Chorweiler ist ein Stadtteil im Norden von Köln etwa 13 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt; es gehört zum gleichnamigen Stadtbezirk Chorweiler.
![]() Stadtteil 609 von Köln | |
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Fläche | 1,9 km² |
Einwohner | 13.932 (31. Dez. 2005) |
Bevölkerungsdichte | 7333 Einwohner/km² |
Eingemeindung | 1. Apr. 1922 (besiedelt 1972) |
Postleitzahl | 50765 |
Vorwahl | 0221 |
Stadtbezirk | Chorweiler (6) |
Verkehrsanbindung | |
Autobahn | ![]() |
Bundesstraße | ![]() |
Eisenbahnanschluss | [[Liste Kölner Bahnhöfe#S-Bahnhöfe|Vorlage:Bahn-Linie]] [[Liste Kölner Bahnhöfe#S-Bahnhöfe|Vorlage:Bahn-Linie]] |
Stadtbahnlinie | 15 |
Buslinien | 120 121 122 125 126 |
Quelle: Einwohner 2021. (PDF) Kölner Stadtteilinformationen |
Lage
Chorweiler grenzt im Osten an die Neusser Landstraße, die hier als B 9 verläuft. Des weiteren grenzt Chorweiler im Osten an den Stadtteil Fühlingen. Hier befindet sich auch der Fühlinger See. Hierbei handelt es sich um ein künstlich angelegtes Gewässer, das aus verschiedenen großen zusammenhängenden Seen besteht. Im Süden von Chorweiler befindet sich Seeberg, im Westen der Stadtteil Volkhoven/Weiler. Hinter diesem verläuft die A 57. Im Norden grenzt Chorweiler an den Stadtteil Blumenberg, dem sich der Worringer Bruch anschließt.
Geschichte
Das Zentrum von Chorweiler entstand in den 1970er Jahren als künstlicher Stadtteil und typisches Beispiel der Städte- und Wohnungsbaupolitik dieser Epoche. Die Idee einer Neuen Stadt des Architekten Fritz Schumacher von 1922 wurde 1957 wieder aufgegriffen, um der Wohnungsnot der Nachkriegszeit zu begegnen und Wohnraum in der Nähe der Industriegebiete im Norden der Stadt zu schaffen. Auf engstem Raum sollte eine eigene kleine Stadt für 100.000 Menschen entstehen, die Wohnen, Arbeiten, Handel, Freizeit und soziale Einrichtungen auf kurzen Wegen verbinden würde.
Eine Grundidee dieser Stadtplanung war die Skyline: Im Süden wurde mit niedriger Bebauung - überwiegend ein- bis vierstöckig - begonnen, im Zentrum, dem eigentlichen Stadtteil Chorweiler, sollte es dann auf bis zu 30 Etagen ansteigen und im Norden langsam wieder herab. Der Bau dieser Neuen Stadt geschah demzufolge von Süden nach Norden und dauert bis heute an. Die beiden südlichen Stadtteile, Heimersdorf und Seeberg, wurden in den 1960er Jahren fertiggestellt. Der zentrale Teil, die Bereiche Seeberg-Nord, Chorweiler und Chorweiler-Nord, wurden in den 1970er und 1980er Jahren erbaut. Das Ergebnis war die größte Plattensiedlung in Nordrhein-Westfalen, in das 1972 die ersten Bewohner einzogen; 1976 wurde eine Einkaufszeile fertiggestellt. Insgesamt wurden — anders als geplant — Wohnungen für 40.000 Personen gebaut. Auch viele der geplanten Bürobauten wurden nicht umgesetzt, so dass sich die geplante Infrastruktur bald als zu großzügig erwies und das Konzept von „Leben und Arbeiten“ nicht verwirklicht wurde. Durch die teilweise 20stöckige Hochhausbebauung ist der Stadtteil dennoch durch eine extrem hohe Bevölkerungsdichte gekennzeichnet.
Die nördliche Fortsetzung des Gesamtprojekts, der Stadtteil Blumenberg, wurde ab den 1990er Jahren erbaut und ist derzeit (Frühjahr 2005) noch nicht abgeschlossen. Hier entstanden wieder überwiegend Eigenheime, meist als Reihenhäuser.
Um die einzelnen Teile dieser Trabantenstadt besser von einander unterscheiden zu können, wurden die Straßen nach bestimmten Kriterien benannt:
- Straßen in Heimersdorf nach Bäumen
- Straßen in Seeberg-Süd nach Blumen
- Straßen in Seeberg-Nord nach Personen aus der Geschichte Kölns
- Straßen in Chorweiler-Zentrum nach Städten im europäischen Ausland
- Straßen in Chorweiler-Nord nach Flüssen
- Straßen in Blumenberg nach Bergen
Stadterneuerungs- und Sanierungsmaßnahmen
In den 1980er Jahren zeigten sich die negativen Auswirkungen der inzwischen als verfehlt betrachteten Wohnungsbaupolitik: Durch Sanierung von Wohnraum im Innenstadtgebiet und den generellen Trend, wieder eher stadtnah oder auch in Altbauten zu wohnen, wurde das Leben in der Trabantenstadt weniger attraktiv. Einzig die niedrigen Mietkosten waren noch ein Grund, nach Chorweiler zu ziehen. Ein Ausländeranteil von 41% und eine starke Konzentration sozial benachteiligter Einwohner waren die Folge.
Chorweiler entwickelte sich zu einem sozialen Brennpunkt. Viele Wohnungen standen leer und die umgebende Infrastruktur war verwahrlost. Um den weiteren sozialen Abstieg Chorweilers zu verhindern, beschloss der Kölner Stadtrat im Jahr 1985 ein Ergänzungsprogramm, um die Lebens- und Wohnqualität im Stadtteil zu verbessern.
Die erste Stufe des Programms (1987 bis 1989) setzte den Schwerpunkt auf Stadterneuerungs- und Sanierungsmaßnahmen. Zunächst wurde 1987 das Büro für Bürgerbeteiligung eröffnet. Generell war das Ergänzungsprogramm von hoher Einbeziehung der Bewohner gekennzeichnet. Überdimensionierte Verkehrsinfrastruktur wurde zurückgebaut und stattdessen verkehrsberuhigte Bereiche und Grünflächen (Olof-Palme-Park) geschaffen. Gleichzeitig wurde ein Jugendzentrum gebaut und ein ungenutzes Schwimmbad in eine Werkstatt für die Chorweiler Selbsthilfe e. V., eine Selbsthilfegruppe, umgewandelt.
Mit dem Start der zweiten Stufe (1989 bis 1997) wurde eine Trägergesellschaft aus Stadtplanern, Architekten, Sozialarbeitern und Raumplanern, die Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (GfS) eingesetzt, die ihr Büro in Chorweiler eröffnete. Neben der Verbesserung des Wohnumfeldes standen nun vor allem auch die Arbeitsplatzbeschaffung und die Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Situation im Mittelpunkt. Als Maßnahme gegen die vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit des Stadtteils wurde ein Handwerkshof gegründet, in dem neben Handwerksbetrieben auch verschiedene Programme der Berufsvorbereitung, Weiterbildung und Qualifizierung stattfanden; außerdem gab es soziale Beratungsstellen. Der Handwerskhof wurde zu einem Modellprojekt in Nordrhein-Westfalen. Die GfS wurde 1996 aufgelöst.
Im Jahr 1997 wurde die Sanierung des Stadtteils in das NRW-Landesprogramm Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf – Soziale Stadt einbezogen, das einen starken Fokus auf die Kinder- und Jugendarbeit legt.
Um die Sozialstruktur zu fördern, wird Bauland im Stadtteilgebiet Chorweiler heute überwiegend für privat finanzierte Projekte bereitgestellt. Außerdem wird gezielt die Ansiedlung von Freizeit- und Bildungsorganisationen gefördert, die über den Stadtteil hinaus Bedeutung haben. So zog 2001 die Geschäftsstelle der Arbeiterwohlfahrt Mittelrhein e.V. nach Chorweiler, außerdem gibt es eine Waldorfschule, das Freizeitbad Aqualand und das Einkaufszentrum CityCenterChorweiler. Die Ruderregattabahn des nahe gelegenen Fühlinger Sees wurde 1998 für die Ruderweltmeisterschaften genutzt.
Einwohner
- 31.12.1999: 14.711
- 31.12.2000: 14.848
- 2005: 13.932 - Der Ausländeranteil betrug: 38,4%
Infrastruktur
Bildung
In Chorweiler befindet sich eine Gesamtschule, eine Grundschule und eine Waldorfschule. Realschule und Hauptschule sind im unmittelbar südlich anschließenden Seeberg-Nord gelegen, das nächstgelegene Gymnasium ist in Weiler/Volkhoven, etwa 1,5 km entfernt.
Auch die Volkshochschule bietet diverse Kurse in Chorweiler an.
Sport- und Freizeit
Im Komplex des Bürgerzentrums befinden sich außer dem Bezirksrathaus ein Hallenbad, eine Zweigstelle der Stadtbücherei, ein Jugendzentrum und ein Veranstaltungssaal mit etwa 800 Plätzen. Kleinere Räume können von den Bürgern für private Feiern gemietet werden. Neben der Gesamtschule liegt eine Bezirkssportanlage mit drei Fußballplätzen. Die Turnhallen der Schulen werden außerhalb der Schulzeit ebenfalls für den Vereinssport genutzt. Bereits zum Stadtteil Seeberg zählend, befindet sich an der Merianstraße eine Tennisanlage mit mehreren Außen- und Hallenplätzen.
Überregional bekannt ist das Freizeitbad Aquana, sowie das Naherholungsgebiet Fühlinger See.
Einkaufsmöglichkeiten
Im Zentrum Chorweilers liegt ein zweistöckiges Einkaufszentrum mit etwa 60 Ladenlokalen, zwei Supermärkten und einem Kaufhaus. Alle Waren des täglichen Bedarfs sind hier erhältlich. Zudem ist mit der S-Bahn innerhalb von 15 Minuten die Kölner Innenstadt mit ihren zahlreichen Geschäften zu erreichen.
Einige weitere Geschäfte sind in Chorweiler-Nord zu finden.
Verkehr
Chorweiler besitzt eine Anschlussstelle an die Bundesautobahn A 57, allerdings nur in die Fahrtrichtung Köln. Die Mercatorstraße ist eine Kraftfahrtstraße, die in südlicher Richtung Chorweiler mit dem Militärring und dem Stadtteil Longerich verbindet. In nördlicher Richtung führt sie nach Blumenberg. Frühere Planungen sahen vor, die Straße weiter nördlich in Köln-Roggendorf wieder auf die A 57 zu führen. Über die Merianstraße, eine weitere vierspurig ausgebaute Straße, ist die Anschlußstelle Köln-Fühlingen der A 1 schnell zu erreichen.
- S-Bahnlinie S 11 (2 Haltepunkte in Chorweiler)
- Stadtbahnlinie 15 Ubierring – Barbarossaplatz – Friesenplatz – Ringe – Ebertplatz – Nippes – Weidenpesch – Longerich – Heimersdorf – Chorweiler
- Buslinien:
- 120 Chorweiler – Fühlingen – Worringen – Roggendorf/Thenhoven
- 121 Langel – Merkenich – Chorweiler – Longerich – Bilderstöckchen – Neusser Straße/Gürtel
- 122 Weidenpesch – Seeberg – Chorweiler – Pesch
- 125 Weiler – Chorweiler – Longerich – Pesch – Esch – Pulheim-Sinnersdorf
- 126 Bocklemünd – Mengenich – Auweiler – Esch – Weiler – Chorweiler
Literatur
- M. Theleman, D. Wiktorin, Die „Neue Stadt“ Köln-Chorweiler. Gartenstadt oder Betonwüste. in Köln und der Kölner Raum. Ein geographischer Exkursionsführer. Teil 1: Stadt und Umland. Köln, S. 89-98, G. Schweizer (Hrsg.)
- Kay Löffler Ermittlungsdienst Chorweiler, Roman, 1999, ISBN 3932325869
- Stadtteilzeitung Aufzug (Hg): Chorweiler Ansichten, Emons-Verlag Köln 1993, ISBN 3-924491-38-0