Begriff
Perspektive (lat. perspectare, durchsehen) fasst die Möglichkeiten zusammen, dreidimensionale Objekte auf einer zweidimensionalen Fläche so abzubilden, dass dennoch ein pseudo-räumlicher Eindruck entsteht.
Arten von Perspektiven
- Zentralprojektion (Zentralperspektive): Die Strahlen treffen sich in einem oder mehreren Punkten, der/die meist außerhalb des Bildes liegt/liegen.
- Parallelprojektion: die Strahlen fallen parallel ein
- Fluchtpunktperspektive: eine spezielle Form der Zentralprojektion, der Treffpunkt der Strahlen befindet sich auf dem Horizont
- Froschperspektive
- Vogelperspektive
- Umgekehrte Perspektive
Gemeinsam ist diesen Formen, dass sich die Strahlen immer entweder in einem Punkt treffen oder parallel verlaufen (d.h. im Unendlichen treffen). Bei der Parallelprojektion verlaufen die Strahlen in allen drei Raumrichtungen parallel, während z.B. bei der Froschperspektive sie sich in allen Raumrichtungen in Fluchtpunkten treffen.
Geschichte
Um räumliche Situationen darzustellen oder abzubilden waren perspektivische Verfahren bereits den Römern bekannt. In Pompeji wurden Wandfresken gefunden, die den Raum in einen gemalten Garten fortsetzen sollten. In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde dieses Wissen nicht weiterentwickelt; die frühchristliche und mittelalterliche Malerei bediente sich fast ausschließlich der "Bedeutungsperspektive", d.h. die Größe der dargestellten Personen und Gegenstände wurde durch deren Bedeutung im Bild bestimmt, nicht durch ihre räumliche Anordnung. Räumliche Wirkung erzielte man fast ausschließlich durch die Kulissenwirkung. Außerdem wurde in "umgekehrter Perspektive" gemalt.
In der Renaissance wurde die Zentralperspektive (wieder-) entdeckt, die in etwa dem Sehen mit einem Auge oder einer verzerrungsfreien fotografischen Abbildung entspricht. "Malerarchitekten" wie Filippo Brunelleschi, Leon Battista Alberti und Giotto schufen Werke, die Motive der christlichen Ikonografie in räumlich korrekt konstruierten Architekturkulissen zeigten.
Albrecht Dürer veröffentlichte 1525 sein Buch Underweysung der messung mit dem zirckel un richtscheyt, das die erste Zusammenfassung der mathematisch-geometrischen Verfahren der Zentralperspektive darstellte und damit auch die Grundlagen der Darstellenden Geometrie bildet.
Beispiele für Perspektiven
In technischen Darstellungen werden bevorzugt Parallelprojektionsverfahren (wie z.B. die Isometrie) verwandt. Bei einer isometrischen Projektion werden die Einheiten aller drei Koordinatenachsen im gleichen Maßstab dargestellt, d.h. Stecken, die parallel zu den Koordinatenachsen liegen, werden maßstabsgetreu abgebildet. Ein Beispiel ist die Militärperspektive, bei der der Grundriss unverzerrt ist.
Bei einer anisometrischen Darstellung sind die Maßstäbe längs der Achsen unterschiedlich. Als Beispiel sei die Kavalierperspektive genannt, bei ihr ist der Aufriss unverzerrt, Strecken, die hierzu senkrecht verlaufen, werden (im Bild mit dem Faktor 0,5) verkürzt dargestellt.
In der Architektur und zur Veranschaulichung wird die sog. Zentralperspektive benutzt. In der Zentralperspektive werden raumparallele Kanten nicht abbildungsparallel dargestellt, sondern vereinigen sich in einem scheinbaren Punkt, dem sog. Fluchtpunkt, der bei der Fluchtpunktperspektive ausgenutzt wird. Die einfachste Form der Perspektive bildet die Zentralperspektive mit einem Fluchtpunkt:
Die dem Betrachter zugewandten Flächen des Objektes sind bildparallel, während die in die Tiefe des Raumes führenden Raumkanten sich scheinbar in einem Fluchtpunkt am Horizont vereinigen. Weitere Varianten stellen die Perspektiven mit zwei – auch Über-Eck-Perspektive genannt – oder drei Fluchtpunkten dar:
Da bei einer Perspektive mit drei Fluchtpunkten der Horizont notwendigerweise nach oben, bzw unten wandert, nennt man die jeweiligen Abbildungen auch Froschperspektive oder Vogelperspektive.
Umgekehrte Perspektive
Bei de "normalen" Perspektive (Zentralperspektive) konvergieren die Linien bei der Abbildung in einem Punkt. Beim zweiäugigen Sehen entstehen aber unterschiedliche Bilder, die nicht miteinander in Übereinstimmung gebracht werden können. Das Gehirn erzeugt aus den beiden Bildern eine räumliche Abbildung. Dabei erscheinen im Nahbereich parallele Linien parallel (im Gegensatz zur Annahme bei der Zentralperspektive). Nähere gleich große Gegenstände können gegebenenfalls sogar etwas größer erscheinen, als weiter entfernte Gegenstände. Beim einäugigen Sehen erfolgt die Abbildung dagegen etwa wie beim Fotoapparat als Zentralperspektive, wenn man von optischen Fehlern und der unterschiedlichen Bildschärfe absieht. Der Effekt der "umgekehrten Perspektive" wurde besonders von Ikonenmalern und von naiven Malern in ihren Bildern genutzt. Die umgekehrte Perspektive sieht man sehr gut an den Fußstützen auf dem Bild der Dreifaltigkeitsikone von Andrei Rubljow. Der Fluchtpunkt bei dieser Art der Perspektive liegt vor dem Bild, im Gegnsatz zur Zentralperspektive, wo er dahinter liegt.