Coum Transmissions

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COUM Transmissions (CT) war eine englische subkulturelle Gruppe von Musikern, Undergroundfilmemachern, Aktions- und Konzeptkünstlern, die Anfang der 1970er Jahre durch aggressive, provokante und schockierend-verstörende Performances medienpräsent auf sich aufmerksam machte und zu den Wegbereitern des späteren Industrial zählt. Basierend auf fragmentarischen Ideen des Dada, Neo-Dada, des Fluxus, der Merry Pranksters, sowie Schriften von Aleister Crowley oder William S. Burroughs und vor dem Hintergrund der beginnenden Punkbewegung verfolgte die Gruppe das nonkonformistische Ziel, jegliche Grenzen des herkömmlichen Kunstverstands, der gesellschaftlichen Konventionen und Normen sowie deren Ästhetik in Frage zu stellen und zu sprengen. Hauptakteure der Gruppe waren im Wesentlichen Genesis P-Orridge und Cosey Fanni Tutti, zwei der Gründungsmitglieder der späteren Industrial-Musikgruppe Throbbing Gristle.

CT gründeten sich ungefähr Ende der 1960er Jahre in Hull, Yorkshire als „Kunst-Bandprojekt“ mit wechselnder Besetzung um P-Orridge und Cosey Fanni Tutti. Die seltsame, exzentrische Truppe setzte sich größtenteils aus Literaten, Musikern und Undergroundfilmemachern zusammen und bestand sowohl aus intellektuellen wie kriminell-subversiven Mitgliedern. COUM Transmissions waren von Anbeginn auf anarchisch-radikalen Konfrontationskurs zu ihrem Publikum – respektive der Öffentlichkeit – ausgerichtet.

Die extremem Aktionen von COUM Transmissions unterschieden sich kaum von denen der Wiener Aktionisten wie beispielsweise Günter Brus oder Otto Muehls: Schonungslos inszenierte und filmte die Gruppe zahlreiche orgiastische Spektakel aus Blut, Erbrochenem, Urin und Sperma und enervierte mit heftigsten Vorführungen von Hardcore-Sex und Fistfucking-Filmen bis hin zu okkulten schwarzmagischen Riten, Gewalt, Pädophilie und Tod und stellte somit die Abnormität der Normalität gleich. Das Symbol von COUM Transmissions stellte einen erschlaffenden Penis nach dem Orgasmus dar, zu dem der sarkastische Leitspruch „We guarantee disappointment“ (Wir garantieren Enttäuschung bzw. Nichterfüllung) gestellt wurde. Sich selbst titulierte die Gruppe als „Wreckers of Civilization“ (Plünderer/Zerstörer der Zivilisation); die Bezeichnung wurde bevorzugt von den Medien und später von Throbbing Gristle selbst übernommen.

Nachwirkungen

Die Aufsehen erregendste und zugleich eine der letzten Aktionen von COUM Transmissions fand am 18. Oktober 1976 unter dem Titel Prostitution im renommierten ICA (Institute of Contemporary Arts) in London statt: zu der drastischen Präsentation von Gläsern mit blutigen Eingeweiden, Fäkalien, Maden, Tampons, Ketten, Peitschen und pornografischen BDSM-Praktiken agierte Cosey als Stripperin. Mit diesem Auftritt verursachte die Gruppe einen handfesten Medienskandal, mit dem sich im Anschluss sogar das britische Parlament befasste. Als Folge wurden alle weiteren Auftritte von CT unter Zensur gestellt und die Gruppe löste sich schließlich in verschiedene, zumeist musikorientierte Einzelprojekte auf. Viele CT-Mitglieder, wie beispielsweise Monte Cazazza, gehörten zeitgleich oder in Folge auch der Mail Art an und bewegten sich zumeist an der Grenze zur Illegalität: so ist Genesis P-Orridge später u.a. für seine obszönen Mail Art-Postkarten und weitere anstößige Handlungen verurteilt worden.[1]

Weitere Mitglieder waren u.a. die beiden anderen Gründungsmitglieder von Throbbing Gristle Chris Carter und Peter Christopherson (später auch Coil).

Der ICA-Auftritt von COUM Transmissions wurde 2002 in der Kompilation 24 Hours of Throbbing Gristle als CD-Boxset dokumentiert.

Literatur

Quellen

  1. http://www.birgitrichard.de/goth/texte/industrial.htm#_ftn17