T-55

sowjetischer Kampfpanzer
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Der T-55 (auch T-55 A) war der mittlere Standardpanzer der Streitkräfte der Sowjetarmee sowie ihrer Verbündeten wie z.B. der NVA der DDR in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.

T-55

Er wurde aus dem T-54 entwickelt, und den Bedingungen des Gefechts beim Einsatz von Massenvernichtungswaffen in Europa angepasst. Die Motorleistung, die Reichweite und der Kampfsatz (Munitionsvorrat) wurden erhöht sowie der Kampfraum hermetisierbar gemacht. Auffallend war die optimierte geschossabweisende Form von Turm und Wanne sowie das Laufwerk, das durch seine Einfachheit (Drehstabfederung) und Robustheit bestach. Trotz der Modernisierungen wurde viel Wert auf einfache Bedienung, Wartung und Reparaturfähigkeit unter Gefechtsfeld-Bedingungen gelegt.

Eine weitere Besonderheit war die Tauchfähigkeit zur Überwindung der auf dem europäischen Kriegsschauplatz häufig zu erwartenden Wasserhindernisse (bis zirka 4,50 Meter Tiefe). Die Vorbereitungszeit für eine Tauchfahrt betrug abhängig vom Ausbildungsstand der Besatzung etwa 1 bis 3 Stunden. Die Orientierung unter Wasser erfolgte über ein Periskop, das gleichzeitig als Schnorchel diente und auf der rechten (Ladeschützen-)seite montiert wurde sowie mit einem Kreiselkompass für den Fahrer. Schwierigkeiten bereitete immer wieder die Abdichtung des Turmdrehkranzes. Zur Bekämpfung von eindringendem Wasser wurde eine Lenzpumpe installiert. Die Besatzung wurde für den Notfall mit Schwimmweste und Tauchretter (RG-UF) ausgerüstet.

Die Bewaffnung bestand aus einer vertikal und horizontal stabilisierten Kanone vom Kaliber 100 Millimeter, einem koaxialen MG PKT (7,62 mm) und einem Fla-MG, üblicherweise 12,7 mm DSchK auf der Ladeschützenluke. Frühe Versionen des T-55 besaßen noch ein starr eingebautes PKT in der Fahrerfront. Da es aber kaum sinnvoll eingesetzt werden konnte, wurde es bald weggelassen. Die Besatzung trug als persönliche Waffe eine Makarow 9 mm, der Ladeschütze zusätzlich ein Sturmgewehr AK-47 KMS oder später eine AK-74 KMS mit 300 Patronen. Außerdem verfügte die Besatzung über 10 bis 15 Handgranaten F1.

Der T-55 war voll nachtkampftauglich. Zu diesem Zweck verfügte er über drei Infrarot-Sichtgeräte, eines für den Fahrer, eines in der Kommandantenkuppel und ein IR-Zielgerät für den Richtschützen. Außerdem konnte die Strichplatte des Tagzielgeräts beleuchtet werden. Die Infrarotgeräte wurden sowohl aktiv (in Verbindung mi IR-Scheinwerfern) als auch passiv benutzt.

Zugang zum Fahrzeug erhielt man über vier gepanzerte Luken (Fahrer, Ladeschütze, Kommandant, Notausstieg im Boden der Wanne). Beim Fahren mit offener Fahrerluke musste der Turm gezurrt werden, weil der Turm beim Schwenken nach links den Kopf des Fahrers gefährdete.

Das Sichtfeld der Besatzung war naturgemäß einschränkt, im einzelnen: der Fahrer nach vorn und nach rechts, der Ladeschütze von vorn rechts und nach hinten rechts, der Richtschütze nur nach vorn, der Kommandant von schräg vorn rechts über die gesamte linke Seite nach hinten. Die einzelnen Sichtfelder überschnitten sich, eine Rundumsicht war also durchaus möglich. Die Beobachtung erfolgte durch standardisierte Winkelspiegel, die auch im Gefecht leicht ausgewechselt werden konnten (zirka zwei Minuten). Der Kommandant verfügte außerdem über ein optisches kombiniertes Beobachtungs- und Zielgerät, mit dem er den Turm (und damit die Kanone) auf ein Ziel richten und auch feuern konnte. Die Treffgenauigkeit war hier allerdings gering. Der Richtschütze verfügte über ein optisches Zielfernrohr mit zwei Vergrößerungsstufen, ein IR-Nachtzielgerät und einen Winkelspiegel.

Die Verständigung erfolgte über ein kombiniertes Interkom/Funkgerät mit 4 fest einstellbaren Kanälen. Obwohl es ein Röhrengerät war (später Hybridbauweise), war es doch für seine Zeit außergewöhnlich robust und leistungsstark. Bei Führungsfahrzeugen (ab Kompaniechef aufwärts) wurde ein zweites Funkgerät im Turmheck eingebaut und dafür die Anzahl der mitgeführten Granaten reduziert.

Die Kanone verschoss patronierte Munition (Splitterspreng, Hohlladung und Unterkaliber). Die Feuergeschwindigkeit betrug etwa 6 Schuss pro Minute. Die Einsatzschussweite im direkten Richten betrug bis 2500 Meter, im zusammengefassten Feuer auf Flächenziele bis etwa 15 km. Ein geübter Richtschütze war durchaus in der Lage, während der Fahrt ein Ziel von der Größe eines M60 Patton auf 1800 Meter mit dem ersten Schuss zu treffen (eigene Erfahrung). Für Ausbildungszwecke konnte man ein 23-mm-Einsteckrohr montieren, was die Kosten für Übungsmunition erheblich senkte.

Der W2-Dieselmotor wurde im bereits Zweiten Weltkrieg entwickelt und war recht zuverlässig sowie für ein Gefechtsfahrzeug recht sparsam. Man erreichte Höchstgeschwindigkeiten von 45 km/h im Gelände und bis 60 km/h (oder auch darüber) auf der Strasse. Die Reichweite bei Marschgeschwindigkeit (30 km/h) betrug etwa 550 bis 650 km (eigene Erfahrung).

Resümee: In seiner Haupteinsatzzeit (1960er und 1970er Jahre) war der T55 den vergleichbaren Typen der NATO,Frankreichs und Israels wie dem Chieftain , M48 oder dem M60 in vieler Hinsicht überlegen,nicht unbedingt jedoch dem Leopard 1. Mit der Einführung neuer Kampfpanzer im Westen wie im Osten (Leopard 2, M1 bzw. T-64 trat der T55 in die zweite Reihe zurück, wurde jedoch weiterhin sowohl von der Sowjetunion als auch ihren Verbündeten im Warschauer Pakt in großem Umfang genutzt.In der NVA wurde er seit 1977 durch den T-72 ersetzt.

Die hohen Verluste bei vielen Konflikten im Nahen Osten und im südlichen Afrika resultierten aus dem schlechten Ausbildungsstand der Besatzungen und mangelhafter Taktik. Insbesondere die fehlende Deckung aus der Luft und fehlende Aufklärung wirkten sich oft verheerend aus. Bei sachgemässen Einsatz (zum Beispiel günstiges Gelände,Infanterie-und Artillerieunterstützung) und kompetenter Truppenführung beherrschten auch kleinere Verbände mit dem T55 das Gefechtsfeld (siehe Vietnamkrieg).Erbeutete T55 wurden besonders in Israel gern und viel weiterverwendet.

Der T55 wurde im Laufe der Jahre immer wieder modernisiert. Die letzten Ausführungen konnten u.a. auch Panzerabwehrlenkraketen mit ihrer Kanone verschießen. Auch wurden Laserzielgeräte für den T55 entwickelt und eingesetzt, was die Wirksamkeit der Kanone noch einmal erhöhte.

Auf der Basis des T55 wurden zahlreiche Spezialfahrzeuge entwickelt, unter anderem:

  • Pionierpanzer mit Schiebeschild,
  • Minenräumpanzer,
  • Panzerzugmaschinen (Bergepanzer),
  • Brückenlegepanzer,
  • Geschosswerfer

Heute sollen noch etwa 70.000 T55 in verschiedenen Armeen im Einsatz sein. Ein sinnvoller Einsatz im modernen Gefecht ist allerdings nicht mehr vorstellbar. Grund hierfür sind die veraltete elektronische Ausrüstung, die für die heutige Waffentechnik unzureichende Panzerung und die zu schwache Bewaffnung.

Technische Daten

  • Besatzung 4 Mann
  • Bewaffnung:
    • 100-mm-Kanone
    • 7,62-mm-Maschinengewehr PKT
    • 12,7-mm-Flugabwehr-MG DSchK
  • Kampfsatz:
    • 7 Stück 100 mm Hohlladung
    • 15 Stück 100 mm Unterkaliber
    • 21 Stück 100 mm Splitter-Spreng
    • 2500 Gewehrpatronen 7,62 mm für PKT (Leuchtspur, Stahlkern, Panzerbrand)
    • 500 Patronen 12,7 mm für Fla-MG (Leuchtspur, Stahlkern)
    • 300 Patronen für KMS (Besatzungswaffe)
    • 4 mal 24 Patronen für Makarow 9 mm (persönliche Waffen)
    • 10 bis 15 Handgranaten
    • Handleuchtsignale, Signalpistole
    • Pioniersprengmittel
    • Nebelanlage
  • Länge: ca. 9,00 m (mit Kanone)
  • Breite: 3,265 m
  • Höhe: 2,38 m (mit Fla-MG 2,8 Meter)
  • Bodenfreiheit: 0,43 m
  • Leermasse: etwa 36 Tonnen
  • Gefechtsmasse: etwa 42 bis 44 Tonnen
  • Reichweite: etwa 500 km im Gelände, etwa 600 km auf der Strasse
  • Motor: 12-Zylinder-Viertakt-Dieselmotor (W55W oder W2) mit Wasserkühlung (ca. 520 PS)
  • Verbrauch: etwa 3 Liter/km im schweren Gelände
  • Treibstoffkapazität: 812 l
  • Spezifische Leistung: ca. 14,44 PS/Tonne
  • Überschreitfähigkeit: 2,70 m
  • Kletterfähigkeit: 0,80 m
  • Wattiefe: 1,20 m ohne / tauchfähig mit Vorbereitung
  • Bodendruck: 0,81 kg/cm²
  • Höchstgeschwindigkeit: ca. 45 km/h im Gelände, bis 60 km/h auf der Strasse
  • Steigfähigkeit: 60°
  • Seitenneigung: 30°

Diese Angaben variieren je nach Baujahr, Entwicklungsstufe und Einsatzland

Commons: T-55 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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