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Weihnachtskrippe

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Datei:Weihnachtskrippe.jpg
Einfache Hauskrippe
Orientalische Krippe
Afrikanische Krippe im Missionshaus St. Wendel
Von Kindern gebastelte Krippenfiguren in einer Kirche
Flucht nach Ägypten (Szene der Krippe in Gutenzell, Oberschwaben)
Einzug Jesu in Jerusalem (Szene der Jahreskrippe in Klosterlechfeld)
Datei:Weihnachtskrippe alle.jpg
Krippe mit allen wichtigen Figuren: Christkind, Maria, Josef, Hirte, Drei Sterndeuter und Tiere
Krippe im Saardom in Dillingen/Saar

Eine Weihnachtskrippe ist eine Darstellung der Geburt Christi aus der Weihnachtsgeschichte oder anderer Szenen aus dem Leben Jesu Christi, meist durch Figuren in einer Modelllandschaft Betlehems. Die Weihnachtskrippen verbinden die Bilderwelt der Adventzeit mit dem Dreikönigsfest.

Die heutigen Weihnachtskrippen gehen auf bereits auf das Frühchristentum zurück, doch zeigten die Darstellungen der ersten Jahrhunderte nur das Jesuskind (nach dem Lukasevangelium in der Futterkrippe liegend) mit den zwei Tieren Ochs und Esel. Die Figur der Maria kam erst im Mittelalter dazu (lt. einer Mitteilung des Wiener Diözesanmuseums), der Hl. Josef sogar noch später.
Hingegen gab es um 500 bereits bildliche Darstellungen, wo die "drei Weisen" ihre Geschenke dem Gotteskind darbringen (siehe auch das berühmte Mosaik in Ravenna).

Typen von Krippen

  • Nach dem Aufstellungsort unterscheidet man
    • Kirchenkrippen
    • Hauskrippen
  • Nach der Art der äußeren Gestaltung unterscheidet man
    • Stallkrippen
    • Höhlenkrippen
    • Tempelkrippen
    • Landschaftskrippen
    • Kastenkrippen (die Krippe ist in eine Kiste eingebaut)
    • Bretterkrippen (bühnenartiger Aufbau mit Suffitten)
  • Nach dem Stil unterscheidet man
    • Stilkrippen (ohne erkennbaren Stil, meist nur Figuren)
    • Wurzelkrippen
    • orientalische Krippen
    • Heimatkrippen
    • Schneekrippen (Heimatkrippen in Winterlandschaft)
  • Nach der Machart der Figuren unterscheidet man
  • Nach den dargestellten Szenen unterscheidet man
    • Weihnachtskrippen
    • Krippen mit anderen Darstellungen des Leben Jesu
Die Darstellung von Christi Geburt, oft auch mit der Anbetung durch die drei Weisen aus dem Morgenland, ist die gängigste und bekannteste Krippenform. Andere Krippen zeigen weitere Bilder des Weihnachtsgeschehens (darunter die Verkündigung des Herrn und die Flucht nach Ägypten). Häufige Krippenszenen aus der Jugend Christi sind die Darbringung Christi im Tempel und das Hauses Nazareth mit Maria am Spinnrad und Jesus, der Josef in der Tischlerwerkstatt hilft. Besonders im Barock war die Darstellung der Hochzeit zu Kana, des ersten Wunders Jesu, beliebt, da das Motiv mit einer Hochzeitgesellschaft in prächtigen Gewändern und einer großen Festtafel besonders vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Seltener sind Szenen des Ostergeschehens wie der Einzug Christi in Jerusalem, die Kreuzigung oder das Heilige Grab.
Die krippenähnliche Darstellung von Szenen, die nicht das Leben Jesu darstellen (historische Szenen, soziale Milieudarstellungen, Berufsdarstellungen etc.) wird als Diorama bezeichnet. Eine zeitweilig beliebtes Motiv waren sogenannte Hochzeitskrippen.
  • Nach der Zahl der dargestellten Szenen unterscheidet man daher
    • Simultankrippen: mehrere Darstellungen gleichzeitig
    • Wechselkrippen: verschiedene Szenen sind mit den gleichen Figuren möglich
    • Jahreskrippen: das gesamte Kirchenjahr kann dargestellt werden
Der Wechsel der Szenen gehört zum Wesen jeder Krippe - und sei es nur durch das Hinzustellen der Figuren der Weisen aus dem Morgenland am 6. Januar
  • Sonderformen sind
Schöne mechanische Krippen befinden sich z. B. in den Wallfahrtsorten Altötting, Maria Taferl, Christkindl und Mariazell sowie in Olešnice v Orlických Horách (Gießhübel, Böhmen). Die größte mechanische Krippe der Welt befindet sich in Rajecká Lesná (Freiwald, Zips, Slowakei)).

Typische Krippenfiguren

Typische Figuren in Weihnachtskrippen sind:

  • Jesus als Kind in einer Krippe
  • Maria, Mutter Jesu
  • Josef, "gesetzlicher Vater" Jesu
  • Ochse und Esel - Sie werden in den biblischen Weihnachtsgeschichten nicht erwähnt, haben aber dennoch eine biblische Begründung; sie findet sich in Jesaja 1,3 – einer in der Lesung der Messe am Weihnachtsabend verwendeten Schriftstelle – und lautet: Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt's nicht, und mein Volk vernimmt's nicht.
  • Hirten und Schafe (meist mit Hütehund)
  • Drei Weise aus dem Morgenland (Caspar, Melchior, Balthasar) mit Geschenken (Gold, Weihrauch, Myrrhe), oft mit Kamel oder Elefant. Hierzu ist allerdings zu sagen, dass in der Bibel eigentlich nur von "Weisen", eigentlich Magiern (magoi) die Rede ist. Es tauchen weder Namen auf, noch ist ihre Zahl vermerkt. Die Bibel spricht nicht von Königen.
  • der Verkündigungsengel (teilweise mit Gloria-Spruchband in den Händen dargestellt)

Geschichte

Barocke Krippe in Gutenzell (Oberschwaben), 1704
Krippe (Portugal)
Datei:Esslingen weihnachtskrippe gr.jpg
Lebende Krippe auf dem Esslinger Weihnachtsmarkt

Zwar ist im Weihnachtsevangelium nicht von der Armut der Heiligen Familie zu lesen, doch die Bibelstelle, nach der das Kind an einen Platz gelegt wurde, der sonst für das Futter der Tiere vorgesehen ist, „da in der Herberge kein Platz für sie war“, wurde dementsprechend interpretiert. So mutmaßte man also, dass Jesus nicht eines gehobenen Standes, sondern einer aus dem einfachen Volk war. Dementsprechend realitätsnah waren bereits spätmittelalterliche Darstellungen von der Geburt Christi, so zu sehen in der spätromanischen Burgkapelle in Hocheppan bei Bozen um 1200. In Verbindung mit der theaterhaften Darstellung der Weihnachtsszene von Francisco de Assis Ferreira de Vasconcellos, der 1223 in Greccio mit lebenden Tieren und Menschen das Weihnachtsgeschehen nachstellte, steht möglicherweise das in Frauenklöstern des 13. und 14. Jahrhundert verbreitete Christkindlwiegen. Diese scheinbar kontinuierliche Weiterentwicklung bis hin zur heute bekannten Weihnachtskrippe wurde durch die Reformation schlagartig unterbrochen. Bestärkt durch das Konzil von Trient (1545-1563) versuchten die Orden der Jesuiten, Serviten und Franziskaner die Inhalte der Bibel durch szenenhafte Darstellungen neu zu beleben. Vor allem Weihnachten sowie die Passion zu Ostern wurden solchermaßen näher gebracht. Kästchen mit biblischen Darstellungen wurden in Kirchen aufgestellt und wurden in auch adligen Kreisen bald populär.

Die 1562 von Jesuiten in Prag aufgestellte Weihnachtsdarstellung gilt heute allgemein als erste Nennung einer Krippe im heutigen Sinn. In den folgenden Jahren wurde in Kirchen das Aufstellen von Krippen zur Weihnachtszeit fast zur Prestigesache. Nach dem Vorbild der 1607 in München aufgestellten Krippe errichtete man etwa 1608 in Innsbruck und 1609 in Hall eine solche. Seit dem Jahr 1615 ist eine Weihnachtskrippe im Benediktinerinnenkloster Nonnberg in Salzburg belegt.

Zu den berühmtesten Krippen zählen bis heute die Neapolitanischen Krippen, deren charakterstarke Köpfe an die Masken der italienischen Commedia dell'arte erinnern. Die Szene der Geburt Christi wird dort oft in äußerst aufwendige und detailreiche Straßen- und Marktszenen eingebettet, so daß die Darstellung der Geburt oft nur noch Nebensache scheint. Im Barock wurden auch in Österreich und Süddeutschland (Bayern, Schwaben, Allgäu) viele Krippen nach neapolitanischem Vorbild geschaffen.

Unter Kaiserin Maria Theresia und Joseph II. wurden Weihnachtskrippen durch mehrere Verbote aus den öffentlichen Gebäuden, also vor allem aus den Kirchen, verbannt. Ein ähnliches Verbot erließ Erzbischof Hieronymus Franz Josef von Colloredo-Mannsfeld am 22. November 1784 für das Fürstbistum Salzburg. Dadurch erhielten die Weihnachtskrippen Einzug in den privaten Bereich. Dies blieb, auch nachdem die Verbote aufgehoben wurden.

Bevor im 19. Jahrhundert der Christbaum allgemeine Verbreitung fand, stand die Krippe im Mittelpunkt der katholischen familiären Weihnachtsfeier. Hauskrippen sind noch heute fester Bestandteil des häuslichen Weihnachtsschmucks und werden in allen erdenklichen künstlerischen Stilen und Materialien gefertigt. Beliebt sind auch selbst gebastelte oder fertig gekaufte Krippen für Kinder, bis hin zur Weihnachtskrippe von Playmobil aus dem Jahr 2000.

Eine der größten ganzjährigen Krippenausstellungen aus verschiedenen Jahrhunderten befindet sich im Bayerischen Nationalmuseum in München, eine weitere im Dombergmuseum in Freising.

Eine Besonderheit ist die in Krakau seit etwa 1900 übliche Form der Krippe (polnisch szopka) aus Pappe und bunter Aluminiumfolie, die an Elemente des Puppentheaters erinnert. Die Krakauer Krippen sind bis zu zwei Meter hoch und erinnern in ihrer Form traditionell an die Architektur der Krakauer Marienkirche, manchmal auch an andere Krakauer Kirchen und den Schlosshügel Wawel. Der seit 1937 veranstaltete Krippenwettbewerb gilt als ein Höhepunkt im Leben der Stadt und zieht jedes Jahr viele Teilnehmer an.

Eine weitere Besonderheit ist die Figur des "caganers" (zu deutsch "Scheißerchen"), welche in Katalonien eine bis zur Barockzeit reichende Tradition hat. Diese Figur in traditionell-katalanischer Bauerntracht verrichtet mit heruntergelassenen Hosen seine Notdurft.

Die größte Wurzelholzkrippe der Welt wird alljährlich in der Vorweihnachtszeit im Weihnachtsdorf Waldbreitbach errichtet und kann dort bis Anfang Februar besichtigt werden.

Dem Vorbild von 1223 nahestehende Varianten der Weihnachtskrippe sind deren Darstellung mit lebenden Tieren sowie das Krippenspiel. Beispielsweise zeigt der Weihnachtsmarkt in Essen alljährlich ein Krippenspiel mit lebenden Schafen, welche für die Dauer des Weihnachtsmarktes in der Krippe leben. Seit den 1920er Jahren führen alljährlich Schüler des Lübecker Katharineums zur Adventszeit das Krippenspiel in der Lübecker Aegidienkirche in niederdeutscher Sprache auf.

Eine andere Variante betont stärker den Heilige Drei Könige geleitenden Stern von Betlehem durch den Adventsstern oder den Herrnhuter Stern.

Bekannte Krippenbauer

Ausstellungen

Auswahl ganzjähriger Ausstellungen:

[1]

Siehe auch: Krippe (Begriffsklärung), Praesepe (Krippe), Krippenspiel, Krippenweg

Literatur

  • Gerhard Bogner: Das neue Krippenlexikon. Wissen - Symbolik - Glaube. Ein Handbuch für den Krippenfreund. Fink, Lindenberg 2003 ISBN 3-89870-053-4
  • Erich Egg, Herlinde Menardi: Das Tiroler Krippenbuch. Die Krippe von den Anfängen bis zur Gegenwart. 2. Aufl. Tyrolia, Innsbruck 2004 ISBN 3-7022-2604-4
  • Ursula Pfistermeister: Barockkrippen in Bayern. Theiss, Stuttgart 1984 ISBN 3-8062-0398-9
  • Alfons Rudolph, Josef Anselm Adelmann von Adelmannsfelden: Schwäbische Barockkrippen. Theiss, Stuttgart 1989 ISBN 3-8062-0815-8
Commons: Weihnachtskrippe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien