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Artaxerxes II.

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Artaxerxes II. (Mnemon) (persisch اردشیر Ardaschīr [ærdæˈʃiːr], altpersisch: Ŗtachschaçā; * um 430 v. Chr., † 346 v. Chr.) war der neunte König aus der altpersischen Dynastie der Achämeniden, 150 Jahre nach der Reichsgründung durch Kyros II.

Jugend

Artaxerxes, dessen Geburtsname Arses war, wurde geboren als sein Vater Ochos, der später als Großkönig den Thronnamen Dareios II. annahm, noch Privatmann war. Als Dareios schon Großkönig war, gebar ihm Parysatis, die auch die Mutter des Arsikes war, einen zweiten Sohn, Kyros. Neben Kyros hatte Arsikes noch weitere Geschwister, Ostanes und Amestris.

Der griechische Biograph Plutarch beschreibt Arses in seiner Jugend als sanftmütigen und großzügigen Menschen, im Gegensatz zu seinem aufbrausenden und ehrgeizigen Bruder. Auf Wunsch seiner Eltern heiratete Arsikes Stateira, deren Bruder jedoch bald in Ungnade des Dareios fiel und von diesem ermordet wurde. Als Dareios auch Stateira umbringen lassen wollte, konnte Arsikes seine Mutter Parysatis davon überzeugen, sie zu verschonen und auch die Ehe fortbestehen zu lassen.

Parysates versuchte Dareios davon zu überzeugen Kyros, der Plutarch zufolge ihr Lieblingssohn gewesen war, nach dem Recht der Purpurgeburt zum Thronfolger zu bestimmen. Dareios lehnte jedoch ab und ernannte Arsikes, den Erstgeborenen, zum Kronprinzen. Kyros wurde zum Statthalter (Satrap) von Lydien ernannt.

Frühe Herrschaft

Als Dareios 404 v. Chr. starb wurde Arsikes als Artaxerxes II. in Pasargadai zum Großkönig gekrönt. Darius II. stirbt 405 und sein ältester Sohn Arses, der sich den Herrschernamen Artaxerxes gibt, folgt auf den Thron. Sein jüngerer Bruder Kyros aber ficht diese Herrschaft an und kämpft, unterstützt von Truppen aus den Ionischen Städten (unter denen sich auch Xenophon befindet) gegen seinen älteren Bruder.

Etwa um 402 ging Ägypten dem Perserreich nach längeren Unruhen und Kämpfen verloren. Kyros nutzte dies wohl, um öffentlich die Unfähigkeit des Artaxerxes anzuprangern und rief zum Aufstand auf. Mit dem Heer seiner Satrapie und einem Kontingent von etwa 10,000 griechischen Söldnern zog er von Kleinasien in das innere des Reiches um Artaxerxes zu stürzen. Dieser hob ein Reichsaufgebot -eine Armee bestehend aus Einheiten verschiedener Völkerschaften des Reiches- aus um Kyros in der offenen Schlacht zu stellen. Diese fand bei Kunaxa im zentralen Mesopotamien statt. Die Streitmächte des Kyros waren denen des Artaxerxes in den Kampfhandlungen überlegen, aber Kyros fiel, womit der Aufstand scheiterte. Der Rückzug der griechischen Söldnern, der von Xenophon beschrieben wurde, stieß auf halbherzigen Widerstand der einzelnen Statthalter, gelang am Ende jedoch ohne nennenswerte Verluste.

Der Königsfrieden

Kurz nach dem Aufstand des Kyros konnte eine Invasion der Spartaner unter deren König Agesilaos durch Bestechung abgewehrt werden. Agesilaos soll gesagt haben, dass ihn zehntausend persische Bogenschützen zum Rückzug gezwungen haben; diese Bogenschützen waren Bilder, die auf der persischen Goldmünze, dem Dareikos geprägt wurden.

Artaxerxes schien dem Ägäisraum mehr Bedeutung zuzumessen als seine Vorgänger Dareios II. und Artaxerxes I. Im Korinthischen Krieg (399–386 v. Chr.) verbündete er sich mit Athen und Theben gegen Sparta. Als die Spartaner in Griechenland die Oberhand gewannen, sich aber nicht gegen die Perser durchsetzen konnten, wurde im Jahr 387 v. Chr. in Sardes, der Hauptstadt Lydiens und wichtigsten Stadt im westlichen Perserreich, ein Friedensvertrag, der so genannte Königsfrieden, ausgehandelt, der im Folgejahr allen beteiligten Parteien vorgetragen wurde. Diesem Vertrag zufolge erhielt Artaxerxes alle griechischen Städte Kleinasiens, sowie das vorgelagerte Klazomenai und Zypern. Alle anderen Städte und Länder Griechenlands waren unabhängig und frei, nur Athen durfte einige Inseln in der Ägäis behalten. Als Garant hierfür trat der Großkönig ein, der jeden Verstoß gegen den Vertrag mit Geld und Streitmächten ahnden würde. Sparta wurde hierfür als eine Art "Polizist" eingesetzt, was praktisch bedeutete, das es die Vorherrschaft über Griechenland bekommen hatte, während die Perser die Absolute Macht über den Ägäisraum hatten.

Die spätere Herrschaft

Nachdem mit dem Königsfrieden die Westgrenze des Perserreiches, die seit den Perserkriegen für die Perser eher ein Problem darstellte, endgültig gesichert war, war das Augenmerk des Artaxerxes nun auf das abtrünnige Ägypten gerichtet. Etwa um 375 v. Chr. wurde Datames, der Satrap von Kilikien zum Oberbefehlshaber einer persischen Streitmacht ernannt, die das Land am Nil zurückgewinnen sollte. Da dieser Datames jedoch in Kleinasien seine Macht beträchtlich ausweiten konnte, kam Artaxerxes ihm zunehmend mit Misstrauen entgegen und entzog ihm das Kommando wieder. Stattdessen beauftragte er Pharnabazos und Iphikrates, doch der Feldzug scheiterte an dem erbitterten Widerstand der Ägypter, die von griechischen Hilfstruppen unterstützt wurden. Ungefähr zu dieser Zeit kam es im inneren des Reiches zu einem Aufstand der Kadusier, gegen die Artaxerxes persönlich zu Felde zog.

Im Westen hatte der Vertrauensverlust gegen Datames dazu geführt, dass dieser um 370 v. Chr. einen Aufstand anfachte, der bis vor kurzem als "Großer Satrapenaufstand" bekannt war und als für die Perserherrschaft unglaublich bedrohlich angesehen wurde. Die Forschung geht mittlerweile jedoch davon aus, dass es zu keinem Aufstand von solchen Ausmaßen gekommen war. Dennoch hatten im Westen mehrere Statthalter große Macht an sich gerissen, insbesondere Maussollos, der praktisch unabhängig vom Großkönig herrschte. In Griechenland entstand dadurch offenbar der Eindruck, dass Artaxerxes ein schwacher Herrscher war und seine Macht beschränkt war. Deshalb konnten Athen und Theben ihre Macht beträchtlich ausweiten und schließlich die Vorherrschaft der Spartaner bei Leuktra und Mantineia beenden. Artaxerxes war inzwischen ein alter Mann und hatte die Macht an der Westgrenze vor allem den dortigen Satrapen in die Hände gegeben, die hauptsächlich im eigenen Interesse walteten.

Währenddessen gab es Streitigkeiten um die Nachfolge des Artaxerxes. Dieser hatte seinen Sohn Dareios zum Nachfolger bestimmt, doch dessen jüngerer Bruder Ochos beanspruchte die Nachfolge für sich. Artaxerxes konnte wohl aufgrund seines hohen Alters seine Regelung nicht durchsetzen und Ochos ermordete seine Brüder Dareios und Ariaspes und folgte seinem Vater nach dessen Tod im Jahr 359 v. Chr. als Artaxerxes III. auf den Thron.

Bilanz der Herrschaft

Die griechischen Schriftsteller vermitteln häufig das Bild eines schwachen und machtlosen Herrschers. Daneben stellen sie auch seinen gütigen, gnädigen und sanften Charakter heraus, den sie allerdings gleichermaßen als Symbol der Verweichlichung des persischen Adels darstellen. Mit 45 Jahren war die Regierungszeit des Artaxerxes die längste aller Achaimenidenkönige, und er einer der wenigen, die eines natürlichen Todes starben. Dies spricht dafür, dass Artaxerxes in seinem unmittelbaren -wenn auch nicht familiären- Umfeld viel Zustimmung und Unterstützung erhalten hat. Auch in der Bevölkerung schien Artaxerxes auf Ehrfurcht und Verehrung zu stoßen, wie eine Anekdote des Aelian belegt. Dieser berichtet, wie ein armer persischer Bauer bei der Durchreise des Großkönigs diesem zum Geschenk Wasser aus einem nahegelegenen Fluss schöpfte, weil er ihm nichts anderes anbieten konnte um ihn zu ehren. Artaxerxes soll ihn aus Rührung zum Dank reich beschenkt haben.

Als Bauherr war Artaxerxes vor allem in Susa aktiv, das er anscheinend zu seiner Hauptresidenz machte. Jedenfalls wurde hier neben dem des Dareios I. ein zweiter großer Palast unter seiner Herrschaft gebaut. Als erster Achaimenidenkönig seit Kambyses II. wurde Artaxerxes nicht in Naqsh-i Rustam beigesetzt, sondern in Persepolis, wie auch sein Nachfolger Artaxerxes III.

Religionspolitisch gab es unter Artaxerxes einen Bruch. Hatten dessen Vorgänger zumindest offiziell streng nach zoroastrischen Geboten nur Ahura Mazda als einzigen Gott gehuldigt, so ließ Artaxerxes auch die Anahita- und Mithras-Kulte zumindest zu; Aelian zufolge soll er auch zu Mithras gebetet haben. In Bezug auf das Reich tolerierte Artaxerxes wie alle seine Vorgänger die verschiedenen Kulte und Religionen und ließ deren freie Ausübung zu. Im Jahr 398 v. Chr. beauftragte er dem Propheten Esra in Jerusalem die Tora zu verkünden.

Die parthische Dynastie der Arsakiden berief sich auf Artaxerxes als Stammvater.

Zeittafel

401/400 Persien: Der Perserprinz Kyros d.J. versucht mit 13 000 griechischen Söldnern seinen Bruder von Thron zu stürzen. Kyros Tod bei Kunaxa nahe Babylon lässt den Aufstand scheitern. "Zug der 10.000" mit Xenophon nach Trapezunt. Schwäche Persiens.

399 Sparta: Ausbruch des Krieges zwischen Sparta und Persien wegen der Freiheit Ioniens.

396 - 395 Sparta: König Agesilaos von Sparta operiert glücklich in Kleinasien.

395 Persien / Athen / Sparta: Die Perser erregen den korinthischen Krieg in Griechenland (Missstimmung gegen spartanische Gewalt nach dem Fall Athens). Lysander fällt bei Haliarthos gegen die Thebaner.

394 Persien / Athen / Sparta: Seesieg des Atheners Konon und des persischen Satrapen Pharnabazos bei Knidos über die Spartaner. Wiederherstellung der "Langen Mauer" Athens durch Konon. Sieg des Spartanerkönigs Agesilaos bei Koronea.

389-388 Persien / Athen / Sparta: Thrasybul versucht das Attische Seereich wieder herzustellen. Provokation für dier Perser. Daraufhin nähert sich der Artaxerxes II. wieder Sparta an.

387 Persien / Athen / Sparta: Königsfriede (Antalkidas): Ionien wird Persien preisgegeben, allen Hellenenstaaten die Freiheit zugesichert. Sparta beginnt wieder den Aufbau einer Vormachtstellung.

384 - 382 Sparta / Theben: Sieg bei Mantineia, Krieg gegen den Chalkidischen Bund. Überrumpelung der Burg von Theben durch die Spartaner.

379 Sparta / Theben: Der Thebaner Pelopidas befreit mit attischer Hilfe Theben.

378/7 Athen: 2. Seebund Athens, Beseitigung der spartanischen Seemacht.

369 Athen / Sparta: Bündnis zwischen Athen und Sparta gegen Theben, werden aber geschlagen. 362 Sparta / Theben: Tod des Epaminondas in der Schlacht bei Mantinea; Ende der thebanischen Hegemonie

359 - 336 Makedonien: König Philipp II. von Makedonien führt sein Reich zur Vormachtstellung in Europa empor.

Quellen

Als Hauptquelle für das politische Handeln des Artaxerxes II. haben wir nur die beiden Werke Xenophons: die Anabasis und die Hellenika. Des weiteren liefert die Hellenika von Oxyrhynchos einige Hinweise auf Artaxerxes Eingreifen in die griechische Welt. Plutarch hat zwar ebenfalls eine sehr umfangreiche Biografie über denselben verfasst, historischen Nutzen können wir daraus aber nur begrenzt ziehen, da er einerseits fast ausschließlich die Werke Xenophons als Grundlage nutzt und andererseits nur über die innerpalästlichen Ränke der Frauen um Artaxerxes II. und die damit verbundenen Probleme berichtet. Politisches Handeln nimmt er nicht in seinen Fokus, sein Werk ist wohl eher eine Charakterisierung.

In der Anabasis begeleitete Xenophon die Truppen des Kyros in seinem Zug gegen den Großkönig um diesen zu stürzen. Daraus entstand die Anabasis oder „der Zug der Zehntausend“. Die Beschreibung ist sehr detailreich und in großen Abschnitten sogar vollständig überliefert, allerdings beschäftigt sie sich nur mit den wenigen Jahren der Revolte des Kyros. Ereignisgeschichtlich bricht sie dann aber ab. Xenophon schleißt an sein Werk aber den Versuch einer gesamtgriechischen Geschichte an, die Hellenika. In ihr beschreibt er den historischen Verlauf der Ereignisse anschließend an das Werk von Thukydides (das ja unvollendet blieb) bis zur Schlacht von Mantineia. Er beschreibt also einen Zeitraum von 411 bis 361 v.Chr.. Xenophon Geschichtsschreibung ist sehr spartanah, auch in seine Biografie über den spartanischen König Agesilaos kommt diese Verehrung zum Ausdruck.

Einen Gegenpol dazu bietet in Ansätzen die Hellenika von Oxyrhynchos, die eher athenfreundlich geschrieben ist. Deren zeitlicher Rahmen spannt sich vom Dekeleischen Krieg bis zur Seeschlacht von Knidos 394 v.Chr., hier bricht die sowieso schon sehr dünne Überlieferung der Quelle komplett ab.

Artaxerxes ist bei den griechischen Schriftstellern der Antike einer der am häufigsten erwähnten Großkönige des Perserreiches, wahrscheinlich weil sein Einfluss in Griechenland größer war als der aller anderen Großkönige seit Xerxes I. So hat ihm Plutarch sogar eine eigene Biographie gewidmet. Diese ist aber alles in allem sehr fragwürdig. Plutarch projiziert römische Idealbidler in diese Bographie, die zum größten Teil erfunden sein dürfte. Vor allem die Ränke rund um das höfische Leben, die Intrigen etc. dürften jeder historischen grundlage entbehren.

Auch in der Bibel wird Artaxerxes im Buch Esra erwähnt. Dagegen gibt es nur wenige persische Quellen aus der Zeit des Artaxerxes. Erwähnenswert sind nur die Ruinen seines Palastes in Susa sowie das Grab in Persepolis, das jedoch nicht eindeutig identifiziert ist. Es gibt zwei Gräber hier, die einem Artaxerxes gehörten, eines war das Artaxerxes' II., eines Artaxerxes' III., welches jedoch wem zuzuschreiben ist, bleibt umstritten. In Ägypten gibt es Aufzeichnungen, die Artaxerxes im Jahr 402 v. Chr. noch als Herrscher bestätigen.

Literatur

  • Carsten Binder: Plutarchs Vita des Artaxerxes. Ein historischer Kommentar, Univ. Diss. Düsseldorf 2007.
  • Richard N. Frye: The History of Ancient Iran. In: Handbuch der Altertumswissenschaft. 3. Abt., T. 7, München 1984.
  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr.. Aktual. Neuauflage, Düsseldorf 2005.
  • Pierre Briant: Histoire de l’Empire Perse – De Cyrus à Alexandre. Paris 1996.
  • Kinder, H. / Hilgemann W. (Hrsg.): dtv-Atlas zur Weltgeschichte – Karten und Chronologischer Abriß. Band 1. Bielefeld 1977 (13. Aufl.).
  • Amélie Kuhrt: The Ancient Near East. C.3000 – 330BC. Volume Two. London 1998 (2.Aufl.).
  • Gisela Straßburger (Editierung) Xenophon: Hellenika.. München 1970.
  • Walter Müri, Hrsg.: Xenophon: Anabasis.. München 1954.
  • Ralf Behrwald, Hrsg.: Hellenika von Oxyrhynchos. Darmstadt 2005.


VorgängerAmtNachfolger
Dareios II.König des Perserreiches
404–359 v. Chr.
Artaxerxes III.