Bata (Konzern)

internationaler Schuhhersteller
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. September 2007 um 09:41 Uhr durch Narvalo (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Bata (tschechisch und slowakisch Baťa) ist der weltweit größte Hersteller von Schuhen. Der Hauptsitz befindet sich heute in Lausanne.

Der Konzern beschäftigt über 40.000 Mitarbeiter, besitzt 40 Produktionsstätten in 26 Ländern und betreibt 4.600 Schuhläden. Es gibt vier Verkaufsregionen: Bata Europe mit Sitz in Lausanne, Bata Asia Pacific-Africa mit Sitz in Singapur, Bata Latin America mit Sitz in Mexiko-Stadt und Bata North America mit Sitz in Toronto.

Geschichte

Die Schuhfabrik Baťa wurde als "T. & A. Baťa" am 24. August 1894 durch Tomáš Baťa (1876-1932) und seine Geschwister Antonín und Anna in der mährischen Stadt Zlín, Österreich-Ungarn, gegründet. Antonín und Anna zogen sich ein Jahr später aus der Leitung des Unternehmen zurück und überließen Tomáš die alleinige Verantwortung. Nach Antoníns Tod 1908 übernahm Tomáš die Firma vollständig.

Mit der Einführung der Fabrikfertigung und der erstmaligen Belieferung des Einzelhandels revolutionierte Baťa die Schuhherstellung, die zuvor auf kleine Einmannwerkstätten beschränkt gewesen war.

1909 begann das Unternehmen mit dem Export seiner Produkte und expandierte innerhalb weniger Jahre nach Europa, Nordamerika, Asien und Nordafrika. Baťa war eines der wenigen Unternehmen, das während des Ersten Weltkriegs den rasch angestiegenen Bedarf an Militärstiefeln befriedigen konnte. Die Fabriken im Ausland wurden so organisiert, dass sie unabhängig vom Mutterhaus operieren und sich so auf die Marktbedürfnisse in den einzelnen Ländern einstellen konnten.

Der rasch wachsende Konzern hatte für die damalige Zeit ein ausgesprochen soziales Bewusstsein, ließ rund um die Fabriken Dörfer für die Arbeiter errichten und sorgte für Schulbildung und Wohlfahrtseinrichtungen. Zu diesen Dörfern zählen Batadorp in den Niederlanden, Baťovany in der Slowakei (heute Partizánske), Baťov (heute der Stadtteil Bahňák von Otrokovice) in Tschechien, Batawa in Kanada, Bataville in Frankreich und Batanagar in Indien. Auch in Möhlin in der Schweiz gibt es eine Bata-Fabrik.

Um 1930 stieg Baťa zum Weltmarktführer auf. 1932 starb Tomáš Baťa bei einem Flugzeugabsturz (Startversuch bei Nebel) und sein Halbbruder Jan Antonín Baťa wurde Konzernchef.

Nach der Naziokkupation der Rest-Tschechoslowakei im März 1939 wurde Jan Antonín Baťa verhaftet, jedoch bald entlassen und flüchtete mit seiner Familie. Nach einem kurzen Aufenthalt in den USA siedelten sie sich in Brazilien ein. Er baute den Konzern aus den ausländischen Teilen neu auf. Jan Antonín Baťa gründete auch mehrere Städte, unter ihnen: Bataiporã, Bataguassu, Batatuba, Anaurilândia und Mariaopolis.

Der junge Sohn von Tomáš Baťa, Tomáš J. Baťa fing während des zweiten Krieges mit eigener Geschäftstätigkeit in Kanada an. Eigentlich hätte er die dortige Filiale leiten sollen.

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg vestrickte sich die Familie jahrzehntelang in langwieriege, auch gerichtliche, Streitereien um das Firmenerbe.

Jan Antonín Baťa starb 1965 und Tomáš J. Baťa (Thomas J. Bata) baute und weitete den Bata-Konzern aus.

Nach der Wende 1989 besuchte Tomáš J. Baťa die Tschechoslowakei, verhandelte über die Rückgabe (Restitution), um schliesslich einige der Reste der ursprünglichen Firma zu kaufen. Er gründete die Baťa a.s., diesmal vor allem als eine Vertriebsorganisation der inzwischen im Billiglohnländern hergestellten Produkte.

2001 wurde Thomas G. Bata, der Enkel des Firmengründers, neuer Konzernchef.

Die Bata-Familie und der Konzern sind sozial stark engagiert, insbesondere in Kanada. In Toronto steht das Bata Shoe Museum. Thomas J. Bata unterstützte großzügig die Trent University in Peterborough, die dortige Universitätsbibliothek wurde nach ihm "Thomas J. Bata Library" benannt. Die Bata-Stiftung unterstützt kulturelle und karitative Zwecke.

Baťa in der Tschechoslowakei

Die Tschechoslowakei war bis zur Okkupation durch das Deutsche Reich im Jahr 1939 das Zentrum der Konzernaktivitäten. Neben Schuhen produzierte Baťa unter anderem Reifen (BARUM), Spielzeuge und Plastikfasern. 1945 wurde der tschechoslowakische Teil verstaatlicht.

Zu diesem Zweck wurde ein Schauprozess veranstaltet, in dem aber das Gericht den der Kollaboration mit den Nationalsozialisten beschuldigten Konzernchef Jan Antonín Baťa vollumfänglich freigesprochen hatte. So mussten schnell zwei andere "Schuldbeweise" konstruiert werden, die zur "Verurteilung" führten.

Das Unternehmen erhielt den Namen Svit und die kommunistische Regierung versuchte, sämtliche Erinnerungen an Tomáš und Jan Antonín Baťa und ihre Errungenschaften zu unterdrücken. Die Baťas wurde als rücksichtslose Kapitalisten dargestellt, die für höhere Profite ihre Arbeiter ausgebeutet hatten.

Im Dezember 1989, nach der Samtenen Revolution wurde Thomas J. Bata von der Bevölkerung und der Regierung ein warmer Empfang bereitet. Allerdings konnte er die verstaatlichten Teile nicht in den Konzern übernehmen, er kaufte einige der Reste zurück.

Das Stammhaus in Zlín trat bis zum Bankrott unter dem Namen Svit a.s. als Konkurrent von Baťa auf.

Die von Baťa gegründete tschechische Tochtergesellschaft Baťa a.s. ist hauptsächlich eine Verkaufsgesellschaft, besitzt jedoch eine kleine Fabrik in Dolní Němčí und ein Schuhmuseum in Zlín.

Die Hauptstraße der Stadt Zlín und die dortige Universität (Univerzita Tomáše Bati ve Zlíně) sind nach dem Unternehmensgründer Tomáš Baťa benannt.

Firmen in der Schweiz

Im schweizerischen Handelsregister sind folgende Bata-Firmen eingetragen:

Bata Brands Sàrl, Luxembourg, succursale de Lausanne / Zweigniederlassung in Lausanne – Zweck: Prise et gestion de participations. (Ergreifung und Verwaltung von Teilnahmen.) (SHAB)

Bata Schuh AG / Chaussures Bata SA, heute in Pratteln – Zweck: Handel (Detail und Engros) mit Schuhen, Schuhbestandteilen, Bekleidung und Zubehören aller Art; die Gesellschaft kann Schuhreparaturwerkstätten und Abteilungen für Fusspflege und Orthopädie betreiben, Zweigniederlassungen und Tochtergesellschaften errichten, sich an anderen Unternehmungen beteiligen, Grundeigentum erwerben, belasten, verwalten und veräussern sowie mit Wertschriften handeln. (SHAB)

Bata Schuh Stiftung / Bata Shoe Foundation, in St. Moritz – Zweck: Verwaltung und Verwendung des Stiftungsvermögens und -ertrags, zur Förderung der Fabrikation und des Vertriebes von gutem und preiswertem Schuhwerk und damit verwandter Produkte in allen Erdteilen, hauptsächlich durch die von Thomas Bata sel. ins Leben gerufene Industriegruppe, hiernach Bata Schuh Organisation (BSO) genannt, durch finanzielle Unterstützung einzelner, diesen Zweck erstrebender Unternehmungen, Forschungsarbeiten, Personaltraining usw., sowie zur Förderung von wissenschaftlichen, kulturellen, erzieherischen, künstlerischen und philantropischen Unternehmungen und Tätigkeiten, insbesondere in der Schweiz, im weitesten Sinne in allen ihren möglichen Formen. (SHAB)

Bata Westhold AG, in Zürich – Zweck: Beratung von Gesellschaften der Bata-Gruppe, Tätigung von Finanzgeschäften aller Art sowie Erwerb, Verwaltung und Verwertung von Markenrechten (SHAB)

Literatur

  • Eugen Erdély: Thomas Bata - Ein Schuster erobert die Welt, Interna Aktuell 2004, ISBN 3934662846

Siehe auch