrian eine Sonderstelltung, die in andere Kulturen, Völkern und Religionen diffundierte.

Ungeklärt bleibt jedoch nach dieser Diffussionstheorie das Auftreten der Sonderstellung der Sieben in kleinen Völkerkreisen von Nord- und Mittelamerika. So lässt z.B. die Nahuhatradition die sieben Stämme der Nahua in sieben Höhlen hervorgehen (Andrian, 1901, S. 260). Man kann darüber spekulieren, ob die Sonderstellung der Sieben in diesen Völkern ebenfalls aus den sieben sichtbaren "Wandelsternen" ableiten lässt.

Eine weitere Erklärung könnte die Bedeutung der Sieben in der Wahrnehmung der Menschen sein und stammt aus dem Gebiet der (Kognitionspsychologie): Schon vor über dreihundert Jahren entdeckte John Locke das sogenannte "seven phenomena", als er das Auffassungsvermögen eines Erwachsenen untersuchte. Er stellte fest, dass Testpersonen, die eine größere Anzahl von Gegenständen einen kurzen Augenblick lang sehen, bei bis zu sieben Objekten eine Trefferquote von fast hundert Prozent haben, dass es aber bei mehre Gegenständen zu einem schlagartigen Abfall der Quote kommt (Giora, 1988, S. 175f). Wir sind so auch in der Lage nach nur einmaligem kurzen Sehen bis zu sieben Ziffern kurze Zeit später zu wiederholen, aber nur äußerst selten mehr (Giora, 1988, S. 176). Vielleicht liegt in solchen psychologischen Untersuchungen, wonach Menschen durchschnittlich über sieben Verarbeitungskanäle verfügen, d.h. sieben Objekte simultan denken und wahrnehmen können eine rationale Erklärung der besonderen Beziehung vom Mensch zur Sieben.

Unter Hinzuziehung der einschlägigen Literatur (Adrian, 1901; Paneth, 1952 u.a.) wird hier versucht, die Entwicklung der Sonderstellung der Sieben und deren Weitergabe durch die Kulturen, Völker und Zeiten aufzuzeigen. Nicht immer ist dabei eindeutig zu klären, was Fakten sind und wo die Autoren einem Mystizifierung der Zahl Sieben aufgesessen sind. So hat der "bis in allerletzte Zeit fortwirkende Magnetismus der Symbol-Sieben" (Paneth, 1952, S. 204) auch Paneth selbst in den Bann gezogen, wenn er behauptet, dass Österreich nicht in die "Rhein-Union" aufgenommen worden wäre, wenn nicht ein siebter im Bunde einer "Sieben-Länder-Unionen" gefehlt hätte. Das auch heute noch um die Sieben mystifiziert wird zeigt sich z.B. darin, wenn in älteren Versionen dieses Wikipedia-Artikels darauf hingewiesen wird, dass es Sieben Hauptebenen der taxonomischen Klassifikation in der Biologie gibt.

Das göttliche Geschehen im Weltall und sein mathematischer "Beweis"

Wie von Andrian (1901) gehen einige davon aus, dass die Sonderstellung der Sieben auf die Beobachtung astronomischer Besonderheiten beruht: Sieben ist die Anzahl der auch vor tausenden Jahren mit bloßem Auge sichtbaren beweglichen Himmelskörper (Sonne, Mond und die Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn).

In vielen frühen Gesellschaften war das Himmelsgeschehen göttlich und die Wandelgestirne den Göttern gleichgesetzt. Die Babylonier sahen in diesen "Zeichen der Gesamtordnung des Kosmos" (dtv Lexikon, 1990, Band 17, S.7, ihre Bewegungen als "Äußerungen göttlicher Wesen" (Andrian, 1901, S. 226). Wegen dieser sieben "Wandelsterne" entwickelten sie auch die Vorstellung von sieben Himmelssphären (vgl. Forstner, 1986, S. 52) und ordneten den sieben "Planeten" je sieben Flüsse, Farben, Töne u.ä. zu. Von Andrian (1901) weist darauf hin, dass in allen von ihm untersuchten Kulturen, Völkern und Gruppierungen immer die sieben "Planeten" oder die sieben "Planetensphären" als Wohnorte der Götter oder der Dämonen auftauchen.

Erst durch den Übergang vom geozentrischen zur heliozentrischen Weltansicht durch Kopernikus wurde die Irrtümer über die Sieben "Planeten" modifiziert: Es wurde erkannt, dass die Erde ein Planet ist, der Mond sein Satellit und die Sonne Zentrum des Systems; es gab nun sechs echte Planeten. Mit dem Uranus wurde 1781 der 7. Planet entdeckt, heute sind zehn "große" und über 1000 Planetoiden bekannt. Trotzdem glauben noch heute viele, es gebe sieben Planeten.

Als eine astronomische Ursache für die Sonderstellung werden auch die Mondphasen genannt. Jeder lunare Zyklus teilt sich in vier etwa siebentägige Wochen. In den orientalischen Gebieten war der Mond der höchste Gott (z.B. Endres, 1951, S. 161) und seine periodische Zu- und Abnahme musste "dem weit mehr als wir die Natur beobachtende Urmenschen auffallen" (Bischoff, 1920, S. 15).

Die Zahlen wurden auch im Altertum nicht nur zu Rechenzwecken benutzt, sondern auch als Spiegelbild der Weltallgeschehens betrachtet. Die Verstrickungen der heiligen Zahl mit Abläufen im All und auf der Welt wurde für die Alten mit dem folgenden eindeutig belegt: 1+2+3+4+5+6+7=28. Durch die Addition der ersten sieben Zahlen erhält man 28, also die Anzahl von Tagen eines Mondzyklus. Für die Menschen des Altertums war obige Addition somit sogar der "mathematische Beweis" für die Sonderstellung und die Bedeutsamkeit der Sieben im Weltallgeschehen (Barthel, 1992, S. 234).

Die Sieben hat jedoch im Sexagesimalsystem der Mesopotamier, das der assyrisch-babylonischen Kultur eine Sonderstellung: Im Unterschied zu unserem heutigen Dezimalsystem ist im Sexagesimalsystem 60 die Basiszahl. Die frühen Astronomen haben das Sonnenjahr fälschlicherweise nur mit 360 statt mit 365.25 Tagen angenommen (Günther, 1908, S. 11f). Nicht direkt der Sieben, sondern dem Stammbruch ein Siebtel (1/7) muss in diesem 60er-System die besondere Aufmerksamkeit gegolten haben: Ein Siebtel ist der einzige Stammbruch unter denen mit einem Nenner zwischen 1 und 10, der nicht exakt darstellbar ist.

Die Sonderstellung der Sieben in der babylonischen Kultur

Eine ausführliche, lückenlose Darstellung der Entwicklung und Aufrechterhaltung der "mystischen" Sieben ist nicht möglich. Nicht in jedem Fall war die Sieben dabei die wichtigste und zentrale Rolle. Auch die jeweilige Zuschreibung der Sieben als Glücks- oder Unglückzahl wechselt. In allen großen Mythologien der babylonischen, griechischen und römischen Kultur findet sich die Zahl Sieben als "besondere" Zahl und hat eine besondere Stellung in ihrer Zahlensymbolik. Man darf jedoch nicht übersehen, dass die "mystische" Sieben in im größten Teil von Afrika und Amerika, in Australien und sogar in einigen europäischen Völkern, z.B. bei den Albanern unbekannt ist. Andrian geht daher von einer Diffusion der mystischen Sieben von den "ältesten Cultursitzen in Mesopotamien" (Andrian, 1901, S. 262) durch die vielen Völkerwanderungen und Handelbeziehungen in die verschiedenen Weltrichtungen auch orientalisches magisch-mystisches Kulturgut verbreitete. Andrian zeigt auf, dass eine unmittelbar Übernahme der mystischen Sieben in vielen europäischen Gebieten nur sporadisch auftritt: Eine unmittelbare Übernahme von den Eraniern war praktisch mangels Zusammentreffen nicht möglich und das Christentum zog z.B. in viele slawischen Gebiete erst ein, als die Stellung der Sieben durch die Neun arg bedrängt wurde (Andrian, 1901, S. 272).

Nach Paneth (1952) haben die Babylonier die Sonderstellung der Zahl Sieben im 4. Jahrtausend vor Christus von den Sumerern übernommen, die in Südmesopotamien lebten (S. 196). Die Existenz von sieben bösen Dämonen, den Sabettu, die vom Gott An erschaffen wurden, der für die Sumerer die "Unendlichkeit des Himmels" verkörperte, könnte ein Hinweis auf dies sein (vgl. Uhlig, 1976, S. 38).

Unter den Semiten waren nach von Andrian (1901) die Babylonier die eifrigsten Verehrer der heiligen Sieben. Ihre mystische Auffassung der Sieben drang in das Volksbewußtsein der Babylonier und Assyrer (S.226). Auch soll nach Silver (1976) unter dem sumerischen König Lugulannemundu um 2500 vor Christus für die Göttin Nintu in Adab ein Tempel mit je sieben Portalen und Türen erbaut worden sein, zu dessen Einweihung 49 Ochsen und Schafe geopfert wurden. Allerdings sind diese Angaben aus einem Buch über Glückzahlen nicht mit Hilfe von historischen Lexika zu verifizieren.

Analog zu den sieben heiligen "Planeten" in denen die Babylonier den Ausdruck göttlicher Äußerungen sahen, konstruierten sie z.B. sieben Weltteile, sieben Flüsse, sieben Winde, sieben Metalle und sieben Farben (z.B. Andrian, 1901, S. 226). Beispiele für die Sieben in der babylonischen Kultur sind die sieben Himmeln, die sieben kosmischen Türme mit sieben Stufen, die sieben Locken des Gilgamesch, die sieben Zweige des Lebensbaums, die sieben Hauptsterne am großen Himmelswagen, die sieben Namen des Mars, die sieben Sühneriten, die Schlange mit sieben Köpfen oder sieben Zungen, die sieben Tore der Unterwelt in der Höllenfahrt der Ištar. Außerdem steigt die babylonische Flut sieben Tage und fällt sieben Tage.

1700 vor Christus soll unter dem Schöpfer des ersten babylonischen Reiches, König Hammurapi, der für seine auf einen Diaritblock eingemeißelte Gesetzsammlung berühmt ist, in einem babylonischen Kalender der 7., 14., 21., 28. sowie der 19 (30+19=49) eines Monats als Unglückstage angesehen worden sein, an welchen der König bestimmte Dinge zu unterlassen hatte und Opfer bringen musste (Andrian, 1901, S. 228). Hundert Jahre später soll unter König Sargob die fünftägige Woche durch die siebentägige verdrängt worden sein (Andran, 1901, S. 226).

Wie bei den Babyloniern spielt auch bei den Persern die Sieben eine wichtige Rolle, sie ist die Lieblingszahl der eranischen Heldensage. Herodotos, der als griechischer "Vater der Geschichtsschreibung" bekannt ist, beschreibt einen arabischen Eid, bei dem sieben Steine mit Blut beschmiert werden (vgl. Giora, 1988, S. 172).

In Indien ist sie ebenfalls eine bevorzugte Zahl: es werden z.B. die "sieben Kühe der höchsten Himmelsräume" verehrt (Andrian, 1901, S. 232); erst in der siebten Generation wird eine Abänderung der Kaste nach "oben" oder "unten" erreicht (Andrian, 1901, S. 234).

Die eigentliche "Zahl des Buddhismus" ist zwar die 8, aber auch hier ist die Zahl Sieben nach von Andrian (1901) die häufigste Zahl in den Buddhalegenden (S. 236). Unabhängig vom Buddhismus ist die sieben schon früher von Babylon als "Unglückszahl" nach China gedrungen (vgl. Endres, 1951, S. 162).

In Ägypten spielt die Sieben keine mit der Verherrlichung durch die Babylonier vergleichbare Rolle. Aber auch hier sind Huaptgötter, Ra und Osiris von Sieben Gottheiten umgeben.

Die Sieben im antiken Athen und Rom

In antiken Europa indessen, nahm die Sieben insbesondere im Apollokult eine Sonderstellung ein, da sie dem Apoll geweiht war (Graf, 1917, S. 17). Der Bund der Pythagoräer vertrat die Ansicht, die Zahlen seien mit geheimnisvollen Kräften ausgestattet und glaubte, dass die personifizierten Zahlen das Weltgeschehen regeln. Beinahe göttliche Verehrung genoß die "Zehnzahl", dennoch galt die Zahl Sieben als Zahl der Lebensrythmen. Die Sieben wird beispielsweise geehrt, weil sie die Summe aus Quadrat (4) und Dreieck (3) bildet. Philalos, ein Schüler des Pythagoras, schrieb im 5. Jahrhundert vor Christus quasi einen Hymnus auf die Zahl sieben.

Beispiele für die zahlreiche Verwendung der Zahl Sieben in der griechischen Mythologie sind die sieben Weltwunder, die sieben Helden von Theben ("Sieben gegen Theben"), die sieben Weltmeere, der Siebenkampf oder die sieben Musen. Die Einteilung des Lebens in Jahrsiebte stammt wahrscheinlich von Solon (einer der "sieben Weisen", um 600 vor Christus) und hat beispielsweise in der Anthroposophie Bedeutung. Was genau beispielsweise als eines der sieben Weltwunder bezeichnet wurde, wechselte in der Geschichte häufiger, allein ihre Anzahl bleibt bestehen. Ähnliches gilt für die "sieben" Weisen.

In der römischen Mythologie steht die Sieben für den Gott Neptun. Das alte Rom wurde auf 7 Hügeln erbaut (Palatin, Capitol, Quirinal, Viminal, Esquilin, Caelius und Aventin). Es gibt 7 freie Künste (Grammatik, Rhetorik, Logik - diese drei bilden das sogenannte Trivium, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie - letztere bilden das Quadrivium).

Zur Zeit der Geburt Jesu ist in Griechenland die Zahl Fünf auf dem Vormarsch: Die griechischen Weisen geraten "mit der langen Vorzeit" in Zwiespalt, aber sie weihen die "Fünfheit" der Gottheit, "weil diese sich besser für sie schicke" (Bindel, 1985, S. 167 zitiert Plutarchs Schrift, 17. Abschnitt "Über das El zu Delphi").

Die Sieben im Judentum, Christentum und anderen Weltreligionen

Während die Sieben in Griechenland ihren besonderen Status zu verlieren droht, hat diese im Judentum eine große Bedeutung. Auf die jüdische Kabbala gingen von dem alexandrinischen Juden Philo, der um die Zeitwende lebte, viele beeinflußenden Faktoren aus. Die neuphytagoräische Lehre wurde bestimmend für viele Sekten und Religionen, und damit auch für das aufkommende Christentum (vgl. Endres, 1951, S. 64) und seiner Numerologie.

Die Sonderstellung der Sieben im Judentum speigelt sich im Alten Testament, das mit der siebentägigen Schöpfungsgeschichte beginnt und unzählige Beispiele für die Verwendung der Sieben enthält. Das Siebengebet ist ein Hauptgebet; die Menora hat sieben Arme. Das große Festjahr der Juden erfolgt nach 49 Jahren ("Jobeljahr").

Im Christentum wurde die Sonderstellung der Sieben des Judentums übernommen. In der Offenbahrung des Johannes, der Apokalypse oder "Buch mit den sieben Siegeln" wird die Sieben nicht weniger als 54 mal genannt (Silver, 1976, S. 205). Im frühen Christentum soll der Kirchenvater Tertullian Gott als einen siebenfältigen Geist bezeichnet haben, der als einziger in den Dunkelheiten leuchtete, immer heilig ("septemplex spiritus, qui in tenebris unus lucebat, sanctus semper", siehe Endres, 1951, S. 172). In der christlichen Theologie gibt es sieben Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe (Nächstenliebe), Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung), sowie siebenTodsünden (Stolz, Geiz, Unkeuschheit, Neid, Unmäßigkeit, Zorn, Trägheit). Sie wurden von Papst Gregor dem Großen (regierte 590-604) zusammengestellt. In der katholischen Kirche gibt es sieben Sakramente: Taufe, Eucharistie, Salbung, Beichte, Ehe, Sakrament der Weihe, Krankensalbung. Das Vaterunser besteht aus genau sieben Bitten, wobei sich die ersten drei auf das Verhältnis des Menschen zu Gott beziehen, während die letzten vier sich auf das Leben der Menschen beziehen. Bevor er am Kreuz starb gab Jesus Christus noch sieben Äußerungen, die Sieben Letzten Worte von sich. Und eine immerhin 14 Millionen Gläubige fassende Glaubensgemeinschaft trägt die Sieben sogar im offiziellen Namen: Die Siebenten-Tags-Adventisten.

Auch in der jüngsten der Weltreligionen findet sich die Sieben: Der Siebente Himmel ist für die Muslime der Ort der letzten Verklärung, den auch Prophet Mohammed erreichte. Diese Siebenzahl wird oft als Synonym für die Unendlichkeit interpretiert.

Die Sieben im Europa der Neuzeit

Auch wenn es sich heute meist um eine gewohnheitsmäßige Nachahmung handeln kann, ist Andrian der Meinung, dass der Gebrauch der Sieben meist als eine Überlebsel einer früher bestandenen Auffassung (auch als Import aus der Fremde) nachgewiesen werden kann (Andrian, 1901, S. 271). Kurz zusammengefasst ergibt sich für die Sieben im Zahlenaberglauben die Entwicklungsreihe: Kosmische Zahl, Magische Zahl und letztendlich bloße Gebrauchs- oder Lieblingszahl.

Unter den Europäern haben vor allem die Germanen die Vorstellungen über die mystische Sieben übernommen. Unter ihenen waren es hauptsächlich die Südgermanen. So wurden in Thüringen Frauen mit sieben unehelichen Kindern wieder zur "Jungfrau" (Andrian, 1901, S. 252). Brian McConnell berichtet in einer Ausgabe des New Law Journals anderes zu berichten: So soll 1861 die 15jährige Zuchthausstrafe in Großbritannien nicht aus humanitären Gründen um ein Jahr verkürzt worden sein, sondern weil vierzehn ein Vielfaches von Sieben ist. Dass dass Siebengebirge nicht nur aus sieben Bergen besteht, überrascht nicht.

Auch in vielen Märchen, Sprichwörtern, Bauernweisheiten und Redewendungen lässt sich bis heute die Sieben auffällig oft finden: In Märchen finden sich die berühmten "Siebenmeilenstiefel", die sieben Raben und die sieben Zwerge hinter den sieben Bergen (Schneewittchen). Auch Sindbad der Seefahrer, aus den arabischen Märchen aus Tausendundeiner Nacht, mußte auf sieben Reisen sagenhafte Abenteuer bestehen. Eine der vielen Bauernregeln mit der Sieben lautet: "Wenn es am Siebenschläfer (27. Juni) regnet, sind sieben Wochen mit Regen gesegnet". Und als "siebengescheit" werden "besserwisserische" Menschen bezeichnet.

Im deutschsprachigen Raum denkt man heute wohl nicht an uralte Zahlenmystik wenn man gefragt wird, ob man alle seine Siebensachen beisammen habe. Nach Endres (1951) klingt hier direkt das Mithramysterium durch, aus dem die Bibel einige Elemente übernommen hat: Diese Frage wurde nämlich auch den frisch geweihten Myten gestellt, da dese bei der Zeremonie durch sieben Tore jeweils ein Kleidungsstück ausziehen mußten und natürlich später auch wieder an. Wenn mehrere Einweihungen stattfanden, war es jedoch nicht mehr so leicht, seine sieben Sachen zu finden (Endres, 1951, S. 168).

Es überrascht nicht, dass selbst die sieben "Planeten" des alten Babylon den sieben Wochentagen zugeordnet wurden. Auch heute noch ist diese Zuordnung in den modernen Spachen erkennbar: Sonntag (Sonne), Montag (Mond), Mardi (französisch für Dienstag, Mars), Mercredi (frz. für Mittwoch, Merkur), giovedì (ital., Donnerstag, Jupiter), verdredi (frz.Freitag, Venus) und Saturday (engl. Samstag, Saturn) (vgl. Vogel 1991, S. 42/43).

Deutlich ist jedoch, dass häufig nachgeholfen wurde um die "heilige Anzahl der Sieben" zu erfüllen: Um die "sieben Meere" zu konstruieren wurde der Pazifik und der Atlantik jeweils in Nord- und Südteile eingeteilt (Giora, 1988, S. 174). Auch das Konzept der "Sieben Farben" ist heute nicht überzeugend - im Alltag unterschiedet man eigentlich nur sechs Farben des Regenbogens. Indigo wurde nach Giora (1988) wohl hinzugenommen, um die "heilige Anzahl 7 zu erfüllen). Trotzdem wird von Seefahrern und Physiklehrern auch heute gerne an "sieben Meeren" und "sieben Farben" festgehalten.

Kein Wunder, dass bei soviel Besonderheit und Magie der Sieben auch viele Markennamen die Sieben enthalten: man trägt Kleider von blue-seven, man hört blue-seven, man trinkt "7up", versucht sein Glück im Spiel 77 und guckt den Fernsehsender ProSieben oder im Kino "Sieben (Film)".

Die Sieben im nicht-mythologischen Kontext

Wissenschaft & Technik

Geschichte

Im 18. Jahrhundert erschütterte der Siebenjährige Krieg sämtliche Großmächte Europas.

Literatur

  • Andrian, F.v. (1901). Die Siebenzahl im Geistesleben der Völker. In: Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Band 31, S. 225-274.
  • Bischoff, E. (1920). Die Mystik und Magie der Zahlen. Berlin.
  • Barthel, M. (1992). Glanz und Geheimnis der Antike. Wien, Düsseldorf.
  • Bindel, E. (1958). Die geistigen Grundlagen der Zahlen. Stuttgart.
  • Forstner, D. (1986). Die Welt der christlichen Symbole. Innsbruck.
  • Endres, F.C. (1951). Mystik und Magie der Zahlen. Zürich.
  • Giora, Z. (1988). The Magical Number Secen, in: D. Robert (Hrsg.), Occident and Orient, Budapest.
  • Graf, J.H. (1917). Die Zahl "Sieben". Bern.
  • Günther, S. (1908). Geschichte der Mathematik. Leipzig.
  • Paneth, L. (1952). Zahlensymbolik im Unbewußtsein. Zürich.
  • McConnell, B. (1990). The secret seven. In: New Law Journal, 140, S. 1366.
  • Silver, J. (1976). Deine Glückszahl. Eine moderne Zahlenmagie. Genf.
  • Uhlig, H. (1976). Die Sumerer. München.
  • Vogel, M. (1991). Die Naturseptime. Bonn.

siehe auch

Zahl, Zahlwort, Zahlensymbolik, Liste besonderer Zahlen


0 (Null), 1 (Eins), 2 (Zwei), 3 (Drei), 4 (Vier), 5 (Fünf), 6 (Sechs), 7 (Sieben), 8 (Acht), 9 (Neun), 10 (Zehn), 11 (Elf), 12 (Zwölf), 13 (Dreizehn), 14 (Vierzehn), 40 (Vierzig), 60 (Sechzig), 91 (Einundneunzig), 153 (Hundertdreiundfünfzig), 666 (Sechshundertsechsundsechzig)