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Aufbau-Verlag

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Datei:Logo aufbau verlag.jpg
Logo des Verlags

Der Aufbau-Verlag wurde 1945 in Berlin gegründet und wuchs bald zum größten belletristischen Verlag der DDR heran. Das Haus war zu Beginn auf kommunistische und antifaschistische Literatur sowie russische Bücher und Klassikerausgaben spezialisiert. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Programm u. a. auf Werke der Weltliteratur, zeitgenössische osteuropäische Bücher sowie lateinamerikanische Titel erweitert.

Heute ist Aufbau eine Verlagsgruppe, zu der der Aufbau-Verlag, der Aufbau Taschenbuch Verlag, der Verlag Rütten & Loening, der Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig sowie Der Audio Verlag (DAV) gehören. Die Firma beschäftigt zurzeit 60 Mitarbeiter und veröffentlicht jährlich ca. 350 Neuerscheinungen. 2005 machten die Aufbau-Verlage einen Gesamtumsatz von 16,0 Millionen Euro.

Geschichte

Der Anfang

Am 16. August 1945 gründeten Kurt Wilhelm, Heinz Willmann, Klaus Gysi und Otto Schiele die Aufbau-Verlag GmbH, deren Geschäftsführer der Verlagsbuchhändler Wilhelm und der Verlagskaufmann Schiele wurden. Kurz zuvor hatte sich der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands zusammengeschlossen, der ebenfalls an die Eröffnung eines Literaturbetriebs dachte. Nachdem die beiden Leiter der Firma im Büro des Kulturbundes um Unterstützung für ihre Pläne baten, schlossen die Vereinigungen ein gemeinsames Abkommen. Im Paragraph 4 des Gesellschaftsvertrages war zu lesen, dass die Interessen des Kulturbundes gewahrt werden müssten, solange die Zeitschriften der Organisation und deren geförderte Publikationen bei Aufbau erschienen. 1946 ging der Verlag in den Kulturbund e. V. über.

Die Lizenz für das Unternehmen erteilte die SMAD (Sowjetische Militär Administration in Deutschland), die sich mit dem Kulturbund und dem Verlag eine Hausmacht in ihrem Sektor schaffen wollte. Die Militärbehörden unterstützten das Verlagshaus finanziell und sicherten dem Unternehmen ausreichende Mengen an Druckpapier, das nach dem Krieg schwierig zu beschaffen war.

Die ersten Titel

Als erste Titel konnten Theodor Pliviers Stalingrad und Manifest und Ansprachen des Kulturbundes zur Demokratischen Erneuerung Deutschlands veröffentlicht werden. Der Roman von Plivier ging bereits nach einem Jahr in die siebte Auflage und erreichte bis Ende 1948 eine Gesamthöhe von über 177. 000 Exemplaren in der SBZ (Sowjetischen Besatzungszone). Außerdem erschienen Ausgewählte Dichtungen aus der Zeit der Verbannung 1933-1945 von Johannes R. Becher, der »Spiritus rector« und Mitbegründer des Aufbau-Verlages und seit August 1945 Präsident des Kulturbundes war.

Das Programm der Gründerjahre

Ein Programmschwerpunkt war Literatur von Schriftstellern, die im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozilisten aus Deutschland emigrierten. Seit Mai 1948 übernahm der Verlag sogar die Rechte sämtlicher Aurora-Titel (außer jene von F. C. Weiskopf) und veröffentlichte diese in der Aurora-Bücherei. (Der Aurora-Verlag wurde 1944 von Wieland Herzfelde in New York gegründet und sollte zum Sprachrohr deutscher Exilautoren in den USA werden. 1947 wurde das Unternehmen auf Grund finanzieller Nöte des Verlegers wieder aufgelöst.)

Die Bücherei enthielt u. a. Werke von Ernst Bloch, Berthold Brecht, Alfred Döblin, Oskar Maria Graf, Lion Feuchtwanger, Anna Seghers, Berthold Viertel und Wieland Herzfelde.

Im Bereich der antifaschistischen Literatur erschien 1946 Anna Seghers Roman Das siebte Kreuz, der bis 1950 eine Auflage von über 100.000 Exemplaren erlangte und neben Stalingrad ein Longseller des Hauses wurde. Weitere Werke über Ursachen und Auswirkungen des Dritten Reichs waren Hans Falladas Jeder stirbt für sich allein (1947) und die erfolgreiche wissenschaftliche Studie Der Irrweg einer Nation von Alexander Abusch (1946-1951: 130.000 Exemplare).

In der Anfangszeit wurden außerdem Schriften klassischer sowie zeitgenössischer russischer Autoren herausgegeben (A.S Makarenkos, Leo Tolstoi, Maxim Gorki, Nikolai Gogol oder Alexander Puschkin). Die deutschen Klassiker erhielten ebenfalls Einzug in das Verlagsverzeichnis und neben Heines Buch Deutschland – Ein Wintermärchen wurden Goethes Iphigenie auf Tauris, Schillers Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen und Lessings Nathan der Weise veröffentlicht. Die Vor- und Nachwörter der Bücher betonten die humanistische Haltung der Autoren, ihren Weitblick und Ethos. Klassiker sollten als Bestätigung für das eigentlich bessere Wesen der Deutschen gelten und den Lesern mit ihren beeindruckenden Lebensläufen als Vorbilder dienen.

Insgesamt waren die frühen Jahre des Betriebes sehr erfolgreiche. Bis zur Währungsreform 1948 wurden fast alle Werke in Auflagen zwischen 10.000 und 30.000 Exemplaren aufgelegt und auch die Zeitschriften des Hauses (Aufbau, Sinn und Form, Aussprache und Sonntag) erreichten enorme Startauflagen (Sonntag 1946: 200.000 Stück). Damit war der Aufbau das erfolgreichste belletristische Verlaghaus der Nachkriegszeit.

Der Verlag von 1949-1989

In den folgenden vier Jahrzehnten war die Programmausrichtung des Unternehmens von den politischen Forderungen der Partei abhängig und wurde so zum Spiegel der kulturellen Entwicklung der DDR. Allerdings kämpften die Mitarbeiter des Verlages während der gesamten Zeit immer wieder für mehr Rechte bei der Titelauswahl und der inhaltlichen Zielsetzung des Betriebes.

1950-1960

Ab 1951 übernahm Wilhelm Janka stellvertretend die Direktion und wurde drei Jahre später Geschäftsführer des Hauses. In den fünfziger Jahren veröffentlichte Aufbau gemäß der Regierungsabsichten sozialistische, antireligiöse und marxistische Literatur. Junge Autoren sollten gefördert werden, die über das Leben der einfachen Bauern und Arbeiter schrieben. Auf diesem Gebiet erschienen Werke von Magarete Neumann (Der Weg über den Acker, 1953) oder Kurt Moltrecht (Die Garbe, 1953).

Dennoch war der Verlag bestrebt, Werke der Weltliteratur von westlichen Autoren herauszugeben, darunter Ernest Hemingways Der alte Mann und das Meer, Jean-Paul Sartres Die Fliegen. Die ehrbare Dirne. Nekrassow oder Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (alle 1956/57). Ebenso wie die zeitgleich erschienen Publikationen von Kafka und Hugo von Hofmannsthal stellten die Bücher auf dem ostdeutschen Markt eine kleine Sensation dar und waren schnell vergriffen. Nachdem die Köpfe des Verlages jedoch in Verbindung mit den einsetzenden Reformen in Polen, Ungarn und der Sowjetunion eine grundlegende gesellschaftliche Veränderung der DDR verlangten, wurde die Ausrichtung des Unternehmens wieder stärker von der Regierung kontrolliert. Lektor Harich forderte eine sofortige Neuordnung des Sozialismus und die Wiedervereinigung Deutschlands unter linkem Vorzeichen. Staatschef Ulbricht veranlasste daraufhin die Verhaftung von Janka und Harich wegen »innerparteilicher Fraktionsbildung und Verrat an den Klassenfeind« und ließ die Verleger 1957 in einem Schauprozess zu Gefängnisstrafen verurteilen. In Folge dessen wurde das Programm des Hauses schnell wieder auf sozialistisch deutsche und osteuropäische Gegenwartsliteratur umgestellt und viele wichtige westeuropäische Autoren aus dem Verzeichnis gestrichen. Klaus Gysi (der Vater des heutigen Politikers Gregor Gysis) übernahm am 1. Februar 1957 die Geschäftsleitung.

Auf einer Sonderaustellung mit anderen DDR-Unternehmen repräsentierte sich der Verlag 1954 erstmals auf der Frankfurter Buchmesse. Eine direkte Teilnahme an der Veranstaltung untersagte der westdeutsche Börsenverein aufgrund der Verlagsenteignung in der DDR. Ein Jahr später wurde Aufbau in »volkseigener« Verlag umbenannt, womit eine Außerkraftsetzung der GmbH einherging. Wichtige deutsche Schriftsteller jener Jahre waren Wolfgang Joho, Herbert Nachbar und Erwin Strittmatter.

1961-1970

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Band der Werkausgabe Mark Twains

Zu Beginn der sechziger Jahre wurde das Bild des Hauses mehr und mehr durch Werkausgaben geprägt. 1960 kam der erste Band der großen »Berliner Ausgabe« der Werke Goethes heraus. Ein Jahr später gründete das Haus die zehnbändige Heine-Edition sowie die größte deutschsprachige Werkreihe von Mark Twain. Bis 1990 erschienen mehrbändige Ausgaben von Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann, Balzac, Anna Seghers, Dostojewski und Berthold Brecht.

Zur gleichen Zeit forderte die Zensurstelle Hauptverwaltung Verlagswesen (HV) alle ihr unterstellten Verlage dazu auf, Lizenzausgaben westlicher Verlage in größere Zahl zu drucken als vereinbart, um dadurch Devisen einzusparen. Die Führung der HV vergab für das Vorhaben »Zusatzdruckgenehmigungen« und führte die Lizenzgebühren als sonstige Honorare über das Ministerium für Kultur an die Hauptkasse des ZKs der SED weiter.

Schließlich kam es im Januar 1964 zu einer Neuordnung der DDR-Verlagslandschaft, der sogenannten »Profilierung«, in Folge derer Aufbau Bestände und Produktion des Thüringer Volksverlags und des Arion Verlages, Weimar übernahm. Außerdem erhielt er die Rechte für den belletristischen Bereich des Hauses Rütten & Loenig, das der Verlag jetzt als Imprint unter seinen Namen und mit eigenem Programm führte.

In den Sechzigern wurde die lateinamerikanische Literatur zu einem weiteren Schwerpunkt des Hauses. Mit dem Roman Unter dem Stern des Bösen führte Aufbau 1966 den kolumbianischen Autor Gabriel García Márquez auf den deutschen Buchmarkt ein. Im gleichen Jahr übernahm Fritz-Georg Voigt die Verlagsleitung.

Neue Werke des Hauses, u.a. von Kurt Bartsch und Reiner Kunze, stießen auf Ablehnung bei der SED und wurden makuliert. 1967 erschien der erste Jahrgang des Literaturkalenders und zwei Jahre später brachte Aufbau den eindrucksvollen Debütroman »Jacob der Lügner« von Jurek Becker heraus.

1971-1990

Mit dem Band »Lesen und Schreiben« wurde 1972 das gesamte Werk von Christa Wolf in das Verlagsverzeichnis mit aufgenommen. Im gleichen Jahr konnten Bücher von Volker Braun veröffentlicht werden, die vorher lange Zeit von der Zensurbehörde verboten wurden. Zu jener Zeit gab der Verlag Werke von Fridrich Hölderlin (anlässlich seines 200. Geburtstags), Jo Mihalay und Eva Strittmatter heraus. Seit dem international erfolgreichen Roman »Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura« von Irmtraud Morgner 1974 bestimmte Literatur von Frauen das Verlagsprofil in den kommenden Jahren maßgeblich mit. Helga Königsdorf wurde mit Meine ungehörigen Träume ebenso wie Hermynia Zur Mühlen mit Als der Fremde kam publiziert.

Seit Beginn der siebziger Jahre veranstaltete der Betrieb im »Petrolchemischen Kombinat Schwedt« einen sogenannten Verlagstag, auf dem Herausgeber, Schriftsteller und Lektoren den Mitarbeitern neue Bücher präsentierten. Das Projekt stieß auf große Resonanz und wurde die folgenden zwanzig Jahren weitergeführt.

Viele Autoren des Verlages, u. a. Stephan Hermlin, Sarah Kirsch und Christa Wolf, protestierten gegen die Ausbürgerung des Künstlers Wolf Biermann. In Folge der Biermann-Affäre verschärfte die Regierung ihre Repressionen in Bezug auf bestimmte Schriftsteller und so verließen Kurt Bartsch, Günter Kunert, Joachim Seyppel und weiter Stammautoren des Aufbau-Verlags die DDR. Außerdem wurde die Verlagsarbeit Ende der siebziger Jahre immer wieder von der SED-Bezirksleitung Berlin gestört, da die Regierung 1979 die »Instruktionen zum einheitlichen Vorgehen aller kulturpolitischen Institutionen im Umgang mit Autoren« erteilte. Konkret bedeutete dies, dass Schriftstellerverbände, Verlage und andere kulturelle Einrichtungen möglichst frühzeitig bei der Entstehung neuer Werke »politisch-ideologisch« eingreifen sollten. Trotzdem wurden im Haus immer wieder kritische Texte herausgegeben und so setzte die Leitung 1980 auch die Veröffentlichung Erwin Strittmatters Wundertäter. Dritter Band. gegen die Zensurbehörden durch.

Zum 100. Todestag von Dostojewski gab das Haus 1981 den ersten Band der insgesamt zwanzigbändigen Werkausgabe heraus, und erlangte ein Jahr später mit Christoph Heins Novelle Der fremde Freund international großes Ansehen. In Gedenken an die Bücherverbrennung während des Dritten Reichs veröffentlichte der Verlag 1983 Heinrich Manns Essayband Der Haß. Noch im gleichen Jahr übernahm Elmar Faber die Geschäftsleitung, der bis dahin die Edition Leipzig betreute.

Bei seinem 40-jährigen Jubiläum im Jahr 1985 verzeichnete der Aufbau-Verlag Werke aus 55 Ländern in seinem Programm. Texte von Autoren, deren Weltrechte der Verlag besaß, wurden in alle bedeutenden Sprachen übersetzt. Das nachhaltige Engagement, Bücher jüdischer Schriftsteller wie Lion Feuchtwanger, Anna Segher, Stefan Zweig und Heinrich Heine zu fördern, zeigte sich schon zu diesem Zeitpunkt.

Mit einer dreibändigen Auswahl sollte Ingeborg Bachmann dem Publikum der DDR vorgestellt werden. Zu Bertolt Brechts 90. Geburtstag erschienen die ersten Bände der »Großen Berliner und Frankfurter Ausgabe«, ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Suhrkamp Verlag. Gegen Ende der DDR gründete der Verlag die Serie Aufbau – Außer der Reihe, die junge, unangepassten Literaten als Forum diente. 1985 entschied sich das Haus sogar Christoph Heins Buch Horns Ende ohne Bewilligung der Zensurbehörden zu drucken.

Im letzten Jahr der DDR verlautbarte die Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel eine vereinfachte Regelung bei der Durchführung und Kontrolle der Druckgenehmigung. Die Herausgaben einiger Prosastücke von Uwe Johnson gingen in den Wirren des Zusammenbruchs der DDR unter und auch die Veröffentlichung von Fritz Rudolf Fries’ Der Weg nach Oobliadooh wurde kaum registriert.

Als der provisorische Vorstand der SED/PDS verkündete, dass Aufbau neben anderen bedeutenden Verlagen Parteieigentum bliebe, protestierten viele wichtige Autoren des Hauses. Einige wollten daraufhin sogar ihre Verträge mit dem Unternehmen kündigen.

Bis zur Währungsunion am 1. Juli 1990 zwischen beiden deutschen Republiken konnte der Aufbau-Verlag rund 4 500 Erstauflagen in 125 Millionen Exemplaren (Titel von Rütten & Loening ausgenommen) vorweisen. Die Umstellung auf das marktwirtschaftliche System brachte dem Unternehmen jedoch herbe Verluste, da die Konkurrenz aus den alten Bundesländern gewaltig war. Außerdem hatte der Verlag viele Schriftsteller nur in Lizenzausgaben gedruckt und besaß von seinen Hausautoren und Klassikertiteln keine lieferbaren Bestände. Das Sachbuch Der Sturz (Gespräche von Reinold Andert und Wolfgang Herzberg mit Erich Honecker) wurde zum ersten Erfolg nach der Währungsunion.

Die Vorsitzenden der PDS beschlossen im Februar, den Verlag rückwirkend zum 1. Januar von Staat-in Volkseigentum zu übergeben. Am 1. Juli wurde das Haus in GmbH i. A. der Treuhandanstalt umbenannt, deren Führung Elmar Faber, Peter Dempenwolf und Gotthard Erler übernahmen. Da sich der Schriftstellerverband der DDR zu jener Zeit auflöste, integrierte die neue Leitung die Verbandszeitschrift neue deutsche literatur (ndl) in sein Programm, um das Blatt so vor dem Aus zu retten.

Die Buchreihen des Verlages

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Bände der BFDS von 1951

1951 übernahm das Unternehmen die Reihe Bibliothek Fortschrittlicher Deutscher Schriftsteller (BFDS) vom Volk und Wissen Verlag. Diese Reihe sollte eine repräsentative Sammlung von Werken der ersten Jahrhunderthälfte darstellen und die Barriere zwischen Arbeitern und Literatur abbauen. Hier erschienen Werke mit sozialistischen und linksbürgerlichen Inhalten, u. a. von Arnold Zweig, Friedrich Wolf und Berthold Brecht. Die Bücher wurden in einer Auflage von 30.000 Exemplaren gedruckt und konnten so zum wohlfeilen Preis von 3 bis 6 Mark angeboten werden. Für die Ausstattung waren keine Geringeren als Wieland Herzfelde und John Heartfield zuständig. 1953 wurde die Deutsche Volksbibliothek (DVB) gegründet, deren Bände für 2,85 Mark erhältlich waren. Das Programm der DVB hielt sich nach allen Seiten offen und beinhaltete deutsche Literatur der Klassik und des literarischen Realismus, linksbürgerliche Schriften des 20. Jahrhunderts sowie sozialistische Gegenwarts und Weltliteratur. Die Reihe existierte 14 Jahre lang und verhalf tatsächlich vielen Werktätigen, sich die Grundlage für eine eigene Bibliothek zu schaffen.

Mit der Folge bb rief das Hauses 1958 seine erste Taschenbuchreihe ins Leben, die bis zur Gründung des Aufbau-Taschenbuchverlags 1991 622 Titel in einer Gesamtauflage von 39,5 Millionen Exemplaren erreichte. Der Inhalt der Bücher entsprach im Wesentlichen dem allgemeinen Programm des Verlages.

Weitere wichtige Reihen waren Romane der Weltliteratur (zusammen mit Rütten & Loening, 1951-1957), Die philosophische Bücherei (1954-57), Bibliothek der Weltliteratur (1962-1991) und Edition Neue Texte (1972-1991). Letztere galt als Plattform für experimentelle deutsche und ausländische Texte, in der Werke von Erwin Strittmatter und Heinz Khalau veröffentlicht wurden.

Der heutige Aufbau-Verlag

Das Verlagsgebäude in der Neuen Promenade 6

Am 18. September 1991 erwirbt der Frankfurter Immobilien-Unternehmer Bernd F. Lunkewitz den Verlag zusammen mit Rütten & Loening von der Treuhandanstalt. Zusätzlich Gesellschafter sind Thomas Grundmann, Dr. Eberhard Kossack und Dr. Ullrich Wechsler. Im gleichen Jahr kommt es zur Schließung des Betriebes in Weimar und zur Gründung des Aufbau Taschenbuch Verlags. Nachdem Elmar Faber das Haus verlässt, übernimmt Lunkewitz selbst die Direktion von Aufbau. Erwin Strittmatters Alterswerk Der Laden. Dritter Teil wird besonders im Osten Deutschlands ein Erfolg, wobei die finanzielle Situation des Unternehmens weiterhin kritisch bleibt.

1994 erwirbt Lunkewitz den Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig, von der Treuhandanstalt. René Strien wird Leiter von Rütten & Loening, wo im Zuge einer Neuordnung der Unternehmensgruppe die Zeitschrift Sinn und Form unter dem Signet des Aufbau-Verlags herausgegeben wird.

Einen der größten Erfolge nach der Privatisierung landet der Verlag 1995 mit der Publikation der Tagebücher von Victor Klemperer, „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“.

Ende 2003 stellt Lunkewitz die selbständige Tätigkeit des Gustav Kiepenheuer Verlags ein, den der Aufbau-Verlag seitdem als »Segment mit eigener Programmleitung« führt. [1] fort.

Das Verlagsprogramm

Im Bereich Belletristik erscheinen Werke der Deutschen und Europäischen Klassik sowie der Klassischen Modernen. Ein weiterer wichtiger Bereich des Verlagsprogramms sind die Gesamtausgaben von Autoren wie Bertolt Brecht (Große Berliner und Frankfurter Ausgabe), Hans Fallada (Weltrechte), Lion Feuchtwanger (Weltrechte), Theodor Fontane (Große Brandenburger Ausgabe), Friedrich Schiller (Berliner Ausgabe) und Anna Seghers (Werkausgabe).

Zeitgenössische Autoren deutscher und internationaler Literatur bei Aufbau sind unter anderem Polina Daschkowa, Nino Filastò, Lenka Reinerová, Fred Vargas, Thomas Lehr und Eva und Erwin Strittmatter.

Im Programmbereich Kinderbuch erscheinen seit Frühjahr 2000 liebevoll edierte Bilderbücher von Autoren und Illustratoren wie Rotraut Susanne Berner, Barbara Frischmuth, Norman Junge und Mario Giordano.

Im Sachbuchbereich erscheinen autobiografische Berichte, Zeitgeschichtliches, Texte zur Gesellschafts- und Kulturkritik, Biografien, Bildbände und Essays. Autoren in diesem Bereich sind unter anderem Alfred Kerr, Victor Klemperer und Brigitte Reimann.

Der Aufbau Literaturkalender erscheint 2006 im 39. Jahrgang.

Die Zeitschrift ndl (neue deutsche literatur), erstmals 1953 vom Schriftstellerverband der DDR herausgegeben und ab 1991 beim Aufbau-Verlag, erscheint seit 2004 im Verlag Schwartzkopff Buchwerke, Berlin.

Die Zeitschrift Sinn und Form (herausgegeben von der Akademie der Künste), erscheint sechsmal jährlich und wird vom Aufbau-Verlag vertrieben.

Archiv

Die Dokumente des Verlags, die der Berliner Staatsbibliothek gehören, mehr als eine Million Blätter aus der Nachkriegszeit bis 1990, sind digitalisiert und verfilmt; der Forschung zugänglich[2].


Siehe auch

Literatur

  • Carsten Wurm: Der frühe Aufbau-Verlag: 1945 - 1961. Konzepte und Kontroversen. zugl. Berlin Univ. Diss. 1995. Wiesbaden: Harrassowitz 1996, ISBN 3-447-03826-8.
  • Ders.: Jeden Tag ein Buch: 50 Jahre Aufbau-Verlag 1945 - 1995. 1. Aufl. Berlin: Aufbau-Verlag 1995, ISBN 3-351-02440-1.
  • Judith Marschall: Aufrechter Gang im DDR-Sozialismus: Walter Janka und der Aufbau-Verlag. 1. Aufl. Münster: Westfälisches Dampfboot 1994, ISBN 3-924550-94-8.

Quellen

  1. Christian Esch: Gustav Kiepenheuer Verlag verlässt Leipzig. In: Berliner Zeitung, 28. Februar 2003, ISSN 0947-174X.
  2. Christian Esch: Literatur im Stahlfass. In: Berliner Zeitung. 29. November 2006, ISSN 0947-174X.