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Germanen

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Germane. Römisches Triumphalrelief im Vatikanischen Museum zu Rom.

Als Germanen werden eine Anzahl von Völkern mit ähnlicher Sprache, Kultur und Lebensgewohnheiten bezeichnet, die um die Zeitenwende in Nord- und Mitteleuropa lebten. Die germanischen Völker selbst bezeichneten sich nicht als Germanen und hatten auch kein nationales Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Verwendung des Begriffs Germanen ist ungesichert.

Noch bis ins 3. Jahrhundert war das griechische Weltbild von den Leuten aus den Norden vorherrschend. Im Westen hatte man es mit den Kelten zu tun, im Osten dagegen mit den Skythen. Völker die weder zu den einen noch zu den anderen gehörten, zählte man zu den Keltoskythen, die also zwischen den beiden großen Gruppen angesiedelt wurden. An diese Einteilung hielt man sich so lange, bis mehr als zweihundert Jahre nach Pytheas ein Gelehrter von einem weiteren großen Volk sprach, das zwischen Kelten und Skythen saß: von den "Germanen".

Erstmals vom griechischen Geschichtsschreiber Poseidonios wurde der Begriff der Germanen um das Jahr 80 v. Chr. überliefert worden. Bei seinem Treffen mit den Völkern Mitteleuropas hat er diesen Namen hörend vermutlich von irgendeinem Stamm der "Germanen" oder Kelten gehört. So könnte der Name eines kleinen Volksstammes letztendlich auf eine ganze ethnische Volksgruppe übertragen worden sein.

Das althochdeutsche Wort "ger" mit einem Häkchen über dem e entstand aus dem germanischem "gaizas" (Wurfspeer,Geschoss,Pfeil). "Gaizas" wiederum entstand aus dem indogermanischem "jhei"- was soviel wie werfen bedeutet. Diese Bedeutung wäre richtiger, denn das Wort Germane ist männlich. Denn eine zweite Bedeutung des "ger" ohne Häkchen ist mehr auf das weibliche Geschlecht bezogen und bedeutet soviel wie hold, begehrend und ist aus der Sicht eines kraftstrotzenden germanischen Kriegers durchaus verständlich. Es ist aus dem indogermanischem "jher" entstanden und bedeutet begehren, gern haben.

Ebenso verweisst die zweite Silbe Manne auf Mannaz als Stammvater der Germanen in die germanische Mythologie die ihren Ursprung ebenfalls in der indogermanische Vergangenheit hat.

Heute wissen wir, das "Ger Mannus" durchaus ein gängiger Begriff bei den Germanen und Kelten waren, allerdings meinten sie damit nicht ihren Stamm als Ganzes, sondern sprachen von Männern mit Kriegswaffen wie z.b. dem Wurfspeer.

Dokumentarisch gesichert und verbreitet hat den Namen jedoch Cäsar in seinem Buch De bello gallico („der Gallische Krieg“, 51 v. Chr.), der den Begriff auf alle rechtsrheinischen Völker übertrug. Bis dahin wurden die Völker in Kelten (Westeuropa), und Skythen (Osteuropa) eingeteilt. Erst mit Cäsar erkannten die Römer, dass es sich bei den Germanen nicht um Kelten handelte, sondern um einen eigenen Volksstamm.

Der römischen Historiker Tacitus hingegen schreibt in seinem Buch De origine et situ Germanorum („Über den Ursprung und den Lebensraum der Germanen“, Jahr etwa 98; 2. Kapitel), dass der Name „Ger-manen“ noch relativ neu sei. Man habe den Namen zunächst für die Tungrer benutzt und anschließend auf alle germanischen Stämme übertragen; Tacitus zufolge seien also als Germanen im umfassenden Sinn alle rechtsrheinischen Stämme so zuerst von den Galliern bezeichnet worden. Diesen Namen haben dann die Volksstämme auch für sich selber verwendet.

In seinem Buch findet sich auch die einzige detaillierte Beschreibung des Germaniens jener Zeit, wo die einzelnen Stämme und Völker zwischen Rhein und Weichsel sowie Donau und Nord- beziehungsweise Ostsee aufgeführt sind.

Ursprünge

Germanische Ratssitzung. Relief der Marc-Aurel-Säule zu Rom.

Von Germanen kann erst zu der Zeit gesprochen werden, in denen sie in den schriftlichen Quellen erscheinen. Ein "Rückrechnen" und die Suche nach frühgeschichtlichen Ur-Germanen der Stein- und Bronzezeit war in der archäologischen Forschung früher zeitweilig üblich.

Diese mit dem Namen von Gustaf Kossinna verbundene Methode ist aber seit längerer Zeit als falsch erkannt. Eine direkte Verbindung zwischen etwa der bronzezeitlichen Kultur des Nordischen Kreises oder gar früheren Kulturen wie der den Ackerbau betreibenden Trägern der Trichterbecherkultur, einer Megalithkultur, oder den Streitaxtleuten (auch Schnurkeramiker genannt) und den Germanen kann so sicher nicht bewiesen werden. Auch eine andere Theorie vermuten aufgrund der Namensgebung von Flüssen und Ortschaften, dass der Entstehungsort der germanischen Kultur im Raum nördlich der deutschen Mittelgebirge gelegen haben könnte. Die Mehrheit der Wissenschaftler teilt diese Theorie jedoch nicht. Quellen zum Nachlesen: http://www.gallileus.info/gallileus/disciplines/GeistesWi/SprachLitWiss/toptopics/Germanen/,oder ausführlich: http://www.civisdigitalis.de/em/info/article.asp?article=20040313

Heute bedienen sich die Forscher anderer Methoden, die insbesondere auf die Sprachforschung setzt.

Die Mehrheit der Fachkreise geht heute davon aus, das zu den Vorfahren der Germanen die Skythen zu zählen sind, die über Iran, Anatolien entlang der Westküste des schwarzen Meeres, aber auch über Armenien, Bulgarien/Rumänien/Ukraine also zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer Richung Europa zogen und dort entlang den weissrussischen Steppen bis nach Litauen und Ostpreussen vordrangen. Die Skythen die als Reitervolk etwa 2000 v. Ch. warscheinlich auch mit dem sogenanntem Kurganvolk verwandt sind und somit ebenso wie die Kelten aus der indisch/iranischen Region entstammen, beherrschten praktisch hunderte von Jahren die gesamte russische Steppe und können von Indien bis an die Grenze der Thraker (Anatolien) und am Schwarzen Meer nachgewiesen werden. Schliesslich wurden sie von anderen Völkern aufgespalten und in Teilen immer weiter nach Europa abgedrängt, wo sie auch bis in die Alpen und zum Rhein vordrangen. Es war wohl der wachsende Reiz der keltischen Zivilisation, der die später als Germanen bezeichneten Stämme beflügelte, vermehrt dorthin zu ziehen, wo sie sich ein besseres Leben versprachen. Dies war der Beginn der Völkerwanderungen. Kimbern und Teutonen waren die ersten Opfer nordischer Sehnsucht nach dem Süden Europas. Ihre Nachahmer die Vandalen, Sueben, Goten, Franken, Alemannen usw. sollten schließlich bedrängt von den Hunnen, das römische Reich zum Einsturz bringen. Doch immer der Reihe nach:

Um 500 v. Chr. bildete sich aus einem indogermanischen Urdialekt durch die germanische Lautverschiebung warscheinlich die germanische Ursprache, aus der später die germanischen Sprachen entstanden die die Grundlage für mehr als 100 heutige Sprachen bildete.

Geschichte

Älteste historische Berichte über die Germanen stammen von Begegnungen mit den Griechen und dem Römischen Reich.

Bereits der griechische Reisende Pytheas aus Massalia (dem späteren Marseille) berichtete um 330 v. Chr. über die Länder um die Nordsee und die dort lebenden Völker. Seine Heimatstadt, eine griechische Kolonie, lag am Rande einer fremden barbarischen Welt, die er als Keltike, das Land der barbarischen Keltoi (später als Kelten) bezeichnete. Auf ihn gehen zahlreiche Bezeichnungen zurück. So traf er auf eine Welt reich an Inseln, die er in ihrer Gesamtheit als "Bretanike", Britannien, bezeichnete. Die größte Insel war Albion (die britische Hauptinsel). Sechs Tagesreisen nördlich davon lag Tyle, das sagenhafte Thule, das man später mit Island gleichsetzte. Aller Wahrscheinlichkeit erreichte Pytheas aber eher den Norden von Norwegen, als die Küste von Island, die zum damaligen Zeitpunkt nicht bewohnt war.

Er verfasste später eine Schrift über seine große Fahrt, die in der Antike von den meisten als pure Fantasterei angesehen wurde. Dennoch zitierten Gelehrte aus seinem Werk, das nur in ihren Arbeiten erhalten geblieben ist. Heute ist nicht alles, was der Grieche behauptet, nachvollziehbar, und nicht jede Ortsangabe konnte tatsächlich lokalisiert werden. Hätte man ihn jedoch gefragt, was für Barbarenstämme dort hausten und welchem Volk sie zuzurechnen sind, er hätte auf die Keltoi verwiesen, die reich an Stämmen und Völkerschaft, fast bis zur heimischen Mittelmeerküste anzutreffen waren. Die ostgermanischen Bastarnen drangen ab etwa 200 v. Chr. nach Südosten in das heutige Ostrumänien vor und wurden ab 179 v. Chr. in Kämpfe der Makedonen und anderer Völker auf dem Balkan verwickelt.

Stämme der Germanen in der Literatur

Gaius Julius Cäsar machte den Namen "Germanen" erst richtig publik, doch die Germanen waren Kimbern, Teutonen, Ambronen, Friesen, Alemannen, Langobarden, Markomannen, Quaden, Cherusker, Chatten, Chauken, Eburonen, Vandalen, Ingwäonen, usw. Man könnte noch hunderte Stämme aufzählen. Viele andere Stammesgruppen gingen wohl nie in die Geschichtsbücher ein.

Auch Tacitus wurde es zu mühsam alle Stämme der damaligen Zeit niederzuschreiben - er gab zu verstehen, von vielen nicht einmal den Namen zu wissen.

Erst später traten größere germanische Bunde und Völkerschaften auf. Die Goten, ein Volk welches sich in West- und Ostgoten teilte und mit der großen Völkerwanderung in die Geschichte einging.

Die Semnonen, allen vorran Ariovist, der bereits Caesar arg zusetzte.

Die Sachsen, die aus den Cheruskern hervorgingen und dessen Stammesfürst Arminius der Cherusker, dem Römischen Kaiser Tiberius schwer zu schaffen machte.

Der Markomanne Marbod den Rom gegen den Bund der Cherusker unterstützte. Stichworte hierzu sind Varus, Germanicus und Drusus.

Die Franken, die wohl berühmtesten Germanen unter "Karl dem Großen", dem Gründer des Deutschen Kaiserreiches.

Die Burgunder, Thüringer, Sueben, Gepiden und nicht zu vergessen, die letzten germanischen Heiden - die Wikinger. Zwischen den Zügen der Kimbern aus Jütland bis zu den Wikingern vergingen 1.000 Jahre. ( Quelle: "Die Geschichte der Germanen" - Arnulf Krause )


Der Beginn der Völkerwanderung:

Der Marsch der Kimbern, Teutonen und Ambronen

Um 120 v. Chr. brechen Kimbern, Teutonen und Ambronen in Richtung Süden auf. Die Ursache ist nicht eindeutig geklärt: Die historischen Quellen berichten von einer Sturmflut in Jütland, aufgrund derer die Einwohner ihre Heimat verließen. Allerdings vermutet man heute, dass vielmehr Hungersnöte aufgrund klimatischer Veränderungen dafür verantwortlich waren.

Um 113 v. Chr. treffen die Germanenstämme auf die Römer. Bei der folgenden Schlacht (auch als Schlacht von Noreia bezeichnet) entgehen die Römer der völligen Vernichtung ihrer Truppen nur durch ein plötzlich einsetzendes Gewitter, welches die Germanen als ein warnendes Omen (Grollen) ihres Wettergottes Donar interpretieren.

Es kommt um 109 v. Chr., 107 v. Chr. und 105 v. Chr. noch weitere Male zu Kämpfen zwischen den Römern und den Germanen, bei denen die Römer jedes Mal eine Niederlage erleiden. Erst als sich die Stämme in zwei Gruppen aufteilen, gelingt es den Römern 102 v. Chr. die Teutonen und Ambronen zu besiegen, 101 v. Chr. die Kimbern.

Ausführlicher Beschreibung siehe auch Artikel Kimbern

Germanische Gesandtschaft an Kaiser Marc Aurel. Relief der Marc Aurel-Säule zu Rom.

Ariovist und Caesar

Der Durchbruch der Kimbern und Teutonen durch die damals noch keltischen Mittelgebirge führt zur Erschütterung der keltischen Macht in Mittel- und Süddeutschland, so dass später auch andere Germanen, insbesondere Suebische Stämme, in Hessen und das Maingebiet eindringen können. Unter ihrem Führer Ariovist dringen sie auch in Gallien ein, werden jedoch durch Gaius Julius Caesar 58 v. Chr. geschlagen und hinter den Rhein zurückgeworfen.

Im 1. vorchristlichen Jahrhundert macht die römische Eroberung Galliens durch Caesar die Germanen zu direkten Nachbarn des Römischen Reiches. Dieser Kontakt führte in der darauffolgenden Zeit zu ständigen Konflikten: Immer wieder kommt es zu Übergriffen der Germanen auf die Römer. Im Gegenzug führt Caesar im Jahr 55 sowie 53 v. Chr. Strafexpeditionen gegen die Germanen durch. Allerdings erkennt Caesar den Rhein als Grenzlinie zwischen Germanen und Römern an.

Vorstoß des Augustus bis zur Elbe

Doch auch in der Folgezeit kommt die Rheingrenze nicht zur Ruhe. Der römische Kaiser Augustus beschließt deshalb die Verlagerung von Truppen an den Rhein, die bisher in Gallien stationiert waren. Die Rheingrenze bleibt dennoch unsicher.

Augustus ändert deshalb seine Taktik: Er beabsichtigt, das Römische Reich bis an die Elbe auszudehnen. Zwischen 12 und 9 v. Chr. führt Drusus, Stiefsohn von Augustus, mehrere Feldzüge gegen die Germanen durch und unterwirft die Friesen, Chauken, Brukterer, Marser und Chatten. Trotz der Feldzüge des Drusus gerieten aber die wenigsten Germanenstämme wirklich in dauerhafte römische Abhängigkeit. Als Drusus die Elbe überschreiten wollte, warnte ihn eine heilige Frau namens Veleda und prophezeite seinen Tod. Nachdem Drusus, der adoptierte Sohn des Augustus beim Rückritt 3 Tage später vom Pferd stürzt und sich ein Bein bricht, bekommt er eine Blutvergiftung zu und stirbt kurz darauf. Danach setzt der ebenfalls von Augustus adoptierte Bruder Tiberius 8 v. Chr. die Feldzüge fort. Im Jahre 4 n. Chr. gelingt es ihm, die bis dahin aufständischen Cherusker einigermaßen zu unterwerfen.

Die Varusschlacht

Nachdem der Widerstand der Germanen gebrochen schien, wurde Publius Quinctilius Varus damit beauftragt, römisches Recht einzuführen und Steuern zu erheben. Als Statthalter war er dort gleichzeitig Oberbefehlshaber über die rheinischen Legionen. Varus, der sich zuvor in der römischen Provinz Syrien den Ruf eines harten Verwaltungsfachmanns erworben hatte, brachte die Germanen bald gegen sich auf. Gegner der Besatzung ließ er mit aller Härte des römischen Rechts bestrafen. Die von ihm eingeführten Steuern wurden von den Germanen zudem als zutiefst ungerecht empfunden, die eine solche Abgabe nur für Unfreie kannten.

Unter diesen Umständen gelang es dem Cheruskerfürst Arminius, der die römischen Bürgerrechte und Ritterwürden besaß, mehrere germanische Stämme zu einen. Arminius nutzte das Vertrauen, das ihm Varus entgegenbrachte aus und lockte diesen in einen Hinterhalt. In der darauffolgenden Schlacht (auch "Varusschlacht" oder Schlacht im Teutoburger Wald genannt) verloren die Römer drei Legionen (etwa 25.000 Soldaten). Laut den Überlieferungen des Sueton soll Augustus daraufhin ausgerufen haben: "Quinctili Varus, legiones redde!" ("Quintilius Varus, gib mir die Legionen zurück!"). Der römische Eroberungsversuch scheiterte damit im Jahre 9 n. Chr. Germanien wurde daraufhin als Germania Magna - freies Germanien - auf den Karten bezeichnet.

Germanien blieb danach bis zur Völkerwanderung von der römischen Kultur wenig beeinflusst.

Die Römisch - Germanischen Beziehungen nach der Varusschlacht

Unter Germanicus unternahmen die Römer zwischen 14 und 16 n. Chr. weitere Vorstöße über die Rheingrenze hinweg. Ob es sich dabei um Strafexpeditionen für die Schmach der verlorenen Legionen oder die Fortsetzung der römischen Expansionspläne handelte ist umstritten. Fakt ist jedoch das Germanicus erst daraufhin diesen Beinamen bekam.

In den Folgejahren kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Germanen und Römern: Im Jahr 29 schlugen die Römer einen Aufstand der bis dahin römerfreundlichen Friesen nieder. Im Jahr 69 mussten sogar Truppen aus Spanien und Britannien für Verstärkung sorgen, um die Revolte der Bayern unter Führung des Iulius Civilis niederzuschlagen.

Im Jahre 83 entschloss sich Kaiser Domitian, die römische Grenze zwischen Rhein und Donau weiter gegen Norden zu verschieben. Nach Beendigung der Chattenkriege begannen die Römer mit dem Bau des Limes die Grenzen zwischen Germanien und dem römischen Reich zu sichern. Im selben Zeitraum entstanden die Provinzen Germania Superior (Obergermanien) und Germania Inferior (Untergermanien).

Die Markomannenkriege

Im 2. Jahrhundert n. Chr. fanden zwei entscheidende Veränderungen rechts des Rheins statt: Zum einen schlossen sich die zerstrittenen germanischen Stämme zu Großstämmen zusammen, zum anderen drückten die Germanen immer stärker gegen die römischen Grenzen.

167 fielen die Markomannen, Quaden, Langobarden, Vandalen, Jazygen und weitere Stämme in die römische Provinz Pannonien ein und lösten damit die Markomannenkriege (167 bis 180) aus. In insgesamt vier Feldzügen schlug der römische Kaiser Marc Aurel die Germanen vernichtend. Man vermutet, dass die Römer planten, zwei neue Provinzen einzurichten. Nach dem Tod Marc Aurels 180 kehrte sein Sohn Commodus jedoch wieder zur Defensivpolitik zurück und schloss Friedensverträge mit den Germanen.

Viele Historiker sehen die Markomannenkriege als die Vorboten der großen Völkerwanderung. Ausgelöst wurde der zunehmende Bevölkerungsdruck auf die römischen Grenzen durch die Wanderungen der Goten zum Schwarzen Meer und der Vandalen in Richtung Donau. Die Ursachen für diese aufkommende Wanderbewegung germanischer Stämme konnten bisher nicht geklärt werden, denkbar wären beispielsweise Hungersnöte.

Die germanischen Stämme

Versuche, die Germanenstämme, die zu dieser Zeit in Norddeutschland und Südskandinavien lebten, zu klassifizieren, führten zu Einteilungen in Nord-, West- und Ostgermanen oder auch Elb-, Wesergermanen.

Nord-Germanen:

Zu den Nordgermanen zählen die skandinavischen Stämme. Aus ihnen gingen später die Dänen, die Schweden, die Gauten, die Norweger und die Isländer hervor.

West-Germanen:

Zu den West-Germanen zählen die:

Ost-Germanen:

Zu den Ostgermanen südlich der Ostsee zählen ursprünglich die Goten, Vandalen, Burgunder, Heruler, Skiren, Bastarnen, Rugier, Gepiden und andere. Durch den Einfall der Hunnen aus den Steppen Asiens und die verstärkte Ausbreitung der slawischen Völker aus der osteuropäischen Tiefebene wurden die Ostgermanen zunehmend gen Süden und Westen gedrängt, wo sie in Konflikt mit den dort ansässigen Stämmen gerieten. Aus archäologischer Sicht können die Ostgermanen in die Odermündungsgruppe (u.a. Rugier), die Weichselmündungsgruppe Willenberg-Kultur (v.a. Goten) (nach dem Ort Willenberg/Preussen, heute Wielbark/Polen benannt) und die Oder-Warthe Gruppe, von polnischer Seite auch Przeworskkultur genannt, bestehend u.a. aus Vandalen v.a. Lugier, Hasdingen, Silinger) eingeteilt werden.

Wirtschaft

Die Germanen waren hauptsächlich sesshafte Bauern und gingen, im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Vorstellung, nur selten zur Jagd. Sie lebten hauptsächlich von der Eigenproduktion, aber neben der Landwirtschaft gab es auch Handwerker wie Schmiede, Töpfer und Tischler. Geld kannten die Germanen nicht, ihr Handel beschränkte sich auf reine Naturalienwirtschaft.

Gezüchtet wurden hauptsächlich Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen sowie Pferde. Außerdem war den Germanen die Bienenzucht ebenso wie die Webkunst bereits bekannt. Ebenfalls wussten die Germanen wie Käse zubereitet wird, dessen Herstellungsverfahren sie selbst entdeckten.

Obwohl der Pflug zur Bestellung der Äcker bereits seit etwa Christi Geburt bekannt war, setze er sich bei den Germanen erst langsam durch. Für die Ernährung war besonders die Gerste von entscheidender Bedeutung. Die Äcker ließen sie regelmäßig brach liegen und sie wussten um den Nutzen der Düngung. Getreide wurde hauptsächlich in Form von Brei gegessen, Brot konnte sich bis ins Mittelalter nur die Oberschicht leisten.

Die Produktivität war wesentlich geringer als bei den Römern. Tacitus etwa berichtet: "Vieh gibt es reichlich, doch zumeist ist es unansehnlich. Selbst den Rindern fehlt die gewöhnliche Stattlichkeit und der Stirnschmuck" (Kapitel 5). Deshalb kam es oft zu Hungersnöten und viele Germanen litten an Unternährung, was zu einer deutlich verringerten Lebenserwartung führte. Es wird vermutet, dass dies eine der Hauptursachen der germanischen Wanderbewegungen ist (wie etwa der Zug der Kimbern und Teutonen), die schließlich mit der großen Völkerwanderung ihren Höhepunkt erreichte.

Lebensweise der Germanen

Die Germanen wohnten in relativ kleinen Siedlungen. Aus den Bestattungsplätzen der Germanen schließen Archäologen, dass die Größe von Siedlungen bei etwa zweihundert Menschen lag. Die Siedlungen entwickelten sich nicht nach einem vorgegebenen Plan: Dort wo bereits ein Germane siedelte, kamen bald weitere hinzu.

Aus Ausgrabungen ist bekannt, dass die Germanen in Holzhäusern in Skelettbauweise wohnten. Da im Gegensatz zu Steinhäusern das Holz mit der Zeit verrottet, geben lediglich die archäologisch nachweisbaren Pfostenlöcher einen Aufschluss über den genauen Aufbau der Häuser. Die verbreitetste Art war das germanische Langhaus, das Aufgrund seines Verhältnisses von Länge und Breite so bezeichnet wird. Unter seinem Dach beherbergte es sowohl Menschen wie auch Tiere, die lediglich durch eine Wand getrennt waren. Der Wohnraum besaß keine weiteren Trennwände, in seiner Mitte befand sich eine Feuerstelle. Der Rauch konnte über eine Öffnung in Dach abziehen, Fenster besaßen die germanischen Häuser nicht.

Darstellende Kunst

Schrift

Die Schrift war den Germanen weitgehend unbekannt. Das einzig zusammenhängende schriftlich erhaltene Werk vor dem Ende der Völkerwanderung ist die Wulfilabibel aus dem 4. Jahrhundert. Da die Goten keine eigene Schrift besaßen, entwickelte Wulfila ein Alphabet, das sich auf griechischen, lateinischen und runischen Schriftzeichen zusammensetze.

Die Runen, die ab dem 2. Jahrhundert aufkamen, wurden hauptsächlich als magische Zeichen benutzt. Längere Schriften sind selten, meistens wurden mit dem Runen nur wertvolle Gegenstände bezeichnet.

Die einzigen schriftlichen Quellen über die Germanen gehen hauptsächlich auf römischen und griechischen Ursprungs zurück, insbesondere auf Tacitus.

Mythen und Wahrheit

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Typisches, aber falsches Bild der Germanen: Darstellung des Arminius mit Flügelmütze

Im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Germanen im deutschsprachigen Raum immer wieder als Übermenschen dargestellt und zu nationalistischen Zwecken missbraucht. Insbesondere der Nationalsozialismus bediente sich dieses Klischees über die Germanen in extremer Weise und erhob ihre Nachkommen, die sie als "Arier" bezeichneten, zur "Herrenrasse".

Die Darstellung der Germanen geht hauptsächlich auf antike Autoren wie Tacitus und Caesar zurück. Sie beschrieben die Germanen als blonde, blauäugige Riesen, die über fast übermenschliche Kräfte verfügen würden. Solche Charakteristika wurden aber ebenso auf Skythen und Kelten angewendet, teilweise in der gleichen Formulierung.

Durch Skelett- und Moorfunde lässt sich belegen, dass die Germanen tatsächlich größer als die Römer waren. Die Funde bestätigen außerdem die große körperliche Kraft sowie die überwiegend blonde Haarfarbe der Germanen.

Allerdings übertreiben die antiken Quellen oft erheblich: So zeigen die gefundenen Skelette, dass die Germanen zwar größer als die Römer waren, diese aber durchschnittlich nur um ungefähr einen Kopf überragten. Auch kräftemäßig waren sie den Römern überlegen. Nach Tacitus ertrugen die Germanen am wenigsten "Durst und Hitze, wohl aber sind sie durch Klima oder Bodenbeschaffenheit gegen Kälte und Hunger abgehärtet."

Der Gesundheitszustand der Germanen war meistens wie bei allen damaligen Völkern sehr schlecht: Mangelernährung, Gelenkerkrankungen und Bandscheibenschäden waren bei den Germanen sehr verbreitet. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung betrug daher wie in allen Ländern wegen der hohen Säuglingssterblichkeit nur etwa 35 Jahre, wer es aber schaffte, erwachsen zu werden, hatte gute Chancen, 70 Jahre zu erreichen.

Die antiken Autoren sind sich darin einig, dass sich die Germanen häufig dem Alkoholgenuss hingaben. Die verbreitetsten Getränke waren Met und Bier. Hohe Festtage begingen die Germanen häufig mit einem Gelage. Selbst die Götter, so glaubten sie, würden sich dem Alkoholgenuss hingeben. So bemerkt schon Tacitus in seiner Germania: "Als Getränk dient ein Saft aus Gerste oder Weizen, der durch Gärung eine gewisse Ähnlichkeit mit Wein erhält..." und bezogen auf den hohen Alkoholkonsum: "Wollte man ihnen, ihrer Trunksucht nachgehend, verschaffen, soviel sie wollen, so könnte man sie leichter durch ihr Laster als mit Waffen besiegen." Julius Caesar schreibt in seinem 6. Buch (De bello gallico VI, 21), dass man es für die größte Schande hält, wenn "jemand vor dem zwanzigsten Lebensjahr Umgang mit Frauen hat, obwohl allerdings, was die Verschiedenheit des Geschlechtes angeht, gar kein Geheimnis gemacht wird; denn Jünglinge und Mädchen baden gemeinsam in den Flüssen und tragen als Kleidung nur Felle und kleine Pelzüberwürfe, die den größten Teil des Körpers nackt lassen."


Reichsgründungen

In der Zeit der Völkerwanderung gründeten unterschiedliche Germanenstämme Reiche in Frankreich, Italien und Spanien, und wanderten auch nach Britannien. Auf dem europäischen Festland ging aus diesen Reichen später das Frankenreich hervor. Hieraus entstand dann das Heilige Römische Reich, dessen ostwärtige Expansion die Westbewegung der Völkerwanderungszeit umkehrte und den Grundstein für das im 19. Jahrhundert entstehende Deutsche Reich legen sollte. Heute verstehen sich die Deutschen allerdings nicht mehr als ethnische oder gar politische Einheit, wie noch 1920 der britische Rassenschriftsteller Chamberlain es darlegte.

Siehe auch

Literatur

  • "Die Erde nach Eratosthenes um 250 v.Chr." aus "Das keltische Jahrtausend"
  • Helmut Schröcke "Germanen Slawen" "Vor- und Frühgeschichte des ostgermanischen Raumes" ISBN 3-926642-20-3
  • Heinrich Beck/ Dieter Geuenich/Heiko Steuer/Dietrich Hakelberg (Hrsg.): Zur Geschichte der Gleichung "germanisch-deutsch". Sprache und Namen, Geschichte und Institutionen. Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde 34, Berlin unter anderem , 2004. ISBN 3110175363. Inhaltsverzeichnis, Rezension von Gregor Hufenreuter in H-Soz-u-Kult, 22.07.2004.
  • Döbler, Hannsferdinand: Die Germanen. Legende und Wirklichkeit von A–Z. Lexikon zur europäischen Frühgeschichte, München: Orbis, 2000. ISBN 3-572-01157-4 (Hierbei handelt es sich um eine Neuauflage des Buches von 1975. Das Buch entspricht in vielen Fällen nicht mehr dem aktuellen Forschungsstand.)
  • Rudolf Simek: Götter und Kulte der Germanen. Beck'sche Reihe 2335, München, 2004.
  • Frühe Völker Europas. Thraker, Illyrer, Kelten, Germanen, Etrusker, Italiker, Griechen, Stuttgart, 2003. ISBN 3806217580.
  • Maureen Carroll-Spillecke: Römer, Kelten und Germanen. Leben in den germanischen Provinzen Roms, Darmstadt, 2003. ISBN 3534174267.
  • Uta von Freeden / Siegmar von Schnurbein (Hrsg.): Spuren der Jahrtausende. Archäologie und Geschichte in Deutschland, Stuttgart, 2002. ISBN 3-8062-1337-2
  • Wilfried Menghin / Dieter Planck (Hrsg.): Menschen, Zeiten, Räume. Archäologie in Deutschland, Stuttgart, 2002. ISBN 3886094677.
  • Walter Pohl: Die Germanen. Enzyklopädie deutscher Geschichte Bd. 57, München: Oldenbourg, 2000. ISBN 348655705X. (weitere Arbeiten des Autors zu diesem Thema)
  • Allan A. Lund: Die ersten Germanen. Ethnizität und Ethnogenese, Heidelberg, 1998. ISBN 3825306852.
  • Germanen, Germania, germanische Altertumskunde. Studienausgabe des Artikels aus dem Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Berlin/ New York, 1998. ISBN 3110163837.

Planet Wissen: Römer und Germanen] Zusammenfassung der Sendung