Karin Strenz

deutsche Politikerin (CDU), MdL, MdB (1967-2021)
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Karin Strenz (* 14. Oktober 1967 in Lübz als Karin Hellwig; † 21. März 2021 in Limerick, Irland) war eine deutsche Politikerin der CDU. Sie war von 2002 bis 2006 und von 2007 bis 2009 Mitglied des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern und von 2009 bis zu ihrem Tod Mitglied des Deutschen Bundestages.

Karin Strenz (2009)

Leben

Karin Strenz absolvierte nach dem Besuch der Polytechnischen OberschuleWilli Bredel“ in Lübz von 1984 bis 1987 zunächst eine Ausbildung zur Unterstufenlehrerin am Rostocker Institut für Lehrerbildung. Anschließend studierte sie bis 1989 an der Pädagogischen Hochschule Magdeburg das Sonderschullehramt und schloss mit dem Diplom ab. Danach arbeitete sie bis 1990 als Lehrerin an der Sonderschule in Wanzleben. Von 1990 bis 1992 absolvierte sie ein Zusatzstudium für das Lehramt für Sonderschulen an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Danach kehrte sie nicht in den Schuldienst zurück, sondern arbeitete bis 2002 als Angestellte in einem Import- und Großhandelsunternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main. Seit 2009 war sie selbstständige Unternehmensberaterin im Bereich Handel, Logistik und Cargo und vermittelte Immobilien.

Strenz war evangelisch-lutherisch und seit 1995 verheiratet. Mit ihrem Mann Kurt Strenz lebte sie zuletzt in Schwerin.[1]

Am 21. März 2021 verlor sie auf dem Rückflug einer privaten Reise von Kuba das Bewusstsein und starb nach der Notlandung auf dem irischen Flughafen Shannon im Universitätskrankenhaus Limerick infolge eines „akuten Herzproblem[s]“.[2][3] Von der Staatsanwaltschaft Schwerin wurde ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet.[4] Strenz hinterlässt neben ihrem Ehemann zwei Stiefkinder.[5]

Politische Laufbahn

 
Karin Strenz (2016)

Ab 1999 vertrat Strenz, die ein Jahr davor in die CDU eingetreten war, ihre Partei im Parchimer Kreistag. 2001 wurde sie zur Vorsitzenden des CDU-Kreisverbandes Parchim gewählt und leitete seither die CDU-Kreistagsfraktion. Von 1999 bis 2005 war sie Mitglied im CDU-Landesvorstand Mecklenburg-Vorpommern. Dabei wirkte sie von 2001 bis 2005 als stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes. 2002 wurde Strenz erstmals in den Landtag gewählt. Als Direktkandidatin verlor sie in ihrem Wahlkreis Parchim II mit 30,0 % der Erststimmen gegen den amtierenden Ministerpräsidenten von der SPD, Harald Ringstorff, mit 48,5 % der Erststimmen, zog durch ihren Listenplatz 4 jedoch in den Landtag ein. Bei der Landtagswahl 2006 verlor Strenz die Direktwahl erneut gegen den SPD-Kandidaten. Durch den diesmal schlechteren Listenplatz 10 verpasste Strenz zunächst den Einzug in den Landtag. Am 5. November 2007 rückte sie für die ausgeschiedene Abgeordnete Kerstin Fiedler-Wilhelm nach. Strenz war arbeitsmarktpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion.

Bei der Bundestagswahl 2009 zog Strenz über das Direktmandat im Wahlkreis 12 in den Deutschen Bundestag ein und legte im November 2009 ihr Landtagsmandat nieder. Ihr Nachrücker war André Specht. Im Bundestag saß sie als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuss,[6] im Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement und im Sportausschuss.[7] Als stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Sportausschuss an.[8] Sie war Vorsitzende der Deutsch-Südkaukasischen Parlamentariergruppe.

Strenz erhielt bei der Bundestagswahl 2013 43,0 % der Erststimmen. Bei der Bundestagswahl 2017 genügten 30,0 % der Erststimmen im Wahlkreis 13 für das Direktmandat.

Vorwürfe der Bestechlichkeit und Wählertäuschung

Im September 2017 berichteten Süddeutsche Zeitung[9] und Report Mainz[10], dass Strenz’ ausgeprägte pro-aserbaidschanische Haltung – so hatte sie 2015 als einzige deutsche Abgeordnete in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates gegen eine Forderung zur Freilassung politischer Gefangener in Aserbaidschan gestimmt[11] – und ihre „auffällige Unterstützung“ des dortigen Regimes auf finanziellen Zuwendungen beruhe. Geldgeber sei die von dem früheren CSU-Politiker Eduard Lintner geführte Firma Line M-Trade gewesen, die als Finanzier aserbaidschanischer Lobbyarbeit gilt. Strenz selbst gab auf ihrer Bundestagsseite den Erhalt mehrerer Zahlungen von M-Trade in den Jahren 2014 und 2015 als Nebentätigkeit an,[12] ohne jedoch einen Grund dafür zu nennen. Nach den Regeln des Bundestags hätte sie diese Einnahmen innerhalb von drei Monaten als Nebeneinkünfte melden müssen. Erst Ende Februar 2016 zeigte sie die Summe bei der Bundestagsverwaltung an. Auf NDR-Anfrage erklärte Strenz, sie habe erst ihre Steuererklärung und den Steuerbescheid abwarten wollen, um dann die Angaben beim Bundestag zu machen. Ihrer Behauptung, von der Arbeit von M-Trade für die aserbaidschanische Regierung nichts gewusst zu haben, widersprach Lintner.[13] Der Verband LobbyControl warf Strenz Wählertäuschung vor.[14] Durch die verspätete Angabe ihrer Nebenverdienste habe sie Geschäftsinteressen nach Aserbaidschan vernebelt; bei einer regelkonformen Veröffentlichung der Einkünfte hätte sie im Juni 2015 nicht als Wahlbeobachterin des Europarates in Aserbaidschan eingesetzt werden dürfen.[15]

Nach der Veröffentlichung dieser Anschuldigungen bezichtigte der SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Schwabe sie der Korruption.[16] Er warf ihr auch vor, fälschlicherweise Interessenkonflikte negiert zu haben, als sie der aserbaidschanischen Regierung im Rahmen einer Wahlbeobachtungsmission eine demokratische Parlamentswahl bescheinigte.[16] Auf die Vorwürfe von Seiten Schwabes reagierte Strenz über ihren Anwalt mit einer Abmahnung.[17] Schwabe blieb bei seinen Anschuldigungen und kündigte an, sie auch vor Gericht verteidigen zu wollen.[17]

Strenz ergänzte ihre Position als stellvertretende Vorsitzende der Interessenorganisation Deutsch-Kasachische Gesellschaft verspätet in ihrem Bundestagsprofil.[18]

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion berief Strenz 2017 nicht mehr in die neue Bundestagsdelegation beim Europarat.[19]

Laut einem am 22. April 2018 veröffentlichten Bericht einer Untersuchungskommission stehen zahlreiche aktive und ehemalige Mitglieder der Parlamentarischen Versammlung des Europarats unter Korruptionsverdacht, darunter auch Strenz.[20][21] Am 27. Juni 2018 verhängte das zuständige Gremium des Europarats ein lebenslanges Hausverbot gegen Strenz und andere ehemalige Mitglieder.[22]

2019 rügte der Bundestag Strenz, dass sie veröffentlichungspflichtige Zuwendungen, die sie über eine deutsche Firma aus Aserbaidschan erhielt,[23] erst nach Ablauf der Anzeigefrist angezeigt habe.[24][25] Das Präsidium des Bundestags verhängte eine Geldbuße von etwa 20.000 Euro.[26] Damit verdeutlichte das Parlament, dass es sich um einen vorsätzlichen und gravierenden Verstoß gegen die geltenden Regeln für Abgeordnete handelt.[27]

Am 30. Januar 2020 hob der Deutsche Bundestag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main die Immunität von Karin Strenz auf.[28] In der Folge wurden ihr Abgeordnetenbüro sowie ihre Privatwohnung durchsucht. Hintergrund waren Ermittlungen wegen des Verdachts der Bestechlichkeit, Bestechung von Mandatsträgern und Geldwäsche gegen Strenz sowie den ehemaligen CSU-Bundestagsabgeordneten Eduard Lintner, in deren Zuge insgesamt 16 Objekte durchsucht wurden.[29][30] Strenz’ Verbleib als Mitglied der CDU-Fraktion wurde indes vielfach als inkonsequent bezeichnet.[31]

Commons: Karin Strenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Große Betroffenheit in MV nach Tod von Karin Strenz – Quelle: https://www.svz.de/31686627 ©2021, auf svz.de.
  2. CDU-Bundestagsabgeordnete Strenz stirbt auf Flug von Kuba nach Deutschland, auf spiegel.de.
  3. Woman dies in hospital after flight diverted to Shannon; The Clare Herald vom 21. März 2021; abgerufen am 21. März 2021.
  4. CDU-Abgeordnete Karin Strenz ist tot; tagesschau.de vom 22. März 2021; abgerufen am 22. März 2021
  5. CDU-Abgeordnete Karin Strenz ist tot; Nordkurier.de vom 21. März 2021; abgerufen am 22. März 2021
  6. Mitglieder des Verteidigungsausschusses (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive) Bundestag, online, abgerufen am 18. September 2014.
  7. Mitglieder Sportausschuss – 18. Bundestag (Memento vom 27. September 2016 im Internet Archive) Bundestag online, abgerufen am 20. September 2014.
  8. Deutscher Bundestag – Abgeordnete. Abgerufen am 17. Januar 2021.
  9. Hannes Munzinger, Bastian Obermayer, Pia Ratzesberger: Die Aserbaidschan-Connection einer CDU-Abgeordneten. Süddeutsche Zeitung, 19. September 2017, abgerufen am 19. September 2017.
  10. Eine CDU-Bundestagsabgeordnete profitierte von Geld aus Aserbaidschan. Report Mainz, 19. September 2017, abgerufen am 7. Februar 2019.
  11. Aserbaidschan-Connection – Neue Vorwürfe im Fall Strenz. ARD (SWR), Report Mainz, 17. Oktober 2017, abgerufen am 19. Oktober 2017.
  12. Baku-Connection: Verdacht der Bestechlichkeit bei CDU-Politikerin. In: LobbyControl. 20. September 2017, abgerufen am 7. Februar 2019.
  13. Hannes Munzinger, Bastian Obermayer, Pia Ratzesberger: Geld aus Aserbaidschan – Strenz’ angebliche Ahnungslosigkeit wirft Zweifel auf. Süddeutsche Zeitung, 8. November 2017, abgerufen am 8. November 2017.
  14. Wählertäuschung: LobbyControl fordert Rücktritt von Karin Strenz. In: LobbyControl. 9. November 2017, abgerufen am 7. Februar 2019.
  15. NDR: Strenz verstrickt sich in Widersprüche. Abgerufen am 2. Januar 2018.
  16. a b Frank Schwabe: Juristische Auseinandersetzung mit Karin Strenz. 20. Oktober 2017, abgerufen am 9. November 2017.
  17. a b Stefan Ludmann: Vorwürfe gegen Strenz bald Fall für die Justiz. 23. Oktober 2017, abgerufen am 9. November 2017.
  18. Wie wir die Lüge einer Bundestagsabgeordneten nachwiesen. abgeordnetenwatch.de, 1. Februar 2019, abgerufen am 7. Februar 2019.
  19. Karl-Otto Sattler: Ein Schritt in Richtung Normalität in Das Parlament, Nr. 4–5, S. 8.
  20. manager magazin: Geld aus Aserbaidschan: Kommission wirft Karin Strenz Fehlverhalten vor. Abgerufen am 15. März 2021.
  21. siehe auch FAZ.net 23. April 2018 / Reinhard Veser: Kaviardiplomatie mit Aserbaidschan.
  22. Nach Korruptionsvorwürfen: MV-Abgeordnete Strenz darf Europarat nicht mehr betreten. Nordkurier.de, 28. Juni 2018, abgerufen am 30. September 2020.
  23. DER SPIEGEL: Lobbyismus-Affäre: Amthor hatte noch einen weiteren fragwürdigen Nebenjob – DER SPIEGEL – Politik. Abgerufen am 19. Juni 2020.
  24. Bundestag rügt CDU-Abgeordnete Strenz wegen Aserbaidschan-Affäre, Spiegel Online, 18. Januar 2019.
  25. Unterrichtung durch das Präsidium des Deutschen Bundestages vom 18. Januar 2019, BT-Drs. 19/7160.
  26. WELT: Karin Strenz: CDU-Bundestagsabgeordnete muss fast 20.000 Euro Strafe zahlen. In: DIE WELT. 14. März 2019 (welt.de [abgerufen am 15. März 2021]).
  27. Matthias Gebauer, Christoph Schult: Bundestag verhängt hohe Geldstrafe gegen CDU-Abgeordnete Strenz. In: spiegel.de. 14. März 2019, abgerufen am 31. Januar 2020.
  28. Immunität von Karin Strenz und Alexander Gauland aufgehoben. In: bundestag.de. 30. Januar 2020, abgerufen am 31. Januar 2020.
  29. Jonas Mueller-Töwe: Ermittler werfen Unionspolitikern Bestechung und Bestechlichkeit vor. T-Online, 30. Januar 2020, abgerufen am 30. Januar 2020.
  30. Transparency Deutschland begrüßt Ermittlungsverfahren gegen Karin Strenz und Eduard Lintner wegen Korruption. Transparency Deutschland, 30. Januar 2020, abgerufen am 13. Februar 2020.
  31. Panajotis Gavrilis: Affären um Masken und Aserbaidschan belasten Bürgervertrauen. In: Deutschlandfunk. 11. März 2021, abgerufen am 13. März 2021.