Memorare

Grundgebet der römisch-katholischen Kirche
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Nach dem lateinischen Anfangswort Memorare (Gedenke) wird ein Gebet zitiert, das zu den Grundgebeten der römisch-katholischen Kirche gehört und gelegentlich in Andachten gebetet wird. In der kanonisierten Fassung der eucharistischen Liturgie vor dem 2. Vatikanischen Konzil wurde es auch als Communio gesungen. Das Memorare ist aus dem heutigen gottesdienstlichen Gebrauch weitgehend verschwunden. Als täglich vorgeschriebenes Gebet für Mitglieder des Opus Dei und anderer konservativer katholischer Kreise, wird das Memorare als Instrument zur Demonstration besonderer Marienfrömmigkeit und als Gegenpol zur Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzil besonders betont.

Herkunft

Seine Herkunft ist nicht ganz klar. Oft wird es fälschlich Bernhard von Clairvaux zugeschrieben. Diese Zuschreibung beruht, obwohl wenige Verse der Dichtung auf Gedanken des Heiligen Bernhard anspielen, auf einer Namensverwechslung mit dem französischen Volksmissionar Claude Bernard (1588-1641), der das Gebet auf Gebetszettel gedruckt verbreitete. Bernard, auch der „arme Priester“ genannt, lernte dieses Gebet nach eigenen Angaben von seinem Vater. Das Gebet habe daraufhin bei ihm selbst eine wundersame Heilung verursacht, woraufhin er es weiter verbreitete und insbesondere zur Bekehrung von Gefangenen und zum Tode Verurteilten verwendete. [1] Er ließ das Gebet in mehreren Sprachen in bis zu 200.000 Exemplaren drucken und machte es zum Mittelpunkt seiner Evangelisation und seines Lebens. Diese Bedeutung beschreibt er u.a. in einem Brief an Anna von Österreich, der Frau des französischen Königs Ludwig XIII., die es am Hofe populär machte.

Durch die enge Verknüpfung seiner Person mit dem Gebet wurde Claude Bernard oft als Dichter desselben angesehen. In den 18 erhaltenen Kupferstich-Portraits in der Pariser Nationalbibliothek ist darunter das Gebet mit der Überschrift „ORAISON DU R. P. BERNARD A LA VERGE“ angegeben. Obwohl Bernard unbestreitbar als sein Wegbereiter zu gelten hat, wurde das Memorare schon von Franz von Sales verwendet. Das Gebet findet sich bereits in älteren Handschriften aus dem 15. Jahrhundert als Teil sehr langen Marienhymnus „Ad sanctitatis tuae pedes, dulcissima Virgo Maria“. Dieser ist im Hortulus Animae (15. Jh.), dem Antidotarius Animae des Zisterzienserabtes Nikolaus von Saliceto (15. Jhd) und dem Precationum piarum Enchiridon des Simon Verepaeus (1570) nachgewiesen. Wann das Memorare als eigenständiges Gebet ausgegliedert wurde, ist nicht klar belegt.

Seit dem 16. Jh. gibt es mehrere Textvarianten des Memorare. Im 19. Jh. wurde es in einer häufigen Fassung durch ein Breve Papst Pius IX. 1846 als Teil des Gebetes Ave, augustissima Regina pacis kanonisiert und mit der Gewährung eines zeitlichen Ablasses verbunden. [2] Der lateinische Text dieser Fassung lautet:

„Memorare, o piissima Virgo Maria, non esse auditum a saeculo, quemquam ad tua currentem praesidia, tua implorantem auxilia, tua petentem suffragia esse derelictum. Ego tali animatus confidentia ad te, Virgo Virginum, Mater, curro; ad te venio; coram te gemens peccator assisto. Noli, Mater Verbi, verba mea despicere, sed audi propitia et exaudi. Amen.“

Deutsche Übersetzung:

„Gedenke, gütigste Jungfrau Maria, man hat es noch niemals gehört, dass jemand, der zu Dir seine Zuflucht nahm, deine Hilfe anrief, um deine Fürsprache flehte, von dir verlassen worden sei. Von solchem Vertrauen beseelt, nehme ich meine Zuflucht zu dir, Mutter, Jungfrau der Jungfrauen; zu Dir komme ich; vor Dir stehe ich seufzend als Sünder. Mutter des Wortes, verschmähe nicht meine Worte, sondern höre mich gnädig an und erhöre mich. Amen.“

Vertonungen

Einzelnachweise

  1. Dies und das Folgende aus: C. de Broqua: Claude Bernard, dit le Pauvre Prètre; Lithelleux 191312, zitiert nach Thesaurus Precum Latinarum.
  2. S.C. Ind., 11. Dezember 1846 und S.P.Ap. 8. September 1935

Quellen

  • C. de Broqua: Claude Bernard, dit le Pauvre Prètre; Lithelleux, 191312
  • Der katholische Pfarrgottesdienst – Messe und Vesper der Sonn- und Feiertage, (…) nach der vatikanischen Ausgabe des Graduale und Antiphonale; Tournai (Belgien) 1937
  • Graduale triplex seu Graduale romanum Pauli PP.VI; Solesmes 1979
  • Thurston, Herbert S.J.: Familiar Prayers: Their Origin and History; 1953