Violinkonzert (Tschaikowski)
Das Violinkonzert D-Dur op. 35 ist das einzige Violinkonzert des russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski.
Entstehung
Tschaikowski schrieb das Konzert im März und April des Jahres 1878 in Clarens, einem am Genfersee gelegenen Winzerort. Während des dortigen Aufenthaltes wollte sich Tschaikowski von seinen Depressionen erholen, die die gescheiterte Ehe mit der Konservatoriumsstudentin Antonina Miljukova ausgelöst hatte (Tschaikowski hatte gehofft, durch die Heirat seine Homosexualität überwinden zu können).
Unterstützt wurde Tschaikowski, der selber kein praktizierender Geigenspieler war, vom Geiger Josef Kotek, Tschaikowskis einstigem Kompositionsschüler. Die Kompositionsarbeiten waren nach drei Wochen abgeschlossen, obwohl Tschaikowski den ursprünglich geplanten Mittelsatz durch das als „Canzonetta“ bekannte Adagio ersetzte. Aus dem ursprünglich geplanten Mittelsatz wurde später die „Méditation für Klavier und Violine op. 42“.
Uraufführung
Anfangs hatte Tschaikowski als Solisten Leopold Auer geplant, der das Konzert jedoch für unspielbar hielt und daher ablehnte. Koteks Reputation wurde für zu gering befunden, um eine Uraufführung bestreiten können. So kam es dann schließlich, drei Jahre später, zu der Uraufführung am 4. Dezember 1879 durch Adolf Brodsky, der Hans Richter und seine Wiener Philharmoniker von den Qualitäten des Werks überzeugen konnte. Brodsky war es auch, der das Violinkonzert am 20. August 1882 in Moskau erstaufführte. Leopold Auer änderte später übrigens seine Auffassung und wurde ein großer Befürworter dieses Werkes.
Über die Musik
Die Besetzung besteht aus 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streichinstrumente sowie Solovioline.
- Allegro moderato
- Canzonetta. Andante
- Finale. Allegro vivacissimo
Der erste Satz überrascht dadurch, dass die Kadenz bereits der Durchführung folgt und nicht, wie vorher üblich, der Reprise.
Über den zweiten Satz, der vom melancholischem Spiel der Violine geprägt ist, schrieb Tschaikowski an seine Brieffreundin Nadeshda von Meck: „Die Canzonetta ist geradezu herrlich. Wieviel Poesie und welche Sehnsucht in diesen Sons voilés, den geheimnisvollen Tönen!“.
Das attacca subito des dritten Satzes unterbricht plötzlich die Schwermut des Vorgängersatzes und führt zu den zwei beschwingten Hauptthemen des Finalsatzes.
Wirkung
Den einflussreichen Musikkritiker Eduard Hanslick erinnerte das Konzert an „die brutale und traurige Lustigkeit eines russischen Kirchweihfestes“ sowie an „lauter wüste und gemeine Gesichter“ und „rohe Flüche“; und er meinte über das Werk, es bringe „uns auf die schauerliche Idee, ob es nicht auch Musikstücke geben könnte, die man stinken hört“. Andere Musikkritiker reagierten auch ablehnend auf das Werk.
Seine Popularität gewann Tschaikowskis Violinkonzert schließlich, als Hans Richter und Adolf Brodsky es im April 1882 in London aufführten.