Zimmer frei!

wöchentliche Fernsehshow im WDR (1996–2016)
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Zimmer frei! ist eine von Götz Alsmann und Christine Westermann moderierte wöchentliche Fernsehshow im WDR. Die Sendung entstand 1996 als Lückenfüller für die Sommerpause und entwickelte sich schnell zu einem der beliebtesten Formate.

Konzept der Sendung

Ein prominenter Gast bewirbt sich um ein Zimmer in der fiktiven, von Alsmann und Westermann bewohnten Wohngemeinschaft. Die 60-minütige Sendung dient als eine Art Aufnahmeprüfung, bei der unterschiedliche Spiele und Fragen zu meistern sind. Am Ende jeder Sendung stimmt das Publikum durch Hochhalten von roten Karten (für „Nein“) und grünen Karten (für „Ja“) ab, ob der Gast einziehen darf.

Bei den ersten Sendungen wurde immer angegeben, dass es sich bei dem freien Zimmer um das von Gotthilf Fischer handelt, der sich gerade auf Weltreise befände. So wurden auch in jeder Sendung kurze Videos mit einem Urlaubsgruß abgespielt. In späteren Sendungen befand sich Gotthilf Fischer dann auf einer Reise im Weltall, von der er ebenfalls Grüße schickte.

Der Anfang

Zimmer frei! startete im Sommer 1996 als Lückenfüller für die Sommerpause. Es waren 18 Sendungen in den sechs Wochen vorgesehen. Der WDR probierte verschiedene neue Sendekonzepte aus. Diese Sendung überlebte als einzige. Zu den ersten 18 Gästen zählten u. a. Rudolph Moshammer, Chris Howland, Uta Ranke-Heinemann, Rolf Zacher, Ron Williams, die Jacob Sisters samt Pudel, Lotti Huber, Herbert Feuerstein, Karl Lieffen, Peter Kern, Erika Berger und Gotthilf Fischer.

Das Grundkonzept und die Wohnung sind bis heute kaum verändert worden. Die ersten Gäste reagierten auf das neue Konzept noch mit Zurückhaltung und Verweigerung. Die zehn Jahre überlebt haben allerdings nicht alle Bestandteile: Jeder Sendung war eine „live WG“ zu geschaltet, die meistens aus Studenten bestand und sich jederzeit in die laufende Sendung live einmischen konnte, um Fragen zu stellen oder Urteile über den Gast kundzutun. Das gemeinsame Essen am Anfang gab es noch nicht, allerdings mussten sich die Gäste live so genannten Praxistests unterziehen, die kochen und putzen einschlossen. Insgesamt gab es weniger Spiele. Das Bilderrätsel musste nicht zwingend vom Gast gelöst werden; Götz Alsmanns Anmoderationstext entstand aber schon in den ersten Sendungen. Luigi Colani und Rudolph Moshammer agierten als Stilberater und kommentierten per Video die Outfits der Gäste, bzw. gaben Einrichtungstipps. Es gab auch noch keine grünen und roten Karten, stattdessen wurde per Handzeichen am Ende abgestimmt.

Die Missfits agierten als Nachbarn. Darüber hinaus traten u. a. Ingo Appelt (in div. Rollen), sowie die Götz Alsmann Band (18. Sendung) auf.

Immer wieder wurde Gotthilf Fischer erwähnt, der sich neben Jürgen Drews und Dolly Buster an der Video-Sprechanlage meldete und unbedingt in die WG einziehen wollte, was ihm aber erst in der 18. Sendung gewährt wurde.

In der 18. Sendung, dem vermeintlichem Ende von Zimmer frei!, trafen noch mal die ersten Gäste zusammen und in einem turbulenten Finale wurde mithilfe des Spiels Reise nach Jerusalem der Gewinner des freien Zimmers ermittelt. Fischer gewann.

Der WDR wiederholte einige dieser ersten 18 Folgen in der Sommerpause 2006.

Historie

Das Moderatorenpärchen wurde in eine ruhige und eine chaotische Rolle aufgeteilt. Zu Anfang war der Verlauf der Sendung weniger standardisiert, so dass der „chaotische“ Götz Alsmann Vorteile hatte. Erst im Laufe der ersten Produktionsjahre wurde die Sendung ruhiger inszeniert, damit auch Christine Westermann besser zur Geltung kam.

Die Sendung war so erfolgreich, dass der WDR beschloss, sie ab 20:15 Uhr auszustrahlen. Der Sender musste dies jedoch wieder rückgängig machen, als die Marktanteile der Sendung auf unter 1 Prozent sanken.

Zimmer frei! lief auch testweise in der ARD. Ebenso wurde dort eine Jubiläumsfolge ausgestrahlt (90-minütig mit dem WG-Bewerber Udo Jürgens)

Die Moderatoren

Zimmer frei! wird von dem Musiker und Entertainer Götz Alsmann und der Journalistin Christine Westermann geleitet, die den humorvollen und anarchischen Charakter der Show maßgeblich prägen. Sie scheuen sich nicht davor, auch die absurdesten Spiele und Aufgaben zusammen mit dem Gast zu lösen.

Elemente der Show

Esstisch

Der prominente Gast wird mit einer auf ihn zugeschnittenen Mahlzeit am einladend gedeckten Esstisch begrüßt.

Umfeldstory

In einem Einspielfilm stellt ein Außenreporter z. B. die Wohnung, die Arbeitsstätte oder das Urlaubsdomizil des prominenten Gastes vor und führt ein Interview mit dessen Freunden, Nachbarn oder Kollegen. Zu den wechselnden Außenreportern zählen u. a. Manes Meckenstock, Katja Mitchell, Thorsten Schorn und Jörg Thadeusz.

Spiele

In einer Reihe von kindergeburtstagsähnlichen Spielen sollen Gast und Moderatoren Humor und Nervenstärke beweisen, z. B. beim Eintauchen ihrer Köpfe in ein Aquarium, um schwimmende Äpfel mit den Zähnen aufzusammeln oder bei einer Variante des Spiels Stadt, Land, Fluss mit absurden Begriffen.

Bilderrätsel

In jeder Folge gibt es ein von Laienschauspielern dargestelltes Bilderrätsel. Errät der Gast die Lösung (und das geschieht mit Hilfe der Moderatoren immer), erhält er als Belohnung die Zimmer-frei-CD oder das Zimmer-frei-Buch.

Das WG-Zimmer

Das (fiktiv) zu beziehende WG-Zimmer liegt auf einer Empore, die über eine Wendeltreppe zu erreichen ist. Genau wie der gedeckte Esstisch zu Beginn der Sendung, wird auch das Zimmer für jeden Gast passend eingerichtet: vom Kuhstallambiente (für Tine Wittler) über das Innere eines Wohnwagens (für Rudi Cerne) bis hin zum französischen Boudoir (für Isabell Varell). Wenn Christine Westermann den Gast bittet, sich sein zukünftiges Zimmer anzuschauen, führt sie dort ein – im Vergleich zu den sonstigen Fragen der Sendung – ernsthaftes Interview über das Privatleben des Gastes. Während dieser Zeit bereitet Götz Alsmann meistens ein Spiel mit etwas komplexerem Spielaufbau vor.

Besucher/Gastauftritte

Die Gespräche und Spiele werden in jeder Sendung unterbrochen und ein WG-Besucher erscheint.

Regelmäßige Auftritte haben z. B. Cordula Stratmann als „Annemie Hülchrath“ (Isch wohn' ja oben, nä, also übber eusch.), der Comedian Johann König und der Puppenspieler Martin Reinl, der anfangs die Figuren „Die anspruchsvollen Rollen“ (bestehend aus einer sprechenden Klo- und Küchenrolle, sowie Rollmops und Nackenrolle, ihren ersten Auftritt hatten sie als Bilderrätsel) spielte und seit 2004 als Hund „Wiwaldi“ in der Sendung sein Unwesen treibt.

Weitere Comedians mit Gastauftritten waren unter anderem:

In früheren Sendungen klingelte zudem regelmäßig Jürgen Drews und bat um Einlass. Er wurde aber von Götz Alsmann immer mit diversen Begründungen abgewiesen. Ebenso wurde während der ersten Staffel 1996 Gotthilf Fischer immer wieder an der Tür abgewiesen. Auch der ehemalige RTL-Moderator Harry Wijnvoord (Der Preis ist heiß) gehörte zu den vergeblichen Bewerbern.

Hausmusik

Multi-Instrumentalist Götz Alsmann bittet den Gast zur Hausmusik, d. h. der Gast darf mit instrumentaler Begleitung (in der Regel das Klavier) von Götz Alsmann einen Musiktitel seiner Wahl darbieten. Erwartet wird eine Gesangseinlage des Gastes.

Lobhudelei und Abstimmung

Am Ende der Sendung wirbt ein enger Vertrauter des Gastes in einem Einspielfilm bei der „ultimativen Lobhudelei“ um die Vorzüge des Gastes und seine WG-Tauglichkeit.

Abschließend ist es dem Publikum überlassen, darüber mittels roter und grüner Karten abzustimmen. Dabei erhält fast nie ein Gast mehr als die durchschnittlichen zwei bis zehn roten Karten und Alsmann bezeichnet die gut hundert grünen Karten als tausende, millionen oder noch mehr. Gäste mit ausschließlich grünen Karten waren beispielsweise der WDR-Intendant Fritz Pleitgen (2006), Claus Kleber (2006), die Schauspielerinnen Anja Kling und Christine Urspruch, Armin Maiwald (2006) oder Volker Brandt (2006). Mit mehr roten als grünen Karten wurden u. a. die Gäste Rolf Zacher (1996) und HA Schult samt seiner Muse Elke Koska (1997) abgelehnt.

Giftschrank-Sendungen

Cherno Jobatey

Eine Sendung mit Cherno Jobatey wurde vier Jahre lang nicht ausgestrahlt. Jobatey wurde in der Sendung wegen seiner früheren Legasthenie auf die Schippe genommen (ABC-Pflaster, Buchstabensuppe, Scrabble, Buchstabierspiele etc.) und verließ mitten in der Aufzeichnung für zehn Minuten das Studio. Westermann und Alsmann moderierten währenddessen ohne den Gast weiter und aßen Buchstabensuppe. Doch auch nach der Rückkehr von Jobatey verlief die Sendung nicht spannungsfrei. Immer wieder blieb er Antworten auf Fragen schuldig. Am Ende der Sendung wurde Jobatey der Zugang zur WG vom Publikum mit fast durchgehend roten Karten verwehrt.

Während diese Folge von Zimmer frei! im „Giftschrank“ lag, konnten sich die Moderatoren gelegentliche Anspielungen auf ihr „Chernobyl“ nicht verkneifen. Im Jahr 2003 durfte die Sendung dann erstmals am Totensonntag gezeigt werden.

Jim Rakete

Eine Sendung mit Jim Rakete, aufgezeichnet im Januar 2003, wurde bislang nicht ausgestrahlt. Der WDR hat bis heute keine Stellungnahme abgegeben, warum diese Aufzeichnung nicht gesendet wurde. Auf eine Nachfrage bei der Zimmer frei! Redaktion im Juli 2006 antwortete man, „dass man über dieses Thema keine Auskünfte gibt und um Verständnis bittet“.

Denkwürdige Sendungen

Waldemar Hartmann

Infolge von Äußerungen, dass Frauen den Sport Fußball niemals wirklich verstehen würden und dass er politisch schwarz sei, erhielt Waldemar Hartmann während der Sendung Buhrufe und zahlreiche rote Karten.

Dirk Bach

Dirk Bach beleidigte den (abwesenden) Rudolph Moshammer in der Sendung so heftig, dass selbst bei der Ausstrahlung in der Nacht lange Passagen des Gesprächs mit Piepstönen unterlegt werden mussten. Außerdem weigerte er sich, bei Spielen mitzumachen, die er vorher nicht geprobt hatte.

Frédéric von Anhalt

Da ihn das Publikum nicht mochte, bekam Frédéric von Anhalt fast ausschließlich rote Karten. Dafür verantwortlich war allerdings mehr sein Image, als besondere Äußerungen oder Handlungen in der Sendung.

Rolf Zacher

Als Rolf Zacher 1996 bei Zimmer frei! auftrat, wurde er von vier Bodyguards begleitet. „Fassen Sie mich nicht an, sonst verlasse ich den Saal!“, herrschte er bereits nach kurzer Zeit Christine Westermann an. Als der gelernte Bäcker einen Hefezopf mit einer Feile backen soll, passt ihm das auch wieder nicht in den Kram: „Ich will hier nicht so'n Mist machen!“ Nach über 45 Minuten wird aufgrund des Chaos' die Sendung von Götz nochmal neu gestartet. Am Ende wurde Rolf Zacher nicht in die WG aufgenommen. Rolf Zacher trat in der letzten Folge der 1996er Staffel erneut auf.

Daten und Fakten

  • Die Sendung ist eine Stunde lang und wird am Sonntagabend um 23 Uhr im WDR Fernsehen ausgestrahlt. Wiederholungen laufen auf einigen Dritten Programmen der ARD sowie beim digitalen Zusatzprogramm EinsFestival.
  • Im Publikum haben 140 Menschen Platz. Das sogenannte „Warm-Up“ wird von Christine Westermann und Götz Alsmann nach immer gleichem Muster selbst durchgeführt.
  • Die Show wird abwechselnd auf dem WDR-Gelände in Köln-Bocklemünd oder im WDR-Sendezentrum in der Kölner Innenstadt (Appellhofplatz) produziert.
  • Etwa alle vier Wochen wird eine Sendung live ausgestrahlt.
  • In derselben Woche werden vier bis fünf Shows hintereinander produziert. Obwohl es sich um Aufzeichnungen handelt, werden sie später ungeschnitten gesendet (sog. „Live-on-Tape-Verfahren“).
  • Der Vorspann der Sendung ist unterlegt mit dem Thema des Liedes „These Days are old“ von Spookey Ruben; dieser wird seit 2006 nur noch stark verkürzt eingespielt.

Trivia und Pannen

  • Christine Westermann nennt Götz Alsmann während der Show gelegentlich „Götzi“ oder „Götzi-Mausi“, während Alsmann manchmal „Christinchen“ zu Christine Westermann sagt.
  • Es existiert ein Maskottchen, das Christine Westermann gelegentlich in der Hand hält – eine kleine graue, flauschige Stoffmaus mit dunkler Haartolle und eckiger Brille, die „Das Götzi-Mausi“ heißt.
  • Bela B. ist der bisher einzige Gast der sich zum zweiten Mal „um ein Zimmer“ bewerben durfte (2000 als Teil der „Ärzte“ und 2006 als Solokünstler).
  • In der Sendung mit Gerhard Delling fiel bei einem Spiel versehentlich der Fernseher, der neben der Wendeltreppe steht, auf den Boden und ging zu Bruch.
  • Gelegentlich schauen Gast und/oder Moderatoren beim Essen „zu tief ins Glas“ (Zitat C. Westermann: Uuuuh, Götz, ich glaub', ich bin total betrunken).
  • Die Frisur von Götz Alsmann löst sich manchmal auf, dann moderiert er den Rest der Sendung mit Zylinder, Eimer oder Schultüte auf dem Kopf weiter.
  • Als im Vorfeld ihrer Sendung ein Außenreporter die Nachbarn über Dolly Buster befragte, reagierte sie erbost und sagte ab.