Gertrud Fussenegger

österreichische Schriftstellerin
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Gertrud Fussenegger, eigentlich Gertrud Dorn-Fussenegger (* 8. Mai 1912 in Pilsen,Böhmen), ist eine österreichische Schriftstellerin.

Leben

Fussenegger wurde als Tochter des k.u.k. Offiziers Emil Fussenegger geboren und wuchs in Neu Sandez (Galizien), Dornbirn (Vorarlberg) und Telfs (Tirol) auf, ehe sie wieder nach Pilsen zog, wo sie 1930 ihre Reifeprüfung ablegte. Anschließend studierte sie in Innsbruck und München Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie und promovierte 1934 zum Dr. phil.

Später lebte sie in München und Hall in Tirol. 1961 zog sie nach Leonding bei Linz, wo sie noch heute lebt.

In erster Ehe war sie mit dem Bildhauer Elmar Dietz verheiratet, in zweiter Ehe (seit 1950) mit dem Bildhauer Alois Dorn. Sie hat fünf Kinder (Richarda, Traudi, Dorothea, Raimund und Lukas), 12 Enkelkinder und mehr als 15 Großenkelkinder.

Gertrud Fussenegger, bekannt als die "Grande Dame der Österreichischen Literatur", ist Mitglied des P.E.N., der Humboldt-Gesellschaft, der Sudetendeutschen Akademie und Ehrenmitglied des österreichischen Schriftstellerverbandes. In den Jahren 1977 bis 1979 und 1984 bis 1985 war sie Jury-Mitglied beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt.

Ihr Bruder Erwin Fussenegger war österreichischer Generaltruppeninspektor. Der Vorlass ihrer Werke befindet sich im Oberösterreichischen Literaturarchiv im Stifterhaus Linz.

Künstlerisches Schaffen

Fussenegger begann mit historischen Romanen, die in unterschiedlichen Epochen spielen. Beeinflusst wurden ihre Erzählungen durch ihre katholische Herkunft. Umstritten ist ihr Verhalten während der Zeit des Nationalsozialismus, als sie Texte im Völkischen Beobachter veröffentlichte, Hitler als Heilsfigur verherrlichte und den jüdischen Friedhof von Prag als Drachensaat diffamierte. Durch die alliierte Zensur wurden Bücher jener Autoren aus dem Verkehr gezogen, die inhaltlich Bestandteil der nationalsozialistischen Propaganda gewesen sind. Von Fussenegger wurden Der Brautraub, 1939 und Böhmische Verzauberungen, 1944 indiziert. In der Nachkriegszeit setzte sich Fussenegger immer wieder mit der Frage der Schuld der Deutschen auseinander. Ihre rassistische Mohrenlegende wurde unverändert neu aufgelegt. "Meine Generation musste lernen wie es ist. in einer Demokratie zu leben. Und nun müssen wir lernen, mit der Globalisierung umzugehen." Sie veröffentlichte in den folgenden Jahren außerdem Gedichte, Erzählungen und Theaterstücke. Zu erwähnen ist Pilatus, ein Oratorium, welches von Cesar Bresgen vertont und beim Carinthischen Sommer 1979 in Ossiach uraufgeführt wurde. Darin werden die Juden des Mordes an Jesus Christus bezichtigt.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke (in Auswahl)

  • Mohrenlegende, 1937
  • Geschlecht im Advent - Roman aus deutscher Frühzeit, 1936
  • Die Leute auf Falbeson, 1940
  • Eggebrecht, 1943
  • Böhmische Verzauberungen, 1944
  • Die Brüder von Lasawa, 1948
  • ...wie gleichst du dem Wasser, 1949
  • Das Haus der dunklen Krüge, 1951
  • In Deine Hand gegeben - Roman, 1954
  • Das verschüttete Antlitz, 1957
  • Zeit des Raben, Zeit der Taube, 1960
  • Der Tabakgarten - 6 Geschichten und ein Motto, 1961
  • Die Reise nach Amalfi - Hörspiel, 1963
  • Die Pulvermühle - Kriminalroman, 1968
  • Bibelgeschichten, 1972
  • Widerstand gegen Wetterhähne - Lyrische Kürzel und andere Texte, 1974
  • Eines langen Stromes Reise - Die Donau. Linie, Räume, Knotenpunkte, 1976
  • Ein Spiegelbild mit Feuersäule - Lebensbericht, 1979
  • Pilatus - Szenenfolge um den Prozess Jesu, uraufgeführt 1979, verlegt 1982
  • Maria Theresia, 1980
  • Kaiser, König, Kellerhals - Heitere Erzählungen, 1981
  • Sie waren Zeitgenossen - Roman, 1983
  • Uns hebt die Welle - Ein Essay, 1984
  • Gegenruf - Gedichte, 1986
  • Das verwandelte Christkind - Erzählungen, 1987
  • Die Herrscherinnen, 1992
  • Ein Spiel ums andere - Erzählungen, 1996
  • Jirschi oder die Flucht ins Pianino, 1997
  • Shakespeares Töchter - Drei Novellen, 1999
  • Bourdanins Kinder, 2001
  • Gespräch über Leben und Werk mit Rainer Hackel, 2005

Literatur

  • Friedrich Denk: Die Zensur der Nachgeborenen. Zur regimekritischen Literatur im Dritten Reich. Denk, Weilheim i. OB 1995. ISBN 3-9800207-3-8
  • Grenzüberschreitungen. Festschrift für Gertrud Fussenegger, hrsg. v. Frank-Lothar Kroll. Langen Müller, München 1998. ISBN 3-7844-2712-X
  • Helmut Salfinger: Gertrud Fussenegger. Bibliographie. Böhlau, Wien u.a. 2002. (= Schriften zur Literatur und Sprache in Oberösterreich; 7) ISBN 3-205-99461-2
  • Sonja Segerer: Versuch über die Romane Gertrud Fusseneggers, insbesondere "Das Haus der dunklen Krüge". Univ. Mag.-Arb., Erlangen-Nürnberg 1993.