Niederkleen

Ortsteil von Langgöns
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Niederkleen ist ein Ortsteil der Gemeinde Langgöns im mittelhessischen Landkreis Gießen.

Niederkleen
Gemeinde Langgöns
Wappen von Niederkleen
Koordinaten: 50° 29′ N, 8° 37′ OKoordinaten: 50° 28′ 35″ N, 8° 36′ 54″ O
Höhe: 203 (203–226) m ü. NHN
Fläche: 8,95 km²[1]
Einwohner: 1093 (30. Juni 2019) HW+NW[2]
Bevölkerungsdichte: 122 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Kleenheim
Postleitzahl: 35428
Vorwahl: 06447
Blick von Nordost Richtung Hintertaunus
Blick von Nordost Richtung Hintertaunus

Geographische Lage

Niederkleen liegt am Westrand der Wetterau, an die sich im Westen die Nordostausläufer des Wetzlarer Hintertaunus anschließen. Im Nordosten des Naturparks Taunus befindet es sich rund vier Kilometer südwestlich von Langgöns im Tal des Lahn-Zuflusses Kleebach. In Richtung Norden und Osten öffnet sich die Landschaft zur von sanften Hügeln gekennzeichneten und wesentlich dichter besiedelten Wetterau.

Geschichte

 
Das Ohly'sche Haus, 1620
 
Trachten der Bäuerinnen der Region um Niederkleen

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden wurde Niederkleen unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]

  • Cleheimer marca, in (774) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3097 = 3689b, S. 186]
  • Chleon, in villa (774) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3097 = 3689b, S. 186]
  • Cleheimer marca, in (775) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3095 = 3692 a, S. 187]
  • Cleheimmer marca, in (775) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3098 = 3691, S. 186–187]
  • Cleheimer marca, in (777) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3102]
  • Cleher marca (777) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3102 = 3693d, S. 188]
  • Cleheimer marca, in (780) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3096]
  • Cleher marca (780) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3096 = 3698d, S. 191]
  • Cleheim, in villa (805) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3100 = 3725 a, S. 213]
  • Cleher marca, in (810) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3099 = 3727 b, S. 215]
  • Clehen, in villa (804/806) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3724 d, S. 213]
  • Clewer marca, in (817) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3070 = 3730 b, S. 217]
  • Clehen, in (nach 823) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3683, S. 180]
  • Nideren Clen, in (1255) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 1, S. 23 Nr. 71]
  • inferiori Cle, in (1291) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, Neudruck]
  • Niedercleen (1299)
  • inferiori Clen, in (1323) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei, Nr. 435, S. 329]
  • Cleen (1328) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 1, S. 458 Nr. 1131]
  • Niedercleen [Karte des Kreises Wetzlar]

Überblick

Der Bereich wurde, wie archäologische Funde belegen, schon sehr früh besiedelt. Die erste bekannte urkundliche Erwähnung erfolgt im Jahre 774 im Lorscher Codex unter dem Namen Cleheimer marca.[3] 1255 heißt das Dorf erstmals Nideren Clen und 1299 Niedercleen .[1] Mitte des 14. Jahrhunderts wird eine Wasserburg erbaut, die aber später verfiel.

1939 hatte der Ort 557 Einwohner und gehörte zum Landkreis Wetzlar.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen schlossen sich am 31. Dezember 1971 die Gemeinden Niederkleen und Oberkleen freiwillig zur Gemeinde Kleenheim zusammen.[4] Die Gemeinde Kleenheim wurde am 1. Januar 1977 mit vier weiteren Gemeinden durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen zur neuen Großgemeinde Langgöns zusammengeschlossen.[5] Für die nach Langöns eingegliederten ehemaligen Gemeinden wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher gebildet.[6] Als Verwaltungssitz wurde der Ortsteil Lang-Göns festgelegt.

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Niederkleen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][7][8]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Niederkleen 1212 Einwohner. Darunter waren 45 (3,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 218 Einwohner unter 18 Jahren, 522 zwischen 18 und 49, 249 zwischen 50 und 64 und 225 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 510 Haushalten. Davon waren 144 Singlehaushalte, 138 Paare ohne Kinder und 162 Paare mit Kindern, sowie 54 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 99 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 348 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]

Einwohnerentwicklung

Niederkleen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
  
582
1840
  
544
1846
  
601
1852
  
593
1858
  
598
1864
  
579
1871
  
547
1875
  
541
1885
  
550
1895
  
509
1905
  
503
1910
  
504
1925
  
541
1939
  
557
1946
  
960
1950
  
988
1956
  
944
1961
  
948
1967
  
959
1970
  
962
1978
  
1.023
1982
  
1.077
1990
  
1.032
1994
  
1.180
2000
  
1.246
2006
  
1.242
2011
  
1.212
2016
  
1.225
2019
  
1.093
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1][13][2]; Zensus 2011[12]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1836: 580 evangelische Einwohner, zwei katholische Einwohner[1]
• 1961: 668 evangelische (= 70,46 %), 272 katholische (= 28,69 %) Einwohner[1]

Wappen

Blasonierung: „In Gold ein rotes Kleeblatt.“[14] Das am 6. Dezember 1937 durch den Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau verliehene Wappen übernimmt den Wappenschild des im 12. Jahrhundert auftauchenden und im 16. Jahrhundert erloschenen Adelsgeschlechtes von Cleen, wie er sich auch in der Niederkleener Kirche erhalten hat. Die von Cleen sind von Niederkleen ausgegangen und haben für den Ort eine besondere Bedeutung erlangt.

Sehenswürdigkeiten

  • Ohly'sche Haus, aufwendig verziertes, überregional bedeutendes Fachwerkhaus
  • Evangelische Kirche Niederkleen von 1728
  • Heimatmuseum Niederkleen
  • Hüttenberger Hoftore

Persönlichkeiten

  • Johann Friedrich Faust von Aschaffenburg (* 5. August 1569 in Frankfurt am Main; † 15. Juli 1621 in Niederkleen), Frankfurter Patrizier und Bürgermeister, lebte seit 1619 in Niederkleen
  • Johann Christoph Hert (* 12. Januar 1649 in Niederkleen; † 22. September 1731 in Butzbach) war ein deutscher Arzt.
  • Johann Nikolaus Hert (* 6. Oktober 1651 in Niederkleen; † 19. September 1710 in Gießen) war ein deutscher Rechtswissenschaftler.
  • Karl August Schapper (* 6. Januar 1815 in Niederkleen), evangelischer Theologe und Predigerseminardirektor († 20. August 1898 in Wernigerode).
  • Wilhelm Stein (* 1807 in Kirchen an der Sieg; † 1. Juli 1849 in Niederkleen) war ein evangelischer Pfarrer und Bergwerksingenieur.

Literatur

  • Hankel, Otfried: Transkription des Kirchenbuchduplikats Niederkleen (Hessen) 1771–1874. Monsenstein und Vannerdat, Münster, 2008, 500 S., ISBN 978-3-86582-673-2.
  • Hankel, Otfried: Familienbuch der evangelischen Kirchengemeinde Niederkleen (Hessen) 1771–1874. Monsenstein und Vannerdat, Münster, 2008, 417 S., ISBN 978-3-86582-682-4.
  • Ernst Knorz, Karl-Heinz Glaum: Oberkleen – Niederkleen: zwei Dörfer (das ehemalige Kleenheim) am oberen Lauf des Kleebachs. Geiger, Horb am Neckar, 1994, Bildband, ISBN 3-89264-969-3.
  • Karl H. Glaum: Kleenheim im Hüttenberger Land, Gemeinde Kleenheim, Wetzlar, 1974
  • Literatur über Niederkleen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Niederkleen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Niederkleen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Einwohnerzahlen im Haushaltsplan der Gemeinde Langgöns 2020. (PDF; 9,9 MB) S. 43, abgerufen im Juni 2020.
  3. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 5) , Urkunde 3097, 11. September 774 – Reg. 1084. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 85, abgerufen am 19. April 2016.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 380 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  5. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 12 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  6. Hauptsatzung der Gemeinde Langgöns. (PDF; 29 kB) § 6. In: Webauftritt. GGG, abgerufen im März 2022.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (Google Buch).
  9. Die Zugehörigkeit des Amtes Hüttenberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 27 ff., § 40 Punkt 2) (Google Buch).
  11. Friedrich K. Abicht: Der Kreis Wetzlar: historisch, statistisch und topographisch. Wigand, 1836, S. 99 (Online bei google books).
  12. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 6 und 46;.
  13. Einwohnerzahlen im Haushaltsplan der Gemeinde Langgöns 2009. (PDF; 4,7 MB) S. 23, archiviert vom Original am 4. Februar 2019; abgerufen im Februar 2019.
  14. Karl Ernst Demandt und Otto Renkhoff: Hessisches Ortswappenbuch C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee 1956, S. 229.