Lerngeschichte
Die Lerngeschichte ist eine aus der Vorschulpädagogik hervorgegangene Methode zum Erfassen und Bewerten von Bildungsprozessen (Margret Carr). Das Konzept wurde in der neuseeländischen Forschungsarbeit mit Kindern entwickelt.
Bei der Lerngeschichte geht es darum, Details des Lernprozesses eines Kindes (in der Kindertagesstätte) als Geschichte festzuhalten, um zu dokumentieren, wie gelernt wird, damit die Bedingungen für z. B. gut verlaufende Lernprpzesse sowohl dem Kind als auch der Erzieherin und den Eltern deutlich zu machen. Die Bewusstwerdung des Lernprozesses wird dabei helfen, Lernen effektiver zu machen. "Lerngeschichten sind Geschichten über das Lernen (...). Sie halten Episoden des Schlüssellernens fest, in denen Kinder neue Arbeitstheorien uns Lerndispositionen entwickeln." (Carr, S, 45).
Die bislang in der deutschen Vorschulpädagogik kaum verwendete Methode findet in der letzten Zeit immer mehr Interessenten. Das lässt sich an den häufiger werdenden Publikationen zu dem Thema ablesen.
Der Bildungsplan Neuseelands, auf dem diese Forschungsarbeiten aufbauen, hat folgende fünf "Grundsäulen" (Carr):
- Zugehörigkeitsgefühl
- Wohlbefinden
- Forschen
- Kommunikation
- Zusammenarbeit
"Lerngeschichten bieten eine Form der Darstellung, die Familien interessant finden und mit der sie sich immer wieder beschäftigen können." (Carr, S. 51/52)
Aspekte der Lerngeschichte
Die Lerngeschichte enthält Details, die es für den Erziehenden zu entdecken gilt, um die Lernstrategie des Kindes zu verstehen und fördern zu können. Die Details können sich sowohl auf die Vergangenheit als auch auf die Zukunft beziehen. Sie laden Familien zur Mitarbeit an der Lerngeschichte ein, schreibt Margret Carr. Streng genommen könnte die Lerngeschichte bei jedem Lernenden - gleich welchen Alters - verwendet werden. Fakt ist aber, dass sie zur Zeit bei Kindern in der Vorschulerziehung und in der Grundschule Anwendung findet.
Im Bereich Kommunikation z. B. (s. o.) werden die Kinder im Rahmen des Konzepts Lerngeschichte lernen,
- dafür Verständnis zu entwickeln, dass Symbole von Anderen gelesen werden können
- mit dem Nutzen der Druckschrift vertraut zu werden
- mit Geschichten aus anderen Kulturen vertraut zu werden
- mit Worten und Büchern Freude zu verbinden
- Erfahrungen mit Geschichten und dem Entwerfen von Geschichten zu machen.
Eng verbunden mit der Methodik der Lerngeschichte ist das Assessment. Das sind all die Aktivitäten, die von Lehrern und Schülern zur Selbsteinschätzung im Hinblick auf den Lernprozess unternommen werden. Die Pflege des Assessment bedeutet eine Intensivierung von Lernprozessen (Lerngewinn). Die Studie der neuseeländischen Forschungsgruppe kommt zu der Auffassung, "dass folgende Praktiken Lernprozesse unterstützen:
- sinnvolle Aufgabenstellungen
- aktive Einbindung der Lernenden
- eine Erfolgskultur
- die Möglichkeit für die Lernenden, ihre Ideen auszudrücken, dass die Entwicklung und der Ausbau der bisherigen Fähigkeiten gewürdigt wird und im Zentrum steht
- Nicht vergleichen mit anderen" (Carr, S. 43).
Die vier Prinzipien
Lerngeschichten bieten (laut Carr) die passende Form für die Realisierung folgender Prinzipien:
- Beziehungen: Kinder lernen durch responsive und gegenseitige Beziehungen mit Menschen, Orten und Dingen.
- Befähigung: Der frühpädagogische Bildungsplan hilft den Kindern zu lernen und sich zu entwickeln.
- Ganzheitliche Entwicklung: Der frühpädagogische Bildungsplan hilft bei einer ganzheitlichen Sicht des Lernens und der Entwicklung.
- Familie und Gemeinde: Beide sind wesentliche Bestandteile frühkindlichen Lernens.
Siehe auch
Literatur
Margret Carr: Lerning Stories - ein Bildungs- und Lernkonzept aus Neuseeland; in: Norbert Neuß (Hg.): Bildung und Lerngeschichten im Kindergarten, Konzepte-Methoden-Beispiele; Berlin 2007; ISBN 978-3-589-24519-2
Christine Lipp-Peetz (Hg.): Praxis Beobachtung - Auf dem Weg zu individuellen Bildungs- und Erziehungsplänen, Berlin 2007; ISBN 978-3-589-24523-9