Catherine Monvoisin (* um 1632, † 1680), genannt La Voisin, war eine französische Giftmischerin.

Catherine Monvoisin lebte am Stadtrand von Paris. Zusammen mit ihrer Tochter und mehreren Kolleginnen weissagte sie gegen hohe Honorare die Zukunft, erstellte Horoskope, verkaufte Gift, Liebestränke, betrieb Voodoo-Zauber und brach unerwünschte Schwangerschaften ab. Außerdem zelebrierte sie gemeinsam mit dem Abbé de Guiborg, der aus dem Priesteramt verstoßen worden war, schwarze Messen, bei denen Säuglinge geopfert wurden. Das Blut der Kinder verwendete Madame La Voisin für ihre Zaubertränke.
Viele Mitglieder des Hochadels gehörten zu ihrer Kundschaft, darunter auch Madame de Montespan, die langjährige Mätresse Ludwigs XIV., die bei La Voisin Zaubertränke kaufte und sie dem König heimlich in Essen und Trinken mischte, um sich seine Gunst zu erhalten.
1679 kamen in der Folge des Prozesses gegen die Marquise de Brinvilliers wegen Giftmischerei in Paris Gerüchte auf, denen zufolge in der Stadt zahlreiche weitere Giftmorde verübt worden waren. Ludwig XIV. erkannte den Skandal, der sogar seinem Hof drohte, und setzte eine Sonderkommission ein, die den Anschuldigungen nachgehen sollte. Die Kommission wurde unter dem Namen Chambre ardente (franz. glühende Kammer) bekannt, da ihre Verfahren in einem schwarz verhängten, durch Kerzen erhellten Raum stattfanden.
Die Chambre ardente
Die Chambre ardente war zu verschiedenen Zeiten in Frankreich ein außerordentlicher Gerichtshof, der sehr harte Strafen, meist den Feuertod, verhängte. Unter Franz I. (1535) wurde die Chambre ardente als außerordentliches Inquisitionstribunal zur Verfolgung der Protestanten (Hugenotten) eingesetzt und galt als zweite Instanz der Inquisitionstribunale. Die vom Papst ernannten Mitglieder wurden Spürhunde des Herrn (domini canes) genannt, deckten Ketzerei auf und instruierten die Prozesse. Die Chambre ardente übernahm den letzten Urteilsspruch und die Vollziehung der Strafe. Unter Heinrich II. war die Chambre ardente erneut in der Verfolgung der Ketzerei tätig.
Die Ermittlungen
1677 befahl Ludwig XIV. dem Polizeikommissar von Paris, Nicholas de La Reynie, strenge Untersuchungen im sog. Cour des poisons einzuleiten. Dieser bestand von 1677-80. Die Affäre zog schnell immer weitere Kreise.
Ein angeblicher Pariser Hexenzirkel würde Frankreichs Aristokraten mit Gift versorgen und einige Mitglieder des französischen Hofs seien schon durch Vergiftung getötet worden. Reynie entlarvte mehrere Mitglieder des Zirkels, darunter Adlige, einen Bankier und einen Rechtsanwalt.
Die Nachforschungen richteten sich auch gegen den angesehenen Apotheker und Chemiker Christophe Glaser, aus dessen Apotheke die Marquise de Brinvilliers und der Chevalier Sainte-Croix die nötigen Zutaten bezogen hatten. Dieser wurde zwar entlastet, aber in der Folge wurde Apothekern und Drogisten in Frankreich gesetzlich auferlegt, ein so genanntes Giftbuch zu führen, in dem die Namen der Käufer von Giften aufgeführt werden mussten. Reynie ließ auch Giftvorräte, die an verschiedenen Orten in ganz Frankreich versteckt waren, beschlagnahmen. Es gelang ihm jedoch nicht Informationen über weitere Mittäter in Erfahrung zu bringen.
Durch Zufall wurde ein Jurist auf eine Wahrsagerin, Marie Bosse, aufmerksam, die sich brüstete, dass es nur noch dreier Giftmorde bedürfe, und sie sich dann zur Ruhe setzen könne. Der Jurist benachrichtigte daraufhin die Polizei.
Um etwas gegen Marie Bosse in der Hand zu haben, stellte Reynie ihr eine Falle. Eine Agentin, die eine Ehefrau spielte, die ihren Mann loswerden wollte, kaufte von der Verdächtigen eine Flasche Gift. Daraufhin drang die Polizei in das Haus ein und verhaftete Marie Bosse, eine andere Wahrsagerin, La Dame Vigoreux (die ehemalige Geliebte von Bosses zwei früheren Ehemännern), und deren Tochter und zwei Söhne.
Die beiden Wahrsagerinnen leugneten alle Anschuldigungen, beschuldigten sich gegenseitig, nannten aber die Namen von Komplizen. Ein Mann namens Vanens, die Kontaktperson zu dem Giftring, sowie die Wahrsagerin Catherine Deshayes, bekannt als La Voisin. Diese sollte ihren ersten Ehemann vergiftet, Abtreibungen vorgenommen, Liebestränke zubereitet und Gift an den Hochadel verkauft haben. In ihrem Garten befand sich eine Kapelle in der Astaroth und Asmodi angebetet. Zu den Gästen dieser schwarzen Messen gehörten Prinzessinnen, Höflinge und sogar der Scharfrichter selbst. Eine andere Mittäterin war La Lepere, die Abtreibungen vornahm.
Die Wahrsagerin La Filastre gestand bei einer schwarzen Messe ihr eigenes Neugeborenes geopfert zu haben. Eine weitere Wahrsagerin, Lesage, wurde durch Folter zu einem Geständnis gezwungen und denunzierte Pater Davot und Abbe Mariette. Beide sollen in La Voisins Kapelle über den Leibern nackter Mädchen schwarze Messen gelesen haben. Pater Touret sollte in der Öffentlichkeit Geschlechtsverkehr mit einem Mädchen gehabt haben. Auch Abbe Guibourg war angeklagt, schwarze Messen mit nackten Frauen durchgeführt zu haben. Unter der Folter gestand er den Mord an einem Kind, dem er die Kehle durchschnitt, das Blut in einem Kelch auffing, das Herz und die Eingeweide wurden bei späteren Messen verwendet. La Voisins sechzehnjährige Tochter und eine der drei Geliebten des Abbe bestätigten diese Darstellung. Bei einer anderen Messe vermischte Guibourg das Menstruationsblut von Mademoiselle von Oeillets, der Kammerzofe von Madame de Montespan, mit dem Samen ihres Gefährten und dem getrockneten Blut von Fledermäusen um einen Trank herzustellen, der ihren Einfluss auf den König vergrössern sollte.
Auch die Witwe des verstorbenen Präsidenten des französischen Parlaments sowie an den Cousin eines der Richter in dem Prozess wurde Gift verkauft.
Der französische Hof unter Verdacht
Nachdem Gerüchte aufkamen, dass Henrietta Anne Stuart, die Herzogin von Orléans, von deren Gatten, dem Bruder des Königs, Philipp I. und dessen Favoriten, dem Chevalier de Lorraine, vergiftet worden sei, konzentrierte sich Reynie in seinen Ermittlungen auf die Hofgesellschaft in Versailles.
Erst wurde Madame de Poulaillon entlarvt, die versucht hatte, ihren alten Ehemann zu vergiften, um in den Besitz seines Vermögens zu gelangen. Aber dieser hatte die Gefahr geahnt und war in ein Kloster geflohen.
Nach und nach wurden immer höhergestelltere Verdächtige angeklagt, unter ihnen der Schauspieldichter Jean Racine, der zwar eine Haftstrafe erhielt, sie aber nicht antrat. Madame de Lusignan wurde vorgeworfen, mit ihrem Priester nackt im Wald herumgesprungen zu sein und eine Osterkerze zu obszönen Zwecken missbraucht zu haben.
Am 23. Januar 1680 wurden Olympe Mancini, Comtesse de Soissons (Kardinal Mazarins Nichte), die Marquise d' Allnye, die Marquise von Polignac, Madame von Tingry, die Herzogin von Bouillon, die Marquise von Roure, der Herzog von Luxemburg und der Marquis von Feuquieres verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Manche von ihnen schafften es aber zu entkommen und das Land zu verlassen.
Da die verhafteten Personen von hohem Stand und Mitglieder des Hofes waren, mussten eindeutige Beweise erbracht werden. Deshalb wurde La Voisin und die anderen durch den Spanischen Stiefel, der Streckbank und der Wasserfolter gezwungen, eine Aussage zu machen. La Voisin bestand bis zum Schluss darauf, keine Hexe zu sein.
Reynie war von den Geständnissen so überzeugt, dass er sagte:
"Ich habe alles, was man mir möglicherweise einreden konnte, dass die Anschuldigungen falsch seien, wieder und wieder überprüft, doch eine solche Schlussfolgerung ist einfach nicht möglich."
Jedoch wurden die belastenden Aussagen durch die Folter erreicht und viele Hauptzeugen waren von zweifelhaftem Ruf, die sich selbst widersprachen und ihre Geständnisse auf dem Scheiterhaufen zurücknahmen (z. B. La Filastre). Es wurden aber in den Häusern der angeklagten Wahrsagerinnen zahlreiche Beweisstücke gefunden, wie Gifte, Wachspuppen, schwarze Kerzen und schwarzmagische Bücher. Deshalb glaubte auch die Mehrheit der französischen Gesellschaft, dass Hexerei eindeutig erwiesen sei, und Ludwig XIV. musste handeln, um eine gegen seinen degenerierten Hof gerichtete Empörung zu verhindern.
Strafen
Im Zuge der Ermittlungen wurden 319 Personen verhaftet und 218 verhört - zum Teil unter Folter -, 36 wurden durch das Schwert oder auf dem Scheiterhaufen hingerichtet, 4 auf die Galeeren geschickt, 34 verbannt und 30 freigesprochen. Andere, wie der Abbe Guibourg, kamen in Kerkern in Einzelhaft. Bei Grabungen auf La Voisins Grundstück fand man die Überreste von 2500 abgetriebenen, tot-, früh- oder neugeborenen Säuglingen. Das Blut der Kinder war für Zaubertränke verwendet worden.
Am 22. Februar 1680 wurden La Voisin, Marie Bosse und La Vigoreux zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Der Sohn von Marie Bosse, Francois, wurde zum Tod durch Erhängen verurteilt. Madame de Poulaillon wurde ins Exil geschickt.
Madame de Sévigné war Zeugin ihrer Hinrichtung und schrieb in ihren Briefen:
"Vor Notre-Dame hat sie sich geweigert, Abbitte zu leisten, und auf dem Greve-Platz sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, auszusteigen. Man zog sie heraus und brachte sie auf den Holzstoß, band sie in sitzender Stellung mit eisernen Ketten fest, bedeckte sie mit Stroh. Sie fluchte drauflos, stieß fünf- oder sechsmal das Stroh weg, aber schließlich loderte das Feuer auf, und sie ward nicht mehr gesehen. Ihre Asche fliegt jetzt in der Luft herum. So starb Frau Voisin, berühmt für ihre Verbrechen und ihren heidnischen Unglauben."
Marquise de Montespan
Offiziell stellte die Chambre ardente im August 1680 ihre Arbeit ein. Reynie war jedoch angewiesen worden, den Aussagen über Madame de Montespan im geheimen nachzugehen, da der Name ihrer Kammerfrau, Claude des Oiellets, oft in den Aussageprotokollen vor der Chambre Ardente auftauchte.
Erst jetzt wurde Ludwig XIV. klar, warum er nach jedem Abend mit seiner Geliebten am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen erwachte. Über die Jahre hinweg musste er Unmengen von Gift zu sich genommen haben. Man behauptete auch, dass die Montespan nach der Einführung in La Voisins und Abbe Guibourgs Hexenzirkel an verschiedenen Zeremonien teilgenommen habe, um ihren besonderen Status als Favoritin des Königs zu erhalten.
Angeblich wurde bei diesen Zeremonien Madame de Montespan nackt auf einen Altar gelegt, während man ihre Bitten um die Gunst des Königs an den christlichen Gott und die Götter der Unterwelt weitergab. Sie soll sogar Guibourg erlaubt haben, eine Hostie in ihre Vagina einzuführen und dann mit ihr Geschlechtsverkehr zu haben, während er betete.
Die Marquise de Montespan geriet sogar in den Verdacht am plötzlichen Tod der nachfolgenden Mätresse des Königs, Angélique de Fontanges, schuldig zu sein. Neuere Untersuchungen ergaben aber, dass die Herzogin von Fontanges an einer Brustfellentzündung starb.
Reynie verbrachte zwei Jahre damit, Beweismaterial gegen Madame de Montespan zusammenzustellen. Aber Madame de Maintenon, Minister Colbert und der Marquis de Louvois halfen, die Affäre zu vertuschen, da die Montespan die Mutter der legitimierten Kinder des Königs war und es für Ludwig eine Blamage bedeutet hätte, wenn herausgekommen wäre, dass er durch Liebestränke verführt worden war. Die Gunst des Königs hatte Madame de Montespan jedoch unwiederbringlich verloren.
Ebenso wurde Reynie nahegelegt, seine weiteren Untersuchungen einzustellen, da befürchtet wurde, dass noch mehr Mitglieder des Hochadels aus direkter Nähe des Königs in einen Skandal verwickelt werden könnten.
Folgen
Die Giftaffäre endete mit einer letzten Hinrichtung im Juli 1683. Wenige Tage später erließ der König ein Gesetz, das den Handel mit Giftstoffen regelte. Ludwig XIV. ließ Wahrsagerei in ganz Frankreich verbieten.
Die Hexerei wurde 1682 mit einem Erlass zu Täuschung und Einbildung erklärt und dadurch das Ende des Hexenwahns in Frankreich verkündet.
Personendaten | |
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NAME | Voisin, Madame La |
KURZBESCHREIBUNG | französische Giftmischerin |
GEBURTSDATUM | um 1632 |
STERBEDATUM | 1680 |