Müngstener Brücke

Eisenbahnbrücke über die Wupper in Solingen und Remscheid
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Müngstener Brücke
Eine Gedenktafel unterhalb der Müngstener Brücke erinnert an die Bauleute
Das Innere des Hauptträgers der Müngstener Brücke vom Solinger Widerlager aus gesehen
Detail der rostenden Stahlkonstruktion
Eine Gedenktafel unterhalb der Müngstener Brücke erinnert an den Kaiserbesuch

Die Müngstener Brücke ist die höchste Stahl-Eisenbahnbrücke Deutschlands. Die stählerne Brücke, 107 m über dem Tal der Wupper stellt die Eisenbahnverbindung (KBS 458) zwischen den Städten Remscheid und Solingen her. Auf ihr verkehrt heute die Regionalbahn "Der Müngstener" (RB 47).

Ursprünglich trug das Bauwerk den Namen Kaiser-Wilhelm-Brücke zu Ehren Kaiser Wilhelm I.. Nach dem Ende der Monarchie wurde die nahe Siedlung Müngsten, die sich an der Stadtgrenze Solingens, Remscheids und Wuppertals befand, namensgebend.

Baugeschichte

1893 mit den Vorarbeiten am Bauplatz begonnen, wurde die Eisenbahnbrücke 1897 als Stahlbau fertiggestellt und ist mit 107 m Höhe über dem Wasserspiegel der Wupper Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke. Erste Entwürfe für eine Bogenbrücke an dieser Stelle zwischen den beiden Städten gehen auf das Jahr 1889 zurück. Die Gerüstpfeiler (6 Stück) haben eine maximale Höhe von 69 m. Die Mittelöffnung des Überbaues, die die Talsohle überspannt, hat eine mittlere Stützweite von 170 m. Die Gesamtlänge der Eisenkonstruktion beträgt 465 m. Es wurden insgesamt 5.000 t Stahlprofile verbaut und 950.000 Nieten geschlagen. Der Hauptbogen der Brücke wurde erstmals im Verfahren des "freien Vorbaus" errichtet. Damit ist gemeint, dass die beiden Bogenhälften ohne weitere Gerüste bis zum Bogenschluss fertig gestellt wurden und gewissermaßen selbst den Kran für die weitere Montage abgaben. Das Verfahren zeichnet sich durch einen geringen Aufwand bei der Herstellung aus, die statische Berechnung aller Belastungen ist jedoch aufwändig. Der Bogen selbst ist dreifach statisch unbestimmt gelagert, was ebenfalls eine erhebliche Materialeinsparung mit sich bringt. Damit unterscheidet sie sich von dem optisch sehr ähnlichen Garabit Viadukt (fr.) in der Auvergne in Frankreich.

Der Baumeister Anton von Rieppel war Konstrukteur bei der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (M.A.N.). Sein Name ist auf der Gedenktafel verzeichnet, die auf Betreiben des VDI und der M.A.N. am Fuß der Brücke errichtet wurde.

Anfangs war die Brücke als eingleisige Eisenbahnstrecke geplant, doch die damalige Königliche Eisenbahndirektion Elberfeld schätzte den zu erwartenden Verkehr zwischen Remscheid und Solingen so hoch ein, dass die Planung auf zwei Gleise abgeändert wurde. 1890 hat der preußische Landtag bereits die erforderliche Bausumme von fünf Millionen Mark genehmigt. Es wird berichtet, dass die damals gigantisch anmutenden Baupläne für die Brücke die Sensation der Weltausstellung 1893 in Chicago gewesen sind. Die Luftlinienentfernung zwischen beiden Städten beträgt 8 km, vor dem Bau der Müngstener Brücke jedoch belief sich die Entfernung auf der Schiene auf 42 km. Der erste Spatenstich erfolgte am 26. Februar 1894. Um die Baumaterialien heran zu schaffen, wurden die Gleise von beiden Städten schon bis zur Baustelle verlegt. Insgesamt 1.400 kg Dynamit und 1.600 kg Schwarzpulver wurden benötigt, um die erforderlichen Sprengungen auszuführen. Die Fertigstellung des Rohbaus (Brückenschluss) fiel auf den 21. März 1897; am darauffolgenden Tag wurde während des Richtfestes der letzte von rund 950.000 auf der Baustelle gesetzten Nieten geschlagen. Auch wenn Gerüchte von einem goldenen Niet berichten, das am hundertsten Geburtstag Kaiser Wilhelm I. am 22. März 1897 geschlagene Niet war nur feuervergoldet. Echte Solinger bestehen aber auf dem goldenen Niet. Die offizielle Einweihungsfeier der Brücke fand am 15. Juli 1897 statt. Kaiser Wilhelm II. kam jedoch zu dieser Veranstaltung nicht persönlich, sondern schickte als Abgesandten und seinen Vertreter Prinz Friedrich Leopold von Preußen. Er selbst besuchte die Brücke erst zwei Jahre später, am 12. August 1899, woran eine Gedenktafel unter der Brücke noch heute erinnert.

Anekdoten

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Brücke wurde der Verpackungskünstler Christo von einem Remscheider Bürger während seines Aufenthaltes in Bonn zur Präsentation der Verhüllung des Berliner Reichstags gebeten, die Brücke mit rostfarbenem Tuch zu verkleiden. Er lehnte aber ab, da er "keine Sachen zwei Mal mache. Er habe in Paris die Pont Neuf verhüllt. Auch auf den Einwand, dass es sich bei der Pont Neuf um eine Steinbrücke in einer Stadt, bei der Müngstener Brücke aber um eine Stahlbrücke mitten im Grünen handle, reagierte er abweisend.

Aussichten

Im Rahmen der Regionale 2006, einem Strukturförderprogramm für das Bergische Land, entsteht unter der Müngstener Brücke bis zum Jahre 2006 eine Auenlandschaft inklusive Schwebefähre.

Literatur

  • Adolf von Berg: Die Thalbrücke bei Müngsten und die Strecke Remscheid - Solingen. Remscheid: RGA-Buchverlag 1997 ISBN 3-923495-43-9
  • Anton Riepel: Die Thalbrücke bei Müngsten, VDI-Verlag, ISBN 3-18-400762-6
  • Bernhard Sieper: Die Müngstener Brücke, Born-Verlag, Wuppertal-Elberfeld