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Orient-Express

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Verbindungsgraphiken von Orient-Expressen 1883-2007

Den Namen Orient-Express tragen mehrere Eisenbahnverbindungen. Der einzige noch heute diesen Namen verwendende Zug verkehrt seit Juni 2007 auf der Strecke Straßburg - Wien. Eine der bekanntesten ehemaligen Verbindungen ist der Luxuszug der Compagnie Internationale des Wagons-Lits (kurz: CIWL; deutsch: Internationale Schlafwagen-Gesellschaft) zwischen Paris und Istanbul.

Geschichte

Bis zum Ersten Weltkrieg

Historisches Werbeplakat des Orient-Express

Zum ersten Mal fuhr der Orient-Express am 5. Juni 1883 vom Bahnhof Paris Est in Richtung Osten. Es handelte sich um einen Hotelzug mit Salonwagen, Schlafwagen und Speisewagen, wie für Züge dieser Kategorie üblich. Er war der erste transeuropäische Kontinentalexpress-Zug. Allerdings war in den ersten Jahren in der rumänischen Stadt Giurgiu an der Donau Endstation. Reisende nach Konstantinopel mussten per Fähre die Donau überqueren, mit einem Nebenbahnzug nach Varna reisen und von dort das nächste Schiff in die damalige osmanische Hauptstadt nehmen. Erst seit 1888 verkehrte der Orient-Express durchgehend über Budapest, Zagreb und Sofia bis Konstantinopel. Bis zum Ersten Weltkrieg blieb der Zug in erster Linie ein Luxuszug. Die CIWL konnte jedoch nicht verhindern, dass täglich ein Schnellzug (sog. „Konventionalzug“) zwischen Belgrad und Konstantinopel verkehrte, der alle drei Klassen führte und somit eine preiswerte Alternative zum Orient-Express darstellte.

Bekannt wurde der Orient-Express nicht durch seinen Luxus und das Publikum aus dem europäischen Hoch- und Finanzadel, sondern durch andere spektakuläre Vorfälle. 1891 brachte der griechische Räuber Athanos den Zug zum Entgleisen, entführte vier Männer und ließ diese erst nach einer Geldzahlung frei. Wenige Jahre später wurde ein Gesandter der französischen Regierung in seinem Abteil umgebracht. Selbst 1950, als der Zug längst zum normalen D-Zug degradiert worden war, wurde ein US-Militärattaché von Ostblock-Agenten überfallen und beraubt.

Zwischen den Weltkriegen

Während des Ersten Weltkrieges gab es keinen Zugverkehr zwischen den verfeindeten Staaten. Stattdessen betrieb die Mitropa seit dem 15. Januar 1916 den „Balkanzug“ zwischen Berlin und Konstantinopel, der durch das militärisch besetzte Serbien führte. Dieser Luxuszug führte auch die zweite Wagenklasse und wurde erst im Herbst 1918 eingestellt.

Nach dem Kriegsende wurde der Express als „train de luxe militaire“ eingeordnet und war für Militärs und Politiker reserviert. Für Zivilreisende wurde am 15. April 1919 der „Simplon-Orient-Express“ eingerichtet, der über die Schweiz, den Simplon-Tunnel, Mailand, Triest, Zagreb bis Istanbul fuhr.

Als 1920 wieder normale Reisende einsteigen durften, hieß der Zug aufgrund einer Routenänderung „Paris-Wien-Prag-Warschau-Express“. Aber schon 1921 fuhr der Zug wieder als Orient-Express, allerdings nur noch bis Bukarest.

Als Reaktion auf die Ruhrbesetzung durch französische Truppen im Januar 1923 verweigerte die Deutsche Reichsbahn allen französischen Zügen, darunter auch dem Orient-Express, die Fahrt durch Deutschland. Deshalb richtete die CIWL am 3. November 1924 den Suisse-Arlberg-Vienne-Express ein, der an deutschem Hoheitsgebiet vorbei von Paris über Zürich nach Wien verkehrte.

Bis zum Frühjahr 1940 fuhr der Orient-Express wie der Simplon-Orient als Luxuszug.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verkehrten beide Züge als gewöhnliche Schnellzüge. Der Orient-Express verband seit dem 1. April 1946 wieder Paris mit Stuttgart, München und Wien. 1950 führte der Orient-Express erstmals auch Wagen der dritten Klasse.

Im Jahre 1961 beschloss die Internationale Fahrplankonferenz IFK, den Zug zu streichen. Der Zug endete daraufhin in Wien. Erst ab 1964 ging es wieder über den Eisernen Vorhang hinweg bis Budapest, später wieder bis Bukarest.

Der Simplon-Orient-Express fuhr das letzte Mal 1977. Über 3000 km fuhr er von Paris bzw. (London-)Oostende, Nizza, Stockholm (Balt-Orient-Express, Kurswagen) bis Istanbul.

Mitte der 1980er Jahre wurde aus dem Orient-Express ein gewöhnlicher Nachtzug zwischen Budapest und Paris Est.

Bis in die 1990er Jahre führte dieser Zug zusätzlich noch Kurswagen aus Bukarest sowie zeitweilig einen Speisewagen zwischen Wien und Salzburg. Gegen Ende der 1990er Jahre wurde dann der Abschnitt Budapest–Wien eingestellt. Die Kurswagen wurden zu einem eigenen Zug umgewandelt, mit der Bezeichnung „Dacia-Express“ versehen und der Speisewagen zwischen Salzburg und Wien wurde eingestellt.

„EN 262/263 Orient-Express“

Ab dem Sommerfahrplan 2002 fuhr der Zug unter der Bezeichnung „EN 262/263 Orient-Express“ zwischen Wien und Paris. Ab Dezember 2003 war der Nachtzug die einzige Direktverbindung zwischen Paris und Wien, da der „EuroCity 64/65 Mozart“, der dazugehörige Tagesreisezug (betrieben durch die ÖBB), im Abschnitt München – Paris gestrichen und durch einen DB-InterCity ersetzt worden war. Einige Zeit lang hatte der Orient-Express Kurswagen von Wien über Salzburg nach Venedig, die allerdings aus marketingtechnischen Gründen im Kursbuch als eigener Zug „EN 237/239 Allegro Don Giovanni“ aufgeführt waren.

Zur Überraschung der Gäste fuhren in den letzten EN 262/263 jeweils von Wien Westbahnhof bis Salzburg Hauptbahnhof und auf der Gegenstrecke nochmals zwei originale Pullmanwagen mit (ehemals CIWL Nr. 4080 + Nr. 70011 vom NIOE Train de Luxe).

„EN 264/265 Orient-Express“

Ein moderner ÖBB-Liegewagen, wie er zwischen Wien und Straßburg zum Einsatz kommt

Zum kleinen Fahrplanwechsel am 9. Juni 2007 wurde aufgrund der Aufnahme des TGV-Verkehrs auf der TGV-Neubaustrecke zwischen Paris und Straßburg der Zuglauf auf die Route Wien – Straßburg verkürzt. Der Zug verkehrt nun auf dem Abschnitt Karlsruhe – München Ost ohne Zwischenhalt, wodurch Pforzheim, Stuttgart, Ulm und Augsburg ihre letzte verbliebene Direktverbindung mit Wien verloren haben, während Karlsruhe, Baden-Baden und Kehl weiterhin über eine Direktverbindung mit der österreichischen Bundeshauptstadt verfügen.

Am 9. Juni 2007 verließ „EN 264 Orient-Express“ zum ersten Mal Wien und „EN 265 Orient-Express“ am 10. Juni zum ersten Mal Straßburg. Der Zug befährt die Strecke täglich. Zusätzlich gibt es täglich Kurswagen auf der Strecke zwischen Wien und Dortmund, die aus marketingtechnischen Gründen allerdings als eigener Zug „CNL 312/313 Donau-Kurier“ vermarket werden. Diese Kurswagen hängen bis/ab Karlsruhe am Orient-Express.

Zuglauf

Bedeutung

Zum Ruhm des Zuges trugen auch Romane wie Agatha ChristiesMord im Orient-Express“ bei. Der Roman wurde mit Albert Finney als Hercule Poirot verfilmt

Museumszüge

Mehrere historische Zuggarnituren, die in Sonderfahrten eingesetzt werden, haben Namen, die vom Orient-Express abgeleitet sind, auch wenn ihr Wagenmaterial großteils nicht im Orient-Express, sondern in anderen Zügen der CIWL eingesetzt wurde. Ihr Wagenmaterial besteht großteils aus CIWL-Stahlwagen der 1920er und 1930er Jahre, das teilweise technisch den heutigen Bedürfnissen angepasst wurde. Im heutigen NIOE befinden sich aber CIWL Originalwagen (Pullman+Schlafwagen) aus dem alten Regelzug "Orient-Express", der 20+30iger Jahre! Die NIOE Waggone wurden allesamt liebevoll und wieder in den Auslieferungszustand 1926-29 retour versetzt und heute eingesetzt! Der NIOE war der erste Nostalgie-Orient-Express überhaupt und verkehrt seit dem Jahre 1976!

Im VSOE dagegen sind ex CIWL Wagen eingesetzt, diese leider bei der 1982 erfolgten Renovation völlig umgebaut, verändert, oder niemals auch Originalwagen des "Orient-Express" waren! Auch sind es Wagen mit "Fantasydesigneinrichtungen wie der "Barwagen" und "Speisewagen", als völlige Neuentwicklungen.

Nostalgie Istanbul Orient Express (NIOE)

Ab Anfang der 1970er Jahre sammelte der Schweizer Unternehmer Alby Glatt historische Luxuswagen der CIWL und restaurierte sie, 1976 kaufte er den Pullman 4158, und es begann der Einsatz des „NIOE“ = Nostalgie-Istanbul-Orient-Express – Train de Luxe. Die erste Reise als „Arlberg-Orient-Express“ bis nach Istanbul fand ab Zürich HB am 7. Oktober 1976 mit sehr großem Erfolg statt. Damit war der NIOE der "Urvater" und 1. Zug überhaupt auf dem touristischen Angebotsektor, der heutigen Nostalgie "Orient-Express" Luxuszüge!

1988 war der Höhepunkt und die niemals mehr erreichte Weltrekordfahrt! Der NIOE fuhr von Zürich, Paris, Berlin, Moskau, Transib, Peking, Schanghai, Hongkong bis nach Japan. In Japan erfolgte eine Tournee durch das Land! Mehr als 20.000 begeisterte Japaner wurden befordert! Der NIOE - "Nostalgie-Istanbul-Orient-Express" schrieb damit weltweit Geschichte, der jemals längsten durchgeführten Bahnfahrt der WELT! 1989 erfolgten spektakuläre Einsätze ans Nordkap und Russland.

In den USA wurde der "AOE" durch die Intraflug gegründet, gebuat und in den Verkehr gebracht! Der AOE American Orient-Express ist aus modernen US Wagen der 50er Jahre, mit analogem Innenausbau des NIOE nachgebaut worden. Heute fährt der AOE als Grand-Luxe-Rail weiter durch die USA. Ein USA-Unfall im Jahre 1990, verursachte, dass die Intraflug im Jahre 1992 in finanz. US-Rückhaftung genommen wurde und die Schweizer Gesellschaft mußte dd. in Insolvenz und anschliessend aufgelöst werden.

1993 übernahm das Reisebüro Mittelthurgau die NIOE-Wagen und setzte sie zusammen mit fünf Aussichtswagen des TEE Rheingold, zwei Wagen aus dem Rheingold-Luxuszug der DRG 1928 und einem umgebauten französischen Staatsspeisewagen No. 3354 (von Präsident Charles d´Gaulle) ein. Die Y, YT, Lx 16 und Lx20 Schlafwagen wurden auch auf russische Breitspur umgespurt und auf dem russischen Breitspurnetz unter anderem auf der Transsibirischen Eisenbahn bis heute (2007) mit Erfolg eingesetzt.

Nach der Insolvenz des Reisebüro Mittelthurgau und der Mittelthurgaubahn 2002 übernahm die TEAG (Transeurop Eisenbahn AG) in Basel den NIOE und die Tochtergesellschaft Orient-Express Train de Luxe Betriebs GmbH/Austria führt den Betrieb des Luxuszuges fort. Neben exklusiven Tagesfahrten werden auch Reisen ab Deutschland, Schweiz, Österreich und Italien u.a. nach Istanbul sowie weiterhin auf der Transsibirischen Eisenbahn, zwischen Moskau, St. Petersburg und Peking, angeboten. Der NIOE-Wagenpark der TEAG umfasst u.a. 36 ehemalige CIWL-Wagen. Dazu kommen noch 30 moderne Eisenbahnwagen (1. Klasse, Tanz und EC Speisewagen u.w.) 4 Lokomotiven hinzu. Auch gehört zum Bestand die weltweit einzig erhaltende DR Reichsbahn Stromliniendampflok 01 1102 "Blue-Lady", Baujahr 1940/Berlin/Werk Berliner Maschinenbau AG (BMAG = heute Bombardier Henningsdorf)

In den Jahren 2003 bis 2006 wurden bisher rund 5 Millionen Euro in die Fahrzeuge investiert. Eigentümer der Unternehmen und Fahrzeuge, Loks des NIOE, ist Familie Karin-Anna-Maria Fleischhacker Wien+Locarno. Es werden in Moskau (OES Ltd.), USA und Tokio/Japan(Kooperationen) eigene NIOE - Verkaufsoffices unterhalten. 2007 expandiert "NIOE" mit einem internationalem Touristikkonzern. Bis 2008 wird eine völlig neue Firmen + Zugstruktur erfolgen. Der NIOE wird zur Zeit 2007 mit neuen Klimaanlagen, neuer Bahnsicherheitstechnik(NBÜ) bis 2008 ausgerüstet und geht dann wieder in Betrieb.

Venice Simplon-Orient-Express

1977 begann der amerikanisch-britische Touristikunternehmer James B. Sherwood, historische Wagen der CIWL und der British Pullman Company zu erwerben und aufwendig zu restaurieren. Der Venice Simplon-Orient-Express (VSOE) wurde erstmals 1982 eingesetzt. In Großbritannien verkehren britische Pullmanwagen im Tagesverkehr, die Reisenden fahren im Schiff über den Ärmelkanal und reisen auf dem Kontinent auf verschiedenen Strecken in CIWL-Schlafwagen der Typen Lx und S weiter. Der Zug wird als erstklassiger Luxuszug betrieben. Die Flotte des VSOE besteht aus ca. 22 historischen Wagen, darunter auch Speise-, Bar- und Servicewagen.

2003 bis 2006 wurden die kontinentalen Wagen des VSOE modernisiert und erhielten unter anderem moderne Drehgestelle von sowie neue Klimaanlagen. Seitdem sind die Wagen für 160 km/h zugelassen.

Im Jahr 2007 versuchte sich der VSOE durch gerichtliche Interventionen den Titel des "originalen" Nostalgie Orient-Expresses zu sichern. Der "Nostalgie-Istanbul-Orient-Express" beansprucht diesen Titel aber für sich und begründet diesen Anspruch mit der Tatsache, dass er seit dem Jahr 1976, und damit um ein Jahr länger unterwegs ist.

Pullman Orient Express

Die CIWL betreibt seit 2003 sieben ihrer historischen Speisewagen und Pullmanwagen selbst und setzt diese überwiegend in Tagesfahrten in Frankreich ein oder vermietet sie an Reisegruppen. Der POE ist nur im Binnenverkehr, ab/bis Paris überwiegend eingesetzt.

Chronik

  • 4. Oktober 1883 – Abfahrt des ersten Orientexpresses vom Pariser Gare de Strasbourg nach Warna in Bulgarien
  • 1889 – Abfahrt des ersten Orientexpresses von Paris nach Istanbul
  • 1891 – Der Orientexpress wird von Plünderern heimgesucht
  • 1892 – Auf dem Zug bricht eine Cholera-Epidemie aus
  • 1906 – Nach Eröffnung des Simplontunnels wird der Simplon-Orientexpress eingeführt
  • 1914 – Erster Weltkrieg, die Simplon-Strecke wird geschlossen
  • 1919 – Wiedereröffnung der Simplon-Strecke
  • 1924 – Der Arlberg-Orientexpress verkehrt das erste Mal
  • 1929 – Der Orientexpress wird in der Türkei fünf Tage eingeschneit, was Agatha Christie zu ihrem Roman „Mord im Orient-Express“ inspiriert.
  • 1931 – Terroristischer Überfall einer ungarischen Verschwörung auf den Orientexpress mit Todesopfern
  • 1939 – Im Zweiten Weltkrieg wird der Verkehr vorübergehend eingestellt.
  • 1962 – Der Simplon-Orientexpress verkehrt das letzte Mal
  • 1975 – Die Verfilmung „Mord im Orientexpress“ von 1974 wird für sechs Oscars nominiert.
  • 1977 – Der CIWL-Orientexpress verkehrt das letzte Mal.
  • 1977 – Der Zug wird zum Nostalgie-Istanbul-Orient-Express und verkehrt damit als Luxus-Sonderreise- und Charterzug einer Privatfirma (TransEurop-Eisenbahn AG, Basel).
  • 1991 - Der Magier David Copperfield lässt einen 70 Tonnen Waggon des NIOE Orient- Express verschwinden
  • 2002 - Seit dem Sommerfahrplan fährt der Zug unter der Bezeichnung EN 262/263 „Orient-Express“ zwischen Wien und Paris.
  • 2007 - Zum kleinen Fahrplanwechsel und Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecke LGV Est européenne am 9. Juni wurde der Zuglauf auf die "Rest-Strecke" Wien–Straßburg gekürzt.

Literatur

  • Werner Sölch: Orient-Express – Glanzzeit und Niedergang eines Luxuszuges, Düsseldorf 1974, 1. Aufl., ISBN 3-87094-021-2