Bahnhof Wörgl

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Der (Haupt-)Bahnhof Wörgl liegt im Nordwesten der Stadt Wörgl am Ende der Bahnhofstraße. Er ist ein bedeutender Eisenbahnknoten auf den Strecken Innsbruck–Wörgl–Wien (Unterinntalbahn bzw. Westbahn) und Wörgl–Brixental (Giselabahn). Ab 10. Dezember 2006 heißt er offiziell "Wörgl Hauptbahnhof".

Beschreibung, Lage, Bedeutung und Geschichte

Die Stadt Wörgl hat sehr große Bahnanlagen; in Summe die zweitgrößten Westösterreichs nach der Landeshauptstadt Innsbruck. Der Bahnhof Wörgl, gebaut 1858, ist jener mit der zweithöchsten Frequenz an Fahrgästen, und was die Anzahl der Zugfahrten betrifft, so dürfte er Innsbruck noch übertreffen. Hier halten – mit ganz wenigen Ausnahmen – alle Reisezüge, drei Verschubreserven besorgen die Zugbildung unzähliger Güter-, aber auch Reisezüge sowie den Fahrverschub, es bestehen Standorte der ÖBB-Traktion und der Technischen Services, auch wenn auf den dazugehörigen Verwaltungs- und Werkstättengebäuden immer noch die frühere Aufschrift „Zugförderung Wörgl“ prangt. Ebenso gibt es die verschiedensten Dienststellen des Bau-, Bahnerhaltungs-, Sicherungs-, Fernmelde-, Elektro- und anderer Dienste. Ein Güterterminal, ein Unterwerk und ausgedehnte Anschlußgleisanlagen vervollständigen die Eisenbahnlandschaft.

Wörgl liegt an der Abzweigung zweier bedeutender Eisenbahnmagistralen: Einerseits an der Strecke (München – Rosenheim – ) Kufstein – Wörgl – Innsbruck ( – Brenner – Bozen – Verona), der früheren „Nordtiroler Bahn“, die 1858 eröffnet und die vom Erbauer der Semmeringbahn, Carl Ritter von Ghega, geplant wurde, andererseits an der österreichischen Westbahn Wien – Linz – Salzburg – Schwarzach-St. Veit – Zell am See – Kitzbühel – Wörgl – Innsbruck – Feldkirch ( – Lindau bzw. – Buchs SG), die im Teilstück Wien – Wörgl als „Kaiserin Elisabeth-Bahn“ bezeichnet wird, im Teilstück Salzburg – Wörgl auch als „Giselabahn“ (nach der Tochter von Kaiser Franz Joseph I. und Elisabeth), und im Teilstück Zell am See – Wörgl als „Brixentalbahn), eröffnet im Jahre 1875 im Abschnitt Hallein – Schwarzach-St. Veit – Wörgl. Bis in die späten 1990-er Jahre fand in Wörgl der Wechsel vom Rechtsfahren der Züge (aus Richtung Kufstein und Zell am See bzw Amstetten) auf das Linksfahren (nach Innsbruck bzw zum Brenner) und vice versa statt; dazu war eine der ganz selten vorkommenden sogenannten „Flachkreuzung(sweich)en“ im westlichen Weichenbereich eingebaut. Heute besteht generell Gleiswechselbetrieb mit dam rechten Streckengleis als Regelgleis. Seit 1914 sind alle Strecken in und um Wörgl zweigleisig und seit 1928 elektrifiziert.

Die Bahnhofsanlage und das Bahnhofsgebäude wurden im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört. Das Bahnhofsgebäude wurde nach dem Krieg in Richtung Innsbruck verschoben, neu gebaut und 1950, rechtzeitig vor der Erhebung Wörgls zur Stadt im Jahr 1951, eröffnet.

Im Jahr 1995 wurde der Bahnhof Wörgl mit einem Kostenaufwand von ca 100 Mio Euro (1,4 Mrd. Schilling) von den ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) fast vollständig umgebaut und mit der damals modernsten Zentralstellwerksanlage der Bauart SpDrL A2 mit EBO (einheitlicher Bedienoberfläche auf Bildschirmen; Bedienung über Tastatur und Maus, Graphic Automatic Light [GrAuLi] = computergesteuerte Selbststellanlage mittels Vorprogrammierung bzw Zuglenkziffern) ausgestattet, die laufend weiter ausgebaut wurde. Zusätzliche Bahnsteige und die Güterterminals wurden errichtet, der Bahnhof Kundl in den Bahnhof Wörgl eingebunden sowie ein drittes Gleis dorthin verlegt und in Betrieb genommen. Gleichzeitig wurden die Bahnhofshalle und die Bahnsteige mit Personenaufzügen versehen und zusammen mit allen anderen Anlagen für den Reise- und Güterverkehr sowie auch der Bahnhofvorplatz, der nach jenem in Innsbruck wohl der beeindruckendste in Tirol ist, völlig neu gestaltet und letzterer auch mit einer Grünanlage ausgestattet; ein Park- & Ride-Platz für mehrere hundert Autos ergänzt die Anlagen. Vom Bahnhofvorplatz aus nehmen die regionalen Omnibuslinien ihren Ausgang, und die vier städtischen City- und weitere Regionalbuslinien beginnen ebenfalls hier. Die Güterverladung wurde vom angrenzenden Frachtenbahnhof ins Cargo-Terminal bei Kundl verlegt, dort existiert auch ein Logistikzentrum und eine RoLa-Verladestelle.

Vom Zentralstellwerk wird derzeit der Bereich zwischen Radfeld und Schaftenau bzw Bruckhäusl, genauer gesagt, zwischen der SBl Wörgl 1 und der SBl Kufstein 3 bzw der ÜSt Hopfgarten 1 (Bruckhäusl) aus ferngesteuert; damit wird auch der Bahnhofsteil Wörgl-Kundl samt den Terminals Nord und Süd sowie der Bahnhof Kirchbichl bedient bzw gesteuert. Der Zugförderungsbereich hat ein eigenes Drucktastenstellwerk, das 14 elektrische Weichen und 18 Verschubsignale bedient und nur Verschubfahrstraßen kennt (daneben besteht noch eine Anzahl an ortsbedienten Weichen); vom Zentralstellwerk aus besteht die Möglichkeit, (Lokomotiv-)Zugfahrten bis und ab dem Zugförderungsbereich durchzuführen, weil bei den Einfahrten des Zgf-Bereiches Fahrwegendetafeln – verbunden mit je einem Verschubsignal – und bei den Ausfahrten Ausfahrsignale angebracht sind.

Somit bestehen die Bahnhofteile Wörgl Kundl, Wörgl Terminal Nord, Wörgl Terminal Süd und der Bahnhof Wörgl selbst. Im Stadtgebiet liegt noch die Haltestelle Bruckhäusl (früher: „Söll-Leukental“) mit Überleitstelle und Ladegleisen; die dortigen Weichen und Signale werden vom Zentralstellwerk Wörgl aus mitbedient. Es bestehen zwei Besonderheiten: erstens kann in die Ladegleise und aus ihnen signalmäßig als Zugfahrt ein- und ausgefahren werden; alle diesbezüglichen Weichen einschließlich Schutzweiche sind elektrisch, sogar Verschubsignale sind aufgestellt, und zweitens ist die Haltestelle noch mit einem Schrankenwärter besetzt, der auch für die Sicherheit der Reisenden verantwortlich ist, bis die geplante Fußgänger- und Straßenunterführung gebaut ist.

Für die nähere Zukunft ist beabsichtigt, diese Haltestelle in „Wörgl Süd – Bruckhäusl“ umzubenennen, und auch in Höhe des Terminals Nord eine weitere Personenhaltestelle „Wörgl West – Terminal“ zu errichten.

Im Frühjahr wurde nun die Idee geboren, den Bahnhof Wörgl in „Wörgl Hauptbahnhof“ umzubenennen bzw zu erheben; einerseits wegen seiner Größe und Wichtigkeit und der nun doch schon beträchtlichen Anzahl von Eisenbahn-Betriebstellen in Wörgl, und andererseits aus Publicity- und Imagegründen. Einer Stadt mit „Hauptbahnhof“ wird in den Augen der Reisenden – insbesondere jener, die im nahen und fernen Ausland die Kursbücher studieren oder Fahrplanauskünfte einholen – immer ein höherer Stellenwert beigemessen. Da muß es wirtschaftliche und touristische Infrastruktur geben, es muß ein wichtigeres Gemeinwesen bestehen, es muß „etwas los sein“. Diese Argumente des geistigen Vaters der Idee „Wörgl Hauptbahnhof“, Dr. Arthur Pohl, der als Wörgler unter anderem Mitglied eines der Aufsichtsräte im ÖBB-Konzern ist, und der schon an der Neugestaltung des Bahnhofvorplatzes maßgeblich beteiligt war, fielen bei Bürgermeister Arno Abler auf fruchtbaren Boden, sodaß zwischen den ÖBB und der Stadt Wörgl eine Vereinbarung über dieses Projekt zustande kam, das mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2006 verwirklicht wird.

Das Bahnhofsgebäude ist der Ausgangspunkt des aktuellen Meilensteinprojekts, welches wichtige Ereignisse der Weltgeschichte entlang der Bahnhofstaße auflistet.