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Naturhistorisches Museum (Mainz)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Naturhistorische Museum in Mainz ist das größte Museum seiner Art in Rheinland-Pfalz. Schwerpunkte der Ausstellungen und Sammlungen sind die Bio- und Geowissenschaften in Rheinland-Pfalz und dem Partnerland Ruanda.

Das Klarissenkloster St. Klara

Reichklara-Kloster Mainz

Das Naturhistorische Museum Mainz stellt einen Teil seiner Schaustücke im ehemaligen Klarissenkloster St. Klara (auch Reichklara genannt) aus, zu dem am Allerheiligentag 1272 der Grundstein gelegt worden war. Aufgrund des umfangreichen Vermächtnisses an Grundbesitz, das seine Stifter, der Frankfurter Patrizier Humbert zum Widder und seine Frau Elisabeth dem Kloster hinterließen, verfügte das Kloster bald über Wohlstand. Besonderen königlichen Schutz erhielt das spätere Kloster der Reichen Klarissen (Reichklarakloster) durch Privilegien König Adolfs 1294, die in der Folgezeit späteren Königen immer wieder zur Bestätigung vorgelegt wurden. Der Wohlstand des Klosters nahm während des gesamten späten Mittelalters und der frühen Neuzeit noch zu: Adel und Mainzer Patrizierfamilien, später auch kurfürstliche Beamte, vermachten ihm große Ländereien und Geldmittel.

Auflösung des Klosters

Klara Skulptur am Reichklarakloster Mainz

1781 beantragte der letzte Mainzer Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal, ein „Beförderer der Wissenschaften“, die Auflösung der drei reichsten Mainzer Klöster Karthause, Altmünster und Reichklara, um deren Besitztümer der Universität zu übertragen. Die Auflösung wurde durch eine Bulle des Papstes Pius IV. und durch ein kaiserliches Dekret genehmigt. Der Umbau des Klosters in ein Hospital wurde in Angriff genommen, jedoch nie vollendet. Man hat die Gebäude in der Folgezeit sehr unterschiedlich genutzt. Sie dienten Hochwassergeschädigten als Unterkunft, dann als Militärhospital, Stall, Salzlager und Kaufmannslager. Während der französischen Besatzungen Ende des 18. Jahrhunderts wurde einmal eine Bäckerei eingerichtet, ein anderes Mal ein Proviantamt.

Rheinische Naturforschende Gesellschaft

Die Sammlungen des Naturhistorischen Museums Mainz gehen auf das Jahr 1834 zurück. Damals wurde die Rheinische Naturforschende Gesellschaft gegründet und gleichzeitig eine Sammlung naturhistorischer Objekte begonnen - zur Bildung und Erbauung der Mainzer Bürger. 1835 wurde die Kirche des Reichklaraklosters durch einen Umbau in fünf Stockwerke unterteilt. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verfielen die Gebäude zusehends. 1904 stand von dem ehemaligen Kloster lediglich noch die Kirche. In jenem Jahr plante die Stadt Mainz, die umfangreichen naturkundlichen Sammlungen der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft zu übernehmen und ein Museum einzurichten. Die Reichklarakirche schien dazu der geeignete Ort.

Eröffnung 1910

Museumseingang

Am 16. Oktober 1910 eröffnete das Naturhistorische Museum Mainz in der Kirche des ehemaligen Reichklaraklosters für Besucher seine Pforten. Als erster Direktor fungierte Wilhelm von Reichenau (1847-1925). Er war Offizier gewesen, hatte diesen Beruf aber wegen einer Kriegsverletzung aufgegeben. Reichenau hatte ab 1879 als Präparator der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft und ab 1888 als Konservator an deren naturkundlichem Museum gewirkt.

Bedeutende Fossilfunde

Bekannt wurde das Naturhistorische Museum Mainz in den 1920er Jahren durch bedeutende Fossilfunde bei Nierstein am Rhein (etwa 290 Millionen Jahre alte Fährtenplatten mit Fußabdrücken von Insekten und Sauriern) und aus Wallertheim (Funde an einer eiszeitlichen Jägerraststelle von Neandertalern). Neben den Sammlungen von Objekten aus der Urzeit bestand auch damals schon eine zoologische Abteilung.

Zerstörung und Neuaufbau

Am 27. Februar 1945 wurde die Reichklarakirche durch Fliegerbomben zerstört. Dabei ging der Großteil der Bestände des Naturhistorischen Museums verloren. Der Neuaufbau der Sammlungen fand nach dem Krieg unter schwierigen Bedingungen statt; nur so ist es verständlich, dass das Museum erst 17 Jahre nach den Kriegsschäden 1962 wieder eröffnet werden konnte. Aufgrund von immer kritischer werdenden Gebäude- und Fundamentschäden an dem mittelalterlichen Gebäudekomplex wird das Naturhistorische Museum ab dem Sommer 2007 mit 3,6 Mio. Euro vorläufig saniert. [1]

Einzigartige Sammlung

Geologische Formationen vor dem Museum

Kaum ein naturwissenschaftliches Museum in der Welt besitzt mehr Fährten prähistorischer Saurier und Insekten aus der Rotliegend-Zeit (Perm) von Nierstein am Rhein als das Naturhistorische Museum in Mainz. Mit mehr als 25.000 Funden aus den Mosbacher Sanden bei Mainz-Amöneburg verfügt es vermutlich auch über die größte Sammlung eiszeitlicher Tiere wie Flusspferd, Steppenelefant, Elch, Wolf, Riesenlöwe, Jaguar und Säbelzahnkatze, die vor etwa 500.000 Jahren im Rhein-Main-Gebiet lebten. Nirgendwo in Rheinland-Pfalz kann man in einer Ausstellung ausgedehntere Ausflüge in die Urzeit unternehmen als in den Schauräumen dieses Museums, das 1984 das 150-jährige Bestehen seiner Sammlungen feiern konnte.

Weitere Attraktionen

Attraktionen in der Schausammlung sind die Präparate von drei südafrikanischen Steppenzebras (Quaggas). Weltweit existieren nur noch 21 Exemplare dieser um 1900 ausgestorbenen Tiere. Die Quaggas werden zusammen mit anderen Zebraarten und weiteren Pferdeartigen präsentiert: von rund 45 Millionen Jahre alten Pferden aus dem Eozän von Eckfeld bei Manderscheid über eiszeitliche Pferde bis zu den heutigen Pferden, Eseln und Halbeseln. Die reiche Mineraliensammlung informiert über die Bodenschätze von Rheinland-Pfalz. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Präsentation der heimischen Vogelwelt.

Landessammlung für Naturkunde

Als Meilenstein in der Geschichte des Naturhistorischen Museums Mainz gilt die Gründung der Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz im Jahre 1988. Damit wurde der systematische Aufbau von wissenschaftlichen Belegsammlungen der Bereiche Biologie und Geowissenschaften für Rheinland-Pfalz ermöglicht.

Einzelnachweise

  1. Museum wird für 3,6 Millionen Euro saniert - Mainzer Allgemeine Zeitung vom 2. Juni 2007

Literatur

  • Ernst Probst: Zeugen der Urzeit im Museum, 1983
  • Ernst Probst: Deutschland in der Urzeit, 1986

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