Arthur Hermsdorf
Arthur Hermsdorf war ein Unternehmen der Rauchwaren- beziehungsweise Pelzbranche. Die späteren Unternehmen Hermsdorf gehen auf ihren Gründer Arthur Hermsdorf (* 1878; † 1953 in Leipzig) zurück, der 1891 im Raum Leipzig eine Rauchwarenzurichterei, einen Veredlungsbetrieb für Pelzfelle, errichtete. Der Sohn Leopold führte das Unternehmen in Leipziger Pelzhandelsviertel um die Straße Brühl als Rauchwarenhändler und Rauchwarenkommissionär weiter.[1] Auf seine Initiative ging die Einführung des nun in der Pelzmode über Jahrzehnte sehr beliebten Artikels „Indisch Lamm“ zurück.
Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) gründete sich im neu entstandenen Pelzhandelszentrum Niddastraße in Frankfurt am Main neu die Pelzhandelsfirma Lodde & Hermsdorf.
Firmengeschichte
Arthur Hermsdorf
Leopold Hermsdorf, der Sohn des Gründers, führte das Unternehmen unter dem Namen des Arthur Hermsdorf unter der Adresse Brühl 76 weiter. Leopold Hermsdorf war vorsitzender der Rauchwaren-Kommissionäre, Direktor der „Kriegsfell AG“ und der „Vereinigten Veredlungsunternehmen“. Er blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1953 „dem Brühl verbunden“.[1]
Im Jahr 1930 fand in Leipzig die einmalig gebliebene Internationale Pelzfach-Ausstellung als Selbstdarstellung der Pelzbranche statt, gleichzeitig mit dem wohl ebenfalls einzigen Welt-Pelz-Kongress. Leopold Hermsdorf gehörte zu den zahlreichen dafür Engagierten der Branche. Er war Mitglied des „Vereins Weltpelzkongress“ und unter anderem der Vorsitzende der „Kommission zur internationalen Sammlung von Handelsgebräuchen und Usancen“ sowie der Kommission für Vertreterfragen. Für den Messekatalog verfasste er zwei Fachartikel. In einer eigenen Vitrine zeigte das Unternehmen in der Ausstellung Beispiele seiner Pelzmodelle.[2]
Philipp Manes, der von den Nationalsozialisten ermordete Biograph der Pelzbranche, schilderte den Rauchwaren-Kommissionär als „kleinen beweglichen Mann mit den frischen, strahlenden Augen“, wer ihn näher kennt, „weiß, dass er einen der wenigen tiefschürfenden Fachleute vor sich hat, dem die Branche kein Geheimnis bietet. Immer hat sich Leopold Hermsdorf, der die 1891 gegründete väterliche Firma Arthur Hermsdorf übernahm, wissenschaftlich innerhalb der Branche betätigt. Seine großen Verbindungen reichten bis zu fernen Kontinenten. Unvergessen sei ihm, dass er es war, der das indische Lammfell - bisher nur von Handschuhfabriken genommen - der Rauchwarenbranche zuführte, seine Verwendungsmöglichkeiten für sie gleichsam entdeckte und dadurch eine neue Industrie begründete.“[3]
An anderer Stelle schrieb Manes:
„Arthur Hermsorf, Leipzig, der kenntnisreiche, gewandte kleine Mann - der für viele Ausländer in Leipzig einkauft, ist der Protektor und Einführer des indischen Lamm gewesen. Als er in ganzseitiger Anzeige 1930 das Fell anbietet, kannte die gesamte Branche noch kaum dessen Wert und Qualität. Hermsdorf in Gemeinschaft mit der modernen Färberei Märkle & Co. A.G. brachten zum ersten Male das kleine, schön gelockte, flache Fell in den Handel und fand sofort begeisterte Zustimmung der modischen Kreise.
Während man im Anfang nur gut gezeichnete Rohware wählte, die feinlockige und moirierte bei Seite ließ, konnte man jetzt jede Sorte verwenden. Mehrere Jahre nur Besatz - jetzt das teuerste und eleganteste Mantelmaterial.[4][5]“
Indisch Lamm blieb nach der Einführung durch Arthur Hermsdorf eines der beliebtesten Fellmaterialien der Pelzmode bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg. Zusammen mit dem Rückgang der im Fell ähnlichen Persianermode verschwand es im Handel fast völlig, noch verstärkt durch die Unruhen im Ursprungsland.
Die Einträge im Fachverzeichnis der Leipziger Pelzbranche des Jahres 1930 lauteten:
- Arthur Hermsdorf, Richard-Wagner-Straße 3/4, Durchgang Brühl 71. Direkte Importe, Spezialität: Indisch Lamm
- Gebr. Hermsdorf, Böhlitz-Ehrenberg, Fraunhofer Straße 6, Rauchwaren-Zurichterei und Färberei[6]
Im Nachkriegs-Fachverzeichnis des Jahres 1950 ist die Firma Arthur Hermsdorf noch in der Leipziger Ritterstraße 38-40 eingetragen, die junge Firma Lodde & Hermsdorf bereits im neu entstandenen Frankfurter Pelzviertel um die Niddastraße, auf der Taunusstraße 42.[7]
Lodde & Hermsdorf
Im Jahr 1948 tat sich Arthur Hermsdorf mit Heinrich Lodde zusammen, 1950 gründeten sie die gemeinsame Firma Lodde & Hermsdorf.[8]
Heinrich Lodde stammte ebenfalls aus einer in der Pelzbranche tätigen Familie. Am 1. Oktober 1892 war der einzige Sohn von Adolf Lodde, Alfred Lodde († 1931) als Kommis in das Unternehmen Gaudig & Blum eingetreten. Er besuchte dort vor allem jedes Jahr die Londoner Rauchwarenauktionen sowie die russischen Rauchwarenmärkte in Nischni Nowgorod und Irbit. Nach vorübergehender Tätigkeit in den Filialen in London, New York und Paris wurde er 1855 Prokurist und am 1. Januar 1904 Teilhaber des angesehenen Rauchwarenhandelsunternehmen G. Gaudig & Blum. 931 starb der Mitinhaber Alfred Lodde.[9][9]
Nachdem eigentlich alle bedeutenden Leipziger Rauchwarenhandelsunternehmen ihren Geschäftssitz in die Bundesrepublik verlegt hatten, ein Großteil nach Hamburg, die meisten jedoch in das neu entstandene Pelzhandelszentrum Frankfurt am Main, Niddastraße, wurde Lodde, der Nachfahre eines der beiden letzten Inhabers von G. Gaudig und Blum, im Jahr 1953 unter der Firmenbezeichnung Lodde & Hermsdorf ebenfalls in Frankfurt aufgeführt. Die Adressangabe war: „Taunusstraße 42, demnächst Niddastraße 56“.[10] Im Verzeichnis des Jahres 2005 ist Lodde & Hermsdorf noch auf der Niddastraße 56 verzeichnet. Wahrscheinlich im Jahr 2006 wurde der Rauchwarenhandel aufgegeben.[11][12]
In einem Jubiläumsalmanach der Firma G. Gaudig & Blum zu ihrem 50jährigen Bestehen, wird Alfred Lodde in Nachfolge der bereits verstorbenen Herren Heinrich Blum und Wilhelm Dodel als derzeitiger Inhaber genannt. Er war bereits 1872 in das Unternehmen eingetreten.[13]
- Alfred Lodde (* 30. Mai 1873), Mitinhaber der Firma Gaudig & Blum (Prokura 1899; Mitinhaber 1904), starb am 25. Oktober 1930 in Leipzig.Der Rauchwarenmarkt Nr. 132, Leipzig 4. November 1930, S. 7
- Heinrich Lodde, der ehemalige Mitinhaber der Firma Lodde & Hermsdorf, starb im Alter von 49 Jahren nach einer Operation an den Folgen eines Hirnschlags am 22. August 1959.Quelle: Heinrich Lodde zum Gedächtnis. In Rund um den Pelz September 1959, Fulde Verlag, S. 14
- Paul Hermsdorf starb am 27. Dezember 1972 im Alter von 83 Jahren in seinem Urlaubsort Grainau (bei Garmisch). Einige Jahre vorher war er aus der Firma Paul Hermsdorf & Sohn ausgeschieden, dafür war sein Enkel Jürgen Mitinhaber geworden. 1904 begann er seine Lehre im Pelzzurichter-Handwerk. 1919 machte er sich in Leipzig-Lindenau selbständig. Bereits ein Jahr später wurde das Unternehmen in größere selbsterbaute Räume nach Böhlitz-Ehrenberg verlegt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs ging Paul Hermsdorf nach Monheim (Rheinland). Sein Sohn Herbert war ebenfalls im Betrieb tätig, er führte den Betrieb nach dem Tod des Vaters weiter. Eine Spezialität der Firma war die Veredlung von Fohlenfellen und Kalbfellen.Quelle: Paul Hermsdorf †. In: Die Pelzwirtschaft Nr. 1, CB-Verlag Carl Boldt, Berlin 31. Januar 1973, S. 61.
- Pelzveredler Jürgen Hermsdorf starb am 17. Juli 2020 im Alter von 76 Jahren. Mit seiner am 25. Februar 2018 verstorbenen Ehefrau hatte er die Tochter Sylvia, Schwiegersohn Dirk und Enkelsohn Maximilian.Quelle: Jürgen Hermsdorf, Mondorf. In Pelzmarkt Newsletter August 2020, S. 12.
Werke
- Arthur Hermsdorf: Das Vermittlerwesen und Sonderausstellung Imitationen. In: IPA – Internationale Pelzfachausstellung, Internationale Jagdausstellung Leipzig 1930 – Amtlicher Katalog. S. .274-278, 282-288
- Arthur Hermsdorf in Zusammenarbeit mit Gerd Kursawe, Peter Tonert: Der Fellgroßhandel nach 1945 - Eine Rückschau. In: Rauchwarenmarkt Br. 11–12, Dezember 1985, S. 6.
- Arthur Hermsdorf: Neuheiten. In: Philipp Manes: Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900–1940, Versuch einer Geschichte. Berlin 1941 Band 4. Durchschrift des Originalmanuskripts, S. 396-397 (→ Inhaltsverzeichnis)
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Walter Fellmann: Der Leipziger Brühl. VEB Fachbuchverlag, Leipzig 1989, S. 209. ISBN 3-343-00506-1.
- ↑ IPA – Internationale Pelzfachausstellung, Internationale Jagdausstellung Leipzig 1930 – Amtlicher Katalog. S. 38, 47, 308, 355.
- ↑ Philipp Manes: Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900-1940, Versuch einer Geschichte. Berlin 1941 Band 4. Durchschrift des Originalmanuskripts, S. 344-345 (→ Inhaltsverzeichnis).
- ↑ Philipp Manes: Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900-1940, Versuch einer Geschichte. Berlin 1941 Band 3. Durchschrift des Originalmanuskripts, S. 84, 86 (→ Inhaltsverzeichnis).
- ↑ A. G. [Adolf Ginzel]: Fortschritte der deutschen Rauchwarenveredlung (1. Fortsetzung). In: Die Pelzwirtschaft, 3. März 1960, S. 91. Primärquelle Philipp Manes.
- ↑ Führer durch den Brühl und die Berliner Pelzbranche, Werner Kuhwald Verlag, Leipzig 1938, S. 47.
- ↑ Winckelmann Deutschland. Fachadressbuch der Rauchwaren u. Pelzwirtschaft und des Kürschnerhandwerks, 59. Ausgabe, 1950/51 Ralf Winckelmann (Hrsg.) London, S. 12, 27.
- ↑ 'Heinrich Lodde zum Gedächtnis. In Rund um den Pelz September 1959, Fulde Verlag, S. 14
- ↑ a b 100 Jahre G. Gaudig & Blum, Leipzig. In: Der Rauchwarenmarkt Nr. 92, 4. August 1939, S. 5, 7.
- ↑ Winckelmann Deutschland. Fachadressbuch der Rauchwaren u. Pelzwirtschaft und des Kürschnerhandwerks, 61. Ausgabe, 1953, Ralf Winckelmann (Hsgr.) London, S. 20.
- ↑ Winckelmann 2. Tabelle, 2005, Winckelmann Verlag, Frankfurt am Main.
- ↑ Winckelmann 2. Tabelle, 2007, Winckelmann Verlag, Frankfurt am Main (hier nicht mehr verzeichnet).
- ↑ Jubilee Almanac, Gaudig & Blum, Leipzig, 1912.
- ↑ Paul Schöps, in Zusammenarbeit mit Leopold Hermsdorf und Richard König: Das Sortiment von Rauchwaren. Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps, Leipzig, Berlin 1949, S. . Buchdeckel.
- ↑ Dr. Paul Schöps in Zusammenarbeit mit Leopold Hermsdorf, Leipzig; Dr. Horst Münnich, Gotha; Dr. Fritz Schmidt, Überlingen: Die Fellproduktion der Sowjetunion. In Das Pelzgewerbe, XX. Jahrgang, Heft 9/10, Hermelin-Verlag Leipzig und Berlin, 1950. S. 12
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