Hochdruckverfahren

Druckverfahren bei dem die zu druckenden Teile erhaben sind
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Der Hochdruck ist das älteste Druckverfahren. Das klassische und in Europa Johannes Gutenberg zugeschriebene Verfahren ist der Druck mit beweglichen Lettern. Die druckenden Teile sind erhaben. Abgedruckt werden nur die hochstehenden Linien, Stege oder Flächen der Druckform. Es ist ein direktes Druckverfahren, das heißt, die Druckplatte gibt die Farbe direkt auf den Druckträger, z. B. Papier, ab. Druckformen sind entweder Einzellettern, gegossene Schriftzeilen oder Klischees.

Einzellettern in einem Setzkasten mit einem Winkelhaken
Schriftstock
Prüfeninger Weiheinschrift von 1119, der Text wurde mittels Hochreliefstempel geschaffen
Historische Holzlettern

Geschichte

weiß man nicht

Verfahren

wurde abgeschafft

Arbeitsablauf

Zunächst wird der Bleisatz gesetzt, die Klischees geätzt respektive die Abbildungen reproduziert. Nach dem Umbruch bzw. der Seitenmontage werden das Ausschließen und die Formenmontage vorgenommen. Nach dem Einrichten und Zurichten der Druckmaschine werden die Farben eingerichtet und der Auflagendruck vorgenommen.

Merkmale

Das Druckbild des Hochdrucks ist an den prägnanten Quetschrändern der Buchstaben erkennbar. Des Weiteren lässt sich auf der Rückseite des bedruckten Bogens eine Schattierung erkennen. Ein leichtes Relief ist fühlbar. Mit diesem Verfahren lassen sich sehr scharfe Druckbilder herstellen. Ein weiteres Merkmal des Hochdrucks ist, dass die Druckplatten nur sehr kostenintensiv herzustellen sind im Gegensatz zu den Druckplatten anderer Druckverfahren.

Anwendung

Der Hochdruck wird in seiner klassischen Form heute kaum noch angewendet. Die Herstellung der Druckplatten ist teuer. Ebenso kostenintensiv ist deren Einrichtung, da eine Zurichtung vorgenommen werden muss. Zur Aufbewahrung des Satzes wird viel Platz benötigt. Die Lettern sind in dem Stehsatz gebunden und können nicht weiter verwendet werden.

Heutzutage werden nicht mehr nur fast ausschließlich handwerklich sehr anspruchsvolle Druckgrafiken oder künstlerisch gestaltete Bücher im klassischen Hochdruck hergestellt. Im künstlerischen Bereich gehören zu den Hochdruckverfahren der Holzschnitt und der Holzstich sowie der Linolschnitt. Eine besondere Art des Hochdrucks ist der Letterset oder indirekte Hochdruck, der oft fälschlicherweise als Trockenoffset bezeichnet wird. Bei umfangreichen Druckprojekten ist der Buchdruck zu material- und zeitaufwendig und damit unwirtschaftlich geworden. Einige kleine Druckereien besitzen aber heute noch Bleischriften und Druckmaschinen, um zum Beispiel Todesanzeigen schnell herstellen zu können. Der in Druckereien gängige Ausspruch „Kunde sitzt auf der Treppe und weint“ hat seinen Ursprung in einem Todesfall, bedeutete aber, dass die Drucksache sofort benötigt wurde.

Die wichtigste kulturelle Revolution der letzten fünf Jahrhunderte war der Buchdruck bzw. Hochdruck. Der Buchdruck wird als Hochdruck bezeichnet, weil die Druckelemente erhaben sind. In den letzten Jahren ab ca. 2015 ist der Buchdruck sogar wieder modern und zeitgemäß geworden. Der traditionelle Buchdruck erlebt in den letzten Jahren durch die Neuentdeckung der handwerklichen oder künstlerischen Tätigkeiten seine Renaissance. Derzeit meistens in kreativen Kreisen und unter seinem englischen Namen Letterpress.

Durch das reliefartige Druckbild bietet die Buchdruckerkunst auffallende haptische und visuelle Erlebnisse. Im Gegensatz dazu kann der moderne Digital- und Offsetdruck diese Erlebnisse nicht darstellen. Heutzutage übt man im Letterpress mehr Druck als im traditionellen Buchdruck aus und erhält dadurch ein reliefartiges Druckbild.

Die jahrhundertealte Handwerkskunst wird heutzutage neben den klassischen Druckprodukten wie Visitenkarten, Einladungskarten oder Hochzeitskarten auch für Buchcover, Weihnachtskarten, Postkarten, Lesezeichen, Hangtags und für viele andere Druckerzeugnisse verwendet.[1]

Druckmaschinen

 
Veraltete Hochdruckform im Zeitungsdruck (hier WAZ)

Es gibt verschiedene Druckmaschinen für das Hochdruckverfahren:

  • Tiegeldruckpressen funktionieren nach dem Druckprinzip Fläche gegen Fläche, wobei der Bedruckstoff mit großer Kraft gegen den Druckträger gepresst wird. Auf diesen kleinen Druckmaschinen sind Drucke bis zu einem Format von DIN A3 möglich.
  • Stoppzylinderschnellpressen ermöglichen einen Druck bis zu einem Format von 72×104 cm. Hier wird das Papier auf einen Zylinder gespannt und über den flachen Druckträger gerollt. Hier lässt sich zwischen Einfarben- und Zweifarbenmaschinen unterscheiden. Da nur etwa 5000 Drucke pro Stunde produziert werden können, kommt dieses Verfahren kaum noch zur Anwendung.
  • Rotationsdruckmaschinen funktionieren nach dem Prinzip rund gegen rund, das heißt, das Papier läuft zwischen dem Plattenzylinder, dem Druckträger, und dem Gegendruckzylinder und nimmt die Farbe ab. Der Schön- und Widerdruck sind in einem Durchgang möglich. Außerdem können mehrere Plattenzylinder derart hintereinander geschaltet werden, dass mehrfarbige Drucke auch in einem Druckvorgang möglich sind. Die Druckleistung dieser Maschine liegt bei 30.000 Drucken pro Stunde. Falz- und Nummerierwerke sind oft an die Maschine angeschlossen, so dass der Produktionsvorgang weiter rationalisiert werden kann.
  • Die Cameron-Hochdruckrollenpresse ist eine Sonderform des Hochdrucks. Auf zwei endlos rotierenden Gurten für den Schön- und Widerdruck werden flexible Fotopolymerplatten befestigt. Im ersten Druckgang wird die gesamte Papierbahn im Schöndruck bedruckt. Im zweiten Druckgang wird der Widerdruck durchgeführt. Anschließend erfolgt die Druckweiterverarbeitung.

Siehe auch

Literatur

  • Blana, Hubert: Die Herstellung. München: K. G. Saur, 1998. ISBN 3-598-20067-6
  • Bremerfeld, Eckhard; Kapalla, Ralf und Knapp, Holger: Fachwissen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage. Leitfaden für Verlagsberufe und Quereinsteiger. 4. Auflage. Düsseldorf: Springer Verlag, 2001. ISBN 3-935065-03-5
  • Laufer, Bernhard: Basiswissen Satz Druck Papier, Düsseldorf: Verlag Buchhändler heute, 1984. ISBN 3-920514-19-X
  • Wolfsturm, Hans-Jürgen und Burkhardt, Hermann: Hochdruck. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag, 1994. ISBN 3-473-48382-6
Commons: Hochdruck – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Hochdruck – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Letterpress Manufaktur Hamburg Was ist Letterpress? Bis zu 100 Jahre alte Druckmaschinen bringen haptische Erlebnisse in die Gegenwart.